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Turnus ordnet den Krieg in Laurentum. Gesandtschaft an Diomedes um Beistand. Äneas schifft auf des Stromgottes Tiberinus Geheiß zum ausgewanderten Arkadierkönig Euander in Pallanteum, wo künftig Rom gebaut werden sollte, und trifft ihn am Jahrfeste des Herkules, der den Cacus erlegt hatte. Euander giebt ihm vierhundert Reiter mit dem Sohne Pallas zu Hilfe; und Äneas, einen Teil der Seinigen auf dem Strome zurücksendend, geht mit dem anderen, auf Euanders Rat, zu den Etruskern, die, nach Verjagung des Tyrannen Mezentius, einen auswärtigen Führer suchten. Unterdes hatte ihm auf Bitte der Venus Vulkanus Waffen geschmiedet, welche nahe vor dem etruskischen Lager ihm Venus bringt. Beschreibung des Schildes.
Als das Zeichen des Kriegs von der Burg des laurentischen Königs Turnus erhob und rauhen Getöns herrauschten die Hörner; Als er die mutigen Ross' antrieb und die Waffen geschwungen, Plötzlich empört war allen das Herz; in gesamter Verschwörung |
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5 | Wallt ganz Latium auf zu Tumult, und es wütet die Jugend Unzähmbar. Die Gebieter zuerst, Messapus und Ufens, Auch der Götterverächter Mezentius, treiben von ringsher Helfende Macht und verwüsten die Pflanzungen weit den Bestellern. Venulus geht auch gesandt zu dem edelen Held Diomedes, |
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10 | Daß er Hilf' begehr', und, in Latium setzen sich Teucrer, Angeschifft sei Äneas mit Volk, und besiegte Penaten Führ' er ein, und behaupte, zum Könige weih' ihn das Schicksal, Jenem verkünd', auch wie dem dardanischen Helden der Völker Viel sich gesellt, und umher durch Latium schalle der Name. |
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15 | Was sein Thun abzwecke, wie weit er, folge das Glück ihm, Strecke der Schlacht Ausgang, das stelle sich deutlicher jenem, Als dem Könige Turnus, zu schaun, und dem Herrscher Latinus. So durch Latium tobt's; der laomedontische Heros |
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20 | Bald nun fliegt der Gedank' hierhin, bald flieget er dorthin, Schweift nach verschiedenen Seiten gerafft, und wendet sich ringsum. So wie der zitternde Schimmer der Flut aus ehernen Kesseln, Welcher das Bild der Sonne zurückstrahlt oder des Vollmonds, Alles durchfliegt, umlaufend in Schnelligkeit, und zu den Lüften |
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25 | Hoch sich erhebt, des erhabnen Gemachs Prunkdecke beflimmernd.
Nacht war's, und in den Landen, was atmete, müde der Arbeit, |
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30 | Nieder sich legt' und endlich in Schlaf auflöste die Glieder. Siehe, der örtliche Gott Tiberinus mit lieblicher Strömung Schien ihm selber, der Greis, aus laubiger Grüne der Pappeln Aufzustehn; ihn hüllte der zartgewebeten Leinwand Blauer Schmuck, und die Haare verbarg ein schattiger Rohrkranz. |
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35 | Er nun redete so, die tröstenden Worte beginnend:
Sproß vom Göttergeschlecht, der die troische Stadt aus den Feinden |
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40 | Laß kein Drohn dich schrecken des Kriegs. Den ereiferten Göttern Sank Groll und Erbitterung jetzt. Bald (nicht dünke der Traum dir ein täuschender) nahet der Tag, wann, Unter des Bords Steineichen die ungeheuere Bache Nach der Geburt dir, umwühlt von dreißig Frischlingen, daliegt, |
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45 | Weiß, am Boden gestreckt, und weiß um die Euter die Ferklein. Dort sei die Lage der Stadt, dort stetige Ruhe der Mühsal; Denn Ascanius baut nach dreißig kehrenden Jahren Eine Stadt, und nennt mit gepriesenem Namen sie Alba. Truglos redet mein Mund. Doch welcherlei Weg, was bevorsteht, |
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50 | Auszuschaffen sich bahne, vernimm mit wenigem jetzo. Arkader wohnen allhier, ein Geschlecht abstammend vom Pallas, Welche, dem König Euander gefolgt und den Fahnen des Königs, Auserwählet den Ort, und die Stadt auf Bergen gegründet, Jene vom Urahn Pallas benamete, Pallanteum. |
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55 | Diese leben im Krieg allstets mit dem Volk der Latiner. Diese nimm zu Genossen des Kampfs und schließe das Bündnis. Ich will selbst in den Ufern und grad' im Strome dich leiten, Daß du gegen die Flut anstrebst mit siegenden Rudern. Hebe dich, Sohn der Göttin; und gleich, wann sinken die Sterne, |
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60 | Bringe Gelübd' der Juno nach Fug, und den Zorn und die Drohung Zähme mit demutvollem Gebet. Obsiegend verleih mir Ehre zum Dank. Ich bin's, den voll in gedrängeter Wallung Streifen die Borde du siehst, und fette Gefilde durchschneiden, Ich, der bläuliche Thybris, erwählt vor den Strömen dem Himmel. |
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65 | Groß hier steiget mein Haus, den erhabenen Städten ein Haupt, auf.
Also der Strom, und barg sich sofort in dem tiefen Gewässer, |
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70 | Nach dem Gebrauch, und ergoß die flehenden Worte zum Äther:
Nymphen, laurentische Nymphen, woher der Ströme Geschlecht ist, |
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75 | Hauset im Spring, wo immer der Grund dich, Herrlicher, aufquillt; Stets soll Ehre von mir, stets reichliche Gabe dich feiern, O du gehörneter Strom, hesperischer Fluten Beherrscher! Komm nur, ach! und gnädig befestige, was du versprochen. Jener rief's, und erkor zwei Schiffe sich, doppelberudert, |
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80 | Fügt das Rudergerät und versorgt die Genossen mit Rüstung.
Siehe, da beut sich den Augen die plötzliche Wundererscheinung: |
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85 | Opfernd weiht und zugleich mit dem Schwarm an deinen Altar stellt. Thybris, so lange die Nacht obwaltete, zähmte des Stromes Schwall und drängte zurück und hielt so leise die Wog' an, Daß er wie stilles Gesümpf und gleich dem ruhigen Weiher Hinstreckt' ebene Flut, und gar nicht ränge das Ruder. |
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90 | Schnell wird begonnen die Fahrt aus froh zurauschenden Wassern; Schlüpferig gleitet die Tann' in der Flut; rings staunen die Wellen, Ringsum staunt in Befremdung der Hain, wie die Schilde der Männer Fernher glänzen im Strom, und wie bunt herschwimmen die Kiele. Jene drehn ihr Ruder die Nacht rastlos und den Tag durch, |
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95 | Gehn langschweifende Krümmen hinauf, von mancherlei Bäumen Überwölbt, und durchschneiden die grünenden Wälder im Spiegel. Sol stieg flammender schon zur mittleren Wölbung des Himmels, Als sie Mauern und Burg fernher und einzelner Häuser Giebel ersahn, die jetzo romanische Macht zu dem Himmel |
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100 | Aufgetürmt; noch herrscht' in dem ärmlichen Reich Euander. Schleunig drehn sie die Schnäbel zum Strand und wenden sich stadtwärts. Grade der Tag war nun, wo der Arkaderkönig ein Jahrfest |
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105 | Auch der Jünglinge Häupter zugleich, und der arme Senat trug Weihrauch dar, und es dampfte das lauliche Blut an Altären. Als sie die ragenden Barken gesehn, und wie zwischen der dunkeln Waldung heran sie gleiten mit still geschwungenem Ruder, Schreckt sie die plötzliche Schau, und gesamt von verlassenen Tafeln |
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110 | Stehen sie auf. Es gebeut, nicht abzubrechen das Opfer, Pallas der Held, und eilt mit ergriffenem Schwerte zum Ufer. Fern vom Hügel herab: O Jünglinge, welches Geschäft doch Führt euch an fremde Bezirke? wohin verlanget ihr? ruft er; Welches Geschlecht, und woher? Kommt friedlich ihr, oder bewaffnet? |
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115 |
Aber Äneas begann vom erhabenen Hinterverdeck so, Troergeschlecht hier schaust du, und Rüstungen, feind den Latinern, |
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120 | Dardanerfürsten genaht, mitkämpfende Freunde verlangend.
Tief von solchem Namen gerührt erstaunete Pallas: |
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125 | Vorwärts gehen sie nun in den Hain und verlassen das Ufer.
Jetzo begann vor dem König mit freundlichen Worten Äneas: |
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130 | Arkader bist und dem Stamme verwandt der beiden Atriden, Nein, mein eigener Wert, und die heiligen Götterorakel, Und die gemeinsamen Väter, und dein weltkundiger Name, Haben zu dir mich gewandt, den willigen treibend durch Schicksal Dardanus, Ahn und Stifter der ilischen Veste vor Alters, |
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135 | Sohn, wie der Grajer erzählt, der Atlantidin Electra, Fährt zum Teucrergebiet; die Electra zeugte der große Atlas, der auf der Schulter die Kreisungen hebet des Äthers. Euch ist Mercurius Vater des Stamms, den die glänzende Maja Einst empfing und gebar auf dem frostigen Gipfel Cyllenes; |
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140 | Aber die Maja, wofern wir Gehöretem trauen, hat Atlas, Eben der Atlas gezeugt, der das himmlische Sternengewölb' hebt. So wird beider Geschlecht von einerlei Blute geteilet. Dessen getrost, hab' ich weder mit Auftrag Boten, noch irgend Schlau erkündende Künste gestellt; mich selber dir bot ich |
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145 | Und mein eigenes Haupt, und kam zu den Schwellen in Demut. Eben das daunische Volk, das dich mit grausamem Kriege Stetig verfolgt; wenn es uns fortdrängt, nichts scheint ihm noch mangelnd, Daß nicht ganz mit dem Joch das hesperische Land es belaste, Und dort oben das Meer einnehm', und das unten heranspült. |
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150 | Nimm und gewähre die Treu. Uns ist ausdauernd zum Kriege Herz und tapferer Mut und in Kämpfen erprobete Jugend. Also der Held; doch jener, des Redenden Augen und Antlitz |
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155 | Wirst du empfahn und erkannt! wie lebt mir die Rede des Vaters, Wie vom großen Anchises die Stimm' und die ganze Geberd' auf! Denn ich gedenk', als, der Schwester Hesione Reich zu besuchen, Priamus einst, Laomedons Sohn, nach Salamis hinzog, Daß er darauf auch besucht' Arcadias frostige Grenzen. |
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160 | Noch umwuchs mir die Wangen die Erstlingsblume der Jugend; Stauend sah ich der Teucrer Gewaltige, staunend ihn selbst auch Sah ich, Laomedons Sohn; doch ging vor allen Anchises Hoch einher. Mir brannte das Herz vom Feuer des Jünglings, Anzureden den Mann und Hand in Hand ihm zu fügen. |
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165 | Näher trat ich und führt' ihn mit Lust zu Pheneos Mauern. Er hat Lycierpfeil' im stattlichen Köcher zum Denkmal Mir beim Scheiden verliehn und ein golddurchwebetes Kriegskleid, Auch zwei Zäume von Gold, die nun mein Pallas besitzet. Drum ist schon, was ihr suchet, gefügt mir die Rechte durch Bündnis: |
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170 | Und wann morgen der Tag die Gefild' uns wieder beleuchtet, Sollt mit Hilfe gesichert ihr gehn und kräftigem Beistand. Doch dies jährige Opfer, dieweil als Freund' ihr genaht seid, Welches mir aufzuschieben verwehrt ist, feiert gefällig Ihr mit uns, schon jetzt an befreundete Tisch' euch gewöhnend. |
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175 |
Also sprach er und heißt Festmahl und enthobene Becher |
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180 | Tragen geröstete Rücken der Stier' und häufen in Körben Ceres gefertigte Gab' und reichen den bacchischen Trank dar. Festlich schmaust Äneas, es schmaust die trojanische Jugend, Vom weitreichenden Rücken des Stiers, und dem Fleische der Sühnung. Als nun der Hunger gestillt und gezähmt der Speise Begier war, |
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185 | Sprach Euander der Fürst: Nicht hat dies heilige Jahrfest, Dies Weihmahl, und diesen Altar so mächtiger Gottheit, Uns ein eiteler Wahn, der Vorzeit Götter verkennend, Auferlegt. Nach grauser Gefährlichkeit, troischer Gastfreund, Bringen wir, sicher gestellt, und erneun die verdieneten Ehren. |
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190 | Erst nun schaue den schroff mit Gestein herhangenden Fels dort, Wie auseinander die Blöcke gesprengt, wie verödet des Berges Wohnung steht, und Geklipp in unendlichem Schutte gehäuft liegt. Dort war einst die Höhle mit tief eingehender Windung, Welche der Halbmensch Cacus bewohnt', ein entsetzliches Scheusal: |
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195 | Niemals strahlte die Sonn' in der Kluft, und beständig von frischem Mord war laulich der Grund; an der grausamen Pforte geheftet Schwebeten Männergesichte, gebleicht in grauser Verwesung. Ursprung gab Vulkanus dem Unhold, dessen geschwärzte Flammen dem Mund' entspeiend, mit plumper Last er sich fortschwang. |
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200 | Aber auch uns trug endlich die Zeit nach sehnlichem Harren Hilfe des kommenden Gottes daher. Der erhabene Rächer, Stolz von des dreigestalten Geryones Mord und Beraubung, Herkules kam und trieb siegreich die gewaltigen Stiere Jenes Wegs, daß Rinder durch Thal und Strom sich gebreitet. |
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205 | Blind nun rasete Cacus vor Wut, und, daß nichts unversucht ihm, Nichts unangetastet von Trug und Frevel ihm bliebe, Vier an hoher Gestalt vorragende Stier' aus dem Lager Rückt' er hinweg und ebensoviel schönprangende Kühe. Diese, damit nicht zeugte die Spur rechtwandelnder Füße, |
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210 | All' am Schweif in die Höhle geschleppt, und zurück mit verkehrtem Zeichen des Weges gerafft, verbarg er im dunkelen Felsen. Ihn, den Forschenden, wies zu der Kluft kein einziger Fußtritt. Unterdes, da bereits die gesättigte Herd' aus dem Lager Trieb Amphitryons Sohn und bereit sich machte zum Abzug, |
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215 | Lautauf brüllten die Rinder im Gehn, und Jammergetön scholl Durch das Gehölz, und sie schieden mit Klagausruf von den Hügeln. Antwort gab nun eine der Küh', und im räumigen Felsen Brüllte sie dumpf, und täuscht' dem behutsamen Cacus die Hoffnung. Jetzo fürwahr entbrannte vor Wut dem Alciden mit schwarzer |
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220 | Galle der Schmerz; er ergreift das Geschoß und der knotigen Keule Last, und im Lauf ereilt er die Höhn des ätherischen Berges. Jetzo sahen zuerst die Unsrigen bebend den Cacus, Und in den Augen verwirrt. Er entflieht mit der Schnelle des Eurus Rasch in das Felsengeklüft, und die Angst leiht Flügel dem Fuße. |
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225 | Als er darin sich verschloß und herab von zerbrochenen Ketten Warf den entsetzlichen Fels, der an Kunst und Eisen des Vaters Schwebete, und ihm der Riegel die stämmigen Pfosten befestigt; Siehe, mit rasendem Geist war genaht der Tirynthier, und rings Wandt' er das Antlitz umher, und spähete jeglichen Zugang, |
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230 | Knirschend vor Wut. Dreimal den gewaltigen Aventinus Spähet der zornige ganz, dreimal an der felsigen Schwelle Strebt er umsonst, dreimal ein Ermüdeter saß er im Thale. Spitz dort stand ein Granit, ringsum von behauenem Steine, Der von dem Rücken der Kluft aufstieg, hochragend dem Anblick, |
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235 | Sicher zu Nest und Hecke dem Schwarm unholder Gevögel. Diesen, wie jäh von dem Hang er sich links hinlehnete stromwärts Dränget er rechts anstrebend hinweg, und mit Macht ihn erschütternd, Löset er ganz aus dem Grund den entwurzelten; plötzlich hinab dann Stürzt er ihn, daß von dem Sturz hochher nachhallet der Äther, |
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240 | Daß zerschellt das Gestad', und zurück der erschrockene Strom fließt. Aber die Höhl' und des Cacus unendlicher Herrscherpalast lag Aufgedeckt, tief lagen die schattigen Klüfte geöffnet: Gleich so, als wenn einmal tief bärste die Erd', und zerlechzend Drunten die Totenbezirk' aufschlöss', und enthüllte die blassen |
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245 | Reiche, den Göttern verhaßt; und hoch in den gräßlichen Abgrund Nieder man schaut', und erbebten dem plötzlichen Lichte die Manen, Ihn, den Ertappten nunmehr in der überraschenden Helle, Welcher, gesperrt im hohlen Verschloß, seltsames Gebrüll hob, Drängt der Alcid' hochher mit Geschoß, und rufet zum Beistand |
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250 | Jegliche Wehr, Mühlstein' und gewaltige Kloben ihm schleudernd. Jener, o schau! denn es blieb nicht einige Flucht der Gefahr ihm, Dick aufqualmenden Rauch aus dem Schlund', ein entsetzliches Wunder! Speiet er, ganz einhüllend in düsteres Graun die Behausung, Und er entreißt den Augen den Blick und häuft in der Felskluft |
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255 | Wirbelnde Nächte des Dampfs, von rötlicher Flamme durchfunkelt. Nicht ertrug's der Alcide voll Zorn, und sich selbst durch das Feuer Schwang er in eiligem Sprunge hinab, wo der dichteste Rauchdampf Wogt, und im schwärzesten Nebel empor das weite Geklüft gährt. Hier, da Cacus im Dunkel umsonst die Entflammungen ausspeit, |
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260 | Schlingt die umknotende Arm' er ihn fest und zwänget ihm würgend Scheel vorquellende Augen und blutlos ächzende Gurgel. Aufgesprengt wird plötzlich das Thor der finsteren Wohnung, Und die entzogenen Stier' und der abgeschworene Diebstahl Werden dem Himmel gezeigt, und am Fuß der gräßliche Leichnam |
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265 | Vorgeschleppt. Nicht können genug die Erstaunenden anschaun, Was in den Augen für Grimm, und im Schreckengesicht, wie dem Halbtier Borstig von Zotten die Brust, und gelöscht in der Kehle der Brand sei. Seit der Zeit ist die Ehre gefei'rt und die fröhlichen Jüngern Haben bewahret den Tag; und Potitius, erster Beginner, |
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270 | Und das pinarische Haus, als Hut des Herkulesopfers, Hat den Altar im Haine gestellt, der der größeste immer Uns, wie genannt wird hinfort, so bleibt der größeste immer. Auf denn, o Jünglinge, nun, zu solcherlei Lobes Verehrung Gürtet mit Laube das Haar und streckt in den Händen die Becher, |
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275 | Ruft den gemeinsamen Gott und gebt ihm willig des Weines.
Sprach's. und Herkules Baum, die wechselfarbige Pappel, |
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Hesperus nahet indes am hinabgerollten Olympus; |
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285 | Salier drauf zum Gesang', um entflammete Opferaltäre, Stehen bereit, die Schläfen mit Pappellaube bekränzet; Dort der Älteren Chor, hier Jünglinge, die in dem Reihntanz Herkules Preis und Thaten erhöhn: Wie als Kind er die ersten Scheusale dir, Stiefmutter, zermalmt, die gedoppelten Schlangen; |
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290 | Wie er die herrlichen Städt' Öchalia, streitend, und Troja Niedergestreckt in den Schutt; wie viel er der furchtbaren Kämpfe Unter Eurystheus Zwang auf Geheiß der grausamen Juno, Durchgekämpft. Du hast zweileibige Wolkengeborne, Pholus, o Held, und Hyläus, mit Macht, du cretisches Unheil, |
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295 | Du im nemeischen Fels den gewaltigen Löwen geopfert! Dir, dir bebten die Sümpfe der Styx und der Wächter des Orcus, Über benagtem Gebein in blutiger Höhle gelagert. Dich hat keine Gestalt, nicht selber geschreckt des Typhoeus Hoher gewappneter Wuchs. Nicht hat, der Besinnung entäußernd, |
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300 | Dich die lernäische Hyder umdroht mit der Häupter Getümmel. Heil, Zeus wahres Geschlecht, du Zierde gesellt zu den Göttern! Nahe mit günstigem Fuß, uns selbst und dein Heiliges segnend! So lobsingt ihr Feiergesang; doch über das alles Fügen sie Cacus Höhl' und den Feueratmenden selber. |
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305 | Ringsum tönet der Wald von Geräusch und die hallenden Hügel.
Alle gesamt, nachdem sie die festlichen Opfer vollendet, |
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310 | Aber Äneas bewegt die munteren Augen um alles, Angereizt von den Orten und staunt; und des einzelnen fröhlich, Forscht er umher und vernimmt die Denkmal' alter Geschlechter. Jetzt Euander der Fürst, des romanischen Hortes Erbauer: |
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315 | Und Waldmänner, aus Stämmen erzeugt und gediegenem Kernholz, Zuchtlos und ungezähmt: nicht wußten sie, Stiere zu jochen, Nicht zu sammeln der Not, noch erworbene Habe zu sparen; Nein sie ernährte der Zweig und die rauh abspeisende Wildjagd. Erst nun kam Saturnus herab vom ätherischen Himmel, |
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320 | Fliehend die Waffen des Zeus, und verbannt aus genommener Herrschaft: Welcher die ungeschlachten, durch Berghöhn streifenden Horden Bildete, Sitt' und Gesetze verlieh, und Latium lieber Nannte das bergende Land, das ihn im Schoße gesichert. Unter dem Könige blühte die Zeit des goldenen Segens, |
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325 | Welche man preist: so lenkt' er in friedsamer Ruhe die Völker; Bis das entartende nun und gemach sich entfärbende Alter Folgt', und rasender Krieg und gierige Sucht des Erwerbes. Jetzo kam der Ausonen Geschlecht und starker Sicanen; Und oft wurden die Namen vertauscht vom saturnischen Erdreich. |
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330 | Könige dann, und der rauhe, von Wuchs unmäßige Thybris, Dem gleichnamig den Strom wir Italer jetzo den Thybris Nannten, dem Albula schwand sein eigener Name veraltend. Mich, der verbannt ausfuhr zu den äußersten Enden des Meeres, Zwang allherrschendes Glück und unabwendbares Schicksal, |
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335 | Hier zu bewohnen den Ort, und die Mutternymphe Carmentis Trieb durch strenges Geheiß und das göttliche Wort des Apollo. Kaum war solches gesagt; und er zeigt fortgehend den Altar, |
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340 | Jener Verkündigerin, die zuerst weissagete großes Äneadengeschlecht und ein herrliches Pallanteum. Drauf den mächtigen Hain, den der feurige Romulus Freiort Nannte, zeigt er im Gehn, und am frostigen Fels das Lupercal, Von des lycäischen Pan parrhasischer Sitte so heißend. |
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345 | Dann auch zeigt er den Wald des heiligen Argiletum, Zeigt ihm ferner den Ort, wo sein Gastfreund Argus den Tod fand. Drauf zum tarpejischen Sitz und zum Kapitolium führt er, Golden anjetzt, vormals von wildernden Hecken umstarret. Schon da streckte das Graun der Religion das verzagte |
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350 | Landvolk, schon da bebt' es dem Wald' und Felsen mit Ehrfurcht.
Schau hier, sprach er, den Hain und den buschigen Hügel bewohnet |
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355 | Hier sind noch zwei Städte zu schaun mit zersprengeten Mauern, Trümmer und Schutt, Denkmale gepriesener Männer vor Alters. Diese Burg hat Saturnus gebaut, die Janus der Vater, Welche Janiculum hieß, Saturnia nannte man jene. |