Sextus Aurelius Propertius
Werke
Sextus Aurelius Propertius

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238 XXIII.
Die verlorene Schreibtafel.

        Also verschwanden sie uns, die so vielkündigen Täflein,
    Und mit ihnen verschwand manches geschriebene Gut!
Diese vergrif seither der Gebrauch in unseren Händen,
    Der, wenn das Siegel auch fehlt', ihnen zu glauben gebot.
5   Ohne mich wussten sie schon zu besänftigen launische Mägdlein;
    Ohne mich redeten sie Einiges ziemlich geschickt.
Nicht hatt' ihnen den Werth ein Beschlag von Golde gesteigert;
    Blättchen von Buxbaum nur trugen ergilbetes Wachs.
Wie auch das Ansehn war, doch blieben sie immer getreu mir;
10       Stets auch guten Erfolg schaften sie durch ihr Verdienst.
Diesmal hatten vielleicht die Täfelchen solche Bestellung:
    »Böse bin Ich, weil du gestern, o Kalter, gesäumt. 239
Ob dir, ich weiß nicht welche, vielleicht holdseliger dünket?
    Ob du von mir nicht fein falsche Beschuldigung streust?«
15   Oder sie schrieb: »Komm heute zu mir; wir wollen vergnügt sein;
    Gute Bewirtung hält Amor bereit für die Nacht.«
Und was in Sehnsucht alles ersinnt ein nicht thörichtes Mägdlein,
    Wann sie mit schmeichelnder List tändelnd die Stunde verschwazt.
Wehe mir! hierein schreibt die Berechnungen irgend ein Geizhals;
20       Unter die grässlichen Tagsbüchelchen legt er sie hin.
Bringt sie mir einer zurück, ein Geschenk an Golde bekommt er.
    Wer, statt reiches Gewinns, möchte behalten ein Holz?
Hurtig, o Knab', und mach' es bekannt an einer der Seulen;
    Schreibe dazu, dein Herr wohn' am Esquilienberg.

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