Gottlieb Wilhelm Rabener
Satiren
Gottlieb Wilhelm Rabener

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Gnädiger Herr Oberst,

Die Freundschaft, die Ew. Gnaden gegen meinen Großvater hegen, macht mir Hoffnung, daß ich nicht vergebens bitten werde, wenn ich mich Ihrem gnädigen Wohlwollen empfehle. Ich weis, wie sehr Sie sich alle freuen, wenn Sie sehn, daß es unsrer Familie wohl geht. Schmeichle ich Ihnen wohl zu viel, wenn ich Ihnen entdecke, daß itzt mein ganzes Glück in Ihren Händen steht? Ich liebe die Fräulein von L – –. Ich wünsche mir das Glück, mich auf ewig mit ihr zu verbinden. Ein Wunsch, der für mich fast zu verwägen seyn würde, wenn ihn nicht ihre Tugend und Schönheit rechtfertigten. Meine Glücksumstände sind Ew. Gnaden bekannt. Meine Jugend hindert mich nicht, an eine Heirath zu gedenken, da ich bey meinem Vermögen weiter nicht Ursache habe, ein Glück in der Welt zu suchen. Ich würde es nicht besser finden, und dennoch durch diesen Verzug in Gefahr kommen, das größte Glück zu verlieren, das ich mir jemals wünschen kann. Alle, die die Fräulein kennen, sind von ihren Verdiensten überzeugt. Dieses macht mich unruhig. Mein Großvater, dessen hohes Alter, und schwächliche Gesundheit mich alle Tage in die traurige Furcht setzt, ihn zu verlieren, wird weit ruhiger sterben, wenn er mit seinen abgelebten Händen vor seinem Ende diejenige noch als Tochter segnen kann, deren rühmliche Eigenschaften ihm, wie ich glaube, bekannt genug sind. Wie zufrieden muß der letzte seiner Tage seyn, wenn er sieht, daß mich der Himmel durch diese Verbindung weit glücklicher gemacht hat, als er mir jemals bey aller seiner Zärtlichkeit wünschen können! Ich habe dem Fräulein meine Neigung entdeckt; sie wird ohne Ihren Ausspruch sich zu nichts entschliessen. Unterstützen Sie meine Bitten, Gnädiger Herr. Ich werde mit unermüdeter Sorgfalt alle Gelegenheit suchen, Ihnen zu zeigen, daß ich mit unterthäniger Hochachtung sey &c.


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