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Achtes Kapitel.
Hochzeit im Königshause

Wo ist auf Erden eine Braut
So gut, so hold, so rein wie diese?
Aus tausend Herzen jubelt's laut:
»Sei uns willkommen! Hoch Luise!«

Seit vierzehn Tagen weilten die Fiedlerschen Damen in der Hauptstadt, und erst allmählich hatte Gabriele sich in das dortige Leben hineingefunden, das anfangs verwirrend und betäubend auf sie gewirkt hatte. Weimar war ihr schon wie die Welt erschienen, eine Welt voll Schönheit und Geist, voll Leben und Bewegung, aber wie still und klein war es gegen das großartige Berlin, das schon damals 120 000 Einwohner zählte, und an dessen Verschönerung nun schon eine Reihe von Herrschern gearbeitet hatte. Die hohen Häuser, die vielen Paläste, das rege Treiben auf den Straßen, der Glanz der königlichen Theater, das riesige Königsschloß – das alles wollte mit einem anderen Maßstabe gemessen werden als die bescheidene Residenz an der Ilm, deren Bedeutung allein auf geistigem Gebiete lag. Auch die Menschen erschienen ihr lange nicht so liebenswürdig und umgänglich wie die gemütlichen Thüringer; die abweichende Mundart, das steifere, formvollere Benehmen muteten sie fremd an, und sie empfand oft ein Heimweh nach den gewohnten Verhältnissen.

Die Stadt füllte sich immer mehr mit Fremden aus aller Welt Enden, welche durch die bevorstehenden Feste herbeigezogen wurden; Frau v. Fiedler hatte daher ihre Wohnung in einem Privathause genommen, wo sie mehr Ruhe fand als in den überfüllten Gasthäusern. In einem bescheidenen Stübchen unter dem Dache wohnten einige Frauen, welche Gabrielens Aufmerksamkeit erregten, obgleich sie sich wenig blicken ließen. Nur an jedem Morgen verließen zwei Gestalten in tiefer Trauerkleidung das Haus, um sich nach der nahegelegenen katholischen Kirche zu begeben, offenbar Mutter und Tochter; die ältere trug einen dichten Schleier, doch lag in ihrer Haltung etwas Würdevolles und Vornehmes; die jüngere, ein liebliches Wesen, kaum so alt wie Gabriele, trippelte zierlich und anmutig mit gesenktem Blick neben der Mutter her, konnte es aber doch nicht lassen, auf dem Rückwege manchmal die schwarzen Augen aufzuschlagen und sich ein wenig in der Welt umzusehen. Von ihrer Wirtin erfuhren Fiedlers, daß die Einwohnerinnen Französinnen seien, welche vor einem Jahre hier eingezogen wären, in äußerster Anspruchslosigkeit lebten und sich schlechtweg Durand nennten. Die eine der jungen Damen müsse wohl fremd sein, denn sie sei fast niemals zu sehen.

Der Schleier des Geheimnisvollen, der diese Frauen umgab, reizte Gabrielens Neugier und Teilnahme; vielleicht waren es auch Flüchtlinge, die einmal bessere Tage gesehen hatten. Aus zufälligen Begegnungen auf der Treppe und gelegentlich gewechselten Worten hatte sich eine Art von Bekanntschaft mit der Jüngeren gebildet, und Gabriele war glücklich, als sie diese eines Abends bewogen hatte, bei ihr einzutreten und ihr, in Abwesenheit ihrer Mutter, ein Stündchen Gesellschaft zu leisten. Während die zierlichen Finger Margot Durands eifrig beschäftigt waren, künstliche Blumen aus Wachs und Stoff zu formen, plauderte sie mit französischer Lebhaftigkeit, und es hielt nicht schwer, sie zur Mitteilung ihrer Erlebnisse zu bringen. »Wir lebten so glücklich auf unserem Gut im schönen, sonnigen Süden,« erzählte sie, »als plötzlich der Sturm der Revolution über uns hinbrauste; in der ganzen Gegend erhoben sich die Bauern mit bewaffneter Hand; mein geliebter Papa, der sie beruhigen wollte, verlor dabei sein Leben. Voll Angst und Schrecken floh Mama mit uns, meiner Schwester Virginie und mir, nach Paris, um sich unter den Schutz ihres Bruders und ihrer Mutter zu stellen. Ach, wie schnell sollten diese Stützen zerbrechen! Der furchtbare Aufstand des zehnten August raubte meinem Onkel das Leben, bald danach warf man meine Großmutter ins Gefängnis, weil sie einen eidgetreuen Priester beherbergt hatte und sich von ihm die Messe lesen ließ. Glücklicherweise starb sie, ehe noch die Mörder Hand an ihr ehrwürdiges Haupt gelegt hatten. – Wieder flohen wir, diesmal nur von einer einzigen treuen Seele, unserer alten Juliette, begleitet; später gesellte sich noch ihr Sohn zu uns, der uns zuredete, uns nach Berlin zu wenden. Mama schenkte ihm volles Vertrauen und übergab ihm alles, was sie von ihrem Vermögen noch gerettet hatte – eines Morgens war er verschwunden, und unser Geld dazu, beide sollten wir niemals wiedersehen. Nun standen wir gänzlich mittellos in der fremden Stadt und hätten hungern müssen, hätte sich nicht Virginie der Wachsblumen erinnert, deren Anfertigung sie im Kloster erlernt hatte. Juliette, die hier Verwandte hat, suchte uns Abnehmer dafür, und zum Glück schienen sie den Berlinern sehr zu gefallen, wir haben viele Bestellungen und können wenigstens unser Leben fristen.«

»Arme, arme Margot!« sagte Gabriele mit Tränen des Mitgefühls in den Augen; »Sie sind noch so jung und haben schon so viel Jammer erlebt!«

»Ach, ich komme mir oft gar nicht mehr so jung vor!« erwiderte die andere seufzend; »wenn einem so viel schreckliche Bilder vor Augen stehen, wird man vor der Zeit alt! Und doch bin ich noch nicht so schlimm daran wie meine arme Mutter und meine Schwester! Mama wird in ihrem Leben nie wieder lachen und froh sein, sie hat zu Fürchterliches erfahren, und Virginie leidet nicht nur bitterlich unter dem rauhen, nordischen Klima, das sie ganz an das Zimmer fesselt, sie trägt noch einen besonderen Kummer im Herzen. Seit ihrer Kindheit war sie mit dem Enkel unseres Nachbars verlobt; seit ich denken kann, betrachtete man die beiden als ein Paar. Sie hoffte ihn in Paris zu finden – aber er war verschwunden, niemand wußte etwas von ihm, und sie betrauert auch ihn als einen Toten!«

Ehe Gabriele antworten konnte, wurde an die Tür geklopft; es war die alte Juliette, welche Margot zu ihrer Mutter rief. Die jungen Mädchen schieden mit herzlichem Gruß und sprachen die Hoffnung aus, einander bald wiederzusehen. Aber Madame Durand schien einen näheren Verkehr nicht zu wünschen, denn Margot ließ sich nicht wieder bei Fiedlers sehen, und wenn Gabriele sie auf der Treppe ansprechen wollte, warf jene alsbald einen scheuen Blick nach oben, als würde sie auf verbotenen Wegen ertappt, und huschte schnell hinauf. Gabriele aber mußte oft an Margots Erzählung denken; dies war ein neues Bild von dem unaussprechlichen Elende, welches die Revolution über Frankreich gebracht hatte! Wie achtungswert erschienen diese Damen, die sicher von vornehmer Herkunft waren und in reichen Verhältnissen gelebt hatten, und die hier für ihr tägliches Brot arbeiteten, statt sich, wie so viele andere, von ihren Standesgenossen ernähren zu lassen. Wer war tapferer, diese zarten Frauen – oder der Graf v. Malthême? Sollte er vielleicht etwas von Virginiens Verlobtem wissen? War es denkbar, daß er es selbst wäre? Der Gedanke, so abenteuerlich er auch war, verfolgte Gabriele unablässig und ließ ihr keine Ruhe. –

Je näher Weihnachten herankam, um so lebendiger wurde es in Berlin, und unter seinen Bewohnern machte sich eine steigende Aufregung bemerkbar; sollte doch der Heilige Abend nicht nur der königlichen Familie, sondern dem ganzen Lande, und in erster Linie der Hauptstadt, ein köstliches Christgeschenk bringen: eine künftige Landesmutter, von deren Schönheit, Liebenswürdigkeit und Güte man sich nicht genug erzählen konnte. Am einundzwanzigsten Dezember trafen die beiden fürstlichen Schwestern im Geleit ihrer Großmutter in Potsdam ein, wo sie von den verlobten Prinzen herzlich begrüßt und von der Bürgerschaft festlich empfangen wurden. Sechzehn Postillione bliesen ihnen in der Residenz des großen Friedrich den ersten Willkomm entgegen; berittene Scharen in den preußischen und mecklenburgischen Farben, darunter das Schlächtergewerk in braunen Röcken, goldenen Achselbändern, roten Atlaswesten und befiederten Tressenhüten, holten den Wagen mit den Bräuten ein. Als der frühe Abend hereinbrach, leuchteten alle Fenster in hellem Lichtschein auf, als wären es lauter glänzende Augen, welche die holden Erscheinungen mit frohem Lächeln begrüßten.

siehe Bildunterschrift

Beim Einzug der Kronprinzessin.

Hell und sonnig brach der folgende Tag an, man spürte nichts von winterlicher Kälte, der schöne Herbst mit seiner klaren Beleuchtung schien noch einmal zurückgekehrt zu sein. Welch ein buntes Gewimmel erfüllte die Straßen der Hauptstadt! Bis zum Dorfe Schöneberg war die jubelnde Volksmenge hinausgeströmt, um im Gefolge der Prinzessinnen zurückzufluten; Zünfte und Korporationen in ihren althergebrachten Kostümen, Bürgersöhne in altdeutscher Rittertracht und königliche Garden in höchster Gala waren in endloser Reihe aufgestellt und setzten sich an die Spitze des bräutlichen Zuges. Wie jugendlich und lieblich sahen die beiden Fürstinnen aus, denen man all diese Huldigungen entgegenbrachte! Wie gewann besonders Prinzessin Luise die Herzen des Volkes durch den seelenvollen Blick, die gütigen Worte, mit denen sie die verschiedenen Ansprachen erwiderte.

Ungestüm klopfte Gabrielens Herz, als sie endlich der geliebten Freundin ansichtig wurde; auf einer Tribüne, die unter den Linden, in nächster Nähe des mächtigen Triumphbogens, für auserwählte Zuschauer errichtet war, hatte sie schon stundenlang ihrem Erscheinen entgegengeharrt. Nun hielt endlich der goldene Galawagen ganz nahe an ihrem Platze still; sie sah, wie aus der Schar der vierzig Bürgertöchter, die in weißen Kleidern, mit grünen Kränzen im Haar, die Prinzessinnen erwarteten, ein anmutiges Kind hervortrat, um ein Festgedicht zu sprechen; wie Luise, dem raschen Zuge ihres bewegten Herzens folgend, sich zu der Kleinen niederbeugte, sie in ihre Arme schloß und küßte. Sie gewahrte deutlich den entsetzten Blick der Oberhofmeisterin bei diesem Verstoß gegen die strenge Etikette, aber auch die freudige Zustimmung auf den Gesichtern der Umstehenden, und sie blickte mit zärtlichem Stolz auf die junge Fürstin, deren warmherziges, rein menschliches Auftreten die Begeisterung von Tausenden erweckte, und die doch ihrem Herzen so nahestand und sie Freundin nannte.

Der König hatte befohlen, bei den Hochzeitsfeierlichkeiten seiner Söhne die Räume des Schlosses weit zu öffnen und so viele Zuschauer wie möglich einzulassen; er hätte am liebsten seine ganze Hauptstadt eingeladen, Zeuge der glücklichen Familienfeste zu sein, welche seinem Hause zwei holde Frauengestalten zuführten. Den Fiedlerschen Damen hatte man Plätze im Weißen Saale angewiesen, der an diesem Tage als Kapelle diente, wo sie dem feierlichen Vorgang in unmittelbarer Nähe beiwohnen konnten. Am 24. Dezember, um 6 Uhr abends, versammelten sich alle Prinzen und Prinzessinnen in den Gemächern der Königin, wo Prinzessin Luise, in schweren Silberbrokat gekleidet, mit der Diamantenkrone des Hausschatzes zur königlichen Braut geschmückt wurde. Von dort ging der Hochzeitszug nach dem Weißen Saale, in dessen Mitte sich der kostbare Thronhimmel von Purpursamt mit goldgestickten Kronen über dem Brautaltar erhob. Der Oberkonsistorialrat Sack, der den Kronprinzen getauft und konfirmiert hatte, traute das Brautpaar; in dem Augenblick, da er ihre Hände für Zeit und Ewigkeit zusammenfügte, erscholl im Lustgarten der Donner der Kanonen und verkündete der harrenden Menge, daß der Ehebund geschlossen sei, welcher nicht nur den beiden Verlobten, sondern dem ganzen Lande zum reichen Segen werden sollte.

Zwei Tage später erfolgte die Vermählung des Prinzen Ludwig mit Prinzessin Friederike, und man stritt sich unter den Zuschauern, welcher der beiden Bräute die Krone der Schönheit und Anmut gebühre. Aber wessen Blick nicht nur auf der Oberfläche haften blieb, der konnte nicht darüber im Zweifel sein, daß aus den Zügen der älteren Schwester die edlere, höher geartete Seele spreche, daß aus diesen blauen Augen ein tiefer angelegtes Gemüt hervorleuchte. Aus keinem Herzen vielleicht stiegen inbrünstigere Gebete für das Glück der Kronprinzessin empor als aus dem Gabrielens; sie liebte Luise mit tiefer, leidenschaftlicher Innigkeit, sie freute sich der allgemeinen Bewunderung, die jene erregte, und doch fühlte sich ihre Seele oft von unendlicher Wehmut beschlichen. Wenn sie ihre angebetete Freundin als strahlenden Mittelpunkt eines glänzenden, reich geschmückten Kreises sah, wenn sie beobachtete, wie alle Augen an ihr hingen, wie sich die Vornehmsten des Landes danach drängten, ein Wort, einen Blick von ihr zu erhaschen, dann fragte sie sich voll Traurigkeit: »Was kann ich ihr jetzt noch sein? Sie ist in den Kreis der Höchsten dieser Erde eingereiht, und ich bin nur ein verschwindender Punkt in dieser großen Welt – wie kann sie noch Teilnahme für mein kleines Leben behalten?« Dann traten ihr, inmitten der Entfaltung der größten irdischen Pracht und Herrlichkeit, die Tränen in die Augen, und sie sehnte sich hinweg aus diesem rauschenden Gewühl, in dem die Freundin alles und sie nichts bedeutete.

Als sie in später Nacht von einem glänzenden Ballfest bei der Königin zurückkehrten, strömte Gabriele alle diese Empfindungen in das Ohr ihrer Mutter aus. Frau v. Fiedler ließ sie ruhig ausreden und strich ihr nur mit sanfter Hand über die glänzenden Locken, welche durch keinen Puder entstellt wurden. »Mein geliebtes Kind,« sagte sie endlich in mildem Ton, »du erfährst nur, was wir Sterblichen alle lernen müssen: daß keine irdische Liebe ohne Leid ist, daß jedes starke Gefühl seine Schmerzen und Täuschungen in sich trägt, die wir hinnehmen müssen wie die Dornen an der duftigen Rose. Aber wie die Rose der schönste Schmuck des Sommers bleibt, ob auch manchmal ihr Dorn uns blutig ritzt, so bleibt die Liebe doch die höchste Zierde unseres Lebens, die zarteste Blüte unseres Gemüts, auch wenn wir manche Träne darum vergießen. Halte darum für alle Zeit fest, was du einmal mit warmem Gefühl ergriffen hast! Und noch eins mag dich trösten: auch eine Königin kann treue Freunde brauchen, auch für sie mag einmal eine Zeit kommen, wo es ihr ein Balsam ist, ihren Kummer an einer Freundesbrust auszuweinen. Möge Luise dich nicht vergebens rufen, wenn sie deiner bedarf.«

Es durchschauerte Gabriele bei diesen Worten – wieder erklang jene Prophezeiung von der Dornenkrone in ihrem jungen Herzen! Dennoch fühlte sie sich durch den Zuspruch der geliebten Mutter wunderbar erhoben und erneuerte im tiefsten Innern das Gelübde unwandelbarer Liebe und Treue, das sie einst der Freundin gegeben hatte. –

So ging das alte Jahr zu Ende, und als das neue begann, rüstete sich Frau v. Fiedler zur Heimreise. Wie sehnte sie sich nach den gewohnten Umgebungen, nach der Ruhe und Stille des eignen Hauses und regelmäßiger Tätigkeit! Gabriele teilte alle ihre Gefühle, sie schied ohne Bedauern von Berlin und den Freuden der großen Welt, die sie hier zum erstenmal gekostet hatte. Unter den Abschiedsbesuchen, welche die beiden Damen machten, war auch einer bei Frau v. Voß, der kronprinzlichen Oberhofmeisterin, mit der Frau v. Fiedler von früher her befreundet war. Die alte Dame hatte schon in ihrer Jugend dem preußischen Hofe angehört und drei Herrscher auf dem Königsthron gesehen; nach dem Tode ihres Gatten hatte sie sich auf ihre Güter zurückgezogen und geglaubt, ihr Leben liege abgeschlossen hinter ihr, als der dringende Wunsch Friedrich Wilhelms des Zweiten sie zur Hüterin höfischer Sitte in dem jungen Haushalt seines ältesten Sohnes bestellte. Wohl hatte sie sich anfangs gesträubt, die verantwortliche Stellung anzunehmen, aber ihr königlicher Freund wollte von keiner Weigerung wissen, und die unendliche Liebe und Hingebung, mit der sie von alters her an ihrem Königshause hing, hatte zuletzt alle Bedenken überwunden. Sie wohnte im kronprinzlichen Palais zu ebener Erde, und mit einem eigentümlichen Gefühl betrat Gabriele das Haus, in dem ihre geliebteste Freundin ihre Heimstätte gefunden hatte.

Die Oberhofmeisterin empfing ihre Gäste mit Herzlichkeit; halb träumend hörte das junge Mädchen dem Gespräch der beiden älteren Damen zu, das sich bald um die Kronprinzessin bewegte. »Ja, sie ist wirklich anbetungswürdig,« sagte Frau v. Voß, »so gut und reizend zugleich, und der Kronprinz ist ein so redlicher, vortrefflicher Mann, daß man ihm das seltene Glück einer solchen Ehe, den Besitz eines solchen Engels innig gönnen kann.«

Hier unterbrach ein eintretender Lakai die Unterhaltung mit der Meldung, daß Ihre Königliche Hoheit, die Kronprinzessin, Fräulein v. Fiedler zu sprechen wünsche. Welche Freude! Mit glühenden Wangen folgte Gabriele dem Diener und fand sich einige Minuten später von Luisens Armen umschlungen. Sie waren ganz allein; noch einmal fielen alle Unterschiede des Ranges, alle Formen der Etikette zu Boden, noch einmal waren sie nichts als zwei junge, warmherzige Wesen, die sich innig liebten und rückhaltlos vertrauten. Das waren glückliche Augenblicke, und diese kurze Stunde war die schönste und teuerste Erinnerung, die Gabriele aus ihrem Berliner Aufenthalt mitnahm.


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