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Meine Mutter, die du längst gestorben
Und im Grab die Ruhe dir erworben,
Hörst du nicht im Hauch des Abendwindes
Rufen dir die Stimme deines Kindes? –
Wissen möcht' ich, als du mich empfangen,
Trugest du nach mir ein Heimverlangen?
Warst du müde schon des Tages Lasten?
Wolltest einmal, du Entschwundene, rasten?
Deines Daseins letzte Frucht noch reifen,
Um das Leben alsdann abzustreifen?
Und indes ich fern des Lebens Warte
Stumm in dir der Auferstehung harrte:
Gingst du viel durch goldumsäumte Felder?
Trankst die Stille du verträumter Wälder,
Daß nach ihren Gründen ich begehre,
Als ob dorten meine Heimat wäre?
Ruhtest du an spiegelglatten Fluten?
Sahst die Sonne du im See verbluten?
Dachtest du an Gott und Ewigkeiten,
Daß ich lausche stets dem Puls der Zeiten?
Gingst in Wehmut auf und ab am Ufer?
Starbst in Demut, ein erschwiegener Rufer? –
Ja, sehr einsam bist du wohl gewesen!
Konntest nimmermehr davon genesen! –
Liebe Mutter, dein muß ich gedenken,
Wenn mich waldwärts meine Schritte lenken! -
Und ich weiß, du kannst mir Frieden schenken.