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Nach dem Abendessen – diesmal hatte Ellen die Kerzen angezündet! – wurde programmäßig »Figaros Hochzeit« aufgeführt.
Richard sang Figaro – vollendet, mit einer frischen, kernigen Stimme, er agierte, als stände er auf der Bühne. Ellen hatte – sehr erregt – Susanna und Cherubino übernommen. Sie sang schön, rührend, mit leicht zitternder Stimme. Was übrigblieb, fiel Schwedenklee zu, der sich recht und schlecht aus der Affäre zog.
Es war – alles in allem – ein wundervoller Sommertag, ein Tag, der kein Ende zu nehmen schien. Die Divertissements fielen aus. Ellen wurde ins Bett geschickt, da ihre Augen vor Müdigkeit fieberten.
Die Herren aber saßen noch bei einer Flasche Wein.
»Eine neue Flasche, Don Philipp!«
»Sofort!«
Nach der dritten Flasche bot Pohl Schwedenklee die Brüderschaft an. Sie stießen an.
»Selten habe ich einen solch prachtvollen Menschen kennengelernt wie dich, Don Philipp!« schrie Pohl, indem er begeistert aufsprang.
Schwedenklee kletterte nun selbst in den Keller, um einen ganz besonderen Rheinwein zu holen, einen seltsamen Jahrgang.
»Und nun Schluß mit all den Dummheiten!« rief der Sänger aus. »Ein ernstes Wort. Daß du dich des armen Blank erbarmt hast, das soll dir ewig unvergessen bleiben! Daß du dich aber wie ein Vater Ellens annahmst, das wird dir Gott im Himmel persönlich danken! Dafür laß dich umarmen, bester aller Menschen!«
Pohl drückte Schwedenklee an seine Brust und küßte ihn. Beide hatten Tränen in den Augen.
Es war das erstemal, daß Schwedenklee von einem Mann geküßt worden war.