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Schon in den Wahlheften von 1789 trifft man, wie Chassin gezeigt hat, Anschauungen, die heutzutage als sozialistische bezeichnet würden. Rousseau, Helvetius, Mably, Diderot usw. hatten schon die Ungleichheiten des Vermögens und die Anhäufung des Überflusses in den Händen weniger als das große Hindernis bezeichnet, das der Errichtung der demokratischen Freiheit entgegenstünde. In den ersten Stunden der Revolution tauchten diese Ideen wieder auf.
Turgot, Sieyès, Condorcet betonten, daß die Gleichheit der politischen Rechte ohne die tatsächliche Gleichheit noch nichts leistete. Die tatsächliche Gleichheit, sagt Condorcet, stellt ›das letzte Ziel der sozialen Kunst‹ dar, weil ›die Ungleichheit der Vermögen, die Ungleichheit des Standes und die Ungleichheit des Unterrichts die Hauptursache aller Übel sind‹.Schon Cabet hatte in seinem Anhang zur ›Reise nach Ikarien‹, Ausgabe von 1842, unter Anführung von Zitaten auf dieses Merkmal der Denker des 18. Jahrhunderts hingewiesen. – Was neuere Arbeiten angeht, siehe André Lichtenberger, Le Socialisme et la Révolution française, Paris 1899. Eben diese Ideen fanden auch ihr Echo in mehreren Heften der Wähler, die das Recht aller auf den Bodenbesitz oder ›die Ausgleichung der Vermögen‹ forderten.
Man kann sogar sagen, daß schon das Pariser Proletariat seine Forderungen aufstellte und daß es Männer fand, die sie gut zum Ausdruck brachten. Die Anschauung von den verschiedenen Klassen, die entgegengesetzte Interessen haben, ist in dem ›Heft der Armen‹ des Distrikts Saint-Étienne du Mont von einem gewissen Lambert, ›einem Freunde der Habenichtse‹, klar zum Ausdruck gebracht. Produktive Arbeit, ausreichender Lohn (das living wage der englischen Sozialisten), der Kampf gegen das laisser faire der bürgerlichen Ökonomisten, die Gegenüberstellung der sozialen und der politischen Frage finden sich darin schon.Es ›hat immer nur zwei wirklich verschiedene Klassen von Bürgern gegeben und wird nie mehr geben: die Besitzenden und die Nichtbesitzenden, von denen die ersten alles und die andern nichts haben‹, sagte das ›Heft der Armen‹. – ›Was soll eine weise Verfassung einem Volk von Gerippen nützen, die der Hunger entfleischt hat?‹ fragt der Verfasser der Quatre cris d'un patriote (Chassin, Le génie de la Révolution, 1873, Bd. I, S. 287, 289).
Aber insbesondere nach dem Tuileriensturm, und noch mehr nach der Hinrichtung des Königs, das heißt im Februar und März 1793, fingen diese Ideen an, offen verkündet zu werden. Es will sogar scheinen – wenigstens behauptet es Baudot –, daß, wenn die Girondisten sich als fanatische Verteidiger des Eigentums aufspielten, dies hauptsächlich aus Furcht vor dem Einfluß geschah, den die gleichheitliche und kommunistische Propaganda in Paris errang.Man findet in den Notes historiques sur la Convention nationale, le Directoire, l'Empire et l'exil des votants von A. Baudot, veröffentlicht von Frau Edgar Quinet (Paris 1893), eine sehr interessante Anmerkung, in der es heißt, Ingrand sei der Meinung gewesen, daß das System des ›gemeinsamen Gutes‹ (des Kommunismus), wie es Buonarroti entwickelte, ›einige Zeit vor den Ereignissen des 20. Juni entstand und daß diese Ereignisse ihre Entstehung diesem Geiste der Assoziation verdankten‹ (S. 10–11). Pétion habe diese Meinung einer großen Zahl Abgeordneten gegenüber ausgesprochen; ›es scheint‹, fährt Baudot fort, ›daß die Girondisten nur aus Furcht, die Lehre der Assoziierten könne den Sieg erlangen, so scharf und heftig in der Verteidigung ihres Systems waren‹. Später schlossen sich, wie man weiß, einige frühere Konventsmitglieder diesen Anschauungen an und beteiligten sich an der Verschwörung von Babeuf.
Einige Girondisten, insbesondere Rabaut-Saint-Étienne und Condorcet, kamen sogar unter den Einfluß dieser Bewegung. Condorcet entwarf auf seinem Totenbett einen Plan der ›Gegenseitigkeit‹, der Versicherung zwischen allen Bürgern gegen alles, was den gutstehenden Handwerker in eine Lage bringen kann, in der er genötigt ist, seine Arbeit zu beliebigem Preis verkaufen zu müssen. Und Rabaut forderte, man sollte entweder durch eine progressive Steuer oder dadurch, daß man kraft Gesetzes ›das natürliche Abfließen des Überflusses des Reichen‹ in Anstalten öffentlichen Nutzens herbeiführte, den Reichen ihre großen Vermögen abnehmen. »Die großen Vermögen sind ein Hindernis für die Freiheit«, sagte er und wiederholte damit eine in jener Epoche sehr allgemein verbreitete Formel. Sogar Brissot versuchte einen Augenblick die bürgerliche Mittelstraße für diese Volksströmung, die er dann bald leidenschaftlich bekämpfte, zu finden.Um ›die von den Anarchisten oder Koblenzern (Robespierre nahm später diese Verdächtigung gegen die Kommunisten auf und machte sie sich zu eigen) vorgeschlagene Teilung des Grund und Bodens‹ besser bekämpfen zu können, erklärte Brissot im Dezember 1792, daß die Gleichheit der Rechte zwischen den Bürgern ein Hirngespinst wäre, wenn die Gesetze nicht die zu große tatsächliche Ungleichheit zwischen den Bürgern abschafften und verhinderten. Aber diese Einrichtungen mit der Tendenz der ›Gleichheit‹, fügte Brissot hinzu, ›müssen ohne Erschütterung, ohne Gewalttätigkeit, ohne Achtungsverletzung gegen das oberste der sozialen Rechte, das Eigentum, eingeführt werden‹.
Mitglieder der Bergpartei gingen noch weiter. So trat Billaud-Varenne in einem Schriftchen, das 1793 erschien, offen gegen das Großeigentum ein.Vom Eigentum spricht er mit den folgenden interessanten Worten: ›Das Eigentum ist der Angelpunkt der bürgerlichen Vereinigungen. Man weiß wohl, daß, insbesondere in einem großen Reiche, das Gleichgewicht der Vermögen nicht immer recht und unbeweglich sein kann und daß der Einfluß eines sehr ausgedehnten Handels in Verbindung mit einer entwickelten Industrie und den reichen Erzeugnissen der Landwirtschaft sie notwendigerweise in beständigem Schwanken erhält; aber die Waage darf sich nicht zu entschieden nach einer Seite neigen.‹ (Les éléments de républicanisme, Paris 1793, S. 57. Flugschriften des British Museum. Bd. F. 1097.) Er empörte sich gegen die Idee Voltaires, der Arbeiter müsse, damit er arbeite, vom Hunger angestachelt werden, und forderte, es sollte erklärt werden, kein Bürger dürfe künftig mehr als eine bestimmte Zahl Morgen Landes besitzen und niemand dürfe mehr erben als 20 000 bis 25 000 Franken. Er sah ein, daß die erste Ursache der sozialen Übel in der Tatsache bestand, daß es Menschen gab, die sich ›in unmittelbarer und nicht gegenseitiger Abhängigkeit von einem andern Privaten befanden. Denn damit beginnt das erste Glied in der Kette der Sklaverei.‹ Er spottete über die kleinen Stückchen Grundbesitz, die man den Armen geben wollte, ›deren Existenz immer dürftig und jammervoll sein wird, solange sie der Willkür preisgegeben ist‹. Ein Ruf ist zu vernehmen, sagt er dann im weiteren (S. 129): ›Krieg den Palästen, Friede den Hütten! Fügen wir diesem Ruf die Weihe folgender Grundregel hinzu: Kein Bürger darf der Notwendigkeit enthoben sein, einen Beruf auszuüben; kein Bürger darf in der Unmöglichkeit sein, ein Gewerbe zu treiben.‹
Der Gedanke von Billaud-Varenne über die Erbschaft wurde, wie man weiß, von der Internationalen Arbeiter-Assoziation auf ihrem Kongreß von Basel im Jahre 1869 wiederaufgenommen. Aber man muß sagen, daß Billaud-Varenne in der Bergpartei einer der Vorgeschrittensten war.
Andere, wie zum Beispiel Lepeletier, beschränken sich auf die Forderung dessen, was die Internationale unter dem Namen ›integrale Erziehung‹ forderte, womit gemeint war, daß jeder Heranwachsende ein Handwerk lernen sollte, während wieder andere sich damit begnügten, ›die Wiedereinsetzung in das Eigentum‹ durch die Revolution (Harmand) und die Beschränkung des Eigentumsrechts zu verlangen.
Aber vor allem außerhalb des Konvents – in den Volksgesellschaften, in einigen Sektionen, wie zum Beispiel bei den Gravilliers und im Klub der Cordeliers, gewiß nicht bei den Jakobinern – muß man die Wortführer der kommunalistischen und kommunistischen Bewegungen von 1793 und 1794 suchen. Es gab sogar einen Versuch zu freier Organisation zwischen denen, die man damals die Enragés nannte, das waren eben die, die die gleichheitliche Revolution in sozialem Sinne propagierten.
Nach dem 10. August 1792 hatte sich, offenbar unter dem Einfluß der Föderierten, die nach Paris gekommen waren, eine Art Bund zwischen den Delegierten der 48 Sektionen von Paris, dem Generalrat der Kommune und den ›vereinigten Verteidigern der 84 Departements‹ gebildet. Und als im Februar 1793 in Paris die Bewegungen gegen die Agioteure anfingen, von denen wir schon (im 43. Kapitel) gesprochen haben, verlangten Delegierte dieser Organisation am 3. Februar vom Konvent entschiedene Maßregeln gegen den Wucher und die Spekulation. In ihren Reden sieht man schon im Keime die Idee, die später die Grundlage des Mutualismus und der Volksbank Proudhons wurde: die Idee, daß alle Gewinne, die aus dem Tausch in den Banken entstehen, wenn überhaupt einer entsteht, der ganzen Nation – nicht Privaten – zukommen müssen, weil sie ein Erzeugnis des öffentlichen Vertrauens aller zu allen sind.
Man kennt alle diese verworrenen Bewegungen noch nicht recht, die sich im Volk von Paris und den großen Städten in den Jahren 1793 und 1794 zeigten. Man fängt erst an, sie zu erforschen. Aber so viel steht fest, daß die kommunistische Bewegung, wie sie von Jacques Roux, Varlet, Dolivier, Chalier, Leclerc, L'Ange (oder Lange), Rose Lacombe, Boissel und einigen anderen repräsentiert wurde, von einer tiefgreifenden Bedeutung war, die man anfangs übersehen, aber die schon Michelet vermutet hatte.Es ist wahrscheinlich, daß es außer der Verkündung des Kommunismus in den Sektionen und den Volksgesellschaften auch seit dem 10. August 1792 Versuche gab, geheime kommunistische Gesellschaften zu bilden, die später, im Jahre 1794, von Buonarroti und Babeuf erweitert wurden und die nach der Julirevolution die geheimen Gesellschaften der Blanquisten erzeugen halfen.
Es versteht sich von selbst, daß der Kommunismus von 1793 nicht eine solche Vollständigkeit der Lehre aufzuweisen hat, wie man sie bei den französischen Schülern von Fourier und Saint-Simon, und insbesondere bei Considérant oder auch bei Vidal findet. Im Jahre 1793 konnten die kommunistischen Ideen nicht im Studierzimmer ausgearbeitet werden; sie entsprangen den Bedürfnissen des Augenblicks. Darum stellte sich das soziale Problem während der Großen Revolution hauptsächlich in der Form des Problems der Lebensmittelversorgung und des Problems des Grund und Bodens dar. Aber hier ist auch der Punkt, der die Überlegenheit des Kommunismus der Großen Revolution über den Sozialismus vor 1848 und den daraus entspringenden späteren Richtungen ausmacht. Er ging gerade aufs Ziel, indem er sich an die Verteilung der Produkte hielt.
Dieser Kommunismus muß uns ohne Frage fragmentarisch vorkommen, und dies um so mehr, als verschiedene Personen verschiedene Seiten betonten, und er bleibt immer, was wir einen teilweisen Kommunismus nennen könnten, da er den individuellen Besitz neben dem Gemeindebesitz zuläßt und da er zwar das Recht aller auf alle Erzeugnisse der Produktion verkündet, aber daneben ein individuelles Recht auf ›das Überflüssige‹ neben dem Recht aller auf die Bedürfnisse ›erster und zweiter Ordnung‹ anerkennt. Jedoch finden sich bereits die drei Hauptseiten des Kommunismus: der Bodenkommunismus, der industrielle Kommunismus und der Kommunismus im Handel und Kredit. Und darin ist das Ideengebilde von 1793 umfassender als das von 1848. Denn wenn auch verschiedene Agitatoren von 1793 eine dieser Seiten des Kommunismus vorzugsweise und mehr als die andern betonen, so schließen sich diese Seiten einander in keiner Weise aus; im Gegenteil, sie sind aus derselben Idee der Gleichheit geboren und ergänzen sich gegenseitig. Zugleich suchen die Kommunisten von 1793 ihre Ideen durch das Vorgehen der lokalen Kräfte an Ort und Stelle und durch die Tat zu verwirklichen, ohne es zu verabsäumen, auf die direkte Verbindung der 40 000 Gemeinden hinzuwirken.
Bei Sylvain Maréchal findet man sogar ein unbestimmtes Streben nach dem, was wir heutzutage anarchistischen Kommunismus nennen, wobei alles offensichtlich sehr zurückhaltend ausgedrückt ist, denn man lief Gefahr, eine zu offene Sprache mit dem Kopf zu bezahlen.
Die Idee, durch die Verschwörung, vermittels einer geheimen Gesellschaft, die sich der Macht bemächtigen sollte, zum Kommunismus zu gelangen – Babeuf war der Apostel dieser Idee –, nahm erst später, im Jahre 1795, Gestalt an, als die Reaktion des Thermidor der aufsteigenden Bewegung der Großen Revolution ein Ende gemacht hatte. Sie ist ein Produkt der Erschöpfung – nicht eine Wirkung des aufsteigenden Saftes der Jahre 1789 bis 1793.
Zugegeben, es war in dem, was die Volkskommunisten sagten, viel Deklamation. Das war, darf man sagen, die Mode des Zeitalters, der die Redner unserer Zeit auch ihren Tribut zollen. Aber alles, was man von den Volkskommunisten der Großen Revolution weiß, zeigt, daß sie ihren Ideen tief ergeben waren.
Jacques Roux war Priester gewesen. Er war überaus arm und lebte fast lediglich von seinen zweihundert Franken Rente mit seinem Hund in einem düstern Haus im Zentrum von ParisJaurès, La Convention, S. 1069 (Anmerkungen von Bernard Lazare). und predigte in den Arbeitervierteln den Kommunismus. Er war in der Sektion der Gravilliers sehr angesehen und übte auch im Klub der Cordeliers einen großen Einfluß aus, bis dieser Einfluß Ende Juni 1793 durch das Dazwischentreten Robespierres gebrochen wurde. Den Einfluß, den Chalier in Lyon ausübte, haben wir schon kennengelernt, und man weiß durch Michelet, daß dieser mystische Kommunist ein bedeutender Mensch war – noch mehr der ›Freund des Volkes‹ als Marat – und von seinen Jüngern angebetet wurde. Nach seinem Tode ging sein Freund Leclerc nach Paris und setzte dort die kommunistische Propaganda mit Roux, Varlet, einem jungen Pariser Arbeiter, und Rose Lacombe, um die sich die revolutionären Frauen scharten, fort. Über Varlet weiß man fast nichts, außer daß er unter den Armen von Paris populär war. Seine Flugschrift ›Déclaration solennelle des droits de l'homme dans l'état social‹, die 1793 erschien, war sehr gemäßigt.Er begnügte sich damit, in dieser Erklärung zu fordern, das Besitzrecht am Boden solle beschränkt werden; das ungeheure Mißverhältnis unter den Vermögen solle durch ›gerechte Maßregeln‹ gebrochen werden, damit sich die Enterbten der Unterdrückung der Reichen erwehren könnten, und ›die auf Kosten des öffentlichen Wohlstands durch Diebstahl, Spekulation, Monopol und Aufkaufen aufgehäuften Güter‹ sollten ›in dem Augenblick Nationaleigentum werden, wo die Gesellschaft durch feststehende Tatsachen den Beweis für die Unterschleife bekommt‹. Flugschriften des British Museum, F. 499 (50). In einer andern Flugschrift ›Vœux formés par des Français libres‹ usw. verlangte er ebenfalls strenge Gesetze gegen die wucherischen Aufkäufer (nämliche Sammlung, F. 65 [2]).Aber man darf nicht vergessen, daß die vorgeschrittenen Revolutionäre, über deren Häuptern das Dekret vom 10. März 1793 hing, nicht alles, was sie dachten, zu veröffentlichen wagten.
Die Kommunisten hatten auch ihre Theoretiker, wie Boissel, der seinen ›Catéchisme du genre humain‹ (›Katechismus der Menschheit‹) in den Anfängen der Revolution und eine zweite Ausgabe dieses Werkes 1791 veröffentlichte; wie den ungenannten Verfasser eines Werkes, das ebenfalls 1791 erschien und betitelt war: ›De la propriété ou la cause du pauvre plaidée au tribunal de la Raison, de la Justice et de la Vérité‹ (›Das Eigentum; oder die Sache des Armen vor dem Richterstuhl der Vernunft, der Gerechtigkeit und der Wahrheit‹), wie Dolivier, den Pfarrer von Mauchamp, dessen bemerkenswertes Buch ›Essai sur la justice primitive, pour servir de principe générateur au seul ordre social qui peut assurer à l'homme tous ses droits et tous ses moyens de bonheur‹ (›Versuch über die ursprüngliche Gerechtigkeit als fruchtbares Prinzip für die einzige soziale Ordnung, die dem Menschen alle seine Rechte und alle Wege zum Glück sichern kann‹) von den Bürgern der Gemeinde Auvers im Distrikt d'Etampes im Juli 1793 herausgegeben wurde.In seiner ›Rede über die Mittel, Frankreich und die Freiheit zu retten‹, die Jacques Roux bei den Wahlen zum Konvent hielt (diese Flugschrift findet sich in der Bibliothèque Nationale), erklärte Jacques Roux, eine Diktatur, die sich über längere Zeit erstrecke, sei das Ende der Freiheit, und er verlangte, man solle ›die Großeigentümer‹ verpflichten, ›die Ernte nur auf den Märkten zu verkaufen, die ihnen in ihren jeweiligen Bezirken vorgeschrieben würden; errichtet, sagte er, in allen Städten und den größeren Marktflecken öffentliche Magazine, in denen der Preis der Waren durch die Mindestforderung festgestellt wird‹ (S. 42 und 44). Michelet, der diese Rede schon erwähnte, fügte hinzu, diese Lehre von Roux sei bei den Gravilliers, den Arcis und andern Sektionen im Zentrum von Paris sehr populär gewesen (Buch XV, Kapitel 6). Da war ferner L'Ange oder Lange, der, wie schon Michelet bemerkt hat, ein wahrhafter Vorläufer von Fourier gewesen ist. Endlich befand sich im Jahre 1793 Babeuf in Paris. Er war, auf Empfehlung von Sylvain Maréchal, beim Verproviantierungswesen beschäftigt und betrieb dort im geheimen kommunistische Propaganda. Da er genötigt war, sich verborgen zu halten, weil er wegen einer angeblichen Fälschung verfolgt wurde – grundlos von der Bourgeoisie verfolgt wurde, wie G. Deville, der die Akten des Prozesses wiederaufgefunden hat, bewiesen hat –,Thermidor et Directoire, 1794 bis 1799 (Histoire socialiste, Bd. V, S. 14 ff.) mußte er eine weise Zurückhaltung beachten.In seinem ›Catéchisme‹ trug Boissel schon die Ideen vor, die kurz vor 1848 den Sozialisten geläufig wurden. So antwortet er auf die Frage: ›Welches sind die Haupteinrichtungen dieser feilen menschenmörderischen und antisozialen Ordnung?‹ folgendermaßen: ›Das Eigentum, die Ehe und die Religion, die die Menschen erfunden, festgesetzt und geheiligt haben, um Raub, Gewalt und Betrug gesetzlich zu machen.‹ Er setzt im einzelnen auseinander, über welche Dinge die Menschen ihr Eigentumsrecht ausgedehnt haben, und sagt: ›Das sind die, deren sich bemächtigen zu müssen, oder wenigstens den Glauben zu erregen, daß sie sich ihrer bemächtigt hätten, sie für nötig hielten, wie der Grund und Boden, die Frauen, die Menschen überhaupt, das Meer, die Flüsse, die Quellen, der Himmel, die Hölle und sogar die Götter, mit denen sie immer Handel getrieben haben und noch treiben.‹ Mit den Gesetzen geht er nicht zarter um; sie sind ›die Verpflichtungen, die die Stärksten, die Klügsten und Listigsten den Schwächern auferlegt haben, um ihre unheilvollen Einrichtungen aufrechtzuerhalten, oder auch um ihre schlimmen Folgen, soweit es möglich ist, zu verhindern‹. Seine Erklärungen der autoritären Gewalt und der Justiz könnten von den Anarchisten unserer Zeit akzeptiert werden. Siehe Le catéchisme du genre humain, pour l'établissement essentiel et indispensable du véritable ordre moral et la l'éducation sociale des hommes. – Paris 1789, 132 S. – Flugschriften des British Museum, F. 513 (3).
Man hat in der Folgezeit den Kommunismus mit der Verschwörung Babeufs in Verbindung gebracht. Aber Babeuf, wenn man nach seinen Schriften urteilen darf, war nur der Opportunist des Kommunismus von 1793. Seine Anschauungen ebenso wie die Aktionsmittel, die er predigte, brachten die Ideen des Kommunismus auf ein niedrigeres Niveau herunter. Während viele Geister der Zeit einsahen, daß eine Bewegung in der Richtung des Kommunismus das einzige Mittel war, die Errungenschaften der Demokratie zu sichern, suchte Babeuf, wie einer seiner modernen Ehrenretter sehr gut gesagt hat, den Kommunismus in die Demokratie hineinzuschmuggeln. Während es keine Frage mehr war, daß die Demokratie ihre Errungenschaften verlieren mußte, wenn das Volk nicht in die Schranken trat, wollte Babeuf vor allem die Demokratie, um dann allmählich den Kommunismus einzuführen.So sollte z. B. das Volk vermittelst der Waffe einer demokratischen Verfassung mit seinem Veto alle Gesetze unmöglich machen, bis allen Bürgern durch das Gesetz der Unterhalt gewährleistet wäre! Im großen und ganzen war seine Auffassung vom Kommunismus eine so enge und künstliche, daß er glaubte, man könnte durch die Aktion einer kleinen Zahl Personen, die sich mit Hilfe einer geheimen Gesellschaft der Regierung bemächtigten, zu ihm gelangen. Er ging sogar so weit, sein Vertrauen auf eine Person zu setzen, wenn sie den festen Willen hätte, den Kommunismus einzuführen und die Welt zu retten. Diese unheilvolle Illusion wurde während des ganzen 19. Jahrhunderts von manchen Sozialisten genährt und gab uns den Cäsarismus – den Glauben an Napoleon oder an Disraëli, den Glauben an einen Retter, der auch in unsern Tagen noch nicht verschwunden ist.