Horaz
Oden
Horaz

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5. An Cäsar Augustus.

              Milder Götter Geschlecht, Romulus Volke du
Bester Hüter, entfernt weilst du zu lange schon;
Heimkehr ohne Verzug hast du dem Väterrat
        Angelobet; so kehre heim!
Segne wieder mit Licht, edeler Fürst, dein Land;
Denn sobald wie der Lenz heiter dein Angesicht
Zugelächelt dem Volk, fröhlicher eilt der Tag,
        Heller strahlt ihm der Sonnenschein.
Wie die Mutter den Sohn, welchen mit neidischem
Hauch der zögernde Süd jenseit karpathischer
Meereswogen bereits über des Jahres Frist
        Vom behaglichen Haus entfernt,
Fromm durch Ahnung und Flehn, fromm mit Gelübden ruft
Und vom krummen Gestad nimmer das Antlitz kehrt:
So mit bangem Gefühl inniger Zärtlichkeit
        Sucht dich, Cäsar, das Vaterland.
Denn nun wandelt der Stier sicher die Flur hindurch;
Ceres nähret die Flur segnend mit Fruchtbarkeit;
Durch friedliche Meer schweben die Segeler;
        Und untadlige Treue gilt.
Nicht schamlose Begier kränket ein keusches Haus;
Strenge Sitt' und Gesetz tilgte des Frevlers Schmach;
Vatergleiches Geschlecht ehret die Wöchnerin;
        Strafe folget der Schuld gesellt.
Wer scheut Parther und wer frostige Scythen nun?
Wer die gräßliche Brut, welche Germania
Aufzieht, weil unversehrt Cäsar uns lebt? o wen
        Schreckt iberische Kriegeswut?
Froh verlebet den Tag jeder auf eignen Höhn,
Und die Rebe zur Braut giebt er dem Witwerbaum:
Froh dann kehrt er zum Wein und bei dem festlichen
        Nachtisch preiset er dich als Gott.
Dich mit häufigem Flehn ehret er, dich mit Most,
Aus den Schalen gesprengt; und bei den Laren steht
Deine Gottheit, wie einst Gräcia Kastors Macht
        Dankbar weiht' und des Herkules.
Lang' anhaltende Fest' ach, in Hesperia
Schenk' uns, edeler Fürst! rufen wir, wann der Tag
Neu uns Nüchterne grüßt, rufen wir Trunkene,
        Wann im Meere die Sonne sich birgt.

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