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Aber dem Lausus zu helfen ermahnt die göttliche Schwester, | ||
440 | Turnus, dich, der das Heer im geflügelten Wagen durchrollet. Als die Genossen er sah: Nun räumt mir alle das Schlachtfeld! Laßt mich allein mit Pallas zum Kampf! mir allein ist des Pallas Seele bestimmt! O ich wünschte, daß selbst anschaute sein Vater, Ruft er; da wichen sofort aus befohlenem Raum die Genossen. |
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445 |
Über der Rutuler Gehn und den stolzen Befehl sich verwundernd, Mich wird ehren entweder gewonnene Rüstung des Feldherrn, |
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450 | Oder ein rühmlicher Tod. Auf beides gefaßt ist der Vater. Hemme das Drohn! – So sprach er und trat in die Mitte des Feldes; Eiskalt schoß zu dem Herzen das Blut den arkadischen Kriegern. Turnus sprang von dem Wagen herab und näher zu Fuß ihm Wandelt er. So wie der Leu, der von ragender Warte des Felsens |
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455 | Fern im Gefilde den Stier sich dem Kampf vorüben gesehen, Schnell ihn ereilt: so war auch des kommenden Turnus Erscheinung. Als ihn erreichbar er glaubte dem Schwung des gesendeten Speeres, Vor drang Pallas zuerst, ob vielleicht Glück fördre die Kühnheit Ungleich wagender Kraft, und er ruft zum erhabenen Äther: |
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460 |
Beim gastfreundlichen Tisch, den der Vater dir Fremdlinge darbot, Hoch vernahm den Jüngling der Gott und den schwellenden Seufzer |
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465 | Zwängt' er in innerster Brust; es entrolleten eitele Thränen. Jetzo begann zu dem Sohne mit freundlichen Worten der Vater: Fest steht jedem sein Tag; nur kurz ist und unersetzlich |
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470 | Sanken der Göttersöhne so viel; ja selber Sarpedon Sank zugleich, mein teures Geschlecht. Auch rufet den Turnus Sein Schicksal; er erreichte das Ziel des gegebenen Alters. Sprach's und wandte die Augen hinweg von den Rutulerfeldern. |
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475 | Und der gehöhleten Scheid' entreißt er die funkelnde Klinge. Jener im Flug, wo der Schulter die obere Rüstung emporsteigt, Stürmet hinein, und, Bahn durch den Rand des Schildes sich brechend, Streift er zuletzt auch ein wenig vom mächtigen Leibe des Turnus. Jetzt hob Turnus den Schaft mit spitz vorstarrendem Eisen, |
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480 | Wog ihn lang' auf Pallas und schnellete, also beginnend:
Schau nunmehr, ob vielleicht durchdringender unser Geschoß sei! |
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485 | Drang durch des Panzers Verzug und bohrt' in die ragende Brust sich. Jener rafft sich umsonst das heiße Geschoß aus der Wunde; Gleich und desselbigen Weges erfolgt mit dem Blute der Odem. Ach er stürzt' auf die Wund'; ihn umtönt die rasselnde Rüstung; Feindliches Erdreich knirscht der Sterbende, blutigen Mundes. |
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490 | Über ihm steht nun Turnus genaht:
Arkader, hört, beginnt er, und bringt mein Wort dem Euander, |
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495 | Gastfreundschaft! – So sprach er und links mit dem Fuß dem entseelten Trat er den Leib, und raubt' ihm die Last des gewaltigen Gurtes Und das geprägete Gräul: wie in einer Nacht der Vermählung Jünglinge schändlich erwürgt hinsanken in blutigen Kammern: Clonus, Eurytus Sohn, hatt' ihn aus Golde gemeißelt. |
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500 | Froh ob solchen Gewinns siegprangt der Eroberer Turnus. Menschliches Herz, unkundig des Schicksals, welches bevorsteht, Und zu bewahren das Maß, wann glückliche Tag' es erheben! Schaun wird Turnus die Zeit, da teuer erkauft er zurückwünscht Pallas den unverletzten, da jener Gewinn und der Tag ihn |
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505 | Angraut. Aber die Freunde mit herzlichen Thränen und Seufzern Tragen, gelegt auf dem Schilde, zurück im Gefolge den Pallas. O du, Schmerz heimbringend und herrliche Ehre dem Vater! Dieser Tag hat zuerst dich dem Kriege geschenkt und geraubet, Doch du ließest gestreckt unermeßliche Rutulerhaufen. |
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510 |
Nicht mehr Ruf von so herbem Verlust, schon sichere Währschaft |
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515 | Morde gebläht, dich suchend. Ihm schwebt Euander und Pallas, Hell ihm alles vor Augen: der Tisch, dem zuerst er ein Fremdling Dort genaht, und die Treue der Hand. Von dem Stamme des Sulmo Vier der Jünglinge nun, und gleich viel Söhne des Ufens, Rafft er lebend hinweg, daß dem Geist er opfere Sühnung, |
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520 | Und ihm der lodernde Brand mit gefangenem Blute gesprengt sei. Fern nun hatt' er auf Magus die feindliche Lanze gerichtet; Der taucht unter mit List, und über ihn bebt das Geschoß hin. Dann ihm die Knie' umfassend beginnt er also in Demut: Ach bei dem Vater, der starb, bei dem blühenden Erben Iulus, |
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525 | Fleh' ich, erhalt' dies Leben dem Sohne zugleich und dem Vater! Hoch ist das Haus; drin liegt mir geheim von gemeißeltem Silber Manches vergrabne Talent; ich habe gebildeten Goldes Und ungebildetes viel. Nicht hierauf ruht ja der Teucrer Sieg, noch kann ein Leben so viel zur Entscheidung hinzuthun. |
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530 |
Magus sprach's; und Äneas erwiderte solches dagegen: |
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535 |
Dieses gesagt, ergreift er den Helm mit der Linken, zurück dann |
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540 | Diesen verfolgt er im Feld', und jetzt den gesunkenen hochher Opfert er, weitumschattend den strahlenden; aber Serestus Trägt die gesammelte Wehr, dir, Herrscher Gradivus, ein Siegsmal. Wieder erneun das Gefecht der Sproß des vulkanischen Stammes Cäculus, und, der gekommen aus marsischen Waldungen, Umbro. |
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545 | Ilions Held tobt gegen sie. Rasch mit dem Stahle dem Anxur Schlug er die Link' in den Staub und ganz den gewölbeten Schild hin. Etwas größeres hatt' er gesagt und dem Worte gewähnet Kraft zu verleihn, und mochte den Geist aufschwingen zum Himmel, Da er graues Haar sich verhieß und Jahre in Fülle. |
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550 | Tarquitus jetzt frohlockend daher in leuchtender Rüstung, Dryopes Sohn, der Nymphe, vom waldeinsiedelnden Faunus, Bot auf dem Wege sich dar dem entflammeten; er, mit der Lanze Weit ausholend, verhaftet den lastenden Schild und den Harnisch. Dann sein Haupt, da umsonst er fleht' und vieles zu reden |
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555 | Trachtete, stürzt er zur Erde hinab; und den laulichen Rumpf fort Wälzend im Staub', erhebt er die feindlichen Worte darüber: Lieg' hier, Schrecklicher, nun! Nicht birgt dich die teuere Mutter |
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560 | Trägt dich die Flut, und die Wunden umnagen dir hungrige Fische!
Stracks auf Antäus und Lucas, im vordersten Treffen des Turnus, |
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565 | Wie an Gestalt Ägäon, dem hundert Arme sich, sagt man, Hundert Hände geregt, und aus fünfzig Rachen Entflammung Lodernder Brüste gebrannt, da er, Zeus Glutstrahlen entgegen, So viel rasselnde Schilde zugleich und Schwerter emporschwang: Also durchtobte das Feld ringsum obsiegend Äneas, |
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570 | Als einmal ihm erwarmte der Stahl. Schau, wider Niphäus Trabendes Vierspann jetzt, und die Brust des begegnenden strebt er; Aber sobald den lang anschreitenden, drohenden Stürmer Sahen die Ross', umkehrend vor Angst und zurück sich entreißend, Schütten den Lenker sie aus und entfliehn mit dem Wagen zum Ufer. |
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575 | Lucagus sprenget indes mit schneeweiß prangendem Zweispann, Liger der Bruder zugleich, in das Feld; doch der Bruder mit Zügeln Lenket die Ross', und umher schwingt Lucagus feurig die Klinge. Nicht ertrug Äneas die trotzig stürmenden Brüder, Vorwärts rennt er und steht machtvoll mit empfangender Lanze. |
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580 | Liger darauf:
Nicht Diomedes Gespann, nicht schaust du den Wagen Achilles, |
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585 | Stellt ihm Worte darauf, mit dem Wurfspieß sendet er Antwort. Lucagus, wie er, zum Schlag vorwärts mit der Waffe sich dehnend, Treibt sein Doppelgespann, wie dem Kampf er sich mutig bereitet, Links vorstellend den Fuß; ein dringet der Speer durch den untern Rand des leuchtenden Schildes und links durchbohrt er den Schoß ihm. |
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590 | Taumelnd entstürzt er dem Wagen und wälzt im Gefilde sich sterbend. Aber der fromme Äneas erhebt den bitteren Ausruf: Lucagus, nicht hat den Wagen der säumigen Rosse Verrat dir |
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595 | Faßt er das Doppelgespann. Doch wehrlos streckte die Hände Sein unglücklicher Bruder, entrollt demselbigen Wagen: Bei dir selbst, bei jenen, die dich, solch einen, gezeuget, Als er noch mehreres bat: Nicht solcherlei, saget Äneas, |
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600 | Sprachst du zuvor; nun stirb und brüderlich folge dem Bruder! Dann mit der Kling' entschloß er die Brust und die Kammer des Lebens. Also durch die Gefilde verstreuete Leichen der edle |
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605 | Stürmt mit Ascanius vor die umsonst belagerte Jugend.
Juppiter wendet indessen das Wort freiwillig zur Juno: |
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610 | Regsame Hand, und ein Mut voll Trotz ausharrend in Mühsal!
Juno bescheiden darauf: Was, o holdseliger Gatte, |
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615 | Du, der alles vermag, daß dem Kampf ich entzöge den Turnus, Und unbeschädiget ihn zu Daunus führte, dem Vater. Sterb' er demnach und büße mit redlichem Blute den Teucrern! Doch wird jenem der Nam' aus unserem Stamme geleitet, Und ihm ist Pilumnus der Ahnherr vierter. Wie oft auch |
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620 | Hat er mit reichlicher Hand dir Gaben gebracht in die Tempel!
Da antwortet der König des ätherhellen Olympus: |
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625 | So weit ist willfahren erlaubt. Doch wo tieferer Anspruch Unter dem Flehn sich versteckt, und du wähnst, ganze werde verrückt nun Oder geändert der Krieg, dann nährest du eitele Hoffnung. Juno mit Thränen darauf: Ach wenn, was die Stimme mir abschlägt, |
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630 | Doch des unsträflichen harrt nichts heilsames; oder von Wahrheit Fernt mich Schein! O möchte vielmehr mich falsche Besorgnis Täuschen, und du, der es kann, zum besseren lenken den Vorsatz! Als sie die Worte gesagt, ungesäumt vom erhabenen Himmel |
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635 | Und zu dem Ilierheer und Laurentierlager gelangt sie. Dann aus gehöhleter Wolk' ein kraftlos wankendes Luftbild Ähnlichet sie dem Äneas, ein seltsames Wunder dem Anblick; Leiht dardanische Waffen, auch Schild und mähnigen Helmbusch, Ganz wie des göttlichen Mannes gefälscht; giebt nichtige Worte, |
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640 | Giebt unbedeutenden Hall und ahmt des wandelnden Tritt nach: So wie man sagt, daß im Tod' Abbildungen schweben des Leibes, Oder betäubeten Sinnen ein Traum vorgaukelt mit Täuschung Fröhlich voran nun hüpft das Phantom den vordersten Schlachtreihn, Fordert heraus mit Geschossen den Mann und reizet mit Ausruf, |
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645 | Ein dringt Turnus mit Macht und die schwirrende Lanze von fernher Schleudert er: jenes entzeucht mit gewendetem Rücken den Fußtritt. Jetzo sobald den Äneas in Flucht gewendet zu schauen Turnus wähnt', und das Herz von stürmischer Hoffnung ihm aufschwoll: Wohin fliehst du, Äneas? Verlaß doch die Kammer der Braut nicht! |
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650 | Dieser Arm wird geben das Land, das durch Meere du suchtest?
Also hebt er die Stimm' und verfolgt und erregt die gezogne Dort stand eben ein Schiff an dem Saum des erhabenen Felsens, |
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655 | Das von Clusiums Orten den König Osinius hertrug. Dorthin rennt das Phantom des gejagten Äneas und angstvoll Schlüpft's in die Winkel hinein: nicht säumiger folget ihm Turnus; Alles, was hemmt, durcheilt er und springt hoch über die Brücke. Als er das Vorschiff eben berührt, reißt Juno das Seil ab, |
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660 | Daß der gelösete Kiel in durchwanderte Fluten zurückstürmt. Jenen indes, den entfernten, verlangt Äneas zum Kampfe: Und der begegnenden Männer entsendet er viele dem Orcus. Nicht mehr bergende Winkel erspäht das leichte Phantom nun, Sondern es fliegt in die Luft und birgt sich in dunkele Wolken, |
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665 | Weil den Turnus im Raume des Meers umtreibet der Strudel. Rückwärts schaut er befremdet und undankbar der Errettung; Beid' erhebt er die Händ' empor zu den Sternen mit Ausruf: O allmächtiger Zeus, so großer Erniedrigung würdig |
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670 | Wo doch hin und woher? wie zurück und in welcher Gestalt fliehn? Darf ich noch einmal sehn die Laurentierstadt und das Lager? Wie dann sämtlich die Männer, die mir zum Streite gefolgt sind? Und die ich all', o Schand' in dem gräßlichen Tode zurückließ! Die ich zerstreut nun seh' und der Fallenden Jammergeschrei nun |
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675 | Höre! Was thun? O welcher genug unergründliche Abgrund Öffnet sich mir? Mitleidig erbarmt euch meiner, o Winde! Felsen hinan und Geklipp (ich wünschender Turnus, ich fleh' euch!) Traget das Schiff und drängt es in schreckliche Watten der Syrte, Wo kein Rutuler, kein mitkundiger Ruf mich erreichet! |
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680 | Jener sprach's, und im Geist bald hier, bald woget er dorthin: Ob er sich selbst in den Stahl sinnlos ob solcher Entehrung Stürz' und die Rippen hindurch die blutige Klinge sich treibe; Ob in die Flut er tauche den Sprung und schwimmend des Ufers Krümmen erstreb' und wieder den teucrischen Waffen sich stelle. |
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685 | Dreimal beschloß er beides, doch dreimal hielt die erhabne Juno zurück und hemmt' in dem Mut mitleidig den Jüngling. Günstige Flut durchschlüpft er im Meer und am wallenden Ufer, Bis zu der altenden Stadt des Vaters Daunus er anlangt. Aber auf Zeus Anregung erhebt sich Mezentius jetzo |
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690 | Flammenden Muts in die Schlacht und bestürmt frohlockende Teucrer. Ringsher rennt Tyrrhenergewühl, und all' auf den einen Drängen sie, all' auf den einen mit Haß und umtobenden Waffen. Er, wie ein trotziger Fels, der weit vorragt in die Meerflut, Ausgesetzt den Orkanen in Wut und dem brandenden Abgrund, |
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695 | Alle Gewalt und Drohung des Meers aushält und des Himmels, Und unbewegt dasteht: so Hebrus, den Sohn Dolichaons, Streckt er in Staub, und den Latagus auch, und den flüchtigen Palmus: Latagus, dir mit dem Stein und dem mächtigen Steine des Berges Überdeckt er das volle Gesicht; anschneidend den Kniebug, |
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700 | Läßt er den Palmus sich winden gelähmt; und die Waffen dem Lausus Schenkt er zu hüllen den Leib und den wallenden Busch auf den Scheitel. Auch Euanthes den Phryger sodann, auch Mimas, des Paris Kriegsfreund, gleich an Geburt. denn in einer Nacht, da Theano Ihn dem Amycus gab, da gebar, von der Fackel gefüllet, |
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705 | Cissens Tochter den Paris: es sank an der Veste des Vaters Paris; doch diesen empfängt die laurentische Fremde, den Mimas. So wie dort von den Hunden gehetzt anstürmet der Eber Hoch vom Gebirg', ihn haben des Vesulus Fichten beherbergt Viele Jahr', ihn viele der Sumpf der Laurentier; feist nun |
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710 | Kommt er vom Dickicht des Rohrs; sobald in die Garn' er gelanget, Stutzt er und schnaubt unmutig, und sträubt hochborstig die Bug' auf; Dann hat keiner das Herz, ihm zu nahn noch entgegen zu wüten; Fernher werfen sie Spieß' und bedräun mit sicherem Ausruf; Doch er geht unverzagt und säumt nach jeglicher Seite, |
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715 | Knirscht mit den Zähnen erboßt und schüttelt die Speer' aus dem Rücken: Also jetzt, wie gerecht sie der Zorn auf Mezentius anreizt, Hat nicht einer den Mut, mit gezogenem Stahl zu begegnen; Nur mit Geschoß ringsher und des Grimms Ausrufungen kämpft man. Unter dem Heer war Acron, aus Corythus altem Bezirke, |
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720 | Grajer von Stamm, hereilend von unvollbrachter Vermählung. Als er diesen gesehn, wie er fern die Geschwader durchwühlte, Rot von der Feder umstrahlt und der Braut meerpurpurnem Festkleid: So wie der hungrige Leu, der oft um ein hohes Geheg' irrt, (Denn ihn erregt wutvolle Begier), wenn ein flüchtiges Reh ihm |
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725 | Vorkommt, oder ein stolz im Geweih aufragender Kronhirsch, Froh sich erhebt, weit dehnet den Schlund und die Mähnen emporsträubt, Dann fest über dem Fleisch daliegt; graß triefet des Würgers Rachen von Blut: Also stürzt in der Feind' Andrang sich Mezentius freudig. |
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730 | Acron sinkt, der Arme, dahin, und schlägt mit der Ferse Dunkeles Land, ausatmend, und färbt den zerbrochenen Wurfspieß. Doch nicht jenen zu strecken, der scheu hinfloh, den Orodes, Achtet er wert, noch blind mit geworfenem Stahl zu verwunden, Grad' ins Gesicht ihm gewandt, und Mann dem Manne begegnend, |
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735 | Kämpft er und siegt, der Erschleichung zu stolz, durch tapfere Waffen. Dann auf den Hingeworfnen mit Fuß sich stemmend und Lanze: Männer, da liegt, unverächtlich im Streit, der Trotzer Orodes. Jauchzend erhöhn die Genossen zugleich den fröhlichen Päan. Er schweratmend darauf: Nicht straflos wirst du, o Sieger, |
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740 | Wer du auch bist, dich meiner noch lang' erfreuen; auch dir schon Ruft ein gleiches Geschick, bald nimmst du den selbigen Grund ein. Ihm Mezentius so mit des Unmuts bitterem Lächeln: |
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745 | Harte Ruh drückt jenem das Aug' und eiserner Schlummer Fest, und auf ewig verschließt die leuchtenden Blicke das Dunkel. Cädicus schlägt den Alcathous nun, den Hydaspes Sacrator: |
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750 | Jenen, der lag im Gefilde vom Sturz des entzügelten Rosses, Ihn den wandelnden, wandelnd er selbst. Auch der Lycier Agis Trat hervor; doch ihn streckt, nicht leer altahnlicher Tugend, Valerus; Salius warf den Thronius, diesen Nealces, Meister des Speeres sowohl, wie des fernher täuschenden Pfeiles, |
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755 |
Gleich nun hatte den Gram und die wechselnden Tode der Wütrich |
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760 | Dort blickt Cypria her, dorther die saturnische Juno; Unter den Tausenden tobt die bleiche Tisiphone graunhaft. Aber Mezentius geht und bewegt die gewaltige Lanze |
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765 | Abgrund bahnet den Weg, mit der Schulter entragt den Gewässern; Wie er, wann hoch vom Gebirg' er der Vorzeit Orne zurückträgt, Unten den Boden betrat und das Haupt in den Wolken verschleiert: So mit gewaltigen Waffen erhebt sich Mezentius machtvoll. Aber Äneas sofort, wie er fern im Getümmel ihn wahrnahm, |
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770 | Richtet entgegen den Gang. Der bleibt unerschrocken und furchtlos, Harrt des erhabenen Feindes und steht durch eignes Gewicht fest. Als er den Raum mit dem Blick abmaß, der dem Speere genug war: Sei mir der Arm, als Gott, und der Wurfstahl, welchen ich schwinge, |
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775 | Sollst du, o Lausus, geschmückt mir hinfort des gewandten Äneas Denkmal sein. – Er sprach's und die schwirrende Lanze von fernher Schleudert er; aber im Flug von dem Schild' entprallt sie und weitab, Unter der Brust in die Weiche, durchbohrt sie den edlen Antores. Herkules Freund und Genoß, hatt' Argos Bürger Antores |
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780 | Sich dem Euander gesellt und die Italerveste bewohnet. Jetzo an fremder Wund' entsinkt der Arme, zum Himmel Schaut er empor und denkt noch im Tod' an das liebliche Argos. Nun auch schwingt Äneas den Speer: der die Rundung, von dreifach Wölbendem Erze gehöhlt, und die leinenen Decken, und dreier |
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785 | Farren gediegene Haut durchschmetterte; unten am Schoß dann Haftet er, doch nicht trug er die Kraft mit. Eilig das Schwert nun, So wie erfreut Äneas das Blut wahrnahm des Tyrrheners, Reißt von der Hüfte der Held und erhitzt auf den bebenden dringt er. Innig erseufzt', um den Vater bewegt, der kindliche Lausus, |
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790 | Als er es sah; und Thränen entrolleten über das Antlitz. Deinen traurigen Tod, und was du, Redlicher, thatest, Wenn ja Glauben gewährt so erhabenem Werke die Nachwelt, Werd' ich nie, noch dich, denkwürdiger Jüngling, verschweigen. Jener, den Fuß abwendend, und unwirksam und verhaftet, |
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795 | Zog sich zurück und schleppte den feindlichen Schaft in dem Schilde. Vor nun stürmte der Jüngling und mischt' in die Waffen sich selber. Und als schon mit der Rechten zum Streich Äneas sich aufschwang, Rannt' er ihm unter die Klinge daher und jenen durch Säumnis Hielt er auf. Nach folgten mit Kriegszuruf die Genossen, |
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800 | Bis, gedeckt von der Tartsche des Sohns, wegginge der Vater; Ringsher schnellt man Geschoß und verwirret den Feind aus der Ferne Häufigen Wurfs. Äneas ergrimmt und hält sich bedeckt dort. Und gleichwie, wenn ein Schauer einmal mit ergossenem Hagel Stürzt vom Gewölk, auf dem Feld' ein jeglicher Pflüger umherflieht, |
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805 | Jeglicher Bauer der Flur, und der Wanderer eilt in ein Obdach, Teils am Ufer des Stroms, teils unter umwölbendem Felshang, Während es regnet aufs Land, um bald, wann die Sonne zurückkehrt, Fortzuschalten den Tag: so, rings von Geschossen umrasselt, Hält Äneas die Wolke des Kriegs, bis verrase der Donner, |
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810 | Standhaft aus, und den Lausus ermahnt, und den Lausus bedroht er:
Was doch zum Tode gerannt, und über die Macht dich erkühnet? |
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815 | Spinnen die Parzen herab; denn es stößt Äneas dem Jüngling Grade das mächtige Schwert durch den Leib, und gänzlich verbirgt er's. Schneidend durchdrang es die Tartsche, des Trotzigen leichte Bewaffnung, Und das Gewand, das die Mutter gestickt mit gesponnenem Golde; Und ganz füllte den Busen das Blut; das veratmete Leben |
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820 | Wich zu den Manen betrübt und verließ den erkaltenden Leichnam. Doch als jener die Miene des Sterbenden, als er das Antlitz Sah, der anchisische Held, das totenfarbige Antlitz, Tief auf seufzet' er voll Mitleids und bot ihm die Rechte, Und ihm brannt' in der Seele der Vaterliebe Gedächtnis. |
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825 |
Was soll dir für solches Verdienst, unglücklicher Jüngling, |
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830 | Daß durch Äneas du sankst, den gepriesenen. – Selbst dann ermahnend Ruft er die zaudernden Freund' und hebt von der Erde den Jüngling, Welcher mit Blut entstellte das Haar, nach der Weise geordnet. Doch der Erzeuger indes am wallenden Strom Tiberinus |
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835 | Gegen den Stamm sich lehnend des Baums. Seitab an den Ästen Hängt der eherne Helm, schwer ruht auf dem Anger die Rüstung. Heldenjünglinge stehen umher; mattatmend und kraftlos Stützt er den Hals, umflossen die Brust von der Länge des Bartes. Oftmals fragt er nach Lausus, und oftmals, daß man ihn rufe, |
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840 | Sendet er, daß man ihm melde den Wunsch des traurigen Vaters. Tot schon tragen den Lausus die Seinigen über der Rüstung, Weinend den mächtigen Jüngling, von mächtiger Wunde besieget. Ferne verstand ihr Klagen das unglückahnende Herz gleich. Ganz mit Staub' entstellt er das grauende Haar, und beide |
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845 | Streckt er die Hände zum Himmel empor und hängt an dem Leichnam.
Hielt so große Begier mich, o Sohn, an das Leben gefesselt, |
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850 | So in die Fremde verbannt! nun drang tief ein mir die Wunde! Selbst auch hab' ich den Namen, o Sohn, dir beflecket mit Vorwurf, Ich durch Groll verstoßen vom Thron und Scepter der Ahnherrn! Büßen dem Vaterland' und dem Hasse der Meinigen sollt' ich! Hätte doch jeglicher Tod mein schuldiges Leben geendet! |
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855 | Nun leb' ich, und noch immer das Licht und die Machen verlass' ich! Aber ich will! – So rufend, erhob er zugleich auf die kranke Hüfte sich; und, wie der Schmerz in der tiefen Wund' ihn gelähmet, Doch nicht sinket der Mut; und das Roß ihm zu führen gebeut er. Dies war Zier ihm und Trost, dies trug aus jeglicher Schlacht ihn |
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860 | Siegreich. Jetzo gewandt zu dem trauernden, redet er also:
Rhäbus, lange genug, wenn etwas Sterblichen lang' ist, |
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865 | Dann erliege zugleich! Denn nie, o du tapferster, glaub' ich, Würdigst du fremde Befehl' und gebietende Teucrer zu dulden! Sprach's, und empfahn von dem Rücken des willigen, nahm er gewohnte |
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870 | Also den Lauf in die Menge beflügelt' er. Wild miteinander Wogt im Herzen die Scham und die tobende Wut und die Trauer, [Und wahnsinnige Liebe zugleich und sich fühlende Tugend]. Dreimal rief er Äneas nunmehr mit gewaltigem Rufe. Aber Äneas erkannt' ihn sogleich und betete fröhlich: |
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875 |
Gebe der Ewigen Vater doch das, und der Herrscher Apollo, Also sprach er und trat mit drohender Lanz' ihm entgegen. |
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880 | Nicht ja scheun wir den Tod, noch achten wir einen der Götter! Endige! Selbst schon komm' ich zum Tod' und bringe dir diese Gabe zuvor! – So rief er und schwang auf den Feind das Geschoß her. Wieder ein anderes drauf und ein anderes schnellt er, und flieget Im unmäßigen Kreis; doch es wehrt die goldene Wölbung. |
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885 | Dreimal schwenkt er den Trab um den Stehenden links in die Runde, Werfend Geschoß aus der Hand; dreimal in die Runde sich wendend, Dreht auf dem ehernen Schilde die schreckliche Pflanzung Äneas. Doch da so vielem Verzuge zu stehn, und so viel der Geschosse Auszuziehn ihn verdreußt, und des Kampfs Ungleiche belästigt, |
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890 | Manches erwägt er im Geist, und hervor nun bricht er, und zwischen Beide gehöhlete Schläfen dem Streitroß schwingt er die Lanze. Hochauf bäumt sich das Roß und schlägt mit den Hufen die Lüfte, Und den geworfenen Reiter, ihm selbst nachfolgend verwirrt es, Über ihn her vorwärts mit erhobenem Buge sich stürzend. |
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895 | Hochauf lodert zum Himmel der Lärm von Latinern und Troern. Rasch ist Äneas zur Stell' und das Schwert aus der Scheide sich raffend, Redet er: Wo ist nun der verwegne Mezentius, wo nun Jener verwilderte Mut? – Ihm jetzt der Tyrrhener, da aufwärts Schauend zur Luft er Atem geschöpft und Besinnung zurückkam: |
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900 |
Bitterer Feind, warum so gehöhnt und mit Tode gedrohet? |
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905 | Herbe der Meinigen Haß: halt ab, ich flehe, die Wut doch, Und mir gönne, gesellt mit dem Sohn, zu ruhen im Grabmal! Sprach's und empfängt in der Kehle den nicht unerwarteten Mordstahl, |