Max Eyth
Im Strom unsrer Zeit. Dritter Teil. Meisterjahre
Max Eyth

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62.

Frankfurt a. M., den 28. Mai 1887.

Es ist Pfingsten – für andre Leute. Die Sonne lacht freundlich auf die Welt herab, die endlich grün geworden ist. Doch tut sie es diesmal nicht für mich. Die Ketten, die ich mir mit vieler Mühe geschmiedet habe, rasseln hinter mir her, heute wie gestern, morgen wie heute. Fast mein einziger Gedanke außerhalb des Frondienstes ist seit einiger Zeit: Geduld; nur noch wenige Tage Geduld!

Krauß und Poggendorff sind hier; wahrhaft treue Freunde. Ich glaube, sie sehen die Dinge noch, wie sie sind, und nicht durch den Nebel, der sie mir ins unförmliche vergrößert. Und sie sorgen förmlich mütterlich für mich, halten mir unnötige Leute vom Leib, sehen dazu, daß ich das Essen nicht vergesse und zur Zeit zu Bett komme. Schlafen machen können sie mich allerdings nicht.

Am Morgen sieht man von diesen Nächten zum Glück nichts mehr. Ich bin gesund, merkwürdigerweise, muß ich fast sagen. Das sollte Dir für die nächsten drei Wochen genügen, und genügt auch.


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