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Dem Kriege Krieg!

Dem Kriege Krieg! Gewalt'ger will ertönen
Der Völkerschrei, der niemals völlig schwieg,
Der statt zum Streit uns aufruft zum Versöhnen,
Der lauter hallt als der Geschütze Dröhnen:
Dem Kriege Krieg!

In Fesseln lag der Wahrheit Strom gebunden,
Doch mächt'ger ward die Flut, sie stieg und stieg;
Die stets den Pfad durch Wehr und Damm gefunden,
Sie wird auch jetzt unhemmbar sich bekunden – –
Dem Kriege Krieg!

Wo wär' ein Herz so felsenhart hienieden,
Daß es nicht freud'ger in dem Glauben schlüg':
Der Menschheit sei die Feindschaft nicht beschieden
Als höchstes Los, nein, Freiheit, Glück und Frieden,
Drum: Krieg dem Krieg!

Und bot der Kriege uns im Süd und Norden
Nicht dies Jahrhundert, ach, schon überg'nug?!
Es zeigte sich so reich an Massenmorden,
Ein Tigerheer wär' ihrer satt geworden – –
Drum: Krieg dem Krieg!

Wir mußten starren Auges, bebend schauen
Unsäglich' Leid in höllischstem Gefüg':
Zerstampfte Äcker, blutgetränkte Auen,
Verbrannte Hütten, Jammer rings und Grauen – –
Drum: Krieg dem Krieg!

Wir haben eine Welt von Weh getragen,
Wie auf den Schultern sie kein Atlas trüg',
Ein Thränenmeer aufwühlten unsere Klagen – –
Und sollten vor dem letzten Kampf wir zagen?!
Nein! Krieg dem Krieg!

Ob auch der Zorn uns droht der Erdengötter,
Glaubt nicht, daß uns're Sache unterlieg'!
Ob auch der gift'ge Hohn uns trifft der Spötter:
Im Volke selbst entsteht dem Volk ein Retter – –
Dem Kriege Krieg!

Zum Pfluge runde sich des Schwertes Eisen,
Zur Sonne auf das weiße Banner flieg'!
Nicht blut'gen Ruhm mehr mag der Barde preisen;
Sein Sang erschall' in menschlicheren Weisen:
Dem Kriege Krieg!

Dem Kriege Krieg! Aus Millionen Herzen
Zum Himmel steigt Gebet für unsern Sieg!
Entringt euch selbst den selbstgeschaffnen Schmerzen,
Dem Bruderbunde zündet Weihekerzen –
Auf, Krieg dem Krieg!

Richard Schmidt-Cabanis.


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