Karl Simrock
Rheinsagen aus dem Munde des Volks und deutscher Dichter
Karl Simrock

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Neuenahr

69. Schwert und Pflug

Einst war ein Graf, so geht die Mär', der fühlte, daß er sterbe,
Die beiden Söhne rief er her zu teilen Hab' und Erbe.

Nach einem Pflug, nach einem Schwert rief da der alte Degen,
Das brachten ihm die Söhne wert: da gab er seinen Segen:

»Mein erster Sohn, mein stärkster Sproß, du sollst das Schwert behalten,
Die Berge mit dem stolzen Schloß, und aller Ehren walten.

Doch dir, nicht minder liebes Kind, dir sei der Pflug gegeben,
Im Tal, wo stille Hütten sind, dort magst du friedlich leben.«

So starb der lebensmüde Greis, als er sein Gut vergeben;
Die Söhne hielten das Geheiß treu durch ihr ganzes Leben.

Doch sprecht, was ward denn aus dem Stahl, dem Schlosse und dem Krieger?
Was ward denn aus dem stillen Tal, was aus dem schwachen Pflüger?

O fragt nicht nach der Sage Ziel, euch künden rings die Gauen:
Der Berg ist wüst, das Schloß zerfiel, das Schwert ist längst zerhauen.

Doch liegt das Tal voll Herrlichkeit im lichten Sonnenschimmer,
Da wächst und reist es weit und breit: man ehrt den Pflug noch immer.

            Wolfgang Müller.

 


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