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In meinem Stübchen unter Glas
Prangt ein herrlicher Goethe
en face.
Sein großer Blick durchsonnt das Zimmer
Wie Erdenlust und olympischer Schimmer.
Nun war mal ein rechter Jubeltag;
Ich und mein Schatz, wir hielten Gelag,
Schenkten den schäumenden Franzen-Wein
Eins dem andern mit Singen ein,
Kehrten oberst zu Unterst die Stuben –
Führten uns auf wie närrische Buben.
Kam die dritte Flasche dran –
Plautz! den Stöpsel halte, wer kann.
Und ein dicker Strahl Champagnerwein
Dem Goethe – pscht! – ins Gesicht hinein! –
Wir schwiegen beide und fühlten beklommen:
Hat er uns das wohl übelgenommen? –
Da lacht er mit seinen zwei Sonnen darein:
Und ihr wollt
Goethekenner sein?!
Bitte, bitte soll ich sagen,
Um ein Küßchen zu erlangen?
Meinen Stolz willst du versuchen,
Allerlistigste der Schlangen.
Schnippisch trotzt das rote Mündchen,
Das so oft zum Kuß bereit war,
Und vermeint: es abzuküssen,
Dies mein Recht sei höchst bestreitbar,
Nur durch stumme Unterwerfung
Würd ich wert so hohen Lohnes –
So versichert sie mich ernsten,
Schalkhaft-würdevollen Tones.
Und du glaubst, ich würde bitten?
Meine heilge Manneswürde,
Denkst du, könnte ruhig tragen
Solcher feigen Knechtschaft Bürde?
Mann bin ich und dein Gebieter,
Und der Macht geziemt kein Bitten,
Doch ein Recht zu rauben hat sie.
Ihr gehört, was sie erstritten,
Und – geraubt schon ist ein Küßchen – –
Nun, dein Sträuben, sag, wo bliebs denn?
Und sie haucht: »Ach, die geraubten
Küsse geb ich dir am liebsten!«