Sextus Aurelius Propertius
Werke
Sextus Aurelius Propertius

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XX.
An Cynthia.

        Was doch weinst du so kläglich, wie kaum die entführte Briseïs,
    Trauriger, als in des Frohns Jammer Andromache war?
Was doch mit meinem Betrug', Unsinnige, quälst du die Götter?
    Was wehklagst du, dass mir also geschwunden die Treu?
5   Nicht so schwermutsvoll wehklagt der attische Vogel
    Nächtlichen Trauergesang durch den cekropischen Hain; 115
Nicht so schmerzlich ergießt an zwölf Grabmalen die stolze
    Niobe Thränen des Grams Sipylus Felsen herab.
Wenn mich in eherne Bande Gewalt einzwängte der Arme,
10       Wenn mir in Danae's Thurm läge verschlossen der Leib;
Für dich, Theuerste, riss' ich die ehernen Band' auseinander,
    Selbst auch den eisernen Thurm Danae's spräng' ich hindurch.
Was man von dir auch sagt, taub sind mir die Ohren für alles.
    Du nur wolle getrost meinem Bestande vertraun.
15   Dir bei der Mutter Gebein, bei dem Vatergebein auch beschwör' ich
    – Trügt mein Mund, o so sei beiderlei Asche mir Fluch! –
Dass bis zum äußersten Hauch ich dein, du Holde, beharre!
    Beid' uns führ' Ein Tag, Eine Verbindung zur Ruh !
Hielte mich nicht dein Nam', und hielte mich deine Gestalt nicht,
20       Selber die Milde des Frohns könnte mich halten bei dir.
Schon zum siebenten kreist die gefüllete Scheibe der Luna,
    Seit von mir und von dir keine der Gassen verstummt. 116
Während der Zeit war mir wol manchmal günstig das Pförtlein,
    Manchmal wol in dem Bett irgend ein Pläzchen bei dir.
25   Doch mir erkauft ward keine der Nächt' um Geschenke des Reichthums;
    Was ich auch war, dein Herz neigte sich freundlich zu mir.
Da dich der Jünglinge suchten so viel, du suchtest allein mich.
    Kann ich solcher Natur je ein Vergessener sein?
Dann durchängstiget mich, ihr grausen Erinnyen! dann sei
30       Unter der Erd' ich verdammt, Äakus, deinem Gericht!
Zwischen den hackenden Aaren des Tityus schweb' ich Bestrafter,
    Und mit sisyphischer Noth wuchte den Fels ich empor!
Nicht denn ehre mich du mit dem Flehn demütiger Täflein.
    So wird unsere Treu endigen, wie sie begann.
35   Das ist mir auf immer Gesez, dass, einzig im Lieben,
    Nicht schnell kaltet mein Herz, noch unbesonnen erglüht.

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