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III.

Erlauben Sie mir zu bemerken,« sprach eines Morgens Herr Shepherd zu dem Baronet, als er eine Zeitung ihm vorlegte: »daß die gegenwärtigen Umstände uns sehr günstig sind. Der Friede wird alle unsre reichen See-Offiziere an's Land bringen. Jeder braucht eine Heimath. Es könnte keine bessere Zeit geben, sich Miethleute zu wählen, sehr zahlungsfähige Miethleute. Mancher hat im Kriege ein schönes Glück gemacht. Wenn uns so ein reicher Admiral in den Weg käme –«

»Nun, er würde ein sehr glücklicher Mann sein,« erwiederte der Baronet, »das ist alles, was ich dazu sagen kann. Kellynch-Hall würde eine Prise für ihn sein, die köstlichste Prise von allen, und wenn er vorher auch noch so viele gemacht hätte. Nicht wahr, Shepherd?«

Shepherd lachte über diesen Witz, wie er wußte, daß es erwartet wurde, und fügte hinzu: »Ich wage die Bemerkung, daß mit den Herrn See-Offizieren sich in Geschäften gut auskommen läßt. Ich habe ein bischen Gelegenheit gehabt, ihre Art kennen zu lernen, und ich muß gestehen, daß sie sehr edle Gesinnungen haben, und wohl so gute Miethleute sein mögen, als sonst irgend Jemand. Ich wollte mir daher die Freiheit nehmen, die Bemerkung zu machen, wenn etwa das Gerücht von ihrem Vorhaben sich verbreiten sollte – was doch sehr möglich sein könnte, da wir ja wissen, wie schwer es ist, die Handlungen und Absichten eines Theiles der Menschen gegen die Aufmerksamkeit und Neugier Anderer zu bewahren – wer in Ansehen steht, muß nun einmahl dafür etwas tragen – ich zum Beispiel könnte meine Familienangelegenheiten verbergen, wie's mir beliebt, weil es Niemand der Mühe werth hält, mich zu beobachten; aber auf Sir Walter Elliot sind Augen gerichtet, welchen sich nicht leicht ausweichen läßt. Es sollte mich daher gar nicht Wunder nehmen, wenn bei aller unserer Vorsicht das Gerücht die Wahrheit ausbreitete, und da nun in einem solchen Falle ohne allen Zweifel Anfragen Statt finden würden, so sollte ich meinen, es möchte einer von unsern reichen See-Offizieren besonderer Aufmerksamkeit würdig sein, und ich erlaube mir, hinzu zu setzen, daß ich zu jeder Zeit in zwei Stunden hier sein kann, um Ihnen die Mühe einer Antwort zu ersparen.«

Der Baronet antwortete nur mit einem Kopfnicken. Bald nachher aber erhob er sich, und auf und nieder gehend, bemerkte er spöttisch: »Es sind wohl wenige unter diesen Herrn See-Offizieren, sollt' ich denken, die sich nicht mit Verwunderung in einem Hause wie dieses finden würden.«

»Ei ja, sie würden sich wohl umsehen, und ihr Glück segnen,« sprach Frau Clay, die auch zugegen war; denn ihr Vater hatte sie mitfahren lassen, weil für ihre Gesundheit nichts so wohlthätig war, als eine Fahrt nach Kellynch-Hall. »Aber ich bin ganz meines Vaters Meinung, ein Seemann würde ein sehr erwünschter Miethmann sein. Ich habe Gelegenheit gehabt, viel von ihrem Thun und Treiben kennen zu lernen, und von ihrer Freigebigkeit abgesehen, sind sie auch in allen Dingen so reinlich und sorgsam. Diese kostbaren Gemählde würden ganz sicher sein, wenn Sie die Bilder etwa hier lassen wollten. Es würde für alles in und außer dem Hause auf's Beste gesorgt werden, und die Gärten und Gesträuche würde man in der guten Ordnung erhalten, worin sie jetzt sind. Sie dürften nicht besorgt sein, Fräulein Elliot, daß ihr allerliebstes Blumengärtchen vernachläßigt würde.«

»Ich kann darüber nichts sagen,« erwiederte der Baronet kalt: »denn wofern ich mich auch bewegen ließe, mein Haus Jemanden zu überlassen, so bin ich doch noch gar nicht mit mir einig, welche Vorrechte ich damit verbinden würde. Ich habe nicht sonderlich viel Lust, einen Miethmann zu begünstigen. Der Park würde ihm freilich offen stehen, und wohl nur wenige See-Offziere, oder auch sonst Leute von irgend einer Art, würden je einen solchen Spaziergang gehabt haben; aber mit welchen Einschränkungen ich die Benutzung der Lustanlagen gestatten würde, das ist eine andre Frage. Ich würde es wohl nicht gern haben, daß meine Gebüsche immer zugänglich wären, und ich möchte meiner Tochter rathen, für ihren Blumengarten auch besorgt zu sein. In der That, ich habe wenig Lust, einem Miethmanne besondre Gunst zu beweisen, mag er Seemann oder Soldat sein.«

Nach einer kurzen Pause wagte Shepherd die Bemerkung: »In allen diesen Fällen bestehen gewisse herkömmliche Gebräuche, die alle Verhältnisse zwischen Gutsherrn und Pachter klar und unschwierig machen. Ihr Vortheil, gnädiger Herr, ist in sichern Händen. Verlassen Sie sich darauf, daß ich Sorge tragen werde, keinem Miethmanne mehr zu geben, als was ihm nach strengem Rechte zukommt. Ich erlaube mir die Bemerkung, daß Sie, gnädiger Herr, nicht halb so besorgt für ihr Eigenthum sein können, als ich es sein werde.«

»Die Seeleute,« hob Anna an, »haben so viel für uns gethan, daß sie wohl eben so großen Anspruch, als sonst irgend Jemand, auf alle Bequemlichkeiten und alle Vorrechte haben, die eine Heimath geben kann. Wir müssen wohl alle zugeben, daß die Seeleute sich die Bequemlichkeiten des Lebens mit schwerer Arbeit verdienen.«

»Sehr wahr! sehr wahr! Fräulein Anna hat ganz recht,« erwiederte Shepherd.

»O gewiß!« setzte seine Tochter hinzu.

»Der Stand hat seinen Nutzen,« bemerkte darauf der Baronet, »aber ich möchte doch nicht gern, daß Einer von meinen Freunden dazu gehörte.«

»Wirklich?« antwortete man mit einem Blicke der Ueberraschung.

»Ja, zwei Dinge sind mir anstößig dabei, zwei wichtige Einwendungen hab' ich dagegen. Für's Erste gibt dieses Gewerbe Anlaß, Leute von geringer Herkunft zu ungebührlicher Auszeichnung zu bringen, und Leuten Ehrenbezeigungen zu verschaffen, wovon sich ihre Vorältern nichts träumen ließen, und für's Andre reibt dieses Gewerbe die Jugendkraft der Menschen auf eine furchtbare Weise auf. Ein Seemann wird schneller alt, als sonst Jemand; ich habe das mein Lebelang bemerkt. Im Seedienst ist ein Mann in größerer Gefahr, durch das Emporkommen von Jemand beleidigt zu werden, mit dessen Vater sein Vater zu sprechen verschmäht haben würde, und auch frühzeitiger selber ein Gegenstand des Widerwillens zu werden, als in jedem andern Stande. Im vorigen Frühjahr war ich in London mit zwei Männern in Gesellschaft, die auffallende Beweise für meine Behauptung abgeben konnten. Der Eine war Lord St. Ives, dessen Vater, wie wir Alle wissen, ein hungriger Dorfpfarrer war; ich mußte ihm den Vorrang lassen, und einem gewissen Admiral Baldwin – ich kann nicht beschreiben, wie kläglich der aussah, ein Gesicht wie Mahogany, rauh und wild, lauter Linien und Runzeln – neun graue Härchen auf einer Seite und nichts als einen Klecks Puder auf dem Scheitel. ›Um's Himmels willen, wer ist der alte Mann?‹ fragte ich einen Freund, der neben mir stand. ›Alter Mann!‹ erwiederte er. ›Es ist Admiral Baldwin! Und wie alt schätzen Sie ihn?‹ ›Sechzig,‹ sagte ich, ›oder vielleicht zwei und sechzig.‹ ›Vierzig,‹ antwortete mein Freund, ›vierzig und nicht mehr.‹ Denken Sie sich mein Erstaunen! Nein, den Admiral Baldwin vergesse ich. nicht so leicht. Ich habe nie in einem so unglücklichen Beispiele gesehen, was das Seeleben thun kann. Aber so geht's mehr oder weniger Allen; sie werden hinausgestoßen, jeder Luft und jeder Witterung ausgesetzt, bis man sie nicht mehr ansehen kann. Schade, daß man sie nicht lieber gleich auf den Kopf schlägt, ehe sie so alt werden, als Admiral Baldwin.«

»Ei, das ist doch sehr strenge gesagt!« sprach Frau Clay. »Haben Sie doch ein Bischen Mitleid mit den armen, Leuten! Wir sind ja nicht alle hübsch geboren. Die See verschönert freilich nicht; Seeleute werden alt vor der Zeit, das hab' ich oft bemerkt, und verlieren früh das jugendliche Ansehen. Aber ist's denn nicht eben so bei vielen andern Gewerben, oder gar bei den meisten? Soldaten im Landkriege geht's nicht besser und selbst in ruhigern Berufsarten muß sich der Geist plagen und abmühen, wenn nicht der Leib, und dabei behält der Mensch selten das Ansehn, das er nach dem natürlichen Laufe der Zeit haben sollte. Der Rechtsgelehrte plackt sich und wird durch Sorgen aufgerieben; der Arzt ist zu allen Stunden auf und reiset bei jedem Wetter, und selbst der Geistliche« – sie schwieg einen Augenblick, erwägend, was für den Geistlichen paßte – »ja selbst der Geistliche muß, wie Sie wissen, ansteckende Kranke besuchen, seine Gesundheit und sein gutes Aussehen in einer vergifteten Atmosphäre daran wagen. Kurz, wie ich schon längst überzeugt gewesen bin, jeder Stand ist zwar an seinem Platze nöthig und ehrenvoll, aber nur denjenigen, die nicht genöthiget sind, einem Berufe zu folgen, die auf dem Lande eine regelmäßige Lebensordnung beobachten können, die Herren ihrer Zeit sind, nach ihrem Belieben sich beschäftigen und auf ihrem Eigenthum leben, nur ihnen allein fällt das Loos, meine ich, den Segen der Gesundheit und eines guten Aussehens auf's Längste zu bewahren. Ich kenne sonst keine Art von Leuten, die nicht etwas von ihrer angenehmen Bildung verlören, wenn sie nicht mehr ganz jung sind.«

Es hatte das Ansehen, als ob Herr Shepherd, bei seiner eifrigen Bemühung, dem Baronet einen See-Offizier zum Miethmann zu empfehlen, mit Sehergabe ausgerüstet gewesen wäre; denn die erste Nachfrage nach dem Landhause kam vom Admiral Croft, den er bald nachher bei der Gerichtsitzung in Taunton traf, und er hatte allerdings auch aus London von einem Geschäftführer des Admirals einen Wink erhalten. Nach dem Berichte, den er in Kellynch-Hall abzulegen sich beeilte, war Admiral Croft aus der Grafschaft Somerset, hatte sich ein hübsches Vermögen erworben, wünschte sich in seiner Heimath niederzulassen und war nach Taunton gekommen, um einige zu veräußernde Landgüter in jener Gegend anzusehen, die ihm aber nicht gefallen hatten. Bei der Gelegenheit war ihm denn zufällig zu Ohren gekommen, – Herr Shepherd hatte es ja voraus gesagt, des Baronet's Angelegenheiten ließen sich nicht geheim halten – daß Kellynch-Hall vielleicht zu haben wäre, und da ihm Shepherd's Verbindung mit dem Eigenthümer bekannt geworden war, so hatte er sich an ihn gewendet, um das Nähere zu erfahren, und bei einer ziemlich langen Unterredung ein so lebhaftes Verlangen nach dem Gute verrathen, als Jemand hegen konnte, der nur Beschreibungen davon erhalten hatte. Shepherd wollte nach Allem, was er bei der Gelegenheit gehört, sich überzeugt haben, daß der Admiral ein sehr zuverlässiger und aller Empfehlung würdiger Miethmann wär.

»Und wer ist Admiral Croft?« war des Bar0net's kalte, argwöhnische Frage.

Shepherd antwortete, der Admiral wäre von guter Herkunft, und nannte sein Stammhaus.

»Er ist Contre-Admiral von der weißen Flagge,« setzte Anna nach einer Pause hinzu. »Er war in der Schlacht bei Trafalgar, und seitdem in Indien, wo er, wie ich glaube, mehre Jahre gewesen ist.«

»Nun, dann ist sein Gesicht ohne Zweifel so pomeranzengelb, als Kragen und Aufschläge meiner Liverei, sprach der Baronet.

Shepherd versicherte schnell, Admiral Croft sähe sehr gesund, frisch und angenehm aus, zwar ein wenig gebräunt, doch gar nicht viel, wäre übrigens in seinen Gesinnungen und seinem Benehmen ein sehr gebildeter Mann, würde keine Schwierigkeiten über die Bedingungen machen; wünschte nur eine angenehme Wohnung, die er so bald als möglich beziehen könnte, wüßte recht gut, daß er für seine Bequemlichkeit zu bezahlen hätte, wüßte auch, wie viel ein völlig eingerichtetes Haus von solcher Bedeutung kosten könnte, würde sich auch nicht wundern wenn der Baronet mehr fordern wollte, hätte zwar wohl gewünscht, die grundherrlichen Rechte auch übernehmen zu können, machte sich aber nicht viel daraus; ginge zwar zu Zeiten mit einer Flinte auf's Feld, schösse aber nie – kurz ein recht feiner Mann.

Herr Shepherd war beredsam über den Gegenstand, und setzte alle dir häuslichen Umstände aus einander, die den Admiral zu einem sehr willkommenen Miethmann machten. Der Seemann war zwar verheirathet, aber ohne Kinder, und gerade einen solchen Mann mußte man haben. Ein Haus würde nie gut besorgt, wo keine Frau wäre, meinte Shepherd, und er wüßte nicht, sagte er, ob nicht das Hausgeräthe in eben so große Gefahr käme, wo keine Frau wäre, als wo es zu viele Kinder gäbe. Eine Hausfrau ohne Kinder war, nach seiner Versicherung, die beßte Bewahrerin des Hausrathes.

Der Rechtsmann hatte auch des Admirals Gemahlinn selber gesehen, die bei der ganzen Verhandlung zugegen gewesen war, »Eine recht beredsame, artige, kluge Frau schien sie zu sein,« setzte er hinzu. »Sie that mehr Fragen über das Haus, die Bedingungen und die Abgaben, als der Admiral selbst, und schien sich gut auf Geschäfte zu verstehen. Auch fand ich, gnädiger Herr, daß sie nicht ganz unbekannt hier in unsrer Gegend ist; sie ist nähmlich die Schwester eines Herrn, der einmahl in unsrer Nachbarschaft wohnte, die Schwester des Herrn, der vor einigen Jahren in Monkford sich aufhielt. Ei wie hieß er denn gleich? Ich kann mich nicht sogleich auf seinen Nahmen besinnen, und habe ihn doch erst vor Kurzem gehört. Liebe Penelope! kannst Du mich denn nicht auf den Nahmen von dem Herrn helfen, der in Monkford wohnte – der Bruder der Gemahlinn des Admirals?«

Frau Penelope Clay sprach so eifrig mit Fräulein Elisabeth, daß sie den Aufruf nicht vernahm.

»Ich begreife nicht, wen Sie meinen können, Shepherd,« hob der Baronet an. »Ich wüßte nicht, was für ein Herr in Monkford gewohnt hätte, seit dem alten Gouverneur Trent.«

»Ei das ist doch seltsam! Ich vergesse am Ende gar meinen eigenen Nahmen. Ich habe den Nahmen so gut gekannt; den Herrn selber so gut von Ansehn gekannt, wohl hundertmahl ihn gesehen, habe ihm auch einmahl meinen Rath gegeben – Es war eine Streitigkeit mit den Nachbarn – Die Bauern hatten sich an seinem Obstgarten vergriffen, Aepfel gestohlen, aber hinterher machte er alles in der Güte ab, gegen meinen Rath. Wunderlich, dass ich ihn vergessen kann!«

»Sie meinen wohl Herrn Wentworth?« sprach Anna nach einer Pause.

»Wentworth, ja das ist der Nahme!« antwortete Shepherd dankbar. »Herr Wentworth, der war's. Er hatte die Pfarre von Monkford auf zwei bis drei Jahre, wie Sie sich erinnern, gnädiger Herr; etwa um das Jahr 1805 kam er, glaub' ich. Sie müssen sich seiner erinnern.«

»Wentworth? O ja! Der Pfarrer in Monkford. Ich wurde nur irre, weil Sie von einem Herrn sprachen. Ich glaubte, Sie hätten einen Gutsbesitzer gemeint. Dieser Herr Wentworth war nicht von Familie, so viel ich mich erinnere, hatte nichts zu thun mit dem Hause Strafford. Es ist zu verwundern, wie die Nahmen von vielen adeligen Geschlechtern so gemein werden. Bekanntlich ist der Geschlechts- oder Stammnahme des englischen Adels häufig verschieden von dem Nahmen der adeligen Würde, oder des Lordstitels; wie z. B. Wentworth der Stammnahme des Lords Strafford ist. [ Anm.d.Übers.]«

Als Shepherd merkte, daß diese Verbindung die Familie Croft bei dem Baronet nicht empfehlen konnte, sprach er nicht weiter davon, und hob desto eifriger die Umstände hervor, welche unbestreitbar zu ihrem Vortheile waren; ihr Alter, ihre zahlreichen Glieder, ihren Reichthum, die hohe Meinung, die sie von Kellynch-Hall hatten, und ihren lebhaften Wunsch, das Landgut in Pacht zu nehmen; und nach Shepherd's Aeußerungen hielten sie es für das größte Glück, des Baronet's Miethleute zu sein; gewiß eine seltsame Neigung, wenn sich hätte voraussetzen lassen, daß sie mit des Baronet's Ansichten von den Pflichten eines Miethmannes bekannt gewesen wären.

Die Sache hatte indeß guten Fortgang, und wiewohl der Baronet immer mit ungünstigem Auge auf Jeden blicken mußte, der dieses Haus zu bewohnen sich vorsetzte, und selbst wenn er die höchsten Bedingungen hätte machen wollen, noch immer der Meinung war, daß sein Miethmann noch viel zu gut davon käme, wenn ihm auch die höchsten Bedingungen aufgelegt werden sollten, so ließ er sich doch am Ende bewegen, seinem Rechtsfreunde den Abschluß des Vertrages zu überlassen, und ihn zu ermächtigen, den Admiral in Taunton zu besuchen, und den Tag zur Besichtigung des Landgutes zu verabreden.

Der Baronet war nicht allzuweise, aber er besaß doch Weltkenntniß genug, um einzusehen, daß er nicht leicht einen untadelhafteren Miethmann, als Admiral Croft in jeder Hinsicht zu sein schien, finden könne. So viel sagte ihm sein Verstand, und seine Eitelkeit fand auch noch eine kleine Milderung in des Admirals Rang, der gerade hoch genug, aber doch nicht zu hoch war. »Ich habe mein Landhaus an den Admiral Croft vermiethet,« würde sehr gut lauten, weit besser, als an den Herrn N. N. – denn der Herr, weil es ihrer vielleicht ein halbes Dutzend andre gleiches Nahmens gibt, muß immer noch durch einen Zusatz erläutert werden. Ein Admiral verkündigt durch seinen Nahmen schon seine Wichtigkeit, und konnte doch einen Baronet nicht verkleinern. In allen ihren Verhandlungen mußte Sir Walter Elliot stets den Vorrang haben.

Ohne Besprechung mit Elisabeth konnte indeß nichts gethan werden; aber ihre Neigung zu einer Ortsveränderung war so lebhaft geworden, daß sie sich freute, als die Abreise bestimmt und ein Miethmann gefunden war. Sie sagte nicht ein Wort, um die Entscheidung aufzuhalten.

Shepherd erhielt unbeschränkte Vollmacht zum Abschlusse, und so bald es so weit gekommen war, erhob sich Anna, die sehr aufmerksam zugehört hatte, und ging hinaus, um im Freien ihre glühende Wange zu kühlen. Sie wandelte durch ihr liebes Wäldchen, und sprach mit einem leisen Seufzer: »Noch einige Monate, und er wandelt vielleicht hier!«



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