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Graf Paul Yorck von Wartenburg, Italienisches Tagebuch.

(Hrsg. von Sigrid v.d. Schulenburg.) Darmstadt: Otto Reichl Verlag 1927. XX, 242 S.

Es ist durchaus keine reine Freude, über dieses Buch zu berichten. Unmöglich kann man den Verfasser schelten, der in Notizen, die er niemals für den Druck bestimmt hat, sich nach Art eines gewissenhaften deutschen Reisenden älteren Schlages Rechenschaft von einem vielmonatlichen Aufenthalt in Italien abgelegt hat. Und dem Herausgeber, der in einem maßvollen, sachlichen Vorwort alle denkbaren Einwände gegen diese Publikation vorwegzunehmen sucht, bestätigt man vielleicht nur sein innerstes Fühlen, wenn man feststellt, daß diese Aufzeichnungen doch eben nur an allzu seltenen Stellen ein mehr als privates Interesse haben. Wäre nicht die Person, die aus ihnen spricht, so besonders kultiviert und sympathisch, sie wären rundweg zurückzuweisen. Aber auch so wie sie sind, wird der unvoreingenommene Leser nur wenig Durchschlagendes in ihnen finden. Yorck von Wartenburg stand im Begriff, von den überlieferten Schablonen in der Anschauung Italiens sich zu befreien. Daß und wie er es tat, bekundet ein historisch und sachlich höchst interessanter Exkurs über die Mosaiken von Ravenna und Cefalu. Er ist aber auf diesem seinem neuen Wege zu schüchtern vorgedrungen, als daß heute – da die Erneuerung des Bildes von Italien, die ihm ahnte, längst sich vollzogen hat – sein Tagebuch noch viel zu bedeuten hätte. Das darf um so eher gesagt werden, als bereits Wartenburgs Briefwechsel mit Dilthey auffallend überschätzt worden ist, und die Publikation dieses Tagebuchs in einem Verlag, der dem Grafen Keyserling nahesteht, zu der Vermutung berechtigt, die neue feudale Schule im deutschen Feuilletonismus wolle Yorck von Wartenburg zu den Ihren rechnen. Das wäre aber ein Anspruch, der diesem besonnenen und vornehmen Dilettanten mehr Unrecht täte, als wäre nie ein Wort von seinem Nachlaß unter die Presse gekommen.


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