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Wer du auch bist, nicht glaub' ich, verhaßt den himmlischen Göttern Hauchst du belebende Luft, da der Tyrierstadt du genahet. Gehe nur fort und gleich zu der Königin Schwelle begieb dich. |
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390 | Wiederkehr der Genossen und glückliche Landung der Flotte Meld' ich dir, die zur Bucht einführte gewendeter Nordwind: Wo nicht Kunde der Vögel umsonst mir gezeiget die Eltern. Schaue die zweimal sechs in dem Zug frohlockenden Schwäne, Die, den ätherischen Höhen entstürzt, erst Juppiters Adler |
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395 | Jagt' in entnebelter Luft; nun erdwärts siehst du im Heerzug Teils sie gesenkt, teils nahend auf schon gesenkte herabschaun. So wie der Heimkehr jene sich freun mit rauschenden Flügeln, Wie sie im Schwarm umringten den Pol und Gesange des Jubels, So ist dir auch Flotte sowohl als sämtliche Jugend |
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400 | Teils in dem Port, teils naht sie mit schwellendem Segel der Mündung. Gehe nur fort, und gelenkt, wie der Weg dich führet, den Fußtritt. Sprach's und wendete sich, da erglänzt' ihr rosiger Nacken, |
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405 | Und ganz Göttin erschien in dem Gange sie. Als er die Mutter Jetzo erkannt, da verfolgt' er die Scheidende also mit Ausruf: Was doch dem Sohne so oft, o du auch Grausame, stellst du |
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410 |
Also klaget er an und lenket den Schritt zu den Mauern. |
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415 | Selbst gen Paphos enteilt sie erhabenen Ganges und schauet Fröhlich den Sitz, wo der Tempel ihr ragt, und mit sabischem Weihrauch Hundert Altär' aufglühn und frische Bekränzungen atmen. Schleunig indes gehn jene den Gang, wie sie leitet der Fußpfad. |
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420 | Überragt, und das Antlitz der Burg anschauet von oben. Staunend erblickt Äneas den Bau, einst ländliche Hüttlein, Staunend die Thor' und den Lärm und die langgepflasterten Straßen. Glühender Eifer beseelt die Tyrier; einige führen Mauern zum Baue der Burg und wälzen Gestein mit den Händen; |
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425 | Andere wählen den Platz für ein Haus und umziehn ihn mit Furchen. [Richter und Obherrn wählen sie schon und den heiligen Rat aus.] Andere graben den Hafen sich aus, noch andere legen Tief dem Theater den Grund, auch ungeheuere Säulen Haun sie aus Felsen hervor, der werdenden Bühne zum Festschmuck. |
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430 | So wie Bienen, wann sommert der Lenz, durch blumige Felder Emsigkeit unter der Sonn' umtreibt, die pflegen des Volkes Aufgewachsene Brut, dort andere häufen des Honigs Klarsten Seim und dehnen mit lauterem Nektar die Speicher, Oder empfahn die Lasten der kommenden, oder in Heerschar |
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435 | Wehren sie ab die Drohnen, das träge Vieh, von den Krippen, Rastlos glüht das Gewerb', und Thymian duftet der Honig. O glückseliges Volk, dem schon sich erheben die Mauern, Sagt Äneas und schaut zu den luftigen Zinnen der Stadt auf. Mitten hinein, von Nebel umhüllt (o wunderbar klingend!) |
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440 | Dringt er und geht in der Männer Gewühl, doch keiner bemerkt ihn.
Mitten war in der Stadt ein Hain voll fröhlichen Schattens |
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445 | Tugendlich würd' und leichten Erwerbs viel Jahre das Volk sein. Einen Tempel der Juno erhob die Sidonerin Dido Stattlich allhier, durch Geschenk' und die Macht der Göttin gesegnet. Ehern stieg auf Stufen die Schwell', und eherne Pfosten Ragten empor; dumpf knarrte den ehernen Pforten die Angel. |
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450 | Hier zuerst in dem Haine besänftigte neuerer Anblick Jenen die Furch; hier wagte zuerst Äneas die Hoffnung Nahenden Heils und vertraute der Besserung seiner Bedrängnis. Denn als er alles umher im erhabenen Tempel betrachtet, Harrend der Königin dort, da, der Stadt Aufblühen bewundernd, |
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455 | Er wetteifernde Hände der Kunst und die Mühe der Arbeit Anstaunt; sieht er gereiht die ilischen Kämpf' in der Ordnung, Jenen Krieg, den der Ruf schon weit ansagte dem Erdkreis, Priamus, Atreus Sohn, und, beiden ergrimmt, den Achilles. Thränend stand er und sprach: O welcher Bezirk ist, Achates, |
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460 | Welcher Raum in der Welt nicht voll schon unseres Elends? Schaue den Priamus doch! Auch hier ist Lohn dem Verdienste! Hier sind Thränen dem Leid', und das Herz rührt menschliches Schicksal! Zage nicht mehr, wohl bringt doch einiges Frommen der Ruhm dir! Also sprach er und weidet die Seel' an der eitelen Bildung, |
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465 | Viel aufseufzend und netzt mit strömender Zähre das Antlitz. Denn er sah, wie im Streit um Pergamos Höhen die Grajer Dorthin flohn, und sie drängte die troische Jugend, und dorthin Phrygier, und mit Gespann nachjagt Achilles im Helmbusch. Nahe dabei erkennt er des Rhesus Zelte mit Wehmut |
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470 | Am schneeweißen Gewand, die im ersten verräterischen Schlummer Tydeus Sohn blutgierig mit häufigem Morde verheerte, Und die entflammeten Ross' abwandt' in das Lager, bevor sie Futter im troischen Land und die Flut gekostet des Xanthus. Auch ist Troilus dort, wie er flieht, nach verlorener Rüstung: |
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475 | Unglückseliger Knab', ungleich dem Achilles begegnend! Wie das Gespann ihn entführt, wie am ledigen Wagen er rücklings Hängt und die Riemen noch hält, ihm schleift mit dem Halse das Haupthaar Über den Grund, da den Staub die gewendete Lanze bezeichnet. Ohnweit gehn zu dem Tempel der nicht gleichmütigen Pallas |
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480 | Ilische Fraun, hinfliegend das Haar, ein Gewand ihr zu bringen, Demutsvoll und traurig, die Brust mit den Händen zerschlagend; Abwärts dreht sich die Göttin und heftet den Blick auf den Boden. Dreimal hatt' er geschleift um die ilischen Mauern den Hector, Und den entseeleten Leib verkauft' er um Gold, der Pelide. |
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485 | O wie beklemmt nun seufzet aus innerstem Busen Äneas, Als er Wehr und Gespann, als selbst er die Leiche des Freundes, Als er den Priamus sah wehrlos ausstrecken die Hände! Ja sich selbst in der Schar der achäischen Fürsten erkennt er, Auch eoische Kämpf' und die Waffen des schwärzlichen Memnon. |
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490 | Vorn an dem Schwarm Amazonen mit mondlicher Tartsche gebietet Penthesilea voll Wut und umringt von Tausenden flammt sie, Unter geöffneter Brust umschnallt mit goldenem Gürtel, Kriegrischen Muts, und sie waget den Kampf auf Männer, die Jungfrau. Als dies wundernd betrachtet der Dardanerheld Äneas. |
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495 | Als er erstaunt und ganz wie ein Starrender haftet im Anschaun, Wandelt die Königin her, die an Reiz holdselige Dido, Und ihr folgt zu dem Tempel der Jünglinge großes Geleit nach. Wie an Eurotas' Gestad' und auf luftigen Höhen des Cynthus Tanzende Reihn Diana beseelt, sie umdrängen zu tausend |
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500 | Hier Oreaden und dort, wildschwärmende, ihr an der Schulter Hängt das Geschoß, und sie raget im Gang vor den Göttinen allen, Heimlich schwillt der Latona von inniger Wonne der Busen: So war Dido zu schaun, so trat sie mit fröhlichem Antlitz Durch das Gedräng', antreibend das Werk und die künftige Herrschaft. |
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505 | Jetzt an der Pforte der Göttin, bedeckt vom Gewölbe des Tempels, Saß sie, mit Waffen umschart, auf des Throns hochragendem Sessel. Urteil sprach sie den Männern und Recht; und die Mühe der Arbeit Teilte sie gleich entweder nach Billigkeit oder nach Losen: Als auf einmal Äneas daher im Getümmel des Zulaufs |
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510 | Antheus sieht und Sergestus sich nahn, und den tapfren Cloanthus, Auch der Teucrer noch mehr, die der schwarz herzuckende Wirbel Weit in dem Meere verstürmt und an andere Küsten geschleudert. Innig erstaunt er selber zugleich und innig Achates, Freud' im Herzen und Angst, von Begier, die Hände zu drücken, |
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515 | Brennen sie, aber es hält Unkunde den Geist in Verwirrung. Hemmend sich selbst nun, spähn sie im hohlen Gewölk, das sie einhüllt, Welches der Männer Geschick, wo die Flott' am Strande sie ließen, Was ihr Begehr, denn es kommen Erlesene jeglichen Schiffes, Freundlichen Sinn zu erflehn, und sie nahn lautrufend dem Tempel. |
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520 |
Als sie hereingetreten und Anred' ihnen vergönnt war, Königin, welcher die Stadt hier Juppiter neu zu erbauen |
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525 | Flehn dich an: o wehre den gräßlichen Brand von den Schiffen, Schone des frommen Geschlechts, mit gnädigem Blicke betracht' uns. Nicht ja mit Stahl die Penaten der Libyer frech zu verwüsten, Kamen wir, noch zum Gestad' entwendete Beute zu raffen. Nicht so strotzt von Gewalt, nicht so der Besiegte von Dünkel. |
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530 | Westlich lieget ein Land, Hesperia nennt es der Grajer, Uralten Ruhms, durch Waffen gelobt und ergiebigen Boden, Einst vom önotrischen Volke bewohnt, nun heißt es, die jüngern Nannten es Italerland, von Italus Namen, des Führers. Dahin segelten wir, |
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535 | Als uns plötzlich im Sturm mit Gewog' aufzeigend Orion Trug auf blinden Morast, und mit ganz ungebändigtem Südwind, Brandungen durch, in Empörung des Meers, bahnloses Geklipp durch, Streuete; wir nur kamen an euere Küste geschwommen. Welch ein Menschengeschlecht? wo wird so barbarischer Sitte |
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540 | Heimisch zu werden erlaubt? Gastfreundliches Ufer verwehrt man, Stürmend zum Kampf und verbietet des Erdreichs Saum zu betreten! Wenn ihr die Menschheit denn und der Sterblichen Waffen verachtet, Seid doch gewiß, daß Götter für Recht noch sorgen und Unrecht! König war uns Äneas, dem nicht in Gerechtigkeit Einer, |
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545 | Nicht in Frömmigkeit je, noch Krieg und Waffen zuvorging. Wenn den Mann das Geschick uns rettete, wenn er des Äthers Hauch noch genießt, und nicht zu den grausigen Schatten hinabsank; Dann unverzagt; auch soll die zuerst wetteifernde Wohlthat Nie dich gereun. Wohl sind auch in Siculergegenden Städte, |
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550 | Rüstungen auch, und berühmt aus troischem Stamme Acestes. Aufzuziehn sei vergönnt die von Sturm zerschlagene Flotte, Und im Gehölz uns Balken zu haun und Ruder zu glätten: Wenn uns Italias Fahrt, in der Freunde Verein und des Königs, Wird, daß Italia wir und Latium fröhlich erreichen. |
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555 | Doch wenn geschwunden das Heil, und dich, obwaltender Vater, Libysche Woge verschlang, und die Hoffnung erlosch auf Iulus, Laß in Sicanias Sund uns wenigstens und in die Wohnung, Der wir eben entschifft, und zum König' Acestes zurückgehn. So des Ilioneus Wort; und es murmelte Beifall die ganze |
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560 | Dardanerschar.
Kurz darauf, ihr Antlitz gesenkt, antwortete Dido: |
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565 | Wer nicht kennt des Äneas Geschlecht, nicht Ilios Veste, Thaten und Männer zugleich, und den Brand des gewaltigen Krieges? Nein, nicht tragen wir so unempfindliche Herzen, wir Pöner, Nicht so entfernt spannt Sol von der Tyrierstadt das Geschirr an! Ob ihr das große Hesperien nun und saturnische Felder, |
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570 | Ob ihr des Eryx Bezirk auswählt und den König Acestes, Werd' ich mit sichernder Hilf' und erfreuendem Gut euch entsenden. Wollt ihr gesellt mir selber euch hier ansiedeln im Lande, Die ich erbau', ist eure, die Stadt. Auf ziehet die Barken, Troer und Tyrier gelte mir gleich ohn' jeglichen Vorzug. |
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575 | Wäre doch selbst der König, vom selbigen Sturme gedränget, Euer Äneas allhier! Gleich send' ich Erlesene ringsum An die Gestad' und heiße das äußerste Libyen ausspähn, Ob er in Waldungen irrt, ein Gestrandeter, oder in Städten. Fröhlich der Red', erhoben den Mut wie der tapfre Achates, |
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580 | So Äneas der Held; und sofort aus der Wolke zu brechen Brannten sie. Schnell zu Aeneas begann sein treuer Achates: Welcher Entschluß im Herzen, o Sohn der Göttin, erhebt sich? |
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585 | Niedersank; sonst alles entspricht den Worten der Mutter.
Kaum dies hatt' er gesagt, als schnell des umwallenden Nebels |
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590 | Hatt' anmutige Locken dem Sohn und blühender Jugend Purpurlicht und heitere Würd' in die Augen geatmet. So wie das Elfenbein durch Kunst sich verschönet, wie Silber Prangt und parischer Stein in des rötlichen Goldes Umrandung. Drauf zur Königin wandt' er das Wort, und allen ein Wunder, |
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595 | Redet' er plötzlich und sprach: Hier schauet mich, welchen ihr suchet, Mich den Troer Äneas, entrafft aus den libyschen Woge. Die du allein dich erbarmend der endlos leidenden Troja, Uns, dem Rest der Danaerwut, da in Meeren und Ländern Alles Geschick wir bereits ausduldeten, darbend an allem, |
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600 | Stadt mitteilest und Haus: dir würdigen Dank zu erstattet, Das vermögen wir nicht, noch was auch irgend, o Dido, Vom dardanischen Volk ringsum in die Lande verstreut ist. Götter, wofern des Frommen noch Himmlische walten, wofern noch Irgend Gerechtigkeit gilt, und ein Herz, unsträflich sich fühlend, |
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605 | Geben dir würdigen Lohn! O was für glückliche Zeiten Zeugeten dich? von welchen so Edelen, Herrliche, stammst du? Ja so lang' in das Meer noch ein Strom fließt, Schatten die Berghöhn Kreisend umziehn, so lange der Pol noch weidet die Sterne, Soll dir Ehr' und Namen und Ruhm in Ewigkeit bleiben, |
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610 | Welches Land auch der Erde mich ruft. – So sprach er, und freundlich Faßt' er Ilioneus an, ihn rechts und links den Sergestus; Andre darauf, auch Gyas den Held, und den tapfren Cloanthus. Tief ob dem Anblick schon war erstaunt die Sidonerin Dido, |
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615 |
Welches Geschick verfolgt dich, o Sohn der Göttin, durch solche |
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620 | Fern aus heimischen Fluren verbannt, und mit Hilfe des Belus Suchend ein neues Gebiet. Da verwüstete Belus der Vater Cyprus gesegnetes Land, und herrscht' als Sieger mit Obmacht. Seit den Tagen bereits ist Trojas Jammergeschick mir Und dein Name bekannt, und die Könige dort der Pelasger. |
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625 | Selbst er lobte, der Feind, mit erhabenem Lobe die Teucrer, Und sich rühmt' er entsprossen vom altenden Teucrergeschlechte. Auf, ihr Jünglinge, denn, kehrt ein in unsere Wohnung. Mich auch trieb ein gleiches Geschick durch mancherlei Trübsal, Bis es zuletzt das Land mir erkor zum bleibenden Wohnsitz. |
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630 | Fremd nicht blieb ich dem Kummer und lernt' Unglücklichen beistehn.
Dieses gesagt, führt Dido den Held Äneas zur hohen |
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635 | Borstenumstarrt, auch hundert gefeistete Lämmer und Mütter; Als ein Freudengeschenk für den Tag. Aber das innere Haus, voll königlich strahlenden Prunkes, |
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640 | Ganz von Silber die Tafeln umblinkt, und, in Golde gemeißelt, Tapferer Ahnen Verdienst, und langgereihete Thaten, So viel Männer herab von des Stamms uraltem Erzeuger. Siehe da heißt Äneas (denn väterlich wallte das Herz ihm) |
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645 | Seinem Ascanius bring' und daher zu den Mauern ihn führe. Ganz auf Ascanius ruht die zärtliche Sorge des Vaters. Ehrengeschenke zugleich, aus der fallenden Troja gerettet, Fordert er her: den Mantel, von Gold und Bildungen starrend, Und das Gewand, umbordet mit gelbdurchblühtem Akanthus, |
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650 | Einst der Helena Schmuck, der Argiverin, den von Mycenä, Als sie nach Pergamos ging zur unrechtmäßigen Ehe, Jene gebracht, ein Wundergeschenk der Erzeugerin Leda; Auch ein Scepter dabei, das geführt Ilione weiland, Priamus ältere Tochter; dabei ein köstliches Halsband, |
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655 | Perlenhell, und die Kron', aus Gestein und Golde gedoppelt. Dies zu beschleunigen, richtet den Gang zu den Schiffen Achates. Neue List nun planet in sinnender Brust Cytherea, |
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660 | Zünde der Königin Herz und Glut ihrem Herzen entflamme. Denn das schlüpfrige Haus, zweizüngige Tyrier scheut sie; Qual ist die trotzige Juno; es kehrt mit den Nächten der Kummer. Darum redet sie nun dies Wort zum geflügelten Amor: Sohn, mir einzige Kraft, o allein du große Gewalt mir, |
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665 | Sohn, der des oberen Zeus typhoische Blitze verachtet, Dir nun nah' ich mit Flehn und bitt' um dein göttliches Wesen. Wie dein Bruder Äneas im Meer um alle Gestade Wogt und irrt, durch den Zorn der unbarmherzigen Juno, Ist dir bekannt, nicht selten betrübte dich meine Betrübnis. |
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670 | Den hält Dido nunmehr, die Phönicerin, fesselnd in holder Schmeichelred', und mir graut, wohin sich wende der Juno Gastfreundschaft; nicht säumt sie fürwahr in so großer Entscheidung. Drum mit Listen zu fahn und rings zu umhegen mit Feuer Denk' ich die Fürstin zuvor, daß keinerlei Macht sie verändre, |
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675 | Sondern sie fest anhange mit mir dem geliebten Äneas. Wie das schaffen du mögest, vernimm jetzt meine Gesinnung. Zu der sidonischen Stadt, auf den Ruf des teueren Vaters, Trachtet der fürstliche Knabe zu gehn, mein trautester Liebling, Bringend Geschenk, das vom Meer und Trojas Flamme verschont ward. |
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680 | Ihn, in betäubendem Schlaf zu Idalions oder Cytheras Luftigen Höhen entführt, verberg' ich in heiliger Wohnung, Daß nicht merken er könne die List, noch begegnen zur Unzeit. Du, nur die einzige Nacht erkünstele seine Gestalt dir Trüglich und schlüpfe vertraut als Knab' in des Knaben Geberde: |
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685 | Daß, wenn dich auf dem Schoß sie empfängt, die fröhliche Dido, Unter dem Königsmahl und dem feurigen Trank des Lyäus, Wenn sie hold dich umarmt und zärtliche Küsse dir aufdrückt, Du die verborgene Glut einhauchst, und dein Gift sie berücke. Amor gehorcht dem Worte der trautesten Mutter; die Flügel |
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690 | Leget er ab, und wandelt vergnügt in dem Gang des Iulus. Aber Cypria taut dem Ascanius friedsamen Schlummer Über den Leib und hebt ihn, gewärmt im Schoße, die Göttin, Hoch in Idalias Haine, wo schwellender Majoran sanft ihn, Blumengedüft anatmend, in würzigen Schatten umwallet. |
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695 | Und schon ging nach dem Worte, die Gab' hintragend des Königs, Amor zur Tyrierstadt und begleitete froh den Achates. Jetzt wie er kommt, hat schon auf prangenden Teppichen Dido |
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700 | Treten herein; man lagert sich rings auf gebreiteten Purpur. Dienende reichen den Händen die Flut und entheben der Ceres Gabe dem Korb', und bieten das weichgeschorene Handtuch. Fünfzig waren der Mägd' im Palast, die geschäftig den Vorrat Langhin sorgten zu reihn und mit Glut die Penaten umhäuften. |
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705 | Hundert andere Mägd', und so viel gleichaltrige Diener, Lasten mit köstlichem Schmause die Tisch' und setzen die Becher. Auch die Tyrier traten herein durch stattliche Schwellen Dichtgeschart, und sie ruhn, auf gezeichnete Polster genötigt. Wundernd schaun sie Äneas Geschenk' und schaun den Iulus, |
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710 | Ihn mit entbranntem Gesichte, den Gott, und geähnlichten Worten, Mantel zugleich und Gewand mit gelbumblühtem Acanthus. Aber zumeist die arme, dem nahen Verderben geweihte |
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715 | Jener, nachdem er Äneas umarmt und am Hals ihm gehangen, Und das begierige Herz dem geheuchelten Vater gesättigt, Eilt zur Königin nun. Mit den Augen an ihm, mit der Seele Haftet sie, oft auch im Schoß erwärmt ihn Dido und weiß nicht, Welch ein Gott ihr genaht, der Elenden. Er, sich erinnernd |
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720 | Dein, acidalische Mutter, enthebt des Sychäus Gedächtnis Allgemach und versucht mit lebender Glut zu erobern Ihr längst kühleres Herz und der Seel' entwöhnete Regung. Als zuerst nun ruhten vom Mahl, und entfernet die Tafeln; |
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725 | Rauschender wird der Palast, es durchrollt die geräumigen Säle Stimmengetön; schon hangen von goldenen Decken die Leuchter Rundumflammt, und Sieger der Nacht, glühn strahlende Fackeln. Dido verlangt ihr altes, von Gold und Gesteine beschwertes |
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730 | Seit dem Belus gebraucht. Nun schwiegen verstummt die Gemächer.
Juppiter, denn dich nennt man des Gastrechts heiligen Hüter: |
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735 | Und, o Tyrier, feiert mit gewogener Seele das Gastmahl!
Sprachs und goß auf den Tisch des edelen Trankes zur Weihe, |
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740 | Andere Fürsten darauf. Dann schlägt der gelockte Jopas, Er, den Atlas belehrt, der erhabne, die goldene Cither. Dieser besingt Mühsale der Sonn' und Irren des Mondes, Woher Menschen und Vieh, woher Platzregen und Feuer, Auch den Arctur und die feuchte Hyad' und die doppelte Bärin, |
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745 | Warum winternde Sonne so rasch zum Oceanus nieder Taucht, und welcher Verzug die säumigen Nächte so aufhält. Beifall klatschen die Tyrier oft, nach folgen die Troer. Auch durch mancher Gespräch' Abwechselung führte die Nacht hin |
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750 | Viel um Priamus jenen, und viel um Hector befragend; Dann, mit welcherlei Waffen der Sohn der Aurora gekommen, Dann, wie schön Diomedes Gespann, wie groß der Pelide. Besser, wohlan von dem ersten Beginn, o Fremdling, erzähl' uns, Sprach sie, der Danaer Trug und der Deinigen wechselndes Schicksal, |
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755 | Und dein Irren umher. Denn schon der siebente Sommer Trägt dich in irrendem Lauf durch Land und Gewässer des Erdreichs. |