Deutsche Balladen
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Der Tod beim Hochzeitstanz

(Otto Heinrich Graf von Loeben, 1786 – 1825)

        Zur Hochzeit ward gefahren
nach einer Stadt am Rhein;
die Braut war jung an Jahren,
doch nicht von Herzen rein;
das Spiel, der Tanz nahm nie ein End,
das Sausen und das Brausen
sich weder legt noch wendt.

Die Braut in Feierkleidern
saß über Tag und Nacht
vor Fiedlern, Narren und Schneidern:
ward nicht an Gott gedacht.
Der Bräutgam ließ sein Geschäft;
das Gesind schwänzt hin und wieder;
den Gästen schwanden ihre Kräfr'.

Nun waren sie just beim Tanze,
die Braut hoffärtig spricht:
Von meinem Myrtenkranze
kehrt sich mein Angesicht;
mein Antlitz und das ist so rot,
die grünen Blätter sind welke,
neue Blumen mir tun not!

Da trat der Tod nun eben
mit Sens' und Stundenglas herein:
»Frische Blumen dir will ich geben,
die sollen auf deinem Grabe sein.
Dein Stündleich ist gelaufen ab,
hast deine Ehr' verjubelt,
mußt in das kühle Grab!

Du lebtest hoch in Freuden
und kanntest keinen Schmerz,
die Welt lag golden und seiden
vor deinem reinen Herz.
Ach! hättest du geliebet treu,
du wärst es nun zufrieden,
daß mit dem Fest deine Frist vorbei.«

Es schwang die Braut behende
aus Tanz und Spiel heraus,
er gab ihr beide Hände,
er nahm sie mit sich in sein Haus.
Sie mußte tanzen atemlos,
da lag sie nun im Kühlen –
tief ist der Erde Schoß.

 


 


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