Horaz
Oden
Horaz

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9. An Lollius.

            Nur nicht gewähnet, künftig verhalle, was,
Erzeugt am fernhin brausenden Aufidus,
    Durch neu gewagte Kunst ich aussprach,
        Worte dem Saitengetön' vermählend.
Nicht, wenn vor allen hoch der Mäonier
Homerus ragt, darf Pindarus Muse sich,
    Und Ceas und Alcäus drohende,
        Und des Stesichorus ernste, bergen.
Nicht hat, was vormals scherzet Anakreon,
Vertilgt die Zeit; fort atmet die Liebe noch,
    Fort lebt die Inbrunst, hellem Spiel' einst
        Von der Äolerin anvertrauet.
Auch brannt' allein nicht für den gekräuselten
Liebkoser, Kleidern köstlich mit Gold geblümt,
    Und Königspompe staunend, Spartas
        Helena und dem Geleit der Diener.
Nicht Teukrus erst hat Rohr vom Cydonenhorn
Geschnellt; nicht einmal härmte sich Ilios;
    Nicht nur Idomeneus der große
        Kämpfte, noch Sthenelus nur, im Schlachtfeld
Des Musenloblieds würdiger Kampf; auch nicht
Hat mutig Hektor oder Deiphobus
    Der Held für keusche Fraun und Kinder
        Schreckliche Wunden zuerst erlitten.
Viel Tapfre lebten vor Agamemnon schon
Ruhmvoll; doch alle träumen sie unbeweint
    Und ungenannt in langer Nacht, weil
        Heiligen Sehergesangs sie mangeln.
Begrabner Trägheit wenig entfernet steht
Verhehlte Tugend. Nein, ich gestatte nicht,
    Daß deinem Schmuck mein Blatt verstumme,
        Oder so viel, was hervor du schufest,
Straflos umnagen, Lollius, neidische
Vergessenheiten. Dir ist ein Geist verliehn
    Voll Lebensklugheit und in guten
        Schickungen so wie in schlimmen aufrecht;
Trughafter Habsucht Rächer und nicht verlockt
Vom schnöden alles blendenden Goldesglanz,
    Und Konsul, nicht nur eines Jahres,
        Sondern so oft er, getreu und redlich
Urteilend, vorzog Gutes dem Nützlichen,
Mit hohem Antlitz Gaben der Freveler
    Abwies, und durch der Scharen Andrang
        Sich in den Waffen erhub, ein Sieger.
Nicht, wer sich vieles eignete, nennest du
Wahrhaft gesegnet; würdiger heißet dir
    Ein Mann des Segens, wer, was Götter
        Sendeten, weise genießt und dankbar,
Auch harte Armut wohl zu erdulden weiß,
Und mehr als Tod heilloses Verbrechen scheut,
    Nicht zagend auch, für traute Freunde
        Oder für Herd und Altar zu sterben.

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