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Verirrt auf Weidmanns Pfaden
Kam Markgraf Karl von Baden
Geleitlos von der Jagd:
Wohl hatt' er manche Stunde
Im Hartwald schon die Runde,
Doch kargen Fang gemacht.
So war der Tag geschieden,
Und heil'ger Abendfrieden
Umweht' ihn wonnesam;
Da setzt' er sich ermattet,
Von Eichennacht umschattet
Auf einen morschen Stamm.
Im Hain ward's still allmählich;
Das Lied, das hundertkehlig
Noch jüngst das Laub durchscholl,
Erstarb in sanften Lauten
Und über Wolken schauten
Die Sterne sehnsuchtsvoll.
Und wie der Markgraf ruhte,
Ward ihm so wohl zumute,
Ihm schien, daß unsichtbar
Ein Engel ihn umkreiste,
Und flüstert' ihm im Geiste
Die Worte himmelklar:
»Hier, wo erhabne Eichen
Die Riesenhand dir reichen,
Und traulich aus den Höhn
Dir Grüß' entgegenrauschen,
Im Grase Veilchen lauschen,
Hier ruht sich's gut und schön.
Hier muß die Zwietracht schweigen,
Hier, wo auf allen Zweigen
Ein sel'ger Friede ruht,
Vom Sang der Nachtigallen
Die Wipfel widerhallen,
Hier ruht sich's schön und gut.
Im bunten Hofgewühle
Sitzt Sorg' auf weichem Pfühle,
Langweil' im Galakleid;
Verdruß ist Kellermeister,
Der Mundkoch, Ekel heißt er,
Mischt Gift zur Süßigkeit.
Auf alle deine Reden,
Auf deiner Blicke jeden
Lauscht Neid und Ehrgeiz dort,
Geschminkt sind Herz und Wangen,
Die Leiber hält gefangen
Der Mode Herrscherwort.
Doch hier im Hain, dem kühlen,
Darf noch das Herz sich fühlen,
Da darf noch sonder Zwang
Das Auge um sich schauen;
Hier sollst du Hütten bauen
Und wohnen lebenslang.
Wenn draußen Stürme rasen,
Paläste niederblasen,
Hier sei die Ruh' daheim;
Denn Treue soll hier wohnen
Und Fürstenweisheit thronen
Fest wie der Eichen Keim.«
So klang's dem Herzerquickten;
Die deutschen Eichen nickten
Den Worten Beifall zu,
Und mit vergnügtern Sinnen
Ging Markgraf Karl von hinnen,
Im Busen Gottesruh'.
Und siehe, um ein Kleines
Ward's laut im Schoß des Haines
Von Axt und Hammerschlag,
Von Meistern und von Knechten:
Bald stieg aus Waldesnächten
Ein stattlich Schloß zutag'.
Und wieder um ein kleines
Ward's hell im Schoß des Haines
Und Karlsruh hieß die Stadt,
Die schnell begann zu blühen,
Wo nach des Weidwerks Mühen
Der Fürst gerastet hat.
Eduard Brauer.