Sextus Aurelius Propertius
Werke
Sextus Aurelius Propertius

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193 IX.
An Mäcenas.

        O Mäcenas, du Ritter, etruskischer Könige Sprössling,
    Der du gern im Bezirk deiner Fortuna beharrst:
Warum sendest du mich in die offene Woge des Schreibens?
    Nicht sind unserem Kiel mächtige Segel gemäß.
5   Schmachvoll ists, was nicht man vermag, aufbürden der Scheitel,
    Und, wenn die Last eindrückt, schlotterndes Knies sich entziehn.
Nicht für Alles zugleich in der Welt sind Alle geschaffen;
    Auch nicht einerlei Lob fließt von den selbigen Höhn.
Ruhm dem Lysippus war des gebildeten Erzes Belebung;
10       Kalamis prangt mit naturähnlichen Rossen daher;
Venus Schöne zu malen, gewann sich Apelles den Vorrang;
    Durch vielfältige Kunst schwang sich Parrhasius auf; 194
Mehr der Geschicht' Inhalt ist Mentor's Formungen eigen;
    Aber um Mys Bildwerk windet Akanthus sich eng;
15   Phidias schmückte den Zeus in Elfenbeine mit Hoheit;
    Parischer Marmor verlangt eines Praxiteles Kunst.
Dort ist, dem mitrennet die elische Palme des Vierspanns;
    Dort ist, welchem der Ruhm hurtiger Fersen erwuchs.
Der ist dem Frieden erzeugt; der taugt für Waffen des Lagers.
20       Also folget dem Trieb jeglicher seiner Natur.
Doch dein Lebensgesez, Mäcenas, nahm ich zum Vorbild;
    Ja mich drängts, noch voraus deinem Exempel zu gehn.
Du, da erlaubt dir ist, mit Rom's obherschenden Beilen
    Mitten im Markt ehrvoll Recht zu ertheilen dem Volk,
25   Oder einher durch Kämpfe der medischen Feinde zu wandeln,
    Und mit gehefteter Wehr dir zu beladen das Haus; 195
Da dir zur Vollendung die Kraft giebt Cäsar, und willig
    Dir sich immer erbeut reichliche Fülle des Guts:
Du, ein Mäßiger, schmiegst dich hinab in bescheidene Schatten,
30       Und ziehst selber die voll schwellenden Segel dir ein.
Glaube mir, solchen Entschluss wird gleich man großen Camillen
    Würdigen, und auch du kommst in die Lippen des Volks.
Cäsar's ewigem Ruhme vereiniget gehst du beständig;
    Und dem Mäcenas sind wahre Trofäen die Treu.
35   Nicht mit besegeltem Boote des Meers Aufbrandungen spalt' ich;
    Unter des Bächleins Schuz sicherer halten wir Rast.
Nicht wehklag' ich um jen' in die Vaterasche des Kadmus
    Sinkende Burg, noch die stets gleichen Verluste des Kampfs.
Auch nicht skäische Thor', und Apollo's Pergamus sing' ich,
40       Und wie die Danaer heim steurten im zehenten Lenz;
Als der neptunischen Veste den Pflug eindrückte des Grajers
    Jenes durch Pallas Kunst siegende Ross von Gebälk. 196
Neben Kallimachus Lied' auch nicht misfallen genügt schon,
    Und wenn ein Laut mir gelang, dorischer Sänger, von dir.
45   Dies soll Knaben erfreun, dies soll auch erfreuen die Mägdlein!
    Heiß' ich ein Gott im Geschrei! werde mir Opfer gebracht!
Führst Du, ja Zeus sing' ich im Kampf, und den Himmelbedroher
    Cöus, Oromedon auch auf dem Phlegräergeklipp;
Ja des Palatiums Höhe, gerupft von römischen Rindern,
50       Meld' ich, und Remus Mord, werdenden Mauren zum Schuz,
Und wie der Wildnis Euter die Zwillingskönige aufzog;
    Und dein Führergebot wird mir erheben den Geist.
Auch frohlockende Wagen von zwei Weltenden begleit' ich:
    Parthischer Flucht voll List endlich entspanntes Geschoss,
55   Und die pelusische Sperre, gesprengt mit römischem Eisen,
    Und Antonius selbstmörderisch zuckend die Hand. 197
Wolle nur Du mir lenken mit sanfterem Zügel die Jugend,
    Und, wann stürmet das Rad, glückliche Zeichen verleihn.
Dies mein Lob, Mäcenas, gewährest du, und dir verdank' ichs,
60       Dass man künftig ein Glied deines Gefolges mich nennt.

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