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Vorschlag zu einer neuen Parole.
»Dem Kriege Krieg!« Wann werdet ihr ermüden,
Zu rufen, was wir schon so oft gehört!
Nun laßt uns rufen mal: »
Dem Frieden Frieden!«
Daß endlich bleib' der Frieden ungestört.
Der Frieden sei sich selber mal beschieden,
Den leider er so schmerzlich lang entbehrt.
Krieg mag dem Kriege gut sein, doch ein richt'ger
Und langer Frieden ist dem Frieden wicht'ger.
Schreit nicht: Dem Kriege Krieg! Um Gottes willen,
Laßt schlummern ihn, so lang er schlummern mag!
Ihr werdet Mars noch aus dem Schlafe brüllen,
Ihn, der nie lang in Morpheus' Armen lag.
Und wollt ihr schreien, nun, so schreit im Stillen,
Damit nicht wieder bald erscheint der Tag,
Wo unerwartet mit gewalt'gem Tosen
Der Krieg, erwacht, herauskriecht aus den Posen.
Dem Frieden Frieden! Nur ihn nicht beläst'gen
Mit Phrasen über Krieg und Kriegsgeschrei,
Man führt schon mit dem ewigen Befest'gen
Dem Frieden allerlei Gefahr herbei.
Verbessert nicht so viel an seinem Nestchen,
Damit es endlich mal bewohnbar sei,
Denn, wenn ihr nicht entschließt euch, es zu schonen,
So kann der Frieden nie es trockenwohnen.
Auch wenn zu seinem Schutz so viel Soldaten
Man aufstellt, daß voll Angst der Nachbar schwitzt,
So schadet das dem Frieden. Laßt euch raten,
Der Frieden wird ja viel zu viel beschützt,
Laßt ihn in Frieden, werte Potentaten,
Ich weiß, daß dieses ihm am meisten nützt.
Sonst heißt es bald im Norden und im Süden,
Im Osten und im Westen:
Krieg dem Frieden!
Julius Stettenheim.
(Aus »Wippchen.«)