Abbé Galiani
Briefe an Madame d'Epinay und andere Freunde in Paris 1769-1781
Abbé Galiani

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[100] An Frau von Epinay

(Antwort auf die Hühneraugenpflaster)

Neapel, den 19. Juni 1772

... Gatti ist seit mindestens vierzig Tagen von hier fort. Er hat mir niemals die geringste Nachricht von sich zukommen lassen, ebensowenig seine Mylady, mit der er reist. Ich wäre darüber erstaunt, wenn ich nicht meinen Mann kennte. Ich weiß tatsächlich nicht, ob er noch lebt oder tot ist. Ist er noch am Leben und kommt er nach Paris, so wird er Ihnen von mir erzählen. Meinetwegen soll er in Paris machen, was er will. Mich ärgert nur, daß hier seit seiner Abreise niemand mehr geimpft wurde; ich hatte das ja vorausgesehen. Ich liebe meine Heimat, ich fürchte die Häßlichkeit meiner Landsmänninnen; darum betrübt mich sein Fortgang.

Nun zu den Pflastern! Sie kommen in diesem Augenblick an. Ihre Wirksamkeit ist tatsächlich wunderbar, unbegreiflich. Acht Tage vor ihrem Eintreffen waren meine Hühneraugen wieder gut; ich hatte keine Schmerzen mehr. Obwohl ich also geheilt bin, habe ich mir soeben ein Pflaster aufgelegt; es tut mir scheußlich weh; ich schließe daraus, daß Ihre Pflaster besser von ferne wirken, als wenn man sie auflegt. Es sind schlechte örtliche und ausgezeichnete sympathetische Heilmittel. Nun, wie dem auch sei, ich werde Ihnen nächste Woche genaue Nachricht darüber geben.

Kein Brief von Ihnen zur Begleitung der Pflaster! Was machen Sie denn? Immer noch damit beschäftigt, aus Ihrem Sohn einen Schlagtot zu machen?...

Hat Grimm meine Antwort über die Art und Weise, wie er sich auf Reisen kleiden muß, erhalten? Harlekin, Schweizer Baron, muß sein Vorbild sein. Er muß große Taschen voll von Kleinodien haben; wie zum Beispiel: Leuchter, Rasierbecken, silberne Kochtöpfe usw.

Haben Sie mich lieb, lassen Sie sich's gut gehen. Ich lege Ihnen ans Herz, mich immer zu lieben und mir mein Geld wieder zu schaffen. Das ist das Gesetz und die Propheten.


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