Sextus Aurelius Propertius
Werke
Sextus Aurelius Propertius

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XVI.
Die Einladung.

        Mitte der Nacht, da kam von unserer Herrin ein Brief mir:
    Dort in Tibur zu sein hieß sie mich ohne Verzug;
Wo weißschimmernde Giebel die zwo Thurmspizen erheben,
    Und in der Teich' Umfang stürzt anienische Flut.
5   Was denn thun? mich vertrauen der Nacht einhüllendem Dunkel,
    Dass mir bange vor blutdürstiger Hände Gewalt?
Doch wenn ich etwa verschieb' aus Ängstlichkeit, was sie mir auftrug;
    Schrecklicher droht Wehklag', als mir der nächtliche Feind. 220
Einmal hatt' ich gefehlt, und ein Jahr lang war ich geächtet.
10       Nicht sanftmütig fürwahr gegen mich führt sie die Hand.
Gleichwohl sind ja heilig die Liebenden, keiner verlezt sie;
    Mitten auf Sciron's Weg' ist so zu gehen erlaubt.
Wer sich der Liebe geweiht, darf scythische Strecken durchwandeln;
    Nicht ist wehe zu thun, einer so völlig Barbar.
15   Luna bedienet den Gang, vor Holprichtem warnen die Sterne;
    Amor schwinget auch selbst brennende Fackeln voran.
Wütige Hund' auch wenden den Biss des offenen Rachens.
    Sicher zu jeglicher Stund' ist dem Verliebten der Weg.
Mit so wenigem Blute des Liebenden wer doch besprengt sich
20       Frevlerisch? Venus ja geht selbst den Verwiesnen gesellt.
Folgte mir Wagenden auch ein sicheres Leichenbegängnis;
    Solchen Tod, o sogar kaufen ihn müsst' ich für Geld! 221
Sie dann bringt mir Salben daher, sie windet dem Grabmal
    Blumen zum Schmuck, und sizt Hüterin meines Gebeins.
25   Lasst sie, o Götter, mich nicht am gangbaren Orte bestatten,
    Wo mit stetem Gewühl Wanderer treten die Bahn.
Also wird nach dem Tode der Liebenden Stätte berüchtigt.
    Abwegs decke mich Erd' unter dem Dache des Baums.
Oder beerdige mich ungekannt ein Hügel des Sandes.
30       Nicht behagts, für das Volk Namen zu haben am Weg.

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