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Ein Wintermantel wird gekauft

Frau Scheggl: »Zeit waar's ja scho, daß d' dir amol wieder an neuen Mantel zualegast. Kimmst daher wie a Schlawiner. D' Fransn hänga dir vo de Ärmel weg, und an Kragn wenn ma aussiadat, des gaab a Pfund Fettn wia nix. Muaß ma sie direkt schaama, wenn ma nebn dir dahergeht.

Wos? – Es gibt nix Solides mehr seitn Kriag?! – Weilst halt du nix mehr Gscheids siehgst bei deine Tarockspezln. De ham freili koa Gfui für a Gwand. – A so rumlaffa! Wias di nur net schaamst!«

Scheggl: »... Gehn ma halt nachher ...!«

*

Im Geschäft: »An Wintermantel für den Herrn kriagatn mir. Scho was Bessers, was Guats. Ham S' vielleicht a bißl an dunkln, so a bißl an Salz- und Pfeffermantel. Mei Schwager hat aa mal bei Eahna oan kaaft – war recht z'friedn damit! Wissen S', so a bißl was in Salz und Pfeffer war's. Das schmutzt net so leicht, des tragt si guat, des macht oan aa jugendlich, net ...«

Scheggl, Idealfigur eines »kurpulenteren Herrn« aus Katalog B5 hat geduldig wie ein braves Kind dreißig Mäntel anprobiert. – Der Verkäufer, höflicher junger Mann, klettert wie ein schwindelfreier Gemsbock in Regalen und Etagen herum und schleppt immer wieder herbei. Scheggl kennt dies seit seiner Kinderzeit. Viel lieber ging er zum Zahnarzt oder zu einer Blinddarmoperation. Der höfliche junge Mann und die kritisch prüfende Frau ziehen Scheggl an und aus, an und aus, und zupfen an ihm herum wie an einer Himbeerstaude. Was die Frau vorne hochzieht, zieht der junge Mann hinten wieder hinunter.

Scheggl steht wie der unglückliche Hiob vor dem Spiegel. Er geniert sich.

»Sag halt du aa was! Du redst nix, du deut'st nix! – Wos moanst denn?«

Scheggl hätte sich ja gleich für den ersten Mantel entschieden. Der junge Mann hat auch gesagt: »Prima!« – Aber die Frau!

»Ja wissen S', Herr, de Farbn stehn halt mein Mann net bsonders. Und zum Straplizieren sollt's halt aa sei! Wenn S' halt so was Salz- und Pfeffrigs hättn! Ham S' so was net?«

Der junge Mann preist den letzten Mantel an wie eine Geliebte – aber Frau Scheggl kann sich nicht entschließen. Der junge Mann klettert wieder eine Leiter empor, um in einem Mantelkamin zu verschwinden. Er bringt etwas in Salz und Pfeffer.

»Den nemma ma!« sagt Herr Scheggl.

»Ja scho – aber de Qualität vom Schwager is er halt doch net, des war so a ganz kloa karierter. Scho Salz und Pfeffer, Herr – aber in der Hauptsach doch mit so kloane Karo! – Wenn S' vielleicht oan mit so kloane Karo hättn ...!« Der junge Mann pflückt den Karo-Mantel wie ein Edelweiß von der höchsten Zinne.

»Ja, des ist so was in Karo! Aber z'hell! Vui z'hell halt. – Den hast in vierzehn Tag versaut! Wenn S' vielleicht a bißl an dunklern hättn, aa so Karo!«

Ein bißl ein dunkler Mantel schlägt um Scheggls Lenden. »Scho eher! Gang scho eher! Aber de Gurtn, de schaugn halt so gigerlhaft aus. Ohne Gurtn ham S' koan? – So oan, mit Karo? Da ham S' uns vorher oan zoagt, da unter de Mäntel liegt er drin, der waar vielleicht doch ... A Seidnfuatter! Des ist halt was diffisils! Des hat Läus, wenn ma da net aufpaßt! – Vielleicht zeign S' uns doch no amal den erschtn. – Der hat a bißl was in Salz und Pfeffer ghabt. – Sag halt was! Sag halt du aa was! Stehst allweil da und sagst net Gick und net Gack!«

Scheggl, ein Verschmachtender, jappst sein Ja. Er ist selig, daß es so weit ist. Auch der junge Mann ist selig. Er preist den erwählten Mantel mit einem hohen Lied und legt ihn zusammen. Frau Scheggl steht wie eine Wetterwolke am Horizont der Aktion. Die drei machen sich auf den Weg zur Packstelle.

»Daß dir jetzt so was gfallt! – So was is doch net de Qualität vom Schwager.« Sie kriegt den jungen Mann nochmal zu fassen. »Sie, Herr, wenn S' halt doch so freundli wär'n, i hab mir's jetzt wieder überlegt: Der oane mit dem Gurt waar halt doch a recht solids Tuach. Vielleicht könntn mei Mann doch no amal oziahng. – Solid ist er scho! Aber der Gurt! Des ist halt was für junge Leut! Der Gurt wann net waar ... Moanst net, Xaver, daß der mit de Karo do besser waar, oder der blaue, – aber der is halt a bißl kurz ... Wissen S', Herr, mir überlegn's uns jetzt no amal, mir komma na morgn vormittag mit'n Schwager, damit S' den sein Salz- und Pfeffermantel sehng – entschuldigen S' halt vielmals ...«

Scheggl (draußen): »Daß ma aber aa gar nix gfundn ham!«

Sie (ärgerlich): »Gfundn ham! Gfundn ham!! – Weilst di halt du nia für was entscheiden kannst!« –


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