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Achte Familie: Taschenmäuse ( Saccomyida)

Vielleicht darf man den Wurfmäusen eine Nord- und Mittelamerika angehörige Unterordnung, die der Taschennager ( Saccomyida), anreihen. Es enthält diese Abtheilung sehr verschieden gestaltete, theilweise zierliche und hübsche, theilweise unschöne, in ihrem Wesen, ihren Sitten und Gewohnheiten wenig bekannte Nager, welche sich von allen übrigen dadurch unterscheiden, daß sie verschieden lange oder tiefe, von außen sich öffnende, innen mit kurzen Haaren ausgekleidete Backentaschen besitzen. Dieses eine Merkmal genügt, um die hierher zu zählenden Arten der Ordnung von allen Verwandten zu unterscheiden. Das Gebiß stimmt der Anzahl der Zähne nach mit dem der Eichhornnager wie der Stachelschweine überein und besteht außer den Nagezähnen in jedem Kiefer aus vier Backenzähnen mit geschlossenen und ungeschlossenen Wurzeln. Am Schädel, dessen Umriß mit dem Jochbogen fast viereckig erscheint, sind die Schläfenbeine außerordentlich entwickelt, und reicht das Jochbein vorn bis zu dem Thränenbeine; Schien- und Wadenbein sind verwachsen, die fünfzehigen Füße sämmtlich mit Krallen, und zwar die vorderen mit stärkeren als die hinteren bewehrt. Der Pelz besteht aus straffen oder steifen Grannen ohne Grundhaar.

siehe Bildunterschrift

Taschenspringer ( Dipodomys Philippii). ½ natürl. Größe.

Taschenmäuse ( Saccomyina) nennt man die Mitglieder der ersten Familie mit schlankem, zierlichem Leibe, verlängerten Hinterfüßen, langem Schwanze und spitziger Schnauze, Taschenspringmäuse ( Dipodomys) die Vertreter der hervorragendsten Sippe. In ihrer Gestalt ähneln letztere den Springmäusen; der Kopf ist groß, breit und platt, das Ohr abgerundet, die innere Zehe an allen Füßen verkümmert, aber mit einer Kralle bewehrt, der Schwanz so lang oder länger als der Körper, ganz, an der Spitze pinselartig behaart; die Vorderfüße zeichnen sich durch ihre Länge aus; das Gebiß enthält wurzellose Backenzähne.

 

Unter den wenigen bis jetzt unterschiedenen Arten dieser Sippe ist der Taschenspringer ( Dipodomys Philippii ) die bekannteste Art. Die Gesammtlänge beträgt ungefähr 30 Centim., wovon 17 Centim. auf den Schwanz kommen; das Weibchen ist um etwa 2 Centim. kürzer als das Männchen. Die Färbung erinnert an die der eigentlichen Springmäuse: der Kopf mit den Ohren, der Rücken und die Hinterschenkel sind lichtbraun, die Seiten, die Unterseite, ein Streifen, welcher über den Schenkeln nach dem Schwanze zu verläuft, ein zweiter, welcher sich von den Ohren herab nach den Schultern zieht, und endlich die Schwanzspitze sind weiß; an den Leibesseiten geht letztere Färbung in Gilblich über.

Soviel man bis jetzt weiß, beschränkt sich die Heimat dieses ebenso hübsch gefärbten wie lebendigen Thierchens auf Kalifornien. Hier lebt es in den ödesten und ärmsten Gegenden, auf Stellen, welche ein wüstenhaftes Gepräge zeigen und nur spärlich mit riesenhaften, wunderbar geformten Kaktusarten besetzt sind. Aus der kurzen Lebensschilderung, welche Audubon gibt, geht hervor, daß es in seinem Wesen und Betragen vielfach mit den Wüstenspringmäusen übereinstimmt. Es erscheint erst mit der Dämmerung außerhalb seiner Höhle und trippelt dann regelmäßig zwischen den Steinen umher, den Menschen weder kennend noch fürchtend. In seinem Wohngebiete bemerkt man außer den vielen Eidechsen und Schlangen kaum ein lebendes Wesen weiter, fragt sich daher mit Recht, wie es möglich ist, daß ein Säugethier sich ernähren kann. Höchst wahrscheinlich lebt der Taschenspringer ebenfalls von Samen, Wurzeln und Gräsern und kann, wie die meisten Wüstenspringmäuse, das Wasser längere Zeit vollständig entbehren oder begnügt sich mit den Thautröpfchen, welche sich des Nachts auf einzelnen Pflanzen niederschlagen. Ueber Fortpflanzung und Gefangenleben fehlen zur Zeit noch Beobachtungen.


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