Oscar A. H. Schmitz
Melusine
Oscar A. H. Schmitz

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XV

Erich Holthoff näherte sich in dieser Zeit, da sich sein Schicksal zu erfüllen begann, bereits den Fünfzig. Er war ein hochgewachsener, starker Mann mit einem dunklen Aztekengesicht und sehr ausgesprochenen, doch nicht gerade harten Zügen. Während die Falten um die glatt rasierten von mancher Enttäuschung und Entsagung berichtenden Lippen ein Leben des Ringens und der Erfahrung verrieten, erhob sich über der kräftigen Habichtnase die auffallend hohe, klare, ja heitere Stirn seines Vaters. Das Haar bog sich kräftig zurück, dunkel, voll und kaum noch angegraut. Die Augen waren braun und der Kraft ihres Blickes pflegte man früher gerne einen Hauptteil seiner zwingenden Wirkung auf die Menschen zuzuschreiben; inzwischen aber schien sich dieses eindringliche Blicken mehr in ein gelassenes Schauen zu verwandeln, das weniger ausstrahlte, als aufnahm.

Erich hatte gewußt, was er tat, als er den Prinzen zu schleuniger Flucht über die Grenze veranlaßte. Er wußte aber noch mehr. Wurde dies bekannt, so war seine Sache auf Gedeih und Verderb mit der des Prinzen verknüpft. Darüber nachzudenken, fand er nun während der Fahrt im Auto Muße genug.

Seine Lage war nicht einfach. Zwar hatte er dem Staate Harringen nun bald zwanzig Jahre gedient, aber er blieb doch ein Fremder im Land, ein Umstand, dessen sich die Völker in außerordentlichen Lagen immer schnell erinnern. Dazu kam, daß sein Wesen der breiten Öffentlichkeit immer unverständlich geblieben war. Er wurde zwar hoch geachtet, ja verehrt und von unreinen Geistern sogar gefürchtet, aber nur von wenigen Vertrauten geliebt. Die eigentliche Parlamentslaufbahn war ihm erspart geblieben. Aus dem Auswärtigen Amt wurde er zum Minister berufen. Damals war er noch nicht vierzig, und sein starkes patrizisches Standesbewußtsein, verbunden mit einem scharfen kritischen Geist, machte ihn zum ausgesprochenen Feind jedes verwachsenen Liberalismus wie jeder verantwortungslosen Rebellion. Das hatte zu heftigen Kämpfen gegen das Parlament geführt, in denen er die Kunst bewies, den Gegner mit einem Wort tötlich lächerlich zu machen. So erstanden ihm erbitterte Feinde. Indessen wurde die geistige Leidenschaft für das, was ihm als das Wahre und Gute erschien, vor Exzessen bewahrt durch die weltliche des Ehrgeizes. Seit er dem Staat diente, gab es für ihn nur ein Ziel: den Hauptfaden in die Hand zu bekommen und ihn, gestützt auf seine überlegene Einsicht, weiter zu spinnen. Das war nicht möglich, wenn er sich in fanatische Extreme verlor. So begann er mit dem Parlament wie mit einem Musikinstrument umzugehen. Er lernte Mezzoforte und Piano spielen, Allegro und Adagio, und verstand sich bald auf Fermaten und Synkopen. Der Erfolg war, daß die unerwartete Anerkennung, ja das Lob dessen, der immer so scharf Schwächen erkannt und getroffen hatte, eine ungeheure Wirkung übte. So verstand er es besonders, erbitterte Gegner, die er in der Sache bekämpfen mußte, dadurch zu versöhnen, daß er sie nicht nur als seinesgleichen behandelte, sondern sie über die Massen emporhob, indem er zu verstehen gab: Wir sind zwar Gegner auf dem Schachbrett, aber solche, zwischen denen das Spiel eine Freude ist. Einmal nahm er einem derben, aber nicht witzlosen Angriff alle Wirkung, indem er lachend erklärte, daß sein geistreicher Gegner ihm die Befolgung des Gesetzes: »Liebet Eure Feinde« nicht schwer mache.

Mitten im Erfolg überkam ihn dann freilich angesichts der subalternen Enge der Kollegen und des nichtigen Gewäschs kindischer und aufgeregter Parlamentarier oft ein Gefühl von der Wertlosigkeit aller Politik, und er träumte von einem Landsitz am Rhein, von betauten oder bereiften Morgenwiesen, von Nachmittagen im Buchenschatten und Abenden unter dem Sternenhimmel, während er tieferen als politischen Interessen lebte, angeregt durch auserlesene Gastlichkeit.

So begann eine innere Leere in diesem, vertraulicher Gemeinschaft gar zu sehr entrückten Leben seit einigen Jahren fühlbar zu werden. Geheim wachsende Menschenverachtung im Innern, eine fast unfehlbar gewordene Routine nach außen hatten ihn trocken und kalt gemacht. Sein Herz fror. Nur die nie aussetzende Tätigkeit und die noch immer wachen, vielfältigen Interessen hinderten ihn zur Zeit noch, in diesen eigenen Abgrund zu sehen, aber er fühlte bisweilen schon dunkel, daß ihn der Boden nicht mehr trug. Ihm war manchmal, als schwebe er darüber, und als könne ihn, falls er nicht an sich hielt, plötzlich ein Sturmwind packen und ihn, weiß Gott wohin, treiben. Sein Schlaf war schlecht. Wohl verfiel er abends schnell in einen leichten Schlummer, aus dem er aber plötzlich erwachte, und zwar immer in dem Gefühl, einem Fall in die Tiefe eben durch dieses Erwachen gerade noch entronnen zu sein. Dann nahm er oft ein Mittel, das ihm einige Stunden tiefen traumlosen Schlaf gewährte. Oft aber lag er auch Stunden lang wach und dann kreisten seine Gedanken immer um dieselbe Frage, nämlich, ob er nicht doch besser getan hätte, zu heiraten, aber wenn er sich dann eine Ehe vorstellte, so sah er nur zwei ihm gleich unannehmbare Möglichkeiten: eine anspruchsvolle Mondäne, die sich seiner Stellung für Eigenzwecke bediente, oder das Glück im Winkel. Dies hatte er wohl gelegentlich gekannt, aber sich immer gescheut, es durch Heirat Mittelpunkt seines Lebens werden zu lassen. Zu einer wirklich individuellen Ehe hatte er nie die Gelegenheit gefunden; um aber, wie die Männer seiner Umgebung, eine konventionelle Standesehe zu schließen zum bloßen Zweck der Familienerhaltung, fehlten ihm die Voraussetzungen. Aus seinem Stand war er längst herausgewachsen, und zugleich fühlte er sich als ein Endglied. Wohl wußte er, daß alle solche Erwägungen im Nu zusammengestürzt wären, wenn er nach Espérance Waldegg noch einmal eine Frau getroffen, die sein Wesen erschütterte, aber dies war eben nicht geschehen, ja, wie hätte es in seinen von früh bis spät ausgefüllten Tagen geschehen können? Ein Wunder hätte in sein Dasein hereinbrechen müssen, aber gab es Wunder? So lebte er denn in der trockenen, aber wenigstens klaren Luft der Wüste.

Nachdem er schon unter dem früheren König verschiedene Ministerposten bekleidet, hatte ihn zum erstenmal Rolf IV. an die Spitze der Regierung gerufen, und es war hauptsächlich dessen Gunst, die ihn hielt, denn vor der Öffentlichkeit war, wie gesagt, sein Bild schwankend. Kein oberflächlicher Beobachter – und fast alle Beobachter sind oberflächlich – hätte sagen können, ob er denn nun eigentlich konservativ oder fortschrittlich liberal sei. Da man seine wahre Gesinnung nicht fand, nannte man ihn zuweilen gesinnungslos. Der alte König fühlte in ihm vor allem den Ehrenmann, – wenn er sich auf etwas verstand, so war es dies – und schätzte die Fähigkeit des Staatsmannes, mit den Interessenpolitikern und den Utopisten des Parlaments umzugehen, das er nun immer mehr wie eine launische Frau behandelte, über die man nur durch milde Beharrlichkeit Herr wird, nicht aber durch Argumentieren gegen ihre einzelnen Äußerungen oder durch Wutausbrüche, wie sie in dem Charakter des hohen Herrn lagen. Oft sagte er in bitterem Schmerz, das Parlament sei seine Gattin, mit der er in leidlicher Vernunftehe lebte, obwohl er sie durch und durch kenne.

Er hatte längst in der Erhaltung des Bewährten so gut wie im Fortschritt zu Neuem, in den wirtschaftlichen Interessen so gut wie in den sozialen Strebungen gleich notwendige Kräfte des Gemeinschaftslebens erkannt, für und gegen keine von welchen der Staatsmann ein persönliches Vorurteil haben dürfe, falls er das Beste des Ganzen im Auge hatte. Stand er an der Spitze der Regierung, schien keine Partei recht zufrieden, denn den Führern war nicht klar zu machen, daß er allein eben nicht Partei ergreifen durfte. Hatten sich aber nach seinem Rücktritt die Gegensätze der unbelehrbaren Parlamentarier wieder einmal bis zur Unversöhnlichkeit zugespitzt und war die Atmosphäre bis zum Ersticken vergiftet, dann rief man immer wieder nach dem Einsamen, als dem einzigen Retter in der Not, und er fand dann jedesmal das Ei des Columbus durch Anwendung der einfachen Maxime, daß jede einzelne Partei im Unrecht ist, alle zusammen aber im Recht sind. Diese Maxime sprach er jedoch nur sehr selten aus, um sie nicht abzunutzen.

Das abwechselnde Hervortreten und Verschwinden wurde ihm dadurch ermöglicht, daß er nicht im mindesten am Amt klebte. So gerne er es anfangs erfüllte, so begrüßte er auch immer wieder die Gelegenheit, eine Zeit der Muße vor sich zu haben, die er mit seinen vielfältigen Interessen ausfüllte, ausgedehnten und weiten Reisen, Schriftstellerei, wissenschaftlichen Studien historischer und neuerdings auch philosophischer Art. Ja einmal, nachdem sich während der Jahre die Bücher, die er seiner weiteren Entwicklung wegen lesen zu müssen glaubte, allzuhoch gehäuft hatten, meist deutsche Geisteswissenschaft und englische, immer seltener französische Belletristik, war er nahe daran, den König deswegen um einen halbjährigen Urlaub zu bitten, als ihm die Opposition den Gefallen tat, seinen Rücktritt zu fordern, weil es nicht möglich schien, zu einem Übereinkommen darüber zu gelangen, ob die Einfuhr spanischer Sardinen erleichtert werden solle oder nicht. So schienen ihm alle Dinge zum besten zu dienen, aber dennoch ward er dessen nicht froh. Jedesmal, wenn er eine Zeit der Muße vor sich hatte, nahm er sich vor, diese nicht völlig mit Tätigkeit auszufüllen, mehr zu schlendern und auf Reisen sich vom Zufall leiten zu lassen, auch war er sich völlig bewußt, daß es für ihn noch zu früh war, mit den Frauen abzuschließen; er fühlte, daß, bevor er das Tor des Alters durchschreiten würde, er noch ein Frauenerlebnis brauchte, das ihn nicht weniger bewegte, als das mit Espérance am Beginn seiner Laufbahn. Indessen waren ganz von selbst auch in den Zeiten der Muße seine Tage wieder ganz mit Tätigkeit ausgefüllt; selbst auf Reisen und bei längeren Aufenthalten in Hotels an der See oder auf Landsitzen von Freunden war es nicht anders. An Beziehungen zu Frauen fehlte es zwar seiner glänzenden Persönlichkeit nie, aber auch in den Ferien lebte der Herr Staatsminister wie in einer Festung, der sich viele Neugierige näherten, in deren Inneres aber niemand drang. Oft fragte er sich, warum das nur so sei. Seines Wissens war nicht er es, der sich hochmütig verschanzte, vielmehr schien ihm, der sehr liebenswürdig und herzlich mit Menschen sein konnte, als ob die Menschen ihm jene einsame Rolle unter ihnen anwiesen.

1915 hatte er indessen doch wohl endgültig seinen Abschied genommen und sich seitdem öffentlich nur noch Angelegenheiten der Wirtschaft gewidmet, ja man sprach geradezu von einem Bruch mit dem König. Nun begann Holthoff eine höchst unsichere Figur zu werden. Kaum etwas konnte ihm ferner liegen, als letzte Ziele und Ideologie der Sozialdemokratie, aber er mußte sich und anderen zugestehen, daß sich seine Kritik an den Verhältnissen, besonders der Kriegspolitik, immer mehr mit der ihren deckte. Er war von vornherein gegen Österreich-Ungarns Ultimatum an Serbien und Deutschlands Durchmarsch durch Belgien gewesen, dessen Wirkung auf die westliche Mentalität er richtig bemaß. Nach der Schlacht an der Marne wußte er, daß Deutschlands einziger Trumpf, die Überrennung Frankreichs, ehe Rußland seine ganzen Kräfte gesammelt hätte, verspielt war. Von jetzt ab sah er, nicht ohne Fühlung mit den neutralen Ländern, die Rettung nur noch in einem damals ohne Siegergeschrei erreichbaren Frieden auf der Basis eines Austausches Lothringens und der französisch sprechenden Teile des Elsaß gegen eine für Deutschland wertvolle Kolonie, wo das Klima die Ansiedlung von Weißen erlaubte. Mit diesem Plan war er nach Berlin gereist, hatte aber überall verschlossene Türen gefunden. Als er zurückkam, sah er die Haltung des Königs ihm gegenüber sehr abgekühlt; er erklärte sich dies durch den Mißerfolg seiner Reise; da er sich aber immer mehr überzeugen mußte, daß der König von Berlin aus gegen ihn eingenommen wurde und sich selbst immer zäher an die Berliner Politik anschloß, nahm er seinen Abschied. Wieder wurde man nicht klug aus ihm, und er mußte sich sagen, während er neben Prinz Amadeus im Auto saß, zur Klärung seines Bildes in der Öffentlichkeit würde die Tatsache nicht gerade beitragen, daß er jetzt einer Kgl. Hoheit über die Grenze verhalf.

Nicht allzu lange ließ sich das verheimlichen. Wer sich fragte, was denn seine Triebfedern zu dieser Tat waren, die in der wirren Lage, im Falle sie mißglückte, beiden Männern das Leben kosten konnte, würde keinen anderen Grund bei ihm vermuten, als die ehrgeizige Absicht, zu gegebener Zeit in der Person des Prinzen Amadeus das Königtum wieder zu errichten, um selbst noch einmal ans Ruder zu kommen. In Wirklichkeit hatte er an nichts dergleichen gedacht, als er heute früh zu dem Prinzen ins Palais fuhr. Schon seit einigen Tagen erwog er, in dieser unsicheren Zeit die Residenz zu verlassen, und da hatte er sich noch rechtzeitig des schutz- und allein ziemlich hilflosen alten Freundes erinnert. Jetzt erst, während er in dem regengepeitschten Auto durch das Land fuhr, gab er sich Rechenschaft darüber, daß er damit die ganze Gefahr eines gegenrevolutionären Unternehmens auf sich genommen hatte. Sollte er nun etwa sich entschuldigen oder beteuern, so sei es nicht gemeint gewesen?

Gerade in letzter Zeit war in ihm der alte Traum zur Absicht gereift, sich wie Ferdinand auf dem Lande anzukaufen, in einem otium cum dignitate zu leben und vielleicht seine Denkwürdigkeiten zu schreiben, aber zugleich hielt ihn etwas davon zurück. Fürchtete er diese endgültige Muße? Manchmal war ihm zu Mut, als sei es ihm recht, daß er immer wieder nicht dazu kam. Freilich, unwiderstehlich zur Tat trieb es ihn längst nicht mehr, auch nicht nach den Ereignissen der letzten Tage, mehr und mehr schien ihm Politik als das leerste, seelentötendste Geschäft auf Erden. Auch gegen seine Gegner vermochte er sich nicht mehr zu ereifern. Eine Republik schien ihm an sich nicht verwerflich im Augenblick, wo die Monarchen versagt hatten, vielleicht sogar wünschenswert. Wie aber sie herstellen? Die, welche sich im Augenblick als Baumeister anboten oder vordrängten, waren meist noch fragwürdiger, als jene verblendeten Kriegspolitiker und Militärs, denen er hatte weichen müssen. Neben ihm aber saß der, auf welchen sich seit langen Jahren die Hoffnungen des Landes richteten. Er war sein Freund, und seit heute Morgen schien dessen Schicksal an das seine gekettet. Hier war endlich wieder einmal ein Fingerzeig, noch lange nicht freilich, was er tun sollte, wohl aber, in welcher Richtung er zunächst weitergehen, vielleicht sich weitertasten mußte. Jedenfalls hieß es nun bereit sein, alle Folgen zu tragen, und das hatte nur einen Sinn, wenn er auch die ganze Erfolgsmöglichkeit der Lage in's Auge faßte. Plötzlich war ihm zu Mut, als ob ihn noch einmal die alte Tatkraft durchströmte. Er war einst einer Liebe gefolgt, und das hatte ihn auf den Weg des Staatsmannes gebracht; heute früh noch hatte er vermeint, nur einem Freund das Leben zu retten, und vielleicht verhalf er ihm auf den Thron. Möglicherweise scheiterten sie auch beide und mußten es mit dem Leben büßen, und alles dies bedeutete dann nichts anderes, als die Erfüllung zweier individueller Schicksale. Es war ihm plötzlich sehr leicht zu Mut. Wohin trieb es ihn wohl? Er fühlte sich wieder vom Lebensstrom gepackt wie in der Jugend, als er nach Harringen ging, und er sah nun erst ganz, wie leer seine letzten zehn Jahre gewesen, in denen ihn nichts mehr getrieben hatte, wo er nur der Routine gefolgt war. Er gedachte seines Jugendtraums, für die verlorene Sache einer verehrten Königin zu kämpfen. Wirklich, alles, was wir erleben ist Gleichnis. War das jetzt nicht die unter einem Kastanienbaum am Rhein durch die Morgennebel seiner Jugend vorausgesehene Lage? Er erschauerte, denn deutlich fühlte er sich geführt. Dennoch machte ihn auch das nicht siegesgewiß. Vielleicht – nicht oft genug glaubte er es sich sagen zu können – führte gerade dieser Weg zum Untergang. Sicher war nur, daß er ihn zu verfolgen hatte, wohin er auch ging, und zwar mit solcher Besonnenheit, als hinge von der Erreichung seines Ziels das Heil der Welt ab. Er hatte auf der Hut zu sein, nichts zu übereilen, zu warten, bis die Stunde deutlich schlug, schließlich zu handeln auf die Gefahr hin, daß dann etwas ganz anderes geschah, als was er jetzt meinen konnte, oder er hatte sich eines Tages zu überzeugen, daß die Stunde für ihn nicht mehr schlagen würde. Dann mußte er mit ebensolcher Bereitschaft zurücktreten, vielleicht bekennen, daß er geirrt hatte, aber seinem Wesen nach irren mußte, gerade im Untergang sein Leben erfüllend, das in allem Erfolg stets ein geheimnisvoller Unterstrom von Tragik begleitet hatte.

In solchen Gedanken hatte er etwa zwei Stunden neben dem Prinzen Amadeus gesessen. Dieser war zwar wieder erwacht, wagte aber nicht das Sinnen seines Retters zu unterbrechen. Erich aber gedachte, nicht eher mit dem Prinzen von den jetzt erwogenen Möglichkeiten zu reden, als bis er soweit war, ihm einen Plan zum Handeln vorzulegen.


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