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Feldherren und andre Militärs.

(Vrgl. auch »Staatsoberhäupter.«)

M. v. Egidy:

Die Friedenstöne erzittern bereits in Millionen Herzen, an tausend Stellen; ihre Klangwellen durchdringen alles – sie erfassen auch den König. Ehe er selbst es gemeint und ehe die anderen es geglaubt, wandeln die Wellen den Kriegsherrn zum Friedensfürsten.

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Die wirklich christlichen Nationen können recht wohl untereinander Frieden halten. Wie mit einer derartigen Veredlung unseres Daseins unsere innere Glückseligkeit sich heben, unser äußeres Leben sich allseits wohlgestalten, was mit diesen beglückenden Zuständen alles aufhören wird, was jetzt uns kränkt, betrübt, schmerzt und woran wir gerechtes Ärgernis nehmen, ist für den unschwer auszudenken, der die Menschheit jetzt schon solcher Veredlung für fähig hält.

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Es ist gar nicht denkbar, daß die Folge eines Krieges die Aussöhnung der Völker ist – bis heut war der eben geschlossene Friede immer nur die Brutstätte neuer Kriege. Erst wenn die Völker die Folgen ihrer letzten Friedensschlüsse verwunden haben, hört der Kriegszustand auf, den der sogenannte Frieden geschaffen.

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Entweder sehen wir im Kriege ein Erfordernis für die Krafterhaltung in der Nation, für eine Bewahrung vor der Versumpfung, dann dürfen wir den anderen nicht bei jeder Gelegenheit versichern: mir wünschen Frieden, dauernden Frieden. Oder: wir sind uns unserer Fähigkeit bewußt, auch ohne Krieg »Männer« zu sein, sind unserer sicher, nicht zu versinken, dann dürfen wir nicht sagen: Im ewigen Frieden entmannt ein Volk, verweichlicht die Nation.

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Entweder erscheint uns der Krieg als etwas »Notwendiges«, dann dürfen wir ihn nicht als ein Übel bezeichnen; oder er erscheint uns als ein »Übel«, dann dürfen wir nicht an seine Notwendigkeit glauben. Der Christ anerkennt kein »notwendiges Übel«.

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Entweder sind wir überzeugt davon, daß die Nachbarnationen den Krieg anstreben, dann haben wir gar keine Verpflichtung, abzuwarten, bis es denen genehm ist, loszuschlagen; dann schlagen wir los, sobald es uns genehm ist – ich kann nicht finden, daß jedes Jahr länger solchen Friedens, wie wir ihn jetzt genießen, dem Vaterlande von Segen ist. Oder: wir trauen den maßgebenden Versicherungen der Nachbarstaaten, dann müssen auch unsere Vorkehrungen Frieden atmen.

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Mit dem richtigen Christentum ist Krieg unvereinbar, denn dasselbe macht nicht Halt an den Grenzen des Vaterlandes. Dieses Christentum verwertet das Evangelium auch im Verkehr der Völker unter einander.

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Der Schlachtenkrieg, zumal zwischen Kulturvölkern, ist eine überwundene Erscheinung in der Menschheitsentwicklung. Die Zukunft steht unter dem Zeichen des Friedens. Frieden heißt nicht: »kein Kampf mehr«, Frieden heißt: »kein Krieg mehr«. Kämpfen im Sinne eines edlen Wettstreits, im Sinne eines geistigen Ringens, im Sinne eines mutigen Strebens nach Vervollkommnung wollen wir. Unser Drang nach Entwicklung weist uns fühlbar darauf hin. Unterschiedlich gegen die Vergangenheit sollen nur die Waffen sein, mit denen wir kämpfen, und die den Begriff Krieg in jeglicher Fassung beseitigen. Nicht daß wir kämpfen, ist unserem Religions-Bewußtsein zuwider; daß wir uns bekämpfen, daß wir einer den anderen schädigen, kränken, vergewaltigen wollen, daß ein Volk das andere besiegen will – das streitet gegen den Gottesgedanken, wie wir ihn heute erfassen.

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Daß wir selbst nicht Krieg wünschen, beteuern wir bei jeder Gelegenheit. Die Nachbarn versichern dasselbe. Entweder trauen wir diesen Versicherungen, dann hindert uns nichts, den Frieden dementsprechend zu verwirklichen – heut leben wir nur im Waffenstillstand – oder: wir trauen diesen Versicherungen nicht, dann müssen wir uns umgehend Gewißheit verschaffen, wie wir mit den Nachbarn stehen. Der heutige Zustand ist einer vornehmen Nation unwürdig. Noch nichts ist geschehen, die Nachbarn von unserer Friedens-Absicht durch Thaten zu überzeugen. Erst wenn dahin abzielende Versuche ein versagendes Ergebnis gezeigt, dann erst dürfen wir sagen: der Nachbar will den Krieg. Dann aber fahren wir lieber heute dazwischen wie morgen.

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Si vis pacem para pacem. Einer muß anfangen. Der darf anfangen, der sich seiner Kraft am fühlbarsten bewußt ist; der muß anfangen, der mit bestem Gewissen sagen kann: nicht aus Furcht vor dem Kriege lege ich die Waffen nieder, sondern aus Liebe zum Frieden. Die Mannheit der Nation soll gewiß nicht verloren gehen; zu ihrer Übung aber bedarf es fürder nicht des Kriegs Handwerks, zu ihrer Bewährung nicht des Schlachtfelds.

General Foy:

Der Krieg ist eine Geißel der Welt. Nicht nur ist er dies, weil er während fast der halben Zeit jedes Jahrhunderts die Felder verwüstet, die Städte zerstört und die Bevölkerungen dezimiert, sondern auch, weil er uns unausweichlich die Last der stehenden Heere aufbürdet.

Garibaldi.

Ein Bund der europäischen Nationen muß durch Vertreter jedes Landes zusammengehalten werden, deren erster Ausspruch sein muß: »Der Krieg wird für unmöglich erklärt.« Die zweite Basis muß ein Gesetz sein, nach welchem alle Völkerstreitigkeiten durch den internationalen Kongreß geschlichtet werden. Auf diese Weise wird der Krieg – diese Geißel und Schmach der Menschheit – für immer ausgerottet werden. Dann wird natürlich auch die Notwendigkeit, eine bezahlte Armee zu erhalten, wegfallen, und es werden die Löhne des Volkes, welche jetzt unter dem erdichteten Namen von Patriotismus und Ruhm zur Schlachtbank geführt werden, wieder zu ihren Familien, auf den Acker und in die Werkstatt zurückkehren, um wieder zur Fruchtbarkeit und allgemeinen Verbesserung ihres Vaterlandes beizutragen.

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Der fortwährende Kriegszustand, in welchem Europa erhalten wird, zeigt nur zu deutlich, wie schlecht regiert es ist. Würde jede Nation auf natürliche und edle Weise regiert, so würde der Krieg aufhören und das Volk eins des anderen Rechte verstehen und achten lernen, ohne auf leidenschaftliche und selbstmörderische Weise zu den Waffen zu greifen.

Oberst Hugo v. Gizycki:

Erziehen wir doch erst einmal die Menschen darauf, daß alles das, was im Privatverkehr für gemein und nichtswürdig gilt, es im Verkehr der Staaten untereinander doppelt ist, daß ein Diplomat, der den Nachbarstaat betrügt, ein doppelter Betrüger ist, dann wird die öffentliche Meinung solche Leute brandmarken, der Betrug wird seltener werden, wird unter Leuten, die sich zu den anständigen rechnen, aufhören.

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Eine allgemeine Abrüstung wäre dringend zu wünschen, allein da die Völker resp. die Staaten sich durch Jahrtausende belogen, ist das gegenseitige Mißtrauen zu groß. Sicherlich aber würden durch die Erreichung einer höheren Kulturstufe die Kriege für alle Zeiten unmöglich gemacht werden. Was zunächst fehlt, ist: das internationale Rechtsgefühl. Trotz des hohen Alters der Menschheit befindet sie sich noch im Zustande der Kindheit. Ihre schwerste Kinderkrankheit ist der Krieg, – wir müssen und werden aber noch davon genesen!

General v. Goßler:

Vielleicht findet dereinst auch der einfache Gedanke Eingang, daß zwei Staaten eine feierliche, unkündbare Vereinbarung schließen können, daß sie während eines bestimmten Zeitraumes keinen Krieg mit einander führen (1894.)

Erzherzog Karl:

Wenn Schwache und Unfähige Macht haben und noch dazu träge oder leichtsinnig sind, so entscheiden sie sich leicht zum Kriege. Sie greifen nach dem Schwert, um den gordischen Knoten zu zerhauen, welchen aufzulösen sie nicht genug Einsicht und Beharrlichkeit haben.

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Vergleicht man das Resultat des glücklichsten Krieges mit den dazu aufgebotenen Mitteln, so zeigt sich, daß man meistens ein viel größeres mit geringerem Aufwand an Kraft, auf gelindern Wegen erreichen konnte.

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Der Krieg, sagt man, liegt in der Natur, sowie der Hang zum Bösen. Aber bezeichnet nicht der Sieg im fortwährenden Kampf über das Böse die Laufbahn der Tugendhaften? Und sollten wohl die Regenten eine andere gehen? Sollten sie nicht wenigstens bedacht sein, durch Bezähmung des feindseligen Hanges den Krieg zu vermeiden, statt ihn zu suchen?

Cajus Marius:

Die Gesetze schweigen beim Lärm der Waffen.

Moltke:

Wir bekennen uns offen zur vielfach verspotteten Idee eines allgemeinen europäischen Friedens. Ist nicht der ganze Gang der Weltgeschichte eine Annäherung zu jenem Frieden? Sahen wir nicht anfangs die Hand eines jeden wider jeden erhoben? Die Kriege werden immer seltener werden, weil sie übermäßig teuer geworden. Der Gedanke liegt nahe, die Milliarde, welche Europa jährlich sein Militärbudget kostet, die Millionen Männer im rüstigen Mannesalter, welche es ihren Geschäften entreißen muß, um sie für einen Kriegsfall zu erziehen, alle diese unermeßlichen Kräfte mehr und mehr produktiv zu nützen; sollte Europa, sei es in Jahrhunderten oder in Jahrzehnten, nicht die gegenseitige Entwaffnung erleben?

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Die größte Wohlthat im Kriege ist die schnelle Beendigung des Krieges.

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Der siegreichste Krieg ist ein Unglück, und nicht bloß für den Besiegten, sondern auch für den Sieger.

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Alles hängt an dem Entschluß eines unschlüssigen Mannes, der die nationalen Leidenschaften fortwährend stachelt, in einer Weise rüstet, daß das Land das Budget auf die Dauer nicht ertragen kann, der nicht abrüsten kann, ohne in der öffentlichen Meinung, besonders der Armee, zu Grunde zu gehen, und der diese Armee auf die Schlachtbank führen muß, um sie wieder los zu werden.

Prinz Peter von Oldenburg:

Die Friedensfreunde haben den allmächtigen Gott und die ganze leidende Menschheit für sich. Die unwiderstehliche Kraft der Wahrheit wird den Sieg davontragen über die materielle Stärke.

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Es gehört Mut dazu, in den Krieg zu ziehen, mehr Mut, ihn zu vermeiden, noch mehr, ihn abzuschaffen.

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Ich glaube, im Namen Europas reden zu können, wenn ich behaupte, daß die ganze Welt nach Frieden lechzt. Dieses Wort würde in allen Weltteilen ungeheuren Anklang finden und die Gegner des Friedens würden sich in einer verhängnisvollen Vereinzelung befinden.

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Ich gehöre zu den eifrigsten Verehrern des Friedens und betrachte den Krieg als eine Geißel des Menschengeschlechts, unverträglich mit der Zivilisation, und jeden wahren Fortschritt unmöglich machend.

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Möge es mir erlaubt sein, den sehnlichsten Wunsch meines Herzens auszusprechen, im Hinblick auf Gott und die Ewigkeit: Einverständnis sämtlicher Regierungen im Interesse des Friedens und der Menschheit. Möge er anbrechen, der glückliche Tag, wo man wird sagen können: »Der Krieg zwischen zivilisierten Völkern ist abgeschafft.«

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Die Wurzel des Bösen, die höchste Potenz der Sünde – den Krieg en principe muß man abschaffen, denn nie wird eine dauernde Wohlfahrt auf Erden begründet werden, so lange als die Regierungen dem Christentum zuwider handeln und die wahre Zivilisation nicht aufkommen lassen. Worin besteht nach den Begriffen des Rechts der Civis? Im Befolgen der Gesetze. Aber der Krieg ist eine Auflösung des gesetzlichen Zustandes, also die Verleugnung der Zivilisation. Unter den gegenwärtigen Verhältnissen ist die Zivilisation nur eine Illusion.

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Mag die Abschaffung des Krieges auch von vielen in das Reich der Märchen gezählt werden, so habe ich dennoch den Mut, zu glauben, daß darin das einzige Mittel ist, die Gesellschaft zu retten und den Staat von dem Krebsschaden zu heilen, der gegenwärtig seine Vervollkommnung verhindert, vielmehr, durch Verminderung des Kriegs-Budgets, demselben folgende Mittel zu seiner innern Ausbildung und Wohlfahrt zu verschaffen:

  1. Verringerung der Steuern,
  2. Verbesserung des Unterrichts, Förderung von Wissenschaft und Kunst,
  3. Erhöhung der Gehalte, besonders der Lehrer und Geistlichen,
  4. Verbesserung der Lage der arbeitenden Klasse,
  5. Fürsorge für wohlthätige Zwecke.

Die Verwirklichung einer so erhabenen, echt christlichen und humanen Idee, direkt ausgehend von zwei mächtigen Monarchen, wäre der glorreichste Sieg über das Prinzip des Bösen; eine neue Ära des Segens würde beginnen, ein Jubelruf würde durch das Weltall dringen und bei den Engeln im Himmel einen Widerhall finden.

Oberst Tscheng-ki-tong:

Wir hassen von ganzer Seele alles, was in irgend einer Weise den Frieden bedroht und die Kampflust in der ohnehin unvollkommenen Seele des Menschen erregt. Wozu brauchen wir die von so mancher Mutter verwünschten Kriege, und welchem Ideale könnte uns die Hoffnung näher bringen, unsere 400 Millionen Einwohner eines Tages mit Flinten bewaffnet zu sehen? Den nationalen Reichtum von seinen natürlichen Bahnen, die ihm der gesunde Menschenverstand vorgezeichnet hat, abzulenken, um ihn nachher dazu beitragen zu lassen, alle jene Leiden hervorzubringen, welche sowohl aus dem Gebrauch, als aus dem Mißbrauch der Gewalt entstehen, heißt nach meiner Ansicht sich erniedrigen und in Verfall geraten. Wir werden in dem Militarismus niemals ein zivilisatorisches Element sehen. Im Gegenteil, wir sind überzeugt, daß er die Rückkehr zur Barbarei bedeutet.

General Türr:

Das Schiedsgericht ist in die Welt gepflanzt worden und es wird zu einem Baume werden, unter dessen Schatten es den Nationen endlich ermöglicht sein wird, in Frieden zu lagern.


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