Pjotr Alexejewitsch Kropotkin
Die Große Französische Revolution 1789-1793 – Band II
Pjotr Alexejewitsch Kropotkin

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52. Die Hungersnot – Der Maximalpreis – Die Assignaten

Eine der Hauptschwierigkeiten in jeder Revolution ist die Ernährung der großen Städte. Die großen Städte sind heutzutage Mittelpunkt verschiedener Industrien, die hauptsächlich für die Reichen oder für den Exporthandel arbeiten; und diese beiden Branchen haben nichts zu tun, wenn irgendeine Krise eintritt. Was soll man dann tun, um die großen Menschenansammlungen in den Städten zu ernähren?

So war es in Frankreich. Die Auswanderung, der Krieg – hauptsächlich der Krieg mit England, der den Export und den Überseehandel hinderte, von dem Marseille, Lyon, Nantes, Bordeaux usw. lebten –, endlich die Neigung, die allen Reichen gemeinsam ist, während einer Revolution ihr Vermögen möglichst wenig zu zeigen – all das hemmte die Luxusindustrien und den Großhandel.

Die Bauern, hauptsächlich die, die sich der Ländereien bemächtigt hatten, arbeiteten angestrengt. Niemals, sagt Michelet, wurden die Äcker so energisch gepflügt wie im Herbst 1791. Und wenn die Ernten von 1791, 1792 und 1793 gut ausgefallen wären, hätte es nicht an Brot gefehlt. Aber seit 1788 gab es in Europa und besonders in Frankreich eine Reihe schlechter Jahre: sehr kalte Winter, Sommer mit wenig Sonne. Tatsächlich gab es nur im Jahre 1793 und auch da nur in der Hälfte der Departements eine gute Ernte. Diese hatten sogar Getreide übrig; aber da dieser Überschuß ebenso wie die Beförderungsmittel für die Bedürfnisse des Krieges gebraucht wurden, herrschte in mehr als der Hälfte Frankreichs die Teuerung. Der Sack Korn, der sonst in Paris nur fünfzig Franken kostete, stieg im Februar 1793 auf sechzig und im Mai bis zu hundert und hundertfünfzig Franken.

Das Brot, das früher drei Sous das Pfund gekostet hatte, stieg jetzt bis zu sechs Sous und in den kleinen Städten um Paris bis zu acht Sous. Im Süden herrschten Hungersnotpreise; zehn und zwölf Sous das Pfund. In Clermont im Puy-de-Dôme bezahlte man im Juni 1793 für das Pfund Brot sechzehn bis achtzehn Sous. ›Unsere Berge sind im entsetzlichen Elend. Die Verwaltung verteilt auf den Kopf ein Achtel Sester, und jeder muß zwei Tage warten, um an die Reihe zu kommen‹, lesen wir im Moniteur vom 15. Juni 1793.

Da der Konvent noch nichts tat, waren es im Anfang des Jahres 1793 in acht Departements die Zusammenrottungen und Aufstände, die es unternahmen, den Preis der Lebensmittel festzusetzen. Die Kommissäre des Konvents mußten jetzt dem Aufstand nachgeben und die Preise festsetzen, die das Volk verlangte. Das Geschäft des Getreidehändlers fing an, ein gefährliches zu werden.

In Paris fing die Frage, wie man sechshunderttausend Menschen ernähren sollte, an, tragisch zu werden; denn wenn das Brot, wie es im Augenblick der Fall war, weiter sechs Sous das Pfund gekostet hätte, wäre es sicher zur Erhebung gekommen, und dann hätten nur die Kartätschen die Reichen vor der Plünderung bewahren können. Daher gab die Kommune, die mehr und mehr beim Staate Schulden machte, täglich zwölftausend bis fünfundsiebzigtausend Franken aus, um den Bäckern das Mehl zu liefern und den Brotpreis auf zwölf Sous für vier Pfund zu halten. Die Regierung ihrerseits setzte fest, welches Quantum Korn jedes Departement und jeder Kanton nach Paris schicken sollte. Aber die Straßen waren in schlechtem Stand, und die Zugtiere wurden für den Krieg requiriert.

Alle Preise waren entsprechend gestiegen. Ein Pfund Fleisch, das früher fünf oder sechs Sous gekostet hatte, wurde jetzt für zwanzig Sous verkauft; der Zucker kostete neunzig Sous das Pfund, eine Kerze sieben Sous.

So streng man auch gegen die Spekulanten vorging, es half nichts. Nach der Ausstoßung der Girondisten hatte die Kommune beim Konvent durchgesetzt, daß die Börse von Paris geschlossen wurde (27. Juni 1793); aber die Spekulation ging fort, und die Spekulanten versammelten sich, besonders aufgeputzt, im Palais-Royal, veranstalteten Umzüge mit Weibern und verhöhnten das Elend des Volkes.

Am 8. September 1793 ließ die Kommune von Paris, die zum äußersten getrieben war, bei allen Bankiers und ›Geldhändlern‹ die Siegel anlegen. Saint-Just und Le Bas, die vom Konvent in das Departement Bas-Rhin in Mission entsandt waren, befahlen dem Kriminalgericht, das Haus eines jeden, der der Spekulation überführt worden sei, niederreißen zu lassen. Aber die Spekulation fand jetzt andere Mittel und Wege.

In Lyon war die Lage noch schlimmer als in Paris, weil die Stadtverwaltung, die teilweise girondistisch war, keine energische Maßregel ergriff, um den Bedürfnissen der Bevölkerung zu Hilfe zu kommen. ›Lyon hat gegenwärtig mindestens hundertdreißigtausend Seelen; es sind nicht für drei Tage Nahrungsmittel da‹, schrieb Collot d'Herbois am 7. November 1793 an den Konvent. ›Unser Notstand hinsichtlich der Lebensmittel ist zum Verzweifeln . . . Die Hungersnot muß ausbrechen.‹ Und in allen großen Städten war es dasselbe.

Es gab ohne Frage während dieser Teuerung Beispiele von rührender Aufopferung. So liest man bei Buchez und Roux (XXXVII, 12), daß die Sektionen von Montmartre und l'Homme Armé eine patriotische Fastenzeit von sechs Wochen beschlossen hatten; und Mellié hat in der Bibliothèque Nationale den Beschluß der Sektion l'Observatoire vom Datum des 1. Februar 1792 gefunden, in dem die wohlhabenden Bürger dieser Sektion die Verpflichtung auf sich nahmen, ›keinen Zucker und Kaffee zu genießen, solange ihr Preis nicht sinkt und ihren minderbemittelten Brüdern gestattet, sich diesen Genuß zu verschaffen‹. (Mellié, S. 302, Anmerkung.) Später, im Jahre II (Februar und März 1794), als das Fleisch zu sehr hohen Preisen gestiegen war, beschlossen alle Patrioten von Paris, keines mehr zu essen.

Aber all das konnte in der großen Teuerung nicht viel mehr als eine moralische Wirkung haben. Schon am 16. April 1793 hatte die Departementsverwaltung von Paris eine Petition an den Konvent gerichtet, in der er aufgefordert wurde, den Maximalpreis, zu dem das Getreide verkauft werden durfte, festzusetzen; und nach einer ernsthaften Debatte erließ der Konvent, trotz einer starken Opposition, am 3. Mai 1793 ein Dekret, das die Maximalpreise für das Getreide festsetzte.

Der Grundgedanke dieses Dekrets war, soviel wie möglich den Landmann und den Konsumenten auf dem Markt in direkte Beziehungen zu bringen und die Zwischenhändler auszuschalten. Zu diesem Zweck wurde jeder, der mit Getreide und Mehl handelte oder es besaß, verpflichtet, der Gemeindeverwaltung seines Wohnortes eine Erklärung über die Menge und die Art des Getreides, das er besaß, abzugeben. Man soll Getreide oder Mehl nur noch auf den öffentlichen Märkten, die zu diesem Zweck eingerichtet wurden, verkaufen können, aber der Konsument soll sich für einen Monat auf Grund eines Erlaubnisscheines der Gemeindeverwaltung direkt bei den Händlern oder Eigentümern seines Kantons verproviantieren können. Die Durchschnittspreise, auf denen die verschiedenen Sorten Getreide zwischen 1. Januar und 1. Mai 1793 gestanden waren, wurden die Maximalpreise, und teurer durfte kein Getreide verkauft werden. Diese Preise sollten bis zum 1. September langsam sinken. Wer über diesem Maximum verkaufte oder kaufte, sollte eine Geldstrafe zahlen müssen. Wer überführt wurde, boshaft und absichtlich Mehl oder Getreide verdorben oder versteckt zu haben (denn das geschah, trotz der Teuerung), dem war die Todesstrafe angedroht.

Vier Monate später fand man, daß es besser war, den Getreidepreis in ganz Frankreich gleichzumachen, und am 4. September 1793 setzte der Konvent für den Monat September den Preis für den Zentner Weizen auf vierzehn Franken fest.

Das war der Maximalpreis, über den man soviel geschrien hat.Man meint manchmal, es müßte einer Revolution leicht sein, Ersparnisse in der Verwaltung durch Verringerung der Zahl der Beamten zu machen. Das war für die Revolution von 1789–1793, die jedes Jahr den Kreis der Befugnisse des Staates weiter ausdehnte, gewiß nicht der Fall. Wir nennen von diesen neuen Gebieten nur: den Unterricht, die vom Staat bezahlten Richter, die bezahlte Steuerverwaltung, eine ungeheure Armee usw. Eine Notwendigkeit des Augenblicks, aus der die Royalisten und Girondisten der Bergpartei ein Verbrechen machten. Ein um so unverzeihlicheres Verbrechen, als die Bergpartei im Einverständnis mit dem Volke nicht nur die Festsetzung des Preises für das Getreide, sondern ebenso für das gebackene Brot und für verschiedene Lebensbedürfnisse erster und zweiter Ordnung verlangte. Wenn die Gesellschaft das Amt übernahm, das Leben des Bürgers zu schützen, war sie ihm da, fragten sie mit Recht, nicht schuldig, ihn gegen die zu schützen, die durch ihre Koalitionen ihn dessen berauben wollten, was fürs Leben unumgänglich notwendig ist, und ihm so nach dem Leben trachteten?

Es entstand indessen über diese Sache ein sehr heftiger Kampf, da die Girondisten und ein Teil der Bergpartei völlig gegen die Idee einer Festsetzung des Preises für die Lebensmittel waren; sie fanden diese Idee ›unpolitisch, undurchführbar und gefährlich‹.Siehe die Sammlung: ›Historische Bibliothek der Revolution‹ des British Museum, die in den Bänden 473, 474, 475 die Broschüren über die Lebensmittelfrage enthält. Aber die öffentliche Meinung trug den Sieg davon, und am 29. September beschloß der Konvent, für die Lebensbedürfnisse erster und zweiter Ordnung: das Fleisch, das Schlachtvieh, den Speck, die Butter, das Speiseöl, die Fische, den Essig, den Branntwein, das Bier, einen Maximalpreis einzuführen.

Diese Lösung war so natürlich, daß die Frage, ob man nicht die Getreideausfuhr verbieten, Speicher für die Konsumenten anlegen und den Maximalpreis für Getreide und Fleisch einführen sollte, die Staatsmänner und Revolutionäre schon 1789 beschäftigt hatte. Manche Städte, wie zum Beispiel Grenoble, beschlossen schon im September 1789 von sich aus, Getreide zu kaufen und sehr strenge Maßregeln gegen die Kornwucherer zu ergreifen. Eine große Zahl Broschüren wurde über diesen Gegenstand veröffentlicht.Momoro veröffentlichte eine interessante Broschüre darüber: Opinion de Momoro . . . sur la fixation de maximum du prix des grains dans l'universalité de la République française, in der er kommunistische Prinzipien entwickelte.

Als der Konvent zusammentrat, wurden die Forderungen nach einem Maximalpreis drängend, und der Departementsrat von Paris berief die Magistrate der Gemeinden des Departements zur Besprechung dieser Frage. Das Ergebnis war, daß dem Konvent im Namen des ganzen Volkes des Departements von Paris eine Petition überreicht wurde, die die Festsetzung des Maximalpreises für das Getreide und die notwendigen Bedürfnisse forderte. Das Brennmaterial, die Kerzen, das Brennöl, das Salz, die Seife, der Zucker, der Honig, das weiße Papier, die Metalle, der Hanf, der Flachs, die Kleiderstoffe, die Leinwand, die Holzschuhe, die Stiefel, der Tabak und die Rohmaterialien, die die Fabriken brauchten, waren in dieser Kategorie mit aufgezählt, und ihre Preise wurden für die Dauer eines Jahres festgesetzt. Der Maximalpreis, zu dem es erlaubt war, diese Waren zu verkaufen, war ein Drittel höher als der Preis, den jede von ihnen im Jahre 1790 hatte, wie er in den Marktberichten festgestellt war, nach Abzug der fiskalischen und andern Gebühren, denen sie damals unterworfen waren (Dekret vom 29. September 1793).

Aber zu gleicher Zeit erließ der Konvent auch Gesetze gegen die Lohnarbeiter und die notleidende Klasse im allgemeinen. Er dekretierte, es solle ›bis zum September nächsten Jahres von den Generalräten der Gemeinden das Maximum oder der höchste Betrag der Löhne, Gehälter, Bezüge und Arbeitsentschädigungen festgesetzt werden, und es sollte dabei die Höhe der Löhne von 1790 zugrunde gelegt und die Hälfte daraufgeschlagen werden‹.

Es ist klar, daß dieses System dabei nicht stehenbleiben konnte. Wollte Frankreich erst einmal nicht mehr bei dem System der Handelsfreiheit und demnach der Spekulation und des Wuchers bleiben, die mit Notwendigkeit daraus folgen, dann konnte es nicht bei diesen schüchternen Versuchen stehenbleiben. Es mußte trotz dem Widerstand, auf den diese Ideen mit Notwendigkeit stoßen mußten, auf dem Wege der Kommunalisierung des Handels weitergehen.

Und so fand denn in der Tat der Konvent infolge eines Berichtes von Barère am 11. Brumaire des Jahres II (1. November 1793), daß den Preis festsetzen, zu dem die Waren von den Detailhändlern verkauft werden müssen, so viel hieß, wie ›den Kleinhandel zum Vorteil des Großhandels und den fabrizierenden Arbeiter zum Vorteil des Fabrikunternehmers treffen und schädigen‹. Man kam jetzt auf den Gedanken, daß man, wenn man den Preis jeder der in dem früheren Dekret aufgezählten Waren festsetzen wollte, wissen mußte, ›welchen Wert sie an ihrem Herstellungsorte hatten‹. Wenn man zu diesem Betrag fünf Prozent Gewinn für den Großhändler und fünf Prozent für den Kleinhändler und dazu noch soundso viel für jede Meile Transport hinzufügte, konnte man den wahren Preis festsetzen, zu dem jede Ware verkauft werden durfte.

Nunmehr wurde eine riesenhafte Enquête zur Feststellung des einen der Wertfaktoren (der Produktionskosten) ins Werk gesetzt. Leider führte sie nicht zum Ziel, da am 9. Thermidor die Reaktion den Sieg errang, und all das wurde aufgegeben. Am 3. Nivôse des Jahres III (23. Dezember 1794) wurden die Dekrete über den Maximalpreis nach einer stürmischen Debatte, die die Thermidorianer schon am 18. Brumaire (8. November) eröffnet hatten, wieder aufgehoben.

Was daraus folgte, war ein furchtbarer Sturz im Preis der Assignaten. Man gab nur noch 19 Franken für 100 Franken in Papier; sechs Monate später nur noch zwei Franken für 100, und im November 1795 nur noch fünfzehn Sous. Für ein Paar Schuhe zahlte man in Assignaten bis zu hundert Franken und bis zu sechstausend Franken für eine Wagenfahrt.Über die wahren Ursachen dieser durchaus gewollten Verteuerung siehe Avenel, Lundis révolutionnaires, Kap. III.

Wir haben schon erwähnt, daß Necker, um dem Staat die Existenzmittel zu verschaffen, zuerst am 9. und 27. August 1789 seine Zuflucht zu zwei Anleihen von dreißig und sechzig Millionen genommen hatte. Da jedoch diese Anleihen keinen Erfolg gehabt hatten, hatte er bei der Konstituierenden Versammlung eine außerordentliche Steuer im Betrag des vierten Teiles eines jeden Einkommens, die nur einmal zu zahlen war, durchgesetzt. Der Bankrott drohte dem Staat, und die Nationalversammlung ließ sich von Mirabeau fortreißen und beschloß die Steuer, die Necker verlangte. Aber diese Steuer brachte nur sehr wenig ein,Im großen und ganzen kamen während der ganzen Revolution keine Steuern ein. Im Februar 1793 hatte der Staatsschatz von der Grund- und Mobiliarsteuer für das Jahr 1792 noch nichts bekommen, und von der für 1791 nur die Hälfte – 150 Millionen. Und alles übrige dementsprechend. und nunmehr kam, wie wir gesehen haben, der Gedanke auf, die Güter der Geistlichkeit zum Verkauf zu stellen, so einen Fonds von Nationalgütern zu schaffen und Assignaten auszugeben, die in dem Maße, wie der Verkauf dieser Güter Geld einbrachte, amortisiert werden sollten. Die Menge der Assignaten, die ausgegeben wurden, beschränkte man auf den Wert der Güter, die man jedesmal dem Verkauf aussetzte. Diese Assignaten trugen Zinsen und hatten Zwangskurs.

Die wucherische Spekulation und der Geldhandel suchten natürlich fortwährend den Wert der Assignaten zum Sinken zu bringen; er konnte jedoch noch mehr oder weniger aufrechterhalten werden, solange die Maximalpreise der Hauptlebensmittel und der notwendigsten Bedarfsgegenstände von den Gemeindeverwaltungen festgesetzt waren. Aber sowie der Maximalpreis von der Thermidor-Reaktion abgeschafft wurde, setzte die Entwertung der Assignaten mit erschreckender Geschwindigkeit ein. Man kann sich vorstellen, welches Elend dieser Fall der Assignaten für die hervorbrachte, die von der Hand in den Mund lebten.

Die reaktionären Geschichtsschreiber haben immer gern über diesen, wie über so manchen andern Gegenstand Verwirrung gestiftet. Aber es ist Tatsache, daß die große Entwertung der Assignaten erst nach dem Dekret vom 3. Nivôse des Jahres III, das den Maximalpreis abschaffte, kam.

Zugleich fing der Konvent unter den Thermidorianern an, so große Mengen Assignaten auszugeben, daß die Ziffer der Assignaten, die im Umlauf waren, von 6420 Millionen am 13. Brumaire des Jahres III (3. November 1794) binnen neun Monaten, d. h. bis zum 25. Messidor des Jahres III (13. Juli 1795), auf 12 Milliarden stieg.

Überdies errichteten die Prinzen, insbesondere der Graf von Artois, in England auf Grund einer Ordonnanz vom 20. September 1794, die von dem Grafen Joseph von Puisaye und dem Chevalier von Tinteniac gegengezeichnet wurde, ›eine Fabrik von Assignaten, die denen, die von dem sogenannten Nationalkonvent ausgegeben sind oder noch ausgegeben werden, in allem ähnlich‹ sein sollten. Bald arbeiteten in dieser Fabrik siebzig Arbeiter, und der Graf von Puisaye schrieb an das bretonische Aufstandskomitee: ›Bald werdet ihr jeden Tag eine Million bekommen, dann zwei und so weiter.‹

Endlich deckte schon am 21. März 1794 bei einer Debatte im englischen Haus der Gemeinen der berühmte Sheridan auf, daß Pitt eine Fabrik falscher Assignaten gegründet hatte, und Taylor erklärte, er hätte mit eigenen Augen gesehen, wie die falschen Assignaten fabriziert wurden. Beträchtliche Mengen dieser Assignaten wurden in allen großen Städten Europas gegen Wechsel angeboten.Siehe Louis Blanc, Buch XIII, 4. Kap., das eine ausgezeichnete Geschichte des Maximalpreises gibt, und Avenel, Lundis révolutionnaires.

Aber wenn sich die Reaktion nur mit diesen niederträchtigen Schlichen begnügt hätte! Aber sie betrieb auch leidenschaftlich den systematischen Lebensmittelwucher, indem die Ernte noch auf dem Halme aufgekauft wurde, und die Spekulation mit den Assignaten.Briefe aus England von den Royalisten an ihre Agenten in Frankreich haben die Mittel enthüllt, deren sich die Agioteure bedienten. So heißt es in einem dieser Briefe: ›Laßt den Wechselkurs bis zu 200 Franken für ein Pfund Sterling steigen. Die Assignaten müssen so viel wie möglich entwertet werden, und alle, die nicht das Bildnis des Königs tragen, müssen zurückgewiesen werden. Sorget dafür, daß die Preise aller Lebensmittel steigen. Weiset eure Kaufleute an, alle notwendigen Bedarfsartikel aufzukaufen. Wenn ihr Cott . . . ti dazu bringen könnt, Talg und die Kerzen zu jedem Preis zu kaufen, dann laßt das Publikum bis zu fünf Franken für das Pfund zahlen. Milord ist sehr mit der Art und Weise zufrieden, wie B. A. Z. (Batz) vorgegangen ist. Wir hoffen, man geht mit den Ermordungen vorsichtig vor. Die verkleideten Priester und die Frauen sind für dieses Geschäft die geeignetsten.‹ (A. Thiers, Histoire de la Révolution française, Band III, 1834, S. 144–145.)

So war die Abschaffung des Maximalpreises das Signal einer derartigen Hausse aller Preise – während einer furchtbaren Teuerung –, daß man sich fragt, wie Frankreich eine so schreckliche Krise überstehen konnte, ohne darin völlig unterzugehen. Die reaktionärsten Schriftsteller sind genötigt, das anzuerkennen.


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