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Die tote Mutter

Sie ließ so früh mich schon allein,
Die Mutter, die ich nie gekannt!
Wo mag jetzt ihre Seele sein?
In welchem Land, an welchem Strand?

Die so mich ließ zurück, verwaist,
Wo mag sie wachen oder ruhn?
Begleitet mich ihr milder Geist,
Betrachtend mein verworrnes Tun?

Oft ist es mir, als wär' sie da,
Als könnt' ich ihre Seele schaun,
Als wär' ihr lichter Geist mir nah:
– Im Auge aller andern Fraun!

Als hätte sie, die müd' entflohn,
Zu ihrer Schwestern Schar gefleht:
Seid alle Mutter meinem Sohn,
Der sonst verwaist durchs Leben geht!

– – Mich dünkt, was sie erfleht, geschah!
Oft grüßt' mich meiner Mutter Geist,
Wenn tief ein Aug' in meines sah,
– Und niemals fühlt' ich mich verwaist! –

Franz Karl Ginzkey.