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Der Menschheit Kron' und Stern.

Daß bitt're Armut, Not und Leibesqualen,
Daß jedes Übel, selbstverschuldet oder
Von blindem Element erbarmungslos
Dem Menschen angethan, die Vorsehung
Zum Heil noch wenden kann – wer wüßt' es nicht?
Daß auch der Krieg, der männermordende,
In schwüle Zeit Erfrischung bringen kann,
Gewittergleich, und Kräfte wecken, die
Dem Schlummer in der Menschenbrust verfielen –
Wer wüßt' es nicht? Und dennoch steuern wir
Der Not, dem Leiden und jedwedem Übel
Und kämpfen siegreich gegen tück'sche Krankheit,
Soweit es Kunst und Wissenschaft vermögen;
Entreißen selbst dem Blitz die Todespfeile
Und atmen auf, wenn ohne Hagelschauer
Ein Regenstrom die dürren Auen tränkt.
Und nur des Krieges Schrecken, die der Mensch
Aus freier Wahl dem Menschen selbst bereitet,
Die wollten wir allein nur nicht bekämpfen
Mit allen Waffen, die Vernunft und Menschlichkeit
Den Guten aller Zonen hat verliehen?
O laßt uns nimmer doch dem Wahne fröhnen,
Daß das Unmenschliche geschehen müsse:
Daß nur durch Brudermord die Welt bestehe.
O laßt uns glauben, glauben, daß uns doch
Ein Tag des Heiles – einst und bald – beschieden:
Der Menschheit Kron' und Stern, der Völkerfrieden!

Otto Sutermeister.