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Der Aufstand in der Normandie und Bretagne scheiterte. Aber im Poitou (den Departements Deux-Sèvres, Vienne und Vendée), in Bordeaux, Limoges und auch teilweise im Osten hatten die Gegenrevolutionäre größeren Erfolg. Es gab in Besançon, Dijon, Mâcon – also in Gegenden, in denen das Bürgertum, wie wir gesehen haben, im Jahre 1789 gegen die aufständischen Bauern gewütet hatte – Erhebungen gegen den Bergkonvent.
Der Süden, der seit langem von den Royalisten bearbeitet worden war, erhob sich an mehreren Punkten. Marseille fiel in die Hände der girondistischen und royalistischen Gegenrevolutionäre, ernannte eine provisorische Regierung und wollte auf Paris marschieren. Toulouse, Nîmes und Grenoble erhoben sich ebenfalls gegen den Konvent.
Toulon nahm eine englische und spanische Flotte auf, die im Namen Ludwigs XVII. von dieser Festung Besitz ergriff. Die Handelsstadt Bordeaux war ebenfalls bereit, sich beim ersten Ruf der Girondisten zu erheben, und Lyon, wo die Handelsbourgeoisie seit dem 29. Mai die Oberhand bekommen hatte, trat in offenen Aufstand gegen den Konvent und hielt eine lange Belagerung aus, während die Piemontesen sich die Verwirrung in der Armee, die Lyon als Stützpunkt brauchte, zunutze machten und die französische Grenze überschritten.
Bis zum heutigen Tage sind die wahren Ursachen des Aufstandes in der Vendée nicht genügend geklärt. Ohne Frage spielte die Anhänglichkeit der Bauern an ihre Priester, die von Rom geschickt ausgenutzt wurde, in ihrem Haß gegen die Revolution eine große Rolle. Ohne Frage bestand auch in den Dörfern der Vendée eine gewisse Anhänglichkeit an den König, und es war den Royalisten leicht, in den Bauern das Mitleid über das Schicksal dieses armen Königs zu erwecken, ›der das Wohl des Volkes gewollt hatte und von den Parisern guillotiniert worden war‹; und wieviel Tränen wurden von den Frauen über das Los des armen Kindes, des Dauphin, vergossen, der im Gefängnis eingesperrt war! Die Emissäre, die von Rom, von Koblenz und aus England kamen und päpstliche Bullen, königliche Befehle und Geld mitbrachten, hatten unter diesen Umständen leichtes Spiel, insbesondere da sie vom Bürgertum – von den früheren Negerhändlern von Nantes und den Großkaufleuten, denen die Engländer alle mögliche Hilfe gegen die Ohnehosen versprachen – unterstützt wurden.
Schließlich war der Grund da, der für sich allein hätte genügen können, ganze Provinzen zur Empörung zu bringen: die vom Konvent zum Kampf gegen die Invasion angeordnete Aushebung von dreimalhunderttausend Mann. Diese Aushebung sah man in der Vendée als ein Attentat auf das heiligste Recht der Person an: das Recht, in seinem Heimatlande zu bleiben.
Trotzdem aber darf man überzeugt sein, daß es noch andere Gründe gab, die dazu führten, daß die Bauern der Vendée gegen die Revolution zu den Waffen griffen. Fortwährend stößt man, wenn man die Dokumente der Zeit erforscht, auf Gründe, die eine tiefgehende Verstimmung der Bauern gegen die Konstituierende und Gesetzgebende Versammlung hervorbringen mußten. Die Tatsache schon, daß die beschließende Vollversammlung der Einwohner jedes Dorfes, die bis zum Augenblick, wo die Konstituierende Versammlung sie – im Dezember 1789 – abschaffte, die Regel gewesen war, unterdrückt worden war, und die Tatsache, daß jetzt die Bauern in zwei Klassen – Aktivbürger und Passivbürger – geteilt und die Verwaltung der Gemeindeangelegenheiten, die alle Einwohner angingen, den Erwählten der reichen Bauern übertragen wurde – das allein hätte genügen können, um in den Dörfern die Unzufriedenheit mit der Revolution wachzurufen. Die Revolution war die Sache des städtischen Bürgertums geworden.
Allerdings hatte die Revolution am 4. August die Abschaffung der Feudalrechte und der toten Hand im Prinzip anerkannt; aber letztere scheint im Westen nicht mehr bestanden zu haben, und die Abschaffung der Feudalrechte stand zunächst nur auf dem Papier; und da die Erhebung der Dörfer in den westlichen Gegenden schwach war, waren die Bauern genötigt, die Feudalabgaben wie bisher zu zahlen.
Andererseits – und das spielte auf dem Lande eine große Rolle – verstärkte der Verkauf der Nationalgüter, die zum größten Teil – alle geistlichen Güter – den Armen hätten zukommen müssen, während sie jetzt von den städtischen Bürgern gekauft wurden, den Haß. Und dazu muß noch die Plünderung der Gemeindeländereien zugunsten des Bürgertums gerechnet werden, eine Plünderung, die die Gesetzgebende Versammlung mit ihren Dekreten noch schlimmer machte (siehe 36. Kapitel).
So hatte die Revolution den Bauern neue Lasten aufgelegt – Steuern, Rekrutierungen, Requisitionen –, aber sie hatte der Landbevölkerung, bis zum Jahre 1793, nichts gegeben, wenn diese sich nicht selbst der Ländereien der Adligen und der Geistlichkeit bemächtigt hätte. Infolgedessen entstand in den Dörfern ein dumpfer Haß gegen die Städte, und so sehen wir denn in der Tat, daß der Aufstand in der Vendée den erklärten Krieg des Landes gegen die Stadt, gegen das Bürgertum als solches bedeutet.Einige Anzeichen eines sozialen Charakters in dem Aufstand der Vendée finden sich, wie Avenel sagt, in dem Werk von Antonin Proust: La justice révolutionnaire à Niort.
Auf Anstiftung von Rom brach der Aufstand unter der Führung der Priester wild und blutig aus. Dabei konnte ihm der Konvent nur schwache Truppenkörper entgegenwerfen, die unter der Führung von Generälen standen, die teils unfähig waren, teils ein Interesse daran hatten, daß sich der Krieg durch ihre Lässigkeit in die Länge zog.
Die girondistischen Abgeordneten halfen mit ihren Briefen, und so geschah es, daß die Erhebung sich ausbreiten konnte und bald so drohend wurde, daß die Männer der Bergpartei, um ihr ein Ende zu setzen, Maßregeln ergriffen, die den Haß noch verstärken mußten.
Es war der Plan der Vendéer, sich aller Städte zu bemächtigen, die republikanischen ›Patrioten‹ in ihnen niederzumachen, den Aufstand auf die benachbarten Departements zu übertragen und dann auf Paris zu marschieren. Anfang Juni 1793 bemächtigten sich in der Tat die Führer der Vendéer, Cathelineau, Lescure, Stofflet, La Rochejaquelein, an der Spitze von vierzigtausend Mann der Stadt Saumur, und sie waren so im Besitz der Loire. Sie überschritten dann die Loire, bemächtigten sich der Stadt Angers (17. Juni) und warfen sich, indem sie ihre Bewegungen geschickt verbargen, plötzlich auf Nantes, den Hafen der Loire, durch dessen Besitz sie in direkte Berührung mit der englischen Flotte gekommen wären. Am 29. und 30. Juni griffen ihre Armeen, die sie rasch zusammengezogen hatten, Nantes an. Aber bei diesem Unternehmen wurden sie von den Republikanern geschlagen, verloren Cathelineau, den wahren demokratischen Führer des Aufstandes, und mußten Saumur aufgeben und sich auf das linke Loireufer zurückziehen.
Es bedurfte jetzt einer außerordentlichen Anstrengung von seiten der Republik, um die Vendéer in ihrem eigenen Lande anzugreifen, und es kam zu einem Vernichtungskrieg, der zwanzig- bis dreißigtausend Vendéer dazu brachte, samt ihren Frauen, in der Absicht, nach England auszuwandern, in die Bretagne zu ziehen. Sie zogen also von Süden nach Norden über die Loire und marschierten nordwärts. Aber England wollte von diesen Auswanderern durchaus nichts wissen; die Bretonen ihrerseits nahmen sie kühl auf, um so mehr, als die bretonischen Patrioten die Oberhand zu bekommen anfingen, und diese ganze Masse von halbverhungerten und zerlumpten Menschen wurde wieder zur Loire zurückgedrängt.
Wir haben schon gesehen, von welcher wilden Wut die Vendéer, die von den Priestern fanatisiert wurden, von Anfang des Aufstandes an beseelt gewesen waren. Jetzt wurde der Krieg ein Vernichtungskrieg. Im Oktober 1793 – Frau La Rochejaquelein sagt es – war ihre Parole: kein Pardon! Am 20. September 1793 hatten die Vendéer den Brunnen von Montaigu mit den noch lebenden Leibern von republikanischen Soldaten vollgestopft und sie mit Steinen totgeschlagen. Charette hatte, als er am 15. Oktober Noirmoutiers einnahm, alle, die sich ergeben hatten, erschießen lassen. Man begrub lebendige Menschen bis zum Hals und vergnügte sich damit, den Kopf alle möglichen Qualen ausstehen zu lassen.Siehe Michelet, der den Krieg in der Vendée nach lokalen Dokumenten an Ort und Stelle erforscht hat: ›Man hat oft‹, sagt er, ›die traurige Frage erörtert, wer mit diesen Barbareien begonnen hätte und welche von beiden Parteien im Verbrechen weitergegangen sei; man wird nicht müde, von den Massenertränkungen Carriers zu sprechen; aber warum spricht man von den Metzeleien von Charette weniger?‹ . . . Frühere Offiziere aus der Vendée, die roh und grausam waren, gestanden noch vor kurzem ihrem Arzt, der es uns wiedererzählt hat, daß sie niemals einen Soldaten (besonders, wenn es einer von der Armee von Mainz war) gefangengenommen hatten, ohne ihn umzubringen; und wenn Zeit war, hätte man ihn immer vorher gefoltert.
›Als die Einwohner von Nantes im April 93 nach Challans kamen, sahen sie etwas an ein Tor genagelt, das wie eine große Fledermaus aussah; es war ein republikanischer Soldat, der seit mehreren Stunden dort durch Stiche in den Leib befestigt war, entsetzlich mit dem Tode rang und nicht sterben konnte‹ (Buch XI).
Als andererseits diese große Masse von Menschen, die auf die Loire zurückgeworfen worden war, nach Nantes zurückströmte, fingen die Gefängnisse dieser Stadt sich bedrohlich zu füllen an. In diesen Löchern, die von Menschen wimmelten, wüteten der Typhus und alle möglichen ansteckenden Krankheiten; sie verbreiteten sich schon in der Stadt, die durch die Belagerung erschöpft war. Wie in Paris nach dem 10. August, drohten die gefangenen Royalisten, alle Republikaner würden niedergemacht, sowie die ›königliche Armee‹ der Vendéer sich Nantes nähern würde. Dabei waren die Patrioten in dieser Stadt, die durch den Negerhandel und die Negerarbeit auf Sankt Domingo reich geworden war und jetzt, wo die Sklaverei abgeschafft war, verarmte, nur ein paar hundert Menschen stark. Die Anstrengung der Patrioten, die Eroberung von Nantes durch einen Handstreich der ›königlichen Armee‹ und die Niedermetzelung der Republikaner zu verhindern, war so ungeheuer, daß die Männer, die den Patrouillendienst der Patrioten leisteten, es nicht mehr aushalten konnten.
Nunmehr wurde der Ruf: ›Alle ins Wasser!‹, der schon seit 1792 laut geworden war, drohend. Ein Wahnsinn, den Michelet mit dem vergleicht, der über die Menschen in einer Stadt während der Pest kommt, bemächtigte sich jetzt der ärmsten Bevölkerung der Stadt, und der Konventsdelegierte Carrier, dessen Temperament sich für diese Art Wüten nur zu sehr eignete, ließ sie gewähren.
Man fing mit den Priestern an und ermordete schließlich mehr als zweitausend Männer und Frauen, die in den Gefängnissen von Nantes eingesperrt waren. Hinsichtlich der Vendée im ganzen faßte der Wohlfahrtsausschuß, ohne den Ursachen der Erhebung einer ganzen Landschaft auf den Grund zu gehen – er begnügte sich mit der banalen Erklärung, es handle sich um den ›Fanatismus dieser verrohten Bauern‹ –, ohne zu versuchen, die Bauern zu verstehen und ihnen ein Interesse an der Republik einzuflößen, den wilden Plan, die Vendéer auszurotten und die Vendée zu entvölkern. Sechzehn verschanzte Lager wurden gegründet und ›zwölf höllische Kolonnen‹ wurden auf das Land losgelassen, um es zu verheeren, die Hütten der Bauern niederzubrennen und die Einwohner zu ermorden.
Man kann sich leicht denken, welche Früchte dieses System trug. Die Vendée wurde eine offene Wunde der Revolution, die zwei Jahre lang blutete. Ein gewaltiger Landstrich war für die Republik völlig verloren, und die Vendée wurde die Ursache der blutigsten Kämpfe zwischen den Mitgliedern der Bergpartei untereinander.
Die Aufstände in der Provence und in Lyon waren auf den Weitergang der Revolution von ebenso unheilvollem Einfluß. Lyon war damals eine Stadt der Luxusindustrien. Eine beträchtliche Zahl von Kunsthandwerkern beschäftigte sich damit, in ihrer Wohnung feine Seidenstoffe zu weben und Gold- und Silberstickereien anzufertigen. Diese ganze Industrie war während der Revolution ins Stocken gekommen, und die Bevölkerung von Lyon war in zwei feindliche Lager geteilt. Die Handwerksmeister, die kleinen Unternehmer und das mittlere und reiche Bürgertum waren gegen die Revolution; wohingegen die eigentlichen Arbeiter, solche, die für die kleinen Unternehmer arbeiteten oder die in den Hilfsindustrien der Weberei beschäftigt waren, begeistert für die Revolution eintraten und schon damals zu dem Sozialismus den Grund legten, der sich im 19. Jahrhundert entwickeln sollte. Sie folgten bereitwillig Chalier, einem mystischen Kommunisten, der ein Freund Marats war und der auf die Gemeindeverwaltung, die ähnlich volkstümliche Ziele hatte wie die Kommune von Paris, einen starken Einfluß hatte. Andererseits entstand auch durch L'Ange – einem Vorläufer Fouriers – und seine Freunde eine tätige kommunistische Propaganda.
Die Bürger ihrerseits hörten bereitwillig auf die Adligen und insbesondere auf die Priester. Die Geistlichkeit in Lyon hatte damals einen starken Einfluß und wurde noch durch eine Menge von Priestern, die aus Savoyen ausgewandert waren, verstärkt. Die girondistische Bourgeoisie, hinter der sich die Royalisten versteckten, war mit großer Geschicklichkeit in die meisten Sektionen von Lyon eingedrungen.
Der Konflikt brach, wie wir gesehen haben, am 29. Mai 1793 aus. Man kämpfte auf den Straßen, und die Bourgeoisie trug den Sieg davon. Chalier wurde verhaftet und wurde, da er in Paris von Robespierre und Marat nur schwächlich verteidigt wurde, am 16. Juli hingerichtet. Nunmehr wurden die Repressalien von seiten der Bourgeoisie und der Royalisten schrecklich. Die Bourgeoisie von Lyon, die bis dahin girondistisch gewesen war, jetzt aber durch die Aufstände im Westen Mut bekommen hatte, machte jetzt ganz offen gemeinsame Sache mit den royalistischen Emigranten. Sie bewaffnete zwanzigtausend Mann und setzte die Stadt gegen den Konvent in Verteidigungszustand.
Marseille leistete Lyon starke Hilfe. Hier hatten sich die Anhänger der Girondisten nach dem 31. Mai erhoben. Die Sektionen, die zum größten Teil ebenfalls in den Händen der Girondisten waren, hatten unter dem Einfluß des Girondisten Rebecqui, der eiligst hingekommen war, eine Armee von zehntausend Mann ausgehoben, die nach Lyon zog und die Absicht hatte, von da gegen den Bergkonvent auf Paris zu marschieren. Dieser Aufstand nahm, wie es nicht anders sein konnte, schnell einen offen royalistischen Charakter an. Andere Städte des Südens – Toulon, Nîmes, Montauban – schlossen sich der Bewegung an.
Die Marseiller Armee wurde jedoch bald von den Konventstruppen, die von Carteaux befehligt wurden, geschlagen, und Carteaux zog am 25. August 1793 siegreich in Marseille ein. Rebecqui stürzte sich ins Wasser, aber ein Teil der besiegten Royalisten flüchtete nach Toulon, und dieser große Kriegshafen wurde den Engländern ausgeliefert. Der englische Admiral nahm von der Stadt Besitz, rief Ludwig XVII. als König von Frankreich aus und ließ über Meer eine Armee von achttausend Spaniern kommen, um Toulon und seine Häfen halten zu können.
In dieser Zeit waren zwanzigtausend Piemontesen in Frankreich eingefallen, um den Royalisten von Lyon zu Hilfe zu kommen, und näherten sich Lyon in den Tälern der Sallenche, der Tarentaise und der Maurienne. Die Versuche des Konventsdelegierten Dubois de Crancé, mit Lyon Verhandlungen zu eröffnen, scheiterten. Die Bewegung war schon in die Hände der Royalisten gekommen, und diese wollten nichts von Verständigung wissen. Der Kommandant Précy, der am 10. August in den Reihen der Schweizer gekämpft hatte, war einer der Getreuen Ludwigs XVI. gewesen. Viele Royalisten, von denen man geglaubt hatte, sie seien ausgewandert, waren auch nach Lyon gekommen, um sich gegen die Republik zu schlagen, und die Führer der royalistischen Partei berieten mit Imbert-Colomès, einem Agenten der Prinzen, über die Mittel, den Aufstand von Lyon mit den Operationen der piemontesischen Armee in Verbindung zu bringen. Schließlich bekam der Wohlfahrtsausschuß von Lyon den General Roubiès zum Sekretär, der ein Ordenspriester des Oratoire war, während der Kommandant Précy in Verbindung mit dem Agenten der Prinzen stand und von ihnen Verstärkungen durch piemontesische und österreichische Truppen verlangte.
Es blieb also nichts übrig, als Lyon regelrecht zu belagern, und diese Belagerung wurde am 8. August von alten Truppen begonnen, die zu diesem Zweck von der Alpenarmee herangezogen wurden; von Besançon und von Grenoble wurden Geschütze herangebracht. Die Arbeiter von Lyon wollten keinen Krieg gegen die Revolution, aber sie fühlten sich nicht stark genug, um in den Aufstand zu treten. Sie flüchteten sich aus der belagerten Stadt und vereinigten sich mit der Armee der Sansculotten, der es selbst an Brot fehlte und die ihr bißchen jetzt mit zwanzigtausend dieser Flüchtlinge teilen mußte.
Inzwischen war es jedoch Kellermann im September gelungen, die Piemontesen zurückzuschlagen, und Couthon und Maignet, zwei Konventsdelegierte, die in Auvergne eine Armee von Bauern, die mit Sensen, Spießen und Heugabeln bewaffnet waren, ausgehoben hatten, langten am 2. Oktober zu Kellermanns Verstärkung an. Am 9. besetzten die Armeen des Konvents Lyon.
Leider muß gesagt werden, daß die Rache der Republik schrecklich war. Gouthon neigte, wie es scheint, zu einer friedfertigen Politik. Aber die Terroristen hatten im Konvent die Oberhand. Es war die Rede davon, Lyon nach dem Plane zu behandeln, den der Girondist Imbert für Paris vorgeschlagen hatte, das heißt Lyon dergestalt zu zerstören, daß kein Stein auf dem andern bliebe, und auf die Ruinen die Inschrift zu setzen: ›Lyon führte Krieg gegen die Freiheit – es gibt kein Lyon mehr!‹ Aber dieser wahnsinnige Plan wurde nicht angenommen, und der Konvent beschloß: die Häuser der Reichen sollten zerstört, aber die der Armen respektiert werden. Die Ausführung dieses Planes wurde Collot d'Herbois anvertraut, und wenn er ihn nicht verwirklichte, so lag es nur daran, daß seine Verwirklichung tatsächlich unmöglich war: eine Stadt kann nicht so schnell zerstört werden. Aber durch die Massenhinrichtungen und Massenerschießungen, zu denen Collot seine Zuflucht nahm, tat er der Revolution ungeheuren Schaden.
Die Girondisten hatten für ihren Aufstand stark auf Bordeaux gezählt. Diese ›negoziantistische Stadt‹ trat tatsächlich in den Aufstand, aber die Erhebung war nicht von langer Dauer. Das Volk ließ sich nicht fortreißen; es glaubte nicht an die Anklagen des ›Royalismus und Orléanismus‹, die gegen die Bergpartei vorgebracht wurden, und als die girondistischen Abgeordneten, die aus Paris geflohen waren, in Bordeaux angekommen waren, mußten sie sich in dieser Stadt, die, wie sie gewähnt hatten, der Mittelpunkt ihrer Erhebung hätte sein sollen, versteckt halten. Bald unterwarf sich Bordeaux den Kommissaren des Konvents.
Toulon, das seit langer Zeit von den englischen Agenten bearbeitet worden war und wo die Offiziere der Marine allesamt Royalisten waren, übergab sich einer englischen Flotte auf Gnad und Ungnad. Die Patrioten, die übrigens nicht sehr zahlreich waren, wurden gefangengesetzt, und da die Engländer, ohne Zeit zu verlieren, die Forts mit Geschützen versahen und neue Forts bauten, bedurfte es einer regelrechten Belagerung, um die Stadt zu erobern. Das geschah erst im Dezember 1793.