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Der Geschütze Blinken.

Seht ihr der Geschütze Blinken
Dort im roten Abendlicht?
Eh' die Sonne noch will sinken,
Fühlt sie edlen Dankes Pflicht.

Denn zu Grabe wird getragen,
Der ein Held im Kampfe war, –
Und der mutig sich geschlagen,
Schläft nun still auf dunkler Bahr'.

Welch ein glänzendes Geleite!
Fürst und Volk umsteh'n die Gruft;
Und das Vaterland, das weite,
Dankt mit Wort und Blumenduft.

Kränze, Reden, Reden, Kränze,
Hoher Thaten stolzer Preis:
»Der uns starb im Hoffnungslenze,
Ihm gebührt ein Lorbeerreis.

Kameraden, seine Stimme
Klingt uns mächtig noch im Ohr,
Wenn er sich im Schlachtengrimme
Heißen Kampfes Ziel erkor.

Kameraden, die Devise
Seines Muts ist euch bekannt;
Schöner keine doch wie diese:
Gott und Fürst und Vaterland!

Laßt sie thatenzeugend leuchten
Auch in eurer stolzen Brust,
Daß aus euren thränenfeuchten
Blicken blitze Kampfeslust!«

»Amen!« – dumpf erdröhnt die Scholle,
Dumpf der Salven letzter Ruf,
Und ins junge Gras, ins volle,
Gräbt sich des Chargierers Huf.

Und die Mutter bricht zusammen,
Thränensatt ist ihre Qual;
Der Geschütze letztes Flammen
Weckt den Groll mit einem Mal.

Trost will ihr der Obrist spenden:
»Weib, sei stolz auf diesen Sohn!« –
»Stolz!« sie muß sich seufzend wenden,
»Stolz!« – da schwillt der Stimme Ton:

»Stolz! das mag die Eitle trösten,
Rafft den Gram der Blinden fort; –
Doch den tiefsten Schmerz, den größten,
Lindert nicht dies kalte Wort.

Mutter war ich eines Sohnes,
Der der Söhne bester war;
Doch nicht Blutsold eures Thrones
Sollt' er sein, den ich gebar.

Frech ward dieser Krieg beschworen,
Eines Einz'gen Wahngelüst; –
Doch den Massenmörder, Thoren,
Schleppt ihr nicht zum Blutgerüst!

Nicht so frevlem Spiel verpflichtet
War, dem eure Thräne rinnt; –
Mir ist meine Welt vernichtet,
Meine Welt, mein einzig Kind!« – –

Und der Zeitgeist, mein Begleiter,
Hämisch lächelt er mir zu:
»Ei, so manchen braven Streiter
Deckt, wie den, des Grabes Ruh'.

Lausche der beredten Zunge,
Die dir die Komödie spricht! –
Wohl, du lauschest, blöder Junge,
Aber du verstehst sie nicht!

Dort des Heldenpferds Gewieher,
Hier der Mutter wilder Schmerz;
»Karrenzieher! Karrenzieher!«
Immer ist's der gleiche Scherz!

Karrenzieher sind sie alle,
Der aus Wahnwitz, der aus Not, –
Götter in der Mäusefalle!
Und Befreier ist der Tod!«

Karl Maria Heidt.


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