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Johann Georg Scheffner (1736-1820)

Die Jungfernschaft

(Gekürzt)

Nachwelt, vernimm mein Lied! Es preist
Das feinste Kleinod keuscher Musen!
Apoll – doch nein: stärk dich, mein Geist,
Durch Blicke auf die schönsten Busen
Und greif zur Leier! – Mein Gesang
Preist stolz den Erbschmuck junger Schönen
Und wünscht sich aller Mädchen Dank,
Die noch der Unschuld Myrten krönen!

O Gut, für das die Lüsternheit
Im Rausch oft hundert Welten gäbe.
Dich sing ich, Preis der Zärtlichkeit,
Dich, ersten Keim der Ehstandsrebe,
Dich Gut, das einmal nur ergetzt.
Das Amors Sieg kränzt und vollendet.
Für das, schon künstlich oft ersetzt,
Der Dumme doch noch Geld verschwendet:

Dich Kleinod, oft schlecht angebracht
Und oft im Entrechat verschwunden,
Bei allen Mädchen zwar gedacht,
Bei vierzehnjährigen kaum gefunden;
O Gabe, die die Klerisei
Gern statt des ersten Beichtgelds nähme,
Die jeder Mann wie Weibertreu
Sodann zum Brautschatz mitbekäme:

Du Pol von seltner Anzugskraft,
Nach dem sich alle Nadeln wenden –
Heil dir, kranzwürdige Jungfernschaft,
Heil dir an allen Erdkreisenden!
O Mädchen, lernt des Kleinods Wert,
Lernt mit der Myrtenkrone geizen,
Doch nicht zu lang, sonst fällt ihr Wert
Und ihre Kraft, zum Kauf zu reizen!


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