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Der Dichter | ||
Dieses, so weit du schaust, Gastfreund, die gewaltige Roma, Vor Äneas, dem Held, war es nur Hügel und Grab. Und wo Palatiums Stiftung dem aktischen Phöbus emporragt, Lagen Euanders fern heimische Rinder gestreckt. |
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5 | Thönernem Göttergebild' erhuben sich goldene Tempel; Nicht wars Schmach, kunstlos Hütten zu haben von Stroh. Auch der tarpejische Vater entdonnerte kahlem Geklipp noch, Und fremd strömte daher Tiberis unseren Küh'n. Wo auf Stufen erhöht des Remus Häuschen vordem stand, |
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10 | War Ein Herd für zween Brüder ein großes Gebiet. 246 Und wo die Kurie nun vom Purpur glänzt des Senates, Saßen mit ländlichem Sinn Väter in Felle gehüllt. Rauh zur Versammlung berief uralte Quiriten das Krummhorn; Hundert dort auf dem Plan waren zu Zeiten Senat. |
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15 | Nicht umwalleten Segel ein weitgehöhltes Theater; Festlicher Krokosduft sprengte die Bühne noch nicht. Niemand sorgete noch auswärtige Götter zu suchen; Ängstlich am heimischen Dienst hing in Erwartung der Schwarm. Nicht so feierte man die Palilien jährlich mit Heuglut, |
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20 | Wie mit gestümmeltem Ross jezt man die Sühnung erneut. Vesta freuete sich noch arm der gekränzeten Es'lein; Dürftiges Heilthum zog magerer Kühe Gespann. Schmal noch kreuzten die Gassen, ein Mastschwein sühnte den Kreuzweg; Und zum tönenden Rohr opferten Hirten ihr Schaf. |
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25 | Pflüger im Pelzwams schwangen der Geißhaut zottige Geißeln; Daher Fabius wild tobt als Luperkus am Fest. 247 Auch nicht stralt' in Waffen der noch unerfahrene Krieger; Bloß mit geglühetem Pfahl mischt' er das rohe Gefecht. Prätorzelte zuerst errichtete Lukmo im Wolfshelm; |
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30 | Tatius hatt' in dem Reich viel mit den Schafen zu thun. Daher Titierzunft und Lucerersassen und Rhamner; Daher lenkt' im Triumf Romulus weißes Gespann. Weniger war kleinstädtisch sogar Rom's Flecken Bovillä; Und, Einöde umher, Gabii wühlte von Volk. |
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35 | Machtvoll stand noch Alba, benamt von der Weiße der Zuchtsau. Hin nach Fidenä wars, wie in die Fremde zu gehn. Nichts vom Stamm, als den Namen, behielt der römische Sprössling; Und dass die Wölfinn den Ahn säugete, schämen wir uns. Glücklicher sandtest du, Troja, daher die verscheuchten Penaten! |
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40 | Welch ein Vogel des Heils führte das Dardanerschif! Glück schon meldeten da Vorahndungen, weil ihm sogar nichts Leides gebracht das mit Weh trächtige Ross von Gebälk; 248 Als an den Nacken des Sohns sich gehängt der erbebende Vater, Und sich die Flamme den fromm-kindlichen Schultern entbog. |
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45 | Da kam Deciermut, da richtende Beile des Brutus; Waffen für Cäsar, den Sohn, führete Venus daher. Hier mit den siegenden Waffen der neu aufblühenden Troja Nahm dich, Iulus, zum Heil, dich und die Götter, das Land: Wenn ja gewiss am Avernus der zitternden Seherin Dreifuß |
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50 | Sagte, von Remus Blut würden die Fluren gesühnt Oder wenn jene zu spät glaubwürdigen Sprüche Kassandra's Vor dem bejahreten Haupt Priamus Wahres getönt: »Wendet, Achäer, das Ross! Schlimm sieget ihr! Ilierland wird Leben, und selber dem Schutt Jupiter Waffen verleihn!« |
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55 | Beste der Ammen für Rom's Herschaft, o mavortische Wölfin, Welcherlei Mauren empor hast du gesauget mit Milch! 249 Denn sie streb' ich in frommem Gesang' umständlich zu feiern. Wehe mir, dass mein Mund schwächliche Laute nur tönt! Doch, wie auch in der Enge der Brust mir dürftig die Ader |
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60 | Riesele, was ich vermag, opfr' ich der Heimat zum Dienst! Ennius kränze sein Lied mit stachligem Laube des Lorbers: Mir von des Efeus Grün reiche du, Bacchus, den Kranz; Dass sich Umbria blähe vor Stolz ob unseren Büchern, Umbria, welche dir, Rom, deinen Kallimachus gab. |
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65 | Wer hinfort die vom Thal aufsteigenden Höhen betrachtet, Dem sei die Stadt nach dem Werth unseres Geistes geschäzt. Roma, sei hold; dir steiget ein Werk! Gebt, Bürger, des Heiles Ahndungen, und den Beginn fördere Vogelgesang! Tag' und Gebräuche besing' ich, und greisende Namen der Örter. |
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70 | Zu Dem Ziele hinauf möge mir schwizen das Ross. 250 | |
Der Sterndeuter |
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Was? so Schwankes zu singen, Propertius, rennst du bedachtlos? Nicht aus glücklichem Flausch dreht sich der Faden herab. Troz den Chariten wagst du Gesang, und troz dem Apollo; Aus unwilligem Spiel lockst du, was Reue dir bringt. |
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75 | Lautres aus lauterem Quell weissag' ich dir; oder ich Seher Weiß auf dem ehernen Ball nicht die Gestirne zu drehn. Mich hat Archýtas Sprössling erzeugt, der chaldäische Horos, Horos, und als Urahn adelte Konon das Haus. Zeugen die Götter mir alle, wie nicht ausarte die Sippschaft, |
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80 | Und wie, was ich auch schrieb, Wahrheit vor Allem mir galt! Jezo tragen sie Götter zu Kauf, und mit Golde gefälscht wird Jupiter! Jen' hier schräg laufende Bilder im Kreis, Jupiters glücklichen Schein, und Mars voll raffender Wildheit, Und des Saturnus Gestirn, jeglichem Haupt unerwünscht; 251 |
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85 | Was aufregen die Fisch', und mutige Zeichen des Löwen, Und was der Steinbock wirkt, froh der hesperischen Flut: Sing' ich. Troja, du fällst; auf steigest du, troische Roma! Gräber des Lands weithin sing' ich, und Gräber des Meers. Sagte doch Ich, da zu Felde die Zwillinge Arria sandte, |
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90 | (Beide bewafnete sie gegen des Gottes Verbot) Niemals heim brächt' einer den Speer zu der Väter Penaten. Siehe, wie wahr ich gesagt, kündet ein doppeltes Grab. Denn da Luperkus dem Ross die verwundete Stirne bedeckte, Stürzte das Ross, und, ach, übel bewahrt' er sich selbst. |
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95 | Gallus im Lager, dieweil das vertraute Panier er vertheidigt, Sinkt vor seinen von Blut triefenden Adler dahin. Opfer des Schicksals ihr, zwei Leichen der geizigen Mutter! Alles, mir selbst unlieb, hat der Erfolg mir bewährt. 252 Eben ich auch, da die Wehen der Cynara säumte Lucina, |
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100 | Und ihr im Schooße der Frucht stockende Bürde verzog: Wendet zur Juno das Flehn, und gelobt was Erhörliches! sprach ich. Jene gebiert. Mein Buch ward mit der Palme gekrönt. Dieses enthüllt nicht Ammon in Libya's sandiger Höhle, Dieses die Göttergeschick redende Fiber auch nicht; |
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105 | Noch wenn einer der Krähe geregete Schwingen bemerkt hat; Auch kein Todtengebild meldet es, magisch besprengt. Schaun muss man am Himmel den Lauf, und den schlängelnden Quersteig Durch die Gestirn', und der fünf Zonen Verkündung erspähn. Trauriges Beispiel giebt Kalchas: der löste von Aulis |
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110 | Schiffe, die dort heilsam weilten am frommen Gestein. Er auch senkt' in den Busen der Königstochter den Mordstahl, Dass der Atride zum Lauf blutige Segel erhub. 253 Aber zurück nicht kehrten die Danaer. Hemm', o zerstörte Troja, die Klag', und schau nach der euböischen Bucht! |
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115 | Nauplius hebet zur Rach' im Dunkelen teuschende Feuer, Sieh, und Gräcia schwimmt, nieder von Beute gedrückt! Raube nun, Sieger, und herze die Seherin, Sohn des Oileus, Die von ihrem Gewand Pallas zu reißen verbeut! Doch der Geschichten genug. Ich komm' auf deine Gestirn' izt. |
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120 | Auf, und höre gefasst, was dir die Thränen erneut. Dich zeugt' Umbria's alter Bezirk namhaften Penaten. Lüg' ich? oder das Land, traf ich es, deiner Geburt? Wo im hohlen Gefilde Mevania thauet von Nebeln, Wann sich an sommernder Glut wärmet der umbrische See; |
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125 | Und wo der steigenden Höhe sich thürmt auf dem Gipfel die Mauer, Jene, die nun dein Geist etwas bekannter gemacht: 254 Wo du Gebein auch lasest, zu früh für solcherlei Alter, Vatergebein, und dich selbst ärmliche Laren geengt. Denn da dir viel Farren zuvor aufschollten die Äcker, |
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130 | Nahm dir die Messrut', ach, blühende Güter hinweg. Bald, wie die goldene Bull' am kindischen Halse gelöst war, Und dir die Mutter verliehn freies Gewand am Altar; Jezo gewährt dir seiner Begeisterung wenig Apollo, Der auf tobendem Markt Worte zu donnern verbeut. |
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135 | Du denn bild' Elegieen, zu Teuschungen! Dies sei dein Kampfplaz! Beispiel nehmend an dir, schreibe der übrige Schwarm. Unter den schmeichelnden Waffen der Cypria dulde den Kriegsdienst. Aber für Cypria's Sohn wirst du ein nichtiger Feind. Denn so viel Siegspalmen du auch arbeitend erstrebt hast, |
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140 | Alle sie spielet dir Ein schelmisches Mädchen hinweg. 255 Hast du dem Kinne den fest einklammernden Haken entschüttelt, Nichts wird es sein; rastlos drängt dich die Klaue des Grifs. Ihr willkührlich Gebot wird Nacht dir schaffen und Tagslicht; Auch kein Tröpfchen des Augs rinnet dir ohne Befehl. |
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145 | Nicht unzählige Hut, nicht hilft ein versiegelter Eingang; Ihr, die zu teuschen beschloss, ist auch die Spalte genug. Nun mag immer dein Schif dem Gewog' ankämpfen des Meeres, Magst du, ein Feind, wehrlos gegen Bewafnete gehn, Mag die erschütterte Erde gehöhlt absenken die Öfnung: |
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150 | Den achtfüßigen Krebs scheue du droben, er kneipt! |