Karl Simrock
Rheinsagen aus dem Munde des Volks und deutscher Dichter
Karl Simrock

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Hirzenach

88. Hans Theuerlich

Mich dünkt, es war ganz neuerlich
Ein Wirt, der hieß Hans Theuerlich,
Sein Braten war nicht käuerlich,
Sein Wein war etwas säuerlich.
Drei Wandrer traten da herein,
Die riefen: Wirt, nun schenk uns ein:
Wir wurden müd' im Sonnenschein,
Drum gib uns echten, guten Wein.

Hans Theuerlich lief schlau und fein
Zum Keller mit dem Krug von Stein:
Dort stand ein Faß mit sauerm Wein
Und neben floß der tiefe Rhein;
Bedachtsam wie in eine Nuß
Zapft er am Weine mit Verdruß,
Läßt dann herein in vollem Schuß
Den hochberühmten klaren Fluß.

Er bringt den Wein den Gästen dar
Und schwört bei seiner Ehr' fürwahr,
Daß Wein so rein, so hell, so klar
Noch nie in einem Fasse war.
Die durst'gen drei die freuten sich,
Sie danken erst Hans Theuerlich;
Und trinken drauf ganz feierlich
Den Wein so matt und säuerlich.

Wohl werfen sie die Becher fort,
Doch schwört der Wirt bei seinem Wort,
Der Wein sei von der besten Sort',
Ein wahrer, echter Niblungshort.
Und schenket dann noch einmal ein
Den Gästen von dem klaren Wein;
Doch sieh! drei Fischlein nett und klein,
Die hüpfen aus dem Krug herein.

Die drehten ganz behendiglich
Im Becher dort inwendig sich;
Es ward darum elendiglich
Der Wirt verlacht beständiglich.
Sie zahlten ihm den Wein nicht schlecht,
Auf daß er stets der Fisch' gedächt'.
Er tat's nicht mehr; doch hör' ich recht,
So ist's gar groß des Wirts Geschlecht.

            G. Görres.

 


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