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Am nächsten Tage gab Schwedenklee plötzlich seine Arbeit an der Terrasse auf. Er stach den Spaten in die Erde, und hier mochte er steckenbleiben, bis er verfaulte, wenn ihn der Pächter nicht unter Dach nahm.
Schwedenklee hatte einen neuen resedafarbenen Anzug, den er noch nie getragen hatte. Diesen Anzug legte er an. Er rasierte sich sorgfältig und begab sich in den Badeort.
Hier saß er auf der Terrasse des Kasinos und betrachtete mit finsterer und verächtlicher Miene die promenierenden Badegäste. Was für entsetzliche Frauen! Dick, formlos, lächerlich, unverschämt in ihrer Einbildung, grotesk in ihrer Eitelkeit, mit falschen Haaren, gemalt, die meisten krummbeinig – ah, Schwedenklee war zur Zeit nicht gut auf die Frauen zu sprechen.
Am dritten Tage – seine Miene war gleich geringschätzig und abweisend – hörte er plötzlich eine Frauenstimme: »Ist es möglich, Herr Schwedenklee?« Und ein heiteres Lachen.
Zwei flachsblonde Frauen in dünnen Sommerkleidern standen vor ihm, Schwestern. Er hatte die eine der Schwestern gekannt, bevor sie verheiratet war, die Unverheiratete lernte er heute erst kennen.
Schwedenklee lächelte verlegen und wich etwas auffällig zurück. Zu nahe drangen ihm Atem und Parfüm der beiden Damen. Die heitere Stimme klang ihm zu laut ins Ohr. Nichts haßte er mehr als die Aufdringlichkeit der Frauen, die der Ansicht waren, daß eine vorübergehende Verliebtheit eine Freundschaft fürs ganze Leben bedeute.
Knapp und kühl klangen Schwedenklees Antworten. Die Flachsblonden aber schienen seine Zurückhaltung gar nicht zu merken und lachten fröhlich und laut.
Schwedenklee erhob sich und ging. Ein paar Tage vergrub er sich in Siebenbirken. Dann aber erschien er wieder im Badeort, und schon nach einigen Tagen ruderte er die beiden Flachsblonden hinaus in die See.
Von nun an begab sich Schwedenklee schon am Morgen in seinem resedafarbenen Anzug in den Badeort. Er aß im Kasino und kehrte erst spät nach Siebenbirken zurück.
Nach einer Woche reisten die flachsblonden Schwestern nach Berlin zurück.
Schwedenklee blieb zu Hause. Er beschäftigte sich wieder mit seinem Zentralbahnhof, rauchte, trank, lebte in den Nächten. Kaum hatte er aber einen Brief aus Berlin erhalten, der ihn sehr heiter stimmte, so befahl er Augusta zu packen.