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So im Wechselgespräche den Weg zu des armen Euander | ||
360 | Obdach gingen sie fort und sahn rings brüllendes Hornvieh Auf dem romanischen Markt und im Raum prachtvoller Carinen. Als man die Wohnung erreicht: Die Schwell' hier, sprach er, betrat einst, Herkules, kommend vom Sieg; dies war der Palast, der ihn aufnahm. Wag' es den Prunk zu verachten, o Gast, und zeige des Gottes |
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365 | Selber dich wert und begegne der Dürftigkeit nimmer mit Hochmut.
Sprach's und unter den Giebel des eng umschließenden Hauses |
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370 |
Venus indes, nicht umsonst geschreckt in der Seele, die Mutter, Weil die argolischen Fürsten durch Krieg vernichteten Trojas |
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375 | Schuldiges Reich, und den Gluten der Feind' hinfällige Burghöhn; Niemals einige Hilf' erbat ich den Armen, noch Rüstung Deiner Kunst und Gewalt; niemals, o du teuerster Gatte, Wollt' ich umsonst dich müden in leer ausgehender Arbeit: Ob ich schon sehr vieles des Priamus Söhnen verdankte, |
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380 | Und sein drückendes Leid, des Äneas, oft ich beweinet. Jetzo durch Zeus Obwaltung betrat er der Rutuler Grenze. Demutvoll nun komm' ich zu deiner mir heiligen Gottheit, Waffen zu flehn als Mutter dem Sohn. Dich hat ja des Nereus Tochter mit Thränen erweicht und dich die tithonische Gattin. |
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385 | Schau, wie sich rotten die Völker, wie rings in verschlossenen Thoren Festungen schärfen den Stahl auf mich und der Meinen Vertilgung. Sprach's und mit schneeigen Armen umfing in sanfter Umschlingung |
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390 | Stürmte die kundige Glut, daß schauderten alle Gebeine: Weniger nicht als oft, wann geschnellt aus zuckendem Wetter Zittert der feurige Strahl und in Glanz die Gewölbe durchschlängelt. Fröhlich des Trugs bemerkt es die schön sich fühlende Gattin. Jetzo beginnt der Vater, von ewiger Liebe gefesselt: |
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395 |
Was von fern Ursachen gesucht? wohin doch, o Göttin, |
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400 | Und nun, wenn du zu kriegen gedenkst, und solches dein Wunsch ist, Was nur irgend die Kunst mir auszuwirken verstattet, Was aus Stahl nur bilden sich läßt und geschmolznem Elektrum, Was nur Glut und Atem vermag: nicht zeige noch bittend, Daß du deiner Gewalt mißtraust! – Wie er solches geredet, |
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405 | Schlang er mit heißer Begier in die Arme sie, und an der Gattin Busen geschmiegt, hin schwand er in lieblichen Schlafes Betäubung. Als die erquickende Nacht auf halb vollendeter Laufbahn |
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410 | Fristen muß, aus der Asche die schlafenden Gluten erwecket, Nacht zufügend dem Werk, und die Mägd' am Lichte zu langer Arbeit des Tags antreibt, um keusch zu bewahren des Gatten Ehegemach und redlich die Schar zu erziehen der Kindlein: Nicht saumseliger hebt sich der rüstige Feuergebieter |
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415 | Jetzt vom schwellenden Lager und eilt zu der Esse Geschäften.
Neben Sicanias Seit' und Lipare, Äolus Herrschaft, |
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420 | Dröhnen dumpf nachhallend dem Ohr; die Gewölbe durchzischet Sprühendes Chalybererz, und es atmet die Glut in den Öfen: Haus des Vulkanus umher und Vulkania nennt man die Gegend. Dort nun stieg vom Himmel hinab der Feuergebieter, Eisen bändigten nun in der räumigen Kluft die Cyklopen, |
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425 | Brontes, und Steropes auch, und der nackende Riese Pyracmon. Angelegt in den Händen, und schon zum Teile geglättet, War ein Blitz, wie sie häufig aus himmlischen Höhen der Vater Schwingt auf die Länder hinab; teils mangelte noch die Vollendung. Drei der Strahlen aus Hagel gezackt, drei strömenden Regens |
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430 | Gaben sie ihm, drei rötlicher Glut und geflügelten Sturmes; Schreckliche Leuchtungen nun, graunvolles Gekrach und Entsetzen Mischten sie unter das Werk und verfolgende Flammen des Zornes. Andere schufen den Wagen des Mars und die fliegenden Räder Eifrig, worauf er die Männer, worauf er empöret die Städte; |
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435 | Auch die Ägis voll Graun, das Gerät der beleidigten Pallas, Strebten sie hell aus Gold' und schuppigen Schlangen zu glätten, Und ihr verschlungnes Geringel, und selbst am Busen der Göttin Gorgo, die scheel umdreht nach enthauenem Halse die Augen. Alles hinweg, ruft jener, laßt von der begonnenen Arbeit! |
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440 | Ätnageschlecht, o Cyklopen, und hierher wendet die Sinne! Waffen dem mutigsten Manne gemacht! Nun gilt es, wer Kraft hat, Nun, wer betriebsame Hand, nun Kunst und Meistervollendung! Auf, ungesäumt an das Werk! – Nicht weiteres sprach er; und jene Strebten mit hastigem Fleiße gesamt und teilten die Arbeit |
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445 | Alle sich gleich; Erz fließt und Metall des Goldes in Bächen, Und der verwundende Stahl im gewaltigen Ofen zerrinnet. Machtvoll gleich wird entworfen ein Schild, ausdauernd der eine Allem Latinergeschoß, und Scheib' um Scheibe gedränget Siebenfach; da indes ein Teil mit atmenden Bälgen |
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450 | Luft einhaucht und verbläst, ein Teil in den zischenden Kühltrog Tauchet das Erz; laut dröhnt von Ambosschlägen die Felskluft. All' jetzt, froh Wettschwungs, kraftvoll rings, heben die Arm' auf, Nach dem Verhalt, und drehn mit kneipender Zange den Glutklump. Weil der Lemnier dies im äolischen Lande beschleunigt, |
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455 | Weckt aus niederem Hause das heilige Licht den Euander, Samt dem Morgengesange der Vögelchen unter dem Giebel. Langsam hebt sich der Greis und hüllt um die Glieder den Mantel. Auch Tyrrhenergeriem umflicht ihm die Sohlen der Füße; Drauf der Seit' und der Schulter enthängt er die Tegeerklinge, |
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460 | Und links schwebt die zurück ihm gewundene Hülle des Panthers, Auch nicht minder zur Hut der erhabenen Schwelle geordnet, Wandeln voran zwei Hunde, den Schritt des Herren begleitend, Und er geht zu Äneas gesonderter Wohnung, des Gastfreunds, Eingedenk der Gespräch' und was er verheißen, der Heros. |
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465 | Ebenso kam Äneas daher in der Frühe gewandelt. Jenem gesellt ging Pallas der Sohn und diesem Achates. Und sie reichen genaht sich die Händ' und setzen vereint sich Mitten im Haus', und genießen des lang ersehnten Gespräches. Also der König zuerst: |
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470 |
Mächtigster Dardanerheld, bei des Fortblühen fürwahr ich |
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475 | Aber gewaltige Stämm' und an Herrschaft blühende Lager Streb' ich dir zu vereinen: ein nicht vermuteter Zufall Zeigt dies Heil; Schicksalen, die her dich forderten, kommst du. Unfern diesem Bezirk wird jen' auf gealteten Quadern Türmende Stadt Agylla bewohnt, wo Lydiervolk einst, |
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480 | Weit durch Kriege bekannt, auf etruskischen Höhn sich gesiedelt. Diese, die lang' im Wohle gedient, hat Mezentius endlich Stolz als König mit Zwang und grausamen Waffen behauptet. O was denk' ich der gräßlichen Mord', und wie rasend der Wütrich Frevelte! Götter, ihm selbst auf das Haupt und den Seinen bezahlt es. |
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485 | Selbst ja gestorbene Leiber mit lebenden fügt' er zusammen, Hand' auf Hände gelegt, und Antlitz ruhend auf Antlitz, (Ach, der Peiniger!) daß sie, in Jauch' und Verwesung zerfließend, Langsamen Tod hinstarben in jammervoller Umarmung. Doch die ermüdeten Bürger zuletzt, ob der Wut des Tyrannen, |
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490 | Stürmen bewaffnet daher, ihn selbst und die Wohnung umringend; Niederhaun sie die Freund' und schwingen ihm Glut zu den Giebeln. Jener indes, aus dem Mord' in der Rutuler Äcker entschlüpfend, Sucht sich Schutz, und mit Waffen verteidiget Turnus den Gastfreund. Drum hat ganz sich in Wut Etruria billig empöret, |
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495 | Das zur Strafe den König verlangt mit drohender Kriegsmacht. Diesen gesell' ich zum Führer, den Tausenden, dich, o Äneas. Denn weit brauset der Strand von Geräusch dichtwühlender Schiffe, Zeichen begehrt man des Kampfs; doch der alte Opferprophet hemmt Und weissagt das Geschick: O erkorne Mäonierjugend, |
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500 | Blum' altahnlicher Helden und Kraft, die gerechter Verdruß nun Spornt in den Feind und zur Rache des Zorns Mezentius aufragt! Nicht darf so viel Volkes ein Italer unter sich fügen; Ruft auswärtige Führer herein: – Jetzt ruht' im Gefilde Dort die etruskische Macht, durch warnende Götter geschrecket. |
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505 | Doch Botschafter entsendet zu mir und die Krone des Reiches Samt dem Königesstab' und der Würd' Auszeichnungen Tarchon; Daß ich, dem Lager vereint, die Gewalt der Tyrrhener empfange. Doch mein kühleres Blut und schon sich neigendes Alter Wehrt mir den Oberbefehl und zu Tapferem säumige Thatkraft. |
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510 | Gern ermahnt' ich den Sohn; doch entsproßt der sabellischen Mutter, Ist er halb einheimisch allhier. Du, welchem das Schicksal Jahre vergönnt und Geschlecht, den Götterverkündigung fordert, Wandle, der Teucrer zugleich und Italias tapferster Führer. Dieser auch gehe zugleich, mein Trost und einzige Hoffnung, |
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515 | Pallas dir ein Genoß: von dir, dem Meister gelehret, Trag' er des Mars Arbeit und Beschwer; dein Thun zu betrachten Werd' er gewohnt: dich lerne der Jüngling schon zu bewundern. Arkader geb' ich zu Roß zwei Hunderte, rüstige Jugend, Ihm zum Geleit; gleich viel' als Eigene spendet sich Pallas. |
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520 |
Kaum dies hatt' er gesagt, und starr hin neigten das Antlitz |
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525 | Kam mit rollendem Hall und bewegt schien alles zu taumeln, Und es durchbrüllte die Luft wie tyrrhenischer Klang der Drommete. Aufwärts schaun sie; noch einmal und noch schallt lautes Gekrach her. Rüstungen unter der Wolk', im heiteren Raume des Himmels Sehen sie rot durchschimmern das Blau, und die zuckenden rasseln. |
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530 | Tief erstaunten die andren im Geist; doch der troische Heros, Freudig erkannt' er den Hall und der göttlichen Mutter Verheißung. Und er beginnt: Nein wahrlich, o Gastfreund, nicht so geforschet, |
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535 | Wann einbräche der Krieg, und vulkanische Waffen die Luft durch Wollte sie bringen zum Trost. Ha, wie blutiger Mord euch, arme Laurentier, obschwebt! Ha, wie du schwer mir, Turnus, bezahlst! wie gedrängt in den Strudel Helm und Schilde der Männer und tapfere Leiber du, Thybris, |
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540 | Rollest und wogst! Nun fordre man Kampf, nun breche man Bündnis!
Also sagte der Held, und erstand vom ragenden Sessel; |
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545 | Vater Euander zugleich und zugleich die trojanische Jugend. Er dann kehrt zu den Schiffen hinab und besucht die Genossen. Dort aus der Zahl, ihm selber in Kriegsgeschäfte zu folgen, Wählt er die Tapfersten aus; die übrigen gehn mit der abwärts Gleitenden Flut und schwimmen den Strom unthätig hinunter, |
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550 | Kunde von That und Vater dem Sohn Ascanius bringend. Rosse gewährt man zu gehn in tyrrhenische Felder den Teucrern: Aber Äneas besteigt ein gesondertes, welches ein gelber Leunbalg gänzlich umhüllt, vorleuchtend mit goldenen Klauen. Schleuniger Ruf durchflieget das winzige Pallanteum, |
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555 | Daß schnell Reisige gehen zur Burg des tyrrhenischen Königs. Mütter in Angst verdoppeln Gelübd', und vor naher Gefahr schon Zaget die Furcht, und größer erscheint Mars schreckliches Graunbild. Jetzt umschlingt Euander die Hand des gehenden Sohnes, Drückt mit unendlichen Thränen sie fest und also beginnt er: |
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560 |
Daß die entschwundenen Jahre zurück mir Juppiter brächte! |
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565 | (Schauerlich klingt's!) mitgab und dreifach zuckende Waffen; Dreimal mußt' ihn strecken der Tod; doch alle zuletzt nahm Diese Hand ihm die Seelen, und raubt' ihm das Waffengewimmel. Niemals würd' ich nunmehr aus der süßen Umarmung mich reißen, Deiner, o Sohn; nie hätte Mezentius jetzo, des Nachbars |
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570 | Haupte zum Trotz, so viel mit dem Stahl der entsetzlichen Morde Ausgeübt, und die Stadt so vieler Bürger beraubet! Doch ihr Oberen dort, und du, Obwalter des Himmels, Juppiter, schaut mitleidig herab auf den Arkaderkönig, Ach und erhört sein Vatergebet! Wenn euere Gottheit |
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575 | Unverletzt mir Pallas den Sohn, wenn Schicksal ihn heimführt, Wenn ihn wiederzusehn ich leb' und vereint ihm zu wandeln, Gern noch leb' ich hinfort und füge mich jeglicher Drangsal! Doch so du, Glück, treulos was Unaussprechliches drohest; Gleich, o gleich sei vergönnt, mich der Qual zu entziehen des Lebens, |
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580 | Weil noch zweifelt die Sorg', und schwankt die Erwartung der Zukunft, Weil dich, trautestes Kind, mir einzige Freude des Alters, Noch in den Armen ich halte, daß nie ein trauriges Wort mich Foltere! – So als Vater, gerührt vom äußersten Abschied, Redet' er, und in das Haus den Ermatteten trugen die Diener. |
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585 |
Schon war die reisige Macht aus offenen Thoren gewandelt, |
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590 | Den vor anderen Sternen zum Lieblinge Venus sich auskor, Hebt sein heiliges Haupt ostwärts und die Dämmerung auflöst. Mütter stehn auf den Mauern in Angst, ihr gieriger Anblick Folgt der stäubenden Wolk' und den erzumstrahlten Geschwadern. Aber die Hecken hindurch, wo zunächst anlanget ein Richtweg, |
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595 | Strebt der gewappnete Zug; ein Geschrei geht, und in der Heerschar Malmend zerstampfet das Feld mit gevierteltem Trabe der Hufschlag. Groß und kühl erstreckt sich ein Hain am Strome vor Cäre, |
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600 | Sag' erzählt, hier weihten vordem uralte Pelasger Hain und Tag dem Silvanus, dem Gotte der Flur und des Viehes: Welche zuerst einnahmen den Raum der latinischen Felder. Unsern hier hielt Tarcho die Macht der Tyrrhener in sicherm Lager verschanzt; und deutlich bereits vom erhabenen Hügel |
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605 | Sah man das sämtliche Heer im geräumigen Thale gedehnet. Als hierher Äneas der Held und die streitbare Jugend Naheten, ruhn sie ermüdet, die Ross' und die Leiber erquickend. Venus die Göttin indes, glanzhell in ätherischer Wolke, |
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610 | Wie sie am kühligen Strom abwärts den gesonderten antraf, Redete so mit Worten sie an, ihm willig erscheinend: Siehe, gefertiget dir durch Kunst des Gemahls das verheißne |
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615 |
Also sprach und umarmte den trautesten Sohn Cytherea; |
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620 | Jetzt den Helm, wie mit Büschen er droht, wie er Flammen verbreitet. Jetzt das entscheidende Schwert, und aus Erz den starrenden Harnisch, Rötelnd wie Blut, unmäßig, wie wenn die bläuliche Wolke Hell von der Sonn' Anstrahlung entbrennt und den Himmel durchfunkelt. Dann die geglätteten Schienen aus lauterem Gold' und Elektrum, |
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625 | Auch den Speer und den Schild voll unaussprechlicher Wunder.
Dort der Italer Macht, und dort Romanertriumphe, |
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630 | Auch die entbundene Wölfin in grünender Höhle des Mavors Schuf er zum Säugen gestreckt: wie beid' um die Euter ihr hangend Spielten die Zwillingsknaben und beid' an der Pflegerin schlürften Unverzagt; und wie jene mit länglichem Halse gewendet Schmeichelte und um einander mit bildender Zunge sie leckte |
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635 | Roma zunächst, und geraubt die sabinischen Töchter mit Unrecht, Im zuschauenden Raum, nach stattlichem Spiele des Circus, Fügt' er hinzu, und wie schleunig zum Kampf auf Romulus Bürger Tatius stürmte der Greis, und finstere Männer von Cures. Bald nochmals, nach der Fehde Besänftigung, standen die Herrscher |
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640 | Vor dem Altare des Zeus, die Opferschal' in den Händen, Beid' in Wehr, und schlossen den Bund mit geopfertem Schweine. Nahe dabei war Metus, wie wild auseinander des Vierspanns Wut ihn gesprengt: (ja du solltest im Wort, Albaner, beharren!) Ringsum schleifte die Glieder des Manns, der ihm heuchelte, Tullus |
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645 | Durch das Gehölz, und es taute von spritzendem Blute der Dornbusch. Auch Porsenna gebot, den verbannten Tarquinius wieder Aufzunehmen und drängte die Stadt mit großer Belagrung; Doch Äneas Geschlecht hob stürmend den Stahl für die Freiheit. Unmutsvoll war jener im Blick und dem Drohenden ähnlich |
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650 | Anzuschaun; wie zu trennen die Brück' ihm wagete Cocles, Und wie den Banden entschlüpft auf dem Strom ihm Clölia hinschwamm. Oben stand, zur Hut des tarpejischen Hortes bestellet, Manlius, welcher den Tempel und dich, Kapitolium, schützte; Frisch war des Königes Haus mit romulischem Halme gedecket. |
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655 | Siehe, die silberne Gans durchflatterte goldene Hallen, Ängstlichen Flugs, ankündend, die Gallier sein an der Schwelle. Gallier klommen empor durch Gebüsch' und erstiegen die Burg schon, Unter dem Dunkel geschirmt und der Nacht wohltätigem Schatten. Goldenes Haar war jenen verliehn und goldene Kleidung; |
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660 | Hellgestreift ihr Kriegesgewand und die Hälse wie Milch weiß, Eingeflochten in Gold; zwei alpische Speer' in den Händen Schwenkten sie all', und den Leib umhülleten längliche Schilde. Auch aufhüpfende Salierchör' und nackte Lupercer, Spitzige Hüte mit Woll', und dem Himmel entfallene Scheiben |
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665 | Hatt' er geprägt; und es führten unsträfliche Mütter die Stadt durch Auf sanftschwebenden Wagen das Heilige. Ferne gesellt' er Auch des Tartarus Reich, die plutonische Pforte des Abgrunds, Und Mißhandelnder Straf', und dich, Catilina, der angstvoll Hängt am drohenden Fels, und erbebt vor der Furien Antlitz; |
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670 | Auch die gesonderten Frommen, und dort den richtenden Cato. Weit dazwischen gemacht war das Bild des geschwollenen Meeres, Hell aus Gold; doch schäumte mit grauender Woge die Bläue; Und aus blinkendem Silber umher verstreute Delphine Fegten mit stürmenden Schweifen die Flut, durchschneidend die Brandung. |
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675 | Mitten im Schild war die aktische Schlacht – erzschimmernde Flotten Deutlich zu sehn; ganz sahst du von angeordneter Kriegsmacht Brausen Leucates Gestad', und in Gold aufleuchten die Meerflut. Hier war Cäsar Augustus, die Italer führend zur Seeschlacht, Er, und Väter und Volk, obwaltende Mächt' und Penaten, |
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680 | Stehend auf hohem Castell: dem doppelte Glut von den Schläfen Fröhlich entstrahlt und vom Scheitel das julische Vatergestirn blinkt. Seitwärts schwebt Agrippa mit günstigen Winden und Göttern Hochher, führend den Zug, dem, als vorscheinender Kriegsschmuck, Hell die Schläfen umglänzt die geschnäbelte Krone des Seesiegs. |
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685 | Dort, mit barbarischer Macht und mannigfaltiger Rüstung, Führt Antonius siegend vom rötlichen Strand der Aurora Samt Ägyptus die Kräfte des Aufgangs und das entlegne Bactra daher; ihm folget, o Gräul! die ägyptische Gattin. Alle zugleich nun stürmen; es schäumt, von gezogenen Rudern |
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690 | Ganz zerwühlt, und dem Sturz dreizahniger Schnäbel, die Meerbahn. Offenes Feld wird gesucht; man glaubt entwühlte Cykladen Schwimmen im Meer, Felshöhen begegnen erhabenen Felshöhn: So droht Männergewalt von türmender Last der Verdecke. Flamme des Wergs in der Hand und fliegenden Stahl an Geschossen |
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695 | Schleudert man her; neu rötet der Mord die neptunischen Flächen. Mitten die Königin ruft mit heimischem Sistrum den Heerzug; Noch nicht schaut sie zurück auf der Zwillingsschlangen Verfolgung. Allerlei Göttergeschlechts Scheusal', und der Beller Anubis, Gegen Neptunus und Venus gestellt und gegen Minerva, |
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700 | Halten Geschoß. Rings tobt im Gewühl der Entscheidungen Mavors, Graß aus Eisen erhöht, und finstere Diren vom Äther; Und froh hebet den Schritt im zerrissenen Mantel die Zwietracht, Welcher in Hast nachschreitet mit blutiger Geißel Bellona. Hochher schaut und richtet der aktische Herrscher Apollo |
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705 | Seine Geschoss'; und alle vor Angst, Ägypter und Inder, Alle zerflohn die Sabäer, die Araber alle verschüchtert. Selber die Königin schien den gerufenen Winden die Segel Schnell zu vertraun, und gelöst gleich zu verlängern das Tauwerk. Unter Ermordungen war sie, und blaß vor nahendem Tode, |
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710 | Abgebildet vom Gotte, wie Wog' und Japyx sie forttrug; Gegenüber in Gram der an Wuchs unmäßige Nilus, Wie er den Busen entschloß, und mit ganz aufwallender Kleidung Rief in den bläulichen Schoß und buchtigen Strom die Besiegten. Doch dreifach in Triumph durchfuhr die romanischen Mauern |
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715 | Cäsar und weiht unsterblich Gelübd' Italias Göttern, Rings in der Stadt dreihundert mit Pracht aufsteigende Tempel. Laut von Spiel und Geklatsch und Fröhlichkeit schollen die Straßen: Chöre von edelen Fraun, Altäre in sämtlichen Tempeln, Und vor jedem Altar auf dem Boden geschlachtete Rinder. |
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720 | Selber gesetzt an der Schwelle des schneeweißschimmernden Phöbus, Überschaut er der Völker Geschenk' und an prangende Pfosten Hängt er sie; langhin ziehn die bezwungenen Stämm' in der Ordnung, Wie vielartig an Laut, so an Tracht der Gewand' und der Waffen. Wohl hier hatt' er Nomaden geformt und entgürtete Afrer, |
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725 | Leleger hier und Karer und pfeilbewehrte Gelonen, Mulciber. Hier ging jetzo in ruhiger Strömung Euphrates; Moriner, wohnend am Rande der Welt, zweihörnig der Rhenus, Daher, unzähmbarer Wut, und der Brückenverächter Araxes. Solch Kunstwerk auf der Mutter Geschenk, dem Schilde Vulkanus, |
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730 | Staunet er an, unkundig der Ding' und fröhlich der Bildung; Und er erhebt auf die Schulter der Seinigen Ruhm und Verhängnis. |