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Dido vertraut ihrer Schwester Anna ihre Liebe zu Äneas, und denkt an Vermählung, worüber Juno, um den Äneas von Italien zu entfernen, mit Venus unterhandelt. Äneas und Dido auf der Jagd werden durch einen Sturm der Juno in eine Höhle geschreckt. Fama meldet die neue Verbindung dem Gätulerkönig Iarbas, der voll Eifersucht den Vater Juppiter Ammon anruft. Juppiter, zugleich der Schicksalssprüche eingedenk, sendet durch Mercurius dem Äneas Befehl, nach Italien abzugehn. Die heimlichen Zurüstungen merkend, sucht Dido den Äneas durch Vorwürfe und Bitten zu halten, und beschließt, da nichts ihn bewegt, den Selbstmord. Mercurs neue Erscheinung beschleunigt die Abfahrt, worauf die verzweifelnde Dido den gleichsam zu magischem Gebrauch errichteten Scheiterhaufen besteigt und sich des Äneas Schwert in die Brust stößt.
Aber die Königin, längst von heftiger Liebe verwundet, Nährt ihr blutendes Weh und vergeht an heimlicher Flamme. Oft bedenkt sie die Tugend des Manns, oft wieder den Adel Seines Geschlechts; fest haftet im innersten Busen das Antlitz, |
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5 | Fest sein Wort; und die Pein vergönnet nicht Ruhe den Gliedern.
Neu umwanderte schon mit phöbischem Lichte die Länder Anna, welcherlei Träum', o Schwesterchen, schrecken mit Angst mich? |
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10 | Welch ein seltsamer Gast, der unserer Schwelle genaht ist? Wie er sich hebt an Gestalt! wie beherzt und tapfer in Waffen! Ja ich glaub', und fürwahr ungetäuscht, er stamme von Göttern. Ausgeartete Seelen verrät Furcht. Wehe, wie trieb ihn Schicksal umher! von welchen bestandenen Kriegen erzählt er! |
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15 | Wenn's nicht fest in der Seel' und unverbrüchlich mir stände, Keinem woll' ich hinfort durch ehliches Band mich gesellen, Seit mit dem Erstgeliebten mir Freud' und Hoffnung dahinstarb, Wenn nicht verhaßt Brautkammer und Hochzeitfackel mir wäre: Dieser einen Versuchung vielleicht noch könnt' ich erliegen. |
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20 | Anna, ich will dir's gestehn: nachdem mein armer Sychäus Schwand, der Gemahl, und trieften von Bruderblut die Penaten, Hat er allem mir gewendet den Sinn, und die wankende Seele Wieder bewegt; ich erkenne die Spur vormaliger Flammen. Doch soll eher die Erde hinab mich schlingen zum Abgrund, |
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25 | Soll der allmächtige Vater mit Glut zu den Schatten mich donnern, Zu den erblichenen Schatten des Erebus, tief in die Nacht hin; Eh' ich, o Scham, dich kränk' und deine Verpflichtungen löse! Er, mein Jugendgemahl, er nahm die Liebe der Gattin Mit sich hinweg; er hab' und behalte sie ewig im Grabe! |
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Jene sprach's, und ihr netzten die Brust vordringende Thränen. |
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35 | Wohl! dich Trauernde beugte bisher nie einer der Männer Libyas noch in Tyrus zuvor; verschmäht ist Iarbas, Und viele andere Fürsten, die Afrika, reich an Triumphen, Zeugete: willst du anjetzt auch gefälliger Liebe dich sträuben? Kommt dir's nie in den Sinn, auf welcher Gebiet du dich anbaust? |
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40 | Hier Gätulerstädt', ein Geschlecht ungebändigter Kriegswut, Numiderhorden umher, und die ungastfreundliche Syrte; Dort in verödendem Durst Sandgegenden, und der Barcäer Rasender Schwarm. Was nenn' ich die Krieg', aufsteigend von Tyrus. Und Pygmalions Drohn? |
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45 | Durch vorsorgende Götter fürwahr und die Gnade der Juno Fanden im Winde den Lauf hierher die troischen Barken. Welche Stadt hier schaust du hinfort! wie hebet das Reich sich, Schwester, durch solchen Gemahl! In der teucrischen Waffen Vereinung Wird, o wie hoch an Gewalt, der punische Ruhm sich entschwingen! |
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50 | Du nur bitte die Götter um Huld, und nach sühnendem Opfer Gieb den Bewirtungen Raum, und ersinn' Ursachen der Säumnis; Weil noch tobt auf dem Meere der Sturm und der Regner Orion, Weil noch leck ist die Flott', und uneinladend die Luft ist. So nun redend erhob sie die Glut der Liebe zu Flammen, |
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55 | Gab dem bedenklichen Sinne Vertraun und wiegte die Scham ein.
Tempel besuchen sie stracks und erflehn an Götteraltären |
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60 | Jene, die Schal' in der Hand, die an Reiz holdselige Dido, Strömt der schimmernden Kuh den Festwein zwischen die Hörner; Oder sie wandelt einher vor der Ewigen reichen Altären, Feiert mit Geschenken den Tag, und im offenen Busen des Viehes Forscht sie mit starrendem Blicke die atmenden Eingeweide. |
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65 | Ach unkundige Seher an Geist! Was frommen Gelübd' ihr, Was der Bethörten die Tempel? Es zehrt die geschmeidige Flamme Fort im Mark, und geheim lebt unter der Brust ihr die Wunde. Brennend ihr Herz, durchschweift sie, die unglückselige Dido, |
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70 | Welche von fern unvermutet ein Hirt in den cretischen Wäldern Traf mit verfolgendem Pfeil, und das fliegende Eisen zurückließ, Ohn' es zu schaun; die Gehölz' in der Flucht und die Thale des Dicte Rennt sie hindurch; fest haftet das tödliche Rohr in der Seite. Jetzo führt sie gesellt durch die Gassen einher den Äneas, |
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75 | Zeigt die sidonische Pracht und zeigt die bereitete Stadt ihm; Auszusprechen beginnt sie und stockt in der Mitte des Wortes. Jetzo, sobald sich neiget der Tag, sucht jene das Gastmahl; Dann die ilischen Kämpf', – Unsinnige! – wieder zu hören, Fordert sie, ach und hängt an dem Mund des Erzählenden wieder. |
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80 | Wann sie darauf sich getrennt, und das Licht die erdunkelnde Luna Jetzo verbirgt, und laden die sinkenden Sterne zum Schlummer; Einsam traurt sie im leeren Gemach, aufs verlassene Lager Wirft sie sich; jenen, entfernt den Entferneten, hört sie und schaut sie. Oft den Ascanius auch, von des Vaters Bilde bezaubert, |
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85 | Hält sie im Schoß, um zu täuschen die unaussprechliche Liebe. Nicht mehr steigt den Türmen der Bau; nicht übet die Jugend Waffen hinfort; nicht Hafen, noch sichere Wehren des Anfalls Schaffen sie; mitten gehemmt ruht jegliches Werk, und der Mauern Hoch aufstrebender Trotz und die himmelhohen Basteien. |
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90 |
Als von solchem Verderb sie bewältiget sahe die Gattin Traun, ein herrliches Lob und herrliche Beute gewannt ihr, |
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95 | Wenn ein Weib durch den Trug zwei himmlischer Götter besiegt wird! Auch nicht blieb mir verhehlt, daß, scheu vor unseren Mauern, Du in Verdacht die Häuser gehabt der hohen Karthago. Doch wo endlich das Ziel? und wozu noch solche Beeifrung? Mög' uns ewiger Friede vielmehr und ehliches Bündnis |
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100 | Einigen. Was du gesucht mit ganzer Seele, das hast du. Dido flammet in Lieb', und im Innersten tobt ihr der Wahnsinn. Drum mit gleicher Gewalt laß uns und gemeinsamer Obhut Lenken das Volk. Gern mag sie dem Phrygiergatten sich fesseln, Gern die tyrischen Männer zum Brautschatz bringen dir selber! |
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105 |
Wiederum (denn sie merkte, wie heuchlerisch jene geredet, |
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110 | Aber mich halt das Geschick unstät, ob Juppiter eine Stadt für die Tyrier will und die Ausgewanderten Trojas, Ob er der Völker Verein und geschlossenes Bündnis genehmigt. Dir, der Gattin, gebührt, sein Herz durch Flehn zu versuchen. Frisch nur; ich folg'. – Ihr drauf antwortet die Königin Juno: |
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Mein sei jenes Geschäft. Doch welcherlei Weg, was bevorsteht, |
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120 | Dann ein schwarzes Gewölk, mit Hagelschauer belastet, Weil die geschäftigen Rotten die Thal' umstellen mit Fanggarn, Schütt' ich hinab und errege mit hallendem Donner den Himmel. Rings sich zu bergen entfliehn in den dunkelen Wald die Begleiter. Dann zur selbigen Kluft gehn Dido und der Gebieter |
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125 | Trojas ein. Selbst komm' ich, und ist dein Wille mir sicher, Sei sie in Ehe gesellt, als eigene Ehegenossin. Dies sei das Hochzeitsfest. – Nicht abgeneigt dem Gesuche Nickt' und lächelte schlau der gefundenen List Cytherea. Jetzt des Oceanus Fluten verläßt aufsteigend Aurora. |
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130 | Rasch in dem Frühlicht geht aus dem Thor die erlesene Jugend; Maschiges Garn, Jagdschlingen und breit vorblinkende Spieße Ziehn, und massylische Reiter hervor, und stöbernde Koppeln. Noch verweilt im Gemache die Königin, und an der Schwelle Harren die Edlen des Volks; in Gold' hochprangend und Purpur |
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135 | Stampfet das Roß und knirscht mutvoll am beschäumeten Zügel. Endlich tritt sie hervor, umdrängt von großer Begleitung. Schön im Sidonergewand mit farbigem Saume gekleidet: Lauteres Gold ihr Köcher, in Gold geknotet das Haupthaar, Und von goldener Schnalle geschürzt ihr purpurnes Jagdkleid. |
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140 | Auch die phrygischen Männer zugleich, und fröhlich Iulus, Wandeln einher. Er selbst, an Schönheit ragend vor allen, Beut als Genoß Äneas sich dar und schließt seine Schar an. So wie von Lycias Winter daher und dem strömenden Xanthus Kommt und Delos, sein Muttergefild', heimsuchet Apollo, |
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145 | Tanz und Gesang zu erneun, und gemischt um die hohen Altäre Creter und Dryoper tost, und ein farbiger Schwarm Agathyrser; Er tritt hoch auf dem Cynthus einher, und das fließende Haupthaar Hemmt er in weichem Laube gefügt' und umschlingendem Golde; Laut auf der Schulter ertönt das Geschoß: nicht säumiger wandelt |
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150 | Jetzt Äneas; ihm strahlt Anmut vom erhabenen Antlitz.
Als man klimmend erreicht des Gebirgs unwegsames Dickicht, |
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155 | Bang in stäubende Rudel geschart, und verlassen den Bergwald. Aber Ascanius sprengt auf mutigem Roß in die Thäler Fröhlich, und rennt bald diesen im Lauf, bald jenen vorüber; Daß doch zum feigen Geschlecht auch ein schäumender Eber sich biete, Flehet er, daß von den Höhen doch steig' ein gelblicher Bergleu. |
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Jetzo beginnt ein Gemurmel heraufzurollen am Himmel, |
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165 | Dann zur selbigen Kluft gehn Dido und der Gebieter Trojas ein. Gleich sandte die Erd' und die schleiernde Juno Zeichen: die flammenden Blitz', und, des Bunds mitkundig, der Äther, Leuchteten: hoch von dem Scheitel erscholl Wehklage der Nymphen. Jener Tag war des Todes Beginn, ach jener des Unglücks |
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170 | Erster Beginn. Es rühret nicht Ruf sie ferner, noch Anstand; Und nicht heimliche Freuden ersinnt die schmachtende Dido: Ehe nennt sie es; so wird Schuld durch Namen beschönigt. Ohne Verzug geht Fama durch Libyas mächtige Städte: |
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175 | Rührigkeit mehrt ihr Gedeihn, und kräftiger wird sie im Fortgehn; Anfangs klein und verzagt; bald hoch in die Lüfte sich hebend, Tritt sie einher auf dem Boden und birgt in den Wolken die Scheitel. Tellus die Zeugerin hat, durch Zorn der Götter erbittert, Jene zuletzt, wie man sagt, des Enceladus Schwester und Cöus, |
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180 | Aufgenährt, an der Ferse geschwind' und strebenden Flügeln. Gräßliche Riesengestalt! soviel an dem Leibe der Federn, So viel wachsame Augen – o Grau'n! – auch regen sich drunter Zungen so viel, und Mäuler voll Schalls, und gerichtete Ohren. Nachts durchfliegt sie die Schatten, im Mittel der Erd' und des Himmels, |
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185 | Zischend, und neiget den Blick niemals dem erlabenden Schlummer: Tages hält sie die Hut, bald hoch auf dem Giebel des Daches, Bald auf dem luftigen Turm und erschreckt volkwimmelnde Städte, So auf Lug und Falsches erpicht, als Botin der Wahrheit. Diese verbreitete nun vielfältige Rede den Völkern, |
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190 | Schadenfroh, was geschehen, und nicht geschehen, verkündend: Angelangt sei Äneas, ein Mann von troischer Abkunft, Dem sich als Weib zu gesellen die reizende Dido gewürdigt; Nun durchschwelge das Paar, uneingedenk ihrer Herrschaft, Ganz den Winter in Pracht, unlöblicher Lüsternheit fröhnend. |
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195 | Also raunt' und füllte den Mund der Männer das Scheusal.
Stracks nun lenkt sie den Lauf zum herrschenden König Iarbas, |
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200 | Viele Altäre gebaut, und ewige Flammen geheiligt, Und nie rastende Wache der Himmlischen, immer von Blut auch Feisten Grund, und in schönem Geflecht stets blühende Schwellen. Dieser, das Herz sinnlos, und entbrannt von dem herben Gerüchte, Betete vor den Altären, im Anschaun waltender Götter, |
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205 | Viel zu Juppiter flehend mit rückwärts ragenden Händen:
Juppiter, mächtiger Gott, dem schmausend auf farbigen Polstern |
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210 | Schreckt der Sterblichen Sinn, und verrollt mit nichtigem Murmeln? Jene, das Weib, die verirrt an unseren Grenzen ein Städtlein, Arm und gering', aufbaute für Preis, der zu pflügen den Meerstrand, Der wir Beding des Ortes verliehn, stößt unsre Vermählung Weg und empfängt in das Reich den Oberherrscher Äneas! |
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215 | Und der Paris nunmehr, von dem Trupp Halbmänner begleitet, Mit mäonischer Haube das Kinn und das triefende Haupthaar Untergeknüpft, der genießet des Raubs. Wir tragen ja billig Dir in die Tempel Geschenk und pflegen des eitelen Rufes! Ihn, der solches Gebet ausrief, und den hohen Altar hielt, |
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220 | Hörte der Gott, und wandte zur Königsveste die Augen, Und auf das liebende Paar, das vergaß des besseren Rufes. So zu Mercurius redet er nun und solches gebeut er: Geh' doch, Zephyre rufe dir, Sohn, und entgleite mit Flügeln; |
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225 | Säumt, und Städte, gewährt von dem Schicksal, weiter nicht anschaut, Diesen ermahn', und trage mein Wort windschnell durch die Lüfte. Nicht ja verhieß uns jenen die schöne Erzeugerin also, Und entzog ihn daher zweimal den pelasgischen Waffen; Nein, der Italia einst, voll keimender Herrschaft und Kriegslust, |
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230 | Ordnete, der das Geschlecht vom erhabenen Blute des Teucrus Fortzeugt', und ringsher mit Gesetz umfaßte den Erdkreis. Wenn nicht jenen entflammt die Herrlichkeit solcher Vollendung, Und er um eigenen Ruhm nicht selbst anstrenget die Arbeit; Soll er denn Roms Burghöhn dem Ascanius neiden, der Vater? |
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235 | Was doch beginnt, was hofft er, und weilt in dem feindlichen Volke, Nicht den Ausonierstamm und lavinische Fluren betrachtend? Segel' er! So der Bescheid; so meld' ihm unsere Botschaft! Juppiter sprach's; rasch folgte der Sohn des gewaltigen Vaters |
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240 | Goldenes, das ihn, erhöht auf Fittigen, über die Meerflut Und das Gefild' hinträgt, wie im reißenden Hauche des Windes. Jetzo faßt er den Stab, der erblichene Seelen vom Orcus Aufruft, oder hinab in den traurigen Tartarus sendet, [Schlummer giebt und enthebt, und vom Tod' auch die Augen entsiegelt.] |
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245 | Hiermit treibet er herrschend die Wind', und durch wirrige Nebel Schwimmet er. Jetzo enthüllt sich dem Schwebenden riesengestaltig Atlas, welcher den Himmel auf ragender Scheitel emporträgt, Atlas, dem in der Wolken umhüllendem Dunkel beständig Sturmwind geißelt und Regen das Haupt voll sausender Fichten. |
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250 | Schnee liegt weiß um die Schulter gehäuft, von dem Kinne des Greises, Stürzen sich Ströme herab, Eis starrt in des Bartes Verwildrung. Hier nun senkt der Cyllenier erst gleichschwebende Flügel, Steht, und übergebeugt mit ganzem Leibe zur Meerflut Schwingt er sich, ähnlich dem Vogel, der rings an Gestaden und ringsher |
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255 | Um fischwimmelnde Klippen gesenkt fliegt über die Wasser. Gleicher Gestalt dort zwischen der Erd' und dem Himmel entschwingt sich Durch den gespaltenen Wind zu Libyas sandigem Ufer Majas Sohn, herkommend vom Ahn, der cyllenische Herold. Als mit gesittigter Sohl' er berührt die afrischen Hütten, |
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260 | Schaut er, wie dort Äneas Paläst' auftürmet' und Häuser Gründete. Aber gestirnt mit blaßgrün schimmernden Jaspis War ihm das Schwert; und es brannt' in tyrischer Röte der Mantel, Wallend die Schultern herab: ein Geschenk, das die herrliche Dido Hatte gewebt, und köstlich mit goldenen Fäden durchwirket. |
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265 | Plötzlich fährt er ihn an: Du legst der hohen Karthago Jetzo den Grund, und herrlich empor, Weibsüchtiger bauest Hier du die Stadt, dein Reich und die eigene Macht so vergessend? Selbst er sendet mich dir aus olympischem Glanze, der Götter Oberster Fürst, der Himmel und Erd' umdrehet mit Allmacht; |
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270 | Selbst er heißt mich tragen sein Wort windschnell durch die Lüfte. Was doch beginnst, was hoffst du, und säumst in Libyerlanden? Wenn dich selbst nicht rühret die Herrlichkeit solcher Vollendung, Und du um eigenen Ruhm nicht selbst anstrengest die Arbeit; Schau, wie Ascanius blüht, o schau des Erben Iulus |
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275 | Hoffnungen, dem ein Romanergefild' und Italias Herrschaft Gab das Geschick. – Als kaum der Cyllenier also geredet; Mitten im Wort abscheidend verließ er den sterblichen Anblick, Und fernhin aus den Augen in wehende Lüfte verschwand er. Aber der Held Äneas verstummt' angstvoll der Erscheinung; |
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280 | Aufwärts hob sich vor Grauen das Haar, und es stockte der Laut ihm. Schleunig in Flucht zu verlassen die lieblichen Gegenden wünscht er, Auf wie vom Donner geschreckt, vor dem Wink und Gebote der Götter. Doch was thun? Wie soll er der Königin jetzo im Umschweif Wagen mit Rede zu nahn? wo zuerst hernehmen den Anfang? |
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285 | Bald nun fliegt der Gedank' hierhin, bald flieget er dorthin, Schweift nach verschiedenen Seiten gerafft, und wendet sich ringsum. Dieser Entschluß schien endlich dem oft umwechselnden besser. Mnestheus wird und Sergestus bestellt, und der tapfre Seresthus, Heimlich zu rüsten die Flott', und die Freund' ans Gestade zu sammeln, |
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290 | Waffen bereit zu halten, und, was der Neuerung Grund sei, Nicht zu gestehn. Er selber indes, da die redliche Dido, Ganz unbewußt, nicht träume den Bruch so seliger Liebe, Wolle den Zugang spähn, und die passende Stunde des Redens, Und wie mit Fug das Geschäft sich fertige. Alle gehorsam |
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295 | Folgen mit Lust dem Gebot und beschleunigen, was er geordnet.
Aber der Königin Herz (wer kann wohl Liebende täuschen?) |
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300 | Sinnlos tobt sie einher, und entbrannt durch die Räume der Stadt hin Schwärmet sie: wie die Thyiad' aufstürmt bei des hehren Gerätes Schau, wann mit Bacchusgetön dreijähriger Orgien Taumel Reizet die Wut, und nächtlich von Ausruf hallt der Cithäron. Endlich wendet sie nun freiwillig das Wort zu Äneas: |
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Auch zu verhehlen sogar, Bundbrüchiger, solcherlei Frevel, |
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310 | Und nach wogendem Meere verlangt dich mitten im Nordsturm, Grausamer Mann? Was? Wenn nicht Fremdlingsfluren du suchtest Und unerkundeten Sitz, wenn das frühere Troja noch stünde, Würd' jetzt Troja gesucht durch brandendes Wogengetümmel? Fliehest du mich? Bei den Thränen, bei deiner Hand, du Geliebter, |
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315 | (Weil ja ich Arme mir selbst nichts anderes übrig gelassen!) Ach bei unserer Ehe beschwör' ich dich, unserer Hochzeit, Wenn ich je dir Gutes gethan, wenn etwas von Dido Lieb dir war, o erbarm' dich des sinkenden Hauses, und findet Bitte noch Raum, so fleh' ich, entäußre dich jener Gesinnung! |
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320 | Deinethalb sind Libyerstämm' und Nomadenbeherrscher Feind mir, und Tyrier gram; ach deinethalb ist erloschen Zucht und Scheu, ja selbst, was allein mich zum Himmel emporhub, Voriger Ruf! Wem lässest du hier mich Sterbende, Gastfreund? Weil der Namen allein vom Ehegemahl mir zurückbleibt! |
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325 | Was noch gesäumt? bis Pygmalion mir, mein Bruder, die Mauern Einstürzt, oder gefangen mich führt der Gätuler Iarbas? Wäre zum wenigsten mir ein Denkmal unserer Liebe, Ehe du flohest, gewährt; und spielt' ein kleiner Äneas Mir in dem Hofe herum, der dir doch gliche von Antlitz! |
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330 | O, nicht schien' ich mir ganz die Gefangene, oder die Witwe!
Dido sprach's. Er, folgend dem Juppiter, hielt unverwendet |
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335 | Was du verdient; nie soll der Gedanke mich reun an Elissa, Weil mein selbst ich gedenk', und Geist mir die Glieder belebet. Höre zur Sache nur dies. Nicht hab' ich dir, täusche dein Herz nicht, Diese Flucht zu verbergen gehofft, auch nimmer der Ehe Vorwand hab' ich gebraucht, noch gestrebt nach solcherlei Bündnis. |
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340 | Wenn das Geschick mir gönnte, nach eigenem Willen des Lebens Mich zu erfreun, und zu ordnen nach Willkür, was ich verlange: Erst die troische Stadt und die teueren Reste der Meinen Pflegt' ich in Lieb'; es stände des Priamus türmende Wohnung; Ja den Besiegten aus Schutt' hätt' ich Pergamus wieder gebauet |
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345 | Doch in Italia nun heißt mich der Gryneer Apollo, Mich sein lycisches Los in die große Italia wandern. Dort mein Wunsch, dort heimatlich Land. Da die hohe Karthago Dich, die Pönerin, weilt, und die libysche Stadt dich vergnüget, Was, wenn Teucrergeschlecht im Ausonierlande sich anbaut, |
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350 | Siehest du scheel? Auch uns ziemt anderswo Reiche zu suchen. Selbst mein Vater Anchises, so oft mit tauigem Dunkel Nacht die Länder umhüllt, und blinkende Sterne hervorgehn, Mahnt mich immer im Traum, es schreckt mich sein düsteres Bildnis. Auch Ascanius mahnt, und das Unrecht meines Geliebten, |
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355 | Den um Hesperias Reich und die Schicksalsfluren ich täusche. Jetzt hat der Ewigen Bote, gesandt von Juppiter selber, (Zeuge mein Haupt und deins) den Befehl windschnell durch die Lüfte Hergebracht. Selbst schaut' ich den Gott in leuchtender Klarheit, Wie er zur Stadt einging, und den Laut mit den Ohren vernahm ich. |
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360 | Hör nun auf, mir die Seele wie dir zu entflammen durch Vorwurf! Gen Italia muß ich und will. |