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Schnell mit gezogenem Arme den Schaft umdrehend des Speeres, Schauet' er hoch zur Luna empor und betete also: Du, o Göttin, ja du, nah' hilfreich unserer Drangsal! |
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405 | Wenn je deinen Altären für mich Dankopfer der Vater Hyrtacus bracht', wenn ich selber mit Jagdgeschenken dich ehrte, Und in die Kuppel sie hängt' und vorn an den heiligen Giebel; Laß mich verwirren den Schwarm und lenke den Speer durch die Lüfte! Sprach's und ganz mit dem Leibe die Kraft anstrengend dem Eisen, |
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410 | Warf er; es flog das Geschoß und teilte die nächtlichen Schatten, Und in den Rücken gestürmt dem entgegenstehenden Sulmo, Brach es daselbst und drang mit gesplittertem Holze die Brust durch. Jener krümmt sich und speit heißströmendes Blut aus dem Herzen Kalt, weil krampfiges Schluchzen entlang an den Seiten ihm klopfet. |
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415 | Ringsumher schaun alle bestürzt. Noch hitziger jetzo, Sieh, ein andres Geschoß hochher zielt jener vom Ohre. Weil sie noch zitterten, drang durch beiderlei Schläfe dem Tagus Sausend der Speer und hing im durchbohrten Hirne gewärmet. Volscens tobet in Wut; und nirgend erscheint, der den Wurfspieß |
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420 | Sendete, oder auf welchen entbrannt anrennen er könne. Du doch sollst mir indes mit warmem Blute Vergeltung Zahlen für beide zugleich! Er sprach's und mit zuckendem Schwerte Griff er Euryalus an. Nun traun voll Schrecken und sinnlos Hebt dort Nisus Geschrei; und nicht bergen im Dunkel |
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425 | Kann er hinfort, noch länger den Schmerz der Verzweifelung ausstehn;
Mir, mir! (Thäter bin ich!) zu mir her wendet das Eisen, |
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430 |
Also redet' er noch, als der Stoß des gewaltsamen Schwertes |
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435 | Laß hinschmachtet und stirbt; wie der Mohn mit ermattetem Schafte Niederbeuget das Haupt, wann schwer ihn Regen belastet. Nisus stürzt in den Haufen mit Wut, und allein vor den andern Greift er den Volscens an, und allein verharrt er bei Volscens. Dicht umschwärmender Feinde Gewühl, hier drängend und dorther, |
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440 | Stürmt ihn fort. Eindringend noch heftiger, rollt er des Schwertes Flammendem Blitz, bis er endlich dem Rutuler, so wie er aufschrie, Grad' in den Mund es verbarg und den Feind der Sterbende mitnahm. Jetzo über den Freund, den entseeleten, warf er sich selber Ganz durchbohrt; hier fand er die friedsame Ruhe des Todes |
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445 |
O glückseliges Paar! wenn meine Gesäng' es vermögen, Aber die Rutuler, mächtig des Siegs und erbeuteter Rüstung, |
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450 | Trugen nunmehr ins Lager bethränt den entseeleten Volscens. Gleich so war im Lager der Gram, da den Rhamnes sie blutlos Sahn, und der Ersten so viel in einem Morde getilget, Auch Sarranus und Numa. Es drängt ein Gewühl um die Leiber Noch halblebender Männer daher, um die Stätte, von lauem |
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455 | Morde noch frisch, und die Bäche gefüllt von schäumendem Blute. Man erkennt miteinander die Rüstungen, auch des Messapus Schimmernden Helm, und die Pracht des mit Schweiß geretteten Gurtes. Schon bestreute die Lande zuerst Aurora mit jungem |
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460 | Als schon strahlte die Sonn', und Tag schon klärte die Dinge, Treibet in Waffen die Männer, er selbst in Waffen gehüllet, Turnus; und rasch in den Kampf erzleuchtende Ordnungen treibt er, Jedem sein Volk; und sie schärfen den Zorn mit mancherlei Zuruf. Ja auf erhobenen Lanzen sogar – ein kläglicher Anblick – |
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465 | Tragen sie aufgepflanzt, mit Geschrei nachfolgend des Nisus Und des Euryalus Haupt. Trojas hartes Geschlecht an der linken Seite der Mauern Stellt sich entgegen zum Kampf (denn rechts umschließet der Strom sie), Hält die gewaltigen Gräben besetzt, und auf hohen Basteien |
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470 | Steht es betrübt; auch rührt sie der Männer geheftetes Antlitz, Ach nur allzu bekannt, und geschwärzt von feuchter Verwesung. Jetzo die ängstliche Stadt in geflügeltem Schwunge durcheilend, |
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475 | Und ihr entsank aus den Händen das Schiff, weg rollte die Arbeit. Auf nun fliegt sie, die Arm', und in weiblichem Trauergeheul ach Raufend das Haar, zu der Mauer in Wut und der vordersten Heerschar Eilet sie, nicht der Männer und nicht der Gefahr und der Waffen Eingedenk; dann füllt sie mit jammernder Klage den Himmel: |
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480 |
So, Euryalus, schaut dich mein Blick? Du, welcher des Alters |
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485 | Liegst du zum Raube gestreckt! Nicht hab' ich Mutter den Trauer- Zug dir geführt, noch die Augen gedrückt, noch die Wunden gewaschen, In das Gewand dich hüllend, das dir ich nächtlich und täglich Fertigte, und am Gewebe vergaß des sorgenden Alters. Wo doch spähn? Wo birgt die vom Rumpfe gerissenen Glieder |
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490 | Und die verstümmelte Leiche das Land nun? Jenes von dir nur Bringst du, o Sohn, mir zurück? Drum folgt' ich zu Land und zu Wasser? Mich hier trefft, wenn etwas euch rührt, mir eure Geschosse, Rutuler, alle geschnellt, mich raffet zuerst mit dem Stahl hin! Oder erbarme dich du, der Ewigen Vater, und schleudre |
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495 | Dieses Haupt, das verhaßte, mit deinem Geschoß in den Abgrund, Da nicht anders ich kann mir die Qual abkürzen des Lebens! Allen bewegt ihr Jammer das Herz, und Seufzer der Wehmut |
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500 | Aus des Ilioneus Wort und des vielbethränten Iulus, Nehmen sie beid' die Arm' und führen sie unter das Obdach. Aber es schmetterte fern aus gellendem Erz die Trompete |
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505 | Auszufüllen die Gräben bereit und die Pfahle zu rütteln; Zugang suchen sie teils, und den Wall zu erklimmen mit Leitern, Wo dünn streitet die Macht, und hell durchscheint die Umzinglung, Und wo dünner das Volk. Dort schütteten Waffen die Teucrer, Aller Art und stießen herab mit gewaltigen Schaltern, |
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510 | Lang' im Kriege gewohnt zu verteidigen Mauer und Bollwerk. Stein' auch, schmetternde Last, entrollten sie, ob sie vermöchten Durchzubrechen den Sturm der Umwölbeten. Doch da sie alles Mutig bestehn in dem Schirme des enggeschlossenen Daches, Nicht mehr halten sie aus. Denn wo groß anraget die Heerschar, |
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515 | Rollt man oben und stürzet den ungeheueren Felsblock, Welcher die Rutuler streckt ringsum und dem Waffengewölbe Trennt den Verband. Nicht mögen die trotzigen Rutuler ferner Blindem Kampfe vertraun; nur zu jagen den Feind von dem Walle, Schwingen sie eifrig Geschoß. |
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520 | Anderswo nun, ha gräßlich zu schaun, mit etruskischer Fichte Tobte Mezentius her und schwenkt' aufdampfende Feuer. Doch Messapus der Held, der neptunische Rossebezähmer, Reißt auseinander die Pfähl' und verlangt für die Festungen Leitern. Euch, o Calliope, fleh' ich, Begeisterung hauchet dem Sänger; |
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525 | Was mit dem Stahl für Morde nunmehr, wie gehäufte Vertilgung Turnus vollbracht; wen jeder hinabgesendet zum Orkus; Und o entrollet mit mir des Geschlechts unendlichen Umfang. Ihr ja gedenkt, ihr könnt, Zeus Töchter, erneun das Gedächtnis. Aufwärts schaut unmäßig ein Turm, mit erhabenen Brücken, |
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530 | Wohl beherrschend den Ort: den mit äußerster Macht zu erobern Sämtlich der Italer Stamm' und durchaus zu zerrütten gewaltsam Eiferten; aber die Troer verteidigten oben mit Steinwurf, Und den gehöhleten Scharten entschnellten sie dicht die Geschosse. Erst nun schleuderte Turnus die hell auflodernde Fackel; |
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535 | Und fest haftet der Seite die Glut, die, vom Winde gefachet, Rasch das Getäfel ergreift und den glimmenden Pfoten sich anschmiegt. Angstvoll wühlt inwendig Gewirr, und umsonst nach Errettung Trachten sie. Weil nun gedrängt die erbebende Schar sich zurückzieht, Dorthin, wo die Zerstörung noch schont, jetzt unter der Last sank |
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540 | Plötzlich der Turm mit Gekrach, daß laut durch den Himmel es donnert. Jen' auf die Erde gequetscht von dem schwer nachfolgenden Absturz, Teils an die eigenen Lanzen gespießt und teils von dem harten Holze die Brüste durchbohrt, enttaumeln sie. Kaum nun Helenor Rafft sich und Lycus hervor. Frisch blüht' an Jugend Helenor, |
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545 | Den dem mäonischen König die Magd Licymnia heimlich Aufgenährt und gen Troja gesandt mit verbotenen Waffen: Leicht mit gezogenem Schwert, und in weißer Tartsche noch ruhmlos. Als sich dieser umringt von den Tausenden schaute des Turnus, Dort vom Gedräng' und dort vom Gedräng' umdroht der Latiner, |
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550 | So wie ein Wild, das im Kreise der dicht einschließenden Jäger Gegen Geschoß anwütet und selbst wohlwissend zum Tode Rennt, und im Sprung hoch über die drohenden Spieße hinwegsetzt: So auch rennet der Jüngling zum Tod' in der Mitte der Feinde Wütend und wo die Geschoss' herzucken am dichtesten, eilt er. |
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555 |
Lycus, im Lauf weit schneller, beschleuniget unter den Feinden, |
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560 | Thörichter, hofftest du das? und zugleich den hangenden selber Faßt er und reißt ihn herab mit dem mächtigen Teile der Mauer: Wie wenn den flüchtigen Hasen zur Luft einst Juppiters Vogel, Oder den silbernen Schwan mit kralligen Klauen emporrafft; Wie wenn ein Lamm, dem die Mutter mit sehnlichem Blöken gefolget, |
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565 | Raubt der mavortische Wolf von den Stallungen. Lautes Geschrei nun Hebet sich: an dringt alles und füllt mit dem Schutte die Graben; Oder entflammete Brände des Kiens an die Giebel entschwingt man. Aber Ilioneus dort mit dem felsigen Stein des Gebirges |
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570 | Liger, Emathion, dich, und den Corynäus Asilas, Der mit dem Speer, der rüstig mit fernher täuschendem Pfeile; Doch den Ortygius Cäneus, den siegenden mordete Turnus, Clonius dann, und den Itys, den Promolus, und Dioxippus, Sagaris auch, und der oben am Turm vorkämpfte, den Idas. |
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575 | Capys entrafft den Privernus, den leise der Speer des Temillas Eben gestreift; doch jener, den Schild abwerfend im Unsinn, Streckte zur Wunde die Hand; schnell flog der gefiederte Pfeil her, Heftet links an die Seite die Hand, und im Leibe sich bergend, Brach er mit tödlicher Wunde die atmenden Gänge des Lebens. |
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580 | Arcens Sohn auch stand in köstlichem Waffengeschmeide, Bunt das Gewand von der Nadel und hell in iberischem Purpur, Ausgezeichnet an Wuchs: den Arcens sandte der Vater, Aufgenährt in dem Hain der Erzeugerin, um des Symäthus Fluten, wo fett und versöhnlich anjetzt des Palicus Altar ist. |
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585 | Siehe Mezentius legte die Speer' und die sausende Schleuder Schwang er ums Haupt dreimal im gezogenen Wirbel des Seiles; Und ihm grade die Schläfe mit schmelzendem Blei auseinander Spaltet er, daß langhin in den Sand der gestreckte sich ausdehnt. Jetzt im Streite zuerst hat Ascanius, wie man erzählet, |
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590 | Stahl von der Senne geschnellt, da zuvor er flüchtiges Wild nur Tummelte, und mit der Hand ihn erlegt, den tapfren Numanus: Der sonst Remulus wurde genannt, und des Königes Turnus Jüngere Schwester sich neulich als Braut in die Kammer geführet. Vorn an der Spitze des Kampfes, zum Schicklichen mengend den Unschick, |
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595 | Tönet' er laut, und gebläht von des Königes neuer Verwandtschaft, Schritt er einher, großmächtig mit lauter Stimme sich brüstend: Ist's nicht Schmach, daß ihr wieder in Wall und Belagerung haftet, |
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600 | Welcherlei Gott trieb euch nach Italia, welcherlei Wahnsinn? Nicht hier schalten Atriden, noch zungenbehende Ulixes! Hart vom Stamme die Art! Die Geborenen gleich zu den Strömen Tragen wir hin, abhärtend in Frost und kaltem Gewässer. Wachsam sind die Knaben zur Jagd und durchstreifen die Waldung; |
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605 | Rosse zu tummeln ihr Spiel, und Geschoß mit dem Horne zu schnellen. Aber die arbeitsame, bei wenigem fröhliche Jugend Zähmt bald kargend die Flur, bald reget sie Städte mit Krieg aus. Groß und Klein handhabet den Stahl; und den Rücken des Pflugstiers Treibt der gewendete Speer; auch selbst nicht säumendes Alter |
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610 | Mag abschwächen die Stärke des Muts noch die Frische verwandeln. Silbernes Haar umschließet der Helm; und auf Beute beständig Beute daherzuführen behagt, und zu leben vom Raubgut. Euch ist mit Safran gestickt und leuchtendem Purpur die Kleidung; Trägheit wieget das Herz; es erfreut ein ewiger Reihntanz; |
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615 | Auch hat Ärmel der Rock, auch prangt mit Binden die Kappe! Phrygerinnen fürwahr, nicht Phryger ja! tanzt durch die Berghöhn Dindymos: wo den verwöhnten erschallt zweilöchriges Schallrohr! Trommel und, horcht! berecyntischer Bux der idäischen Mutter Rufen euch ab! Laßt Männern die Wehr und weichet dem Stahl aus! |
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620 |
Ihn, der so prahlende Wort' ausstieß und grause Verkündung, O allmächtiger Zeus, gieb Heil dem kühnen Beginnen! |
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625 | Selbst dir bring' ich sodann alljährige Gaben zum Tempel; Vor die Altär' dir stell' ich mit goldener Stirne den Farren, Weiß wie Schnee, der ähnlich das Haupt mit der Mutter erhebet, Der schon stößt mit dem Horn und Sand mit den Füßen umherstreut! Juppiter hörte das Flehn und vom heiteren Raume des Himmels |
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630 | Donnert er laut linksher; da erklingt der entscheidende Bogen, Und es entfliegt graunvollen Geschwirrs der geschnellete Rohrpfeil, Dringt durch des Remulus Haupt, und Stahl in der Höhle der Schläfen Bohret er. Geh', und der Tugend mit höhnischem Worte gespottet! Zweimal gefangene Phryger verleihn so Rutulern Antwort! |
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635 | Dies Ascanius nur. Die Dardaner folgen mit Beifall Und frohlocken vor Lust und erheben den Mut zu den Sternen. Grad' aus ätherischen Höhn sah jetzt der gelockte Apollo |
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640 | Heil zu der Erstlingsthat! Der Weg führt sicher zum Himmel, Göttergeschlecht und Göttererzeugender! Ruhen mit Recht wird Unter Assaracus Stamm, was Aufruhr kommt von dem Schicksal! Auch faßt Troja dich nicht! – So redete jener, und schwingt sich Hoch aus dem Äther herab und, die atmenden Lüfte zertrennend, |
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645 | Geht er Ascanius an. Jetzt hüllt er des greisenden Butes Bildung sich um. Wehrträger dem Dardanerheld Anchises War er vordem und der Schwell' aufmerkender Hüter, doch jetzo Gab ihn der Vater zur Hut dem Ascanius. Ganz war Apollo Ähnlich an Gang dem Betagten, an Stimme zugleich und an Farbe, |
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650 | Auch an erblichenem Haar und fürchterlich rasselnder Rüstung. Und nun redet er so zum feurigen Knaben Iulus: Sei es genug, Äneide, daß ungestraft den Numanus |
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655 | Übrigens schon', o Knabe, des Streits. – So redet Apollo, Mitten im Wort dann scheidend verließ er den sterblichen Anblick Und fernhin aus den Augen in wehende Lüfte verschwand er. All' erkannten den Gott und das Göttergeschoß, die erhabnen Dardaner, und sie vernahmen den tönenden Köcher im Aufschwung. |
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660 | Drum, wie er giert nach Gefecht, auf das göttliche Wort des Apollo Hält man Ascanius ab; selbst wieder zum Kampf der Entscheidung Treten sie vor und wagen die Seel' in offne Gefahr hin. Rings nun rollt Schlachtruf durch die Kriegsbollwerk' um die Mauern; |
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665 | Ganz ist der Grund mit Geschossen bestreut; Heerschild' und gehöhlte Helm' umtönt anprallend Geklirr; rauh stürmet die Schlacht auf; So wie in mächtigem Schauer vom West, vor den triefenden Böcklein, Geißelt der Regen das Land; wie dicht voll Hagel ein Wetter Stürzt in die Furten hinab, wann Juppiter gräßlich im Südwind |
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670 | Rollt flutschwangeren Sturm und bricht die belasteten Wolken.
Pandarus, kommend vom Ida, und Bitias, Zwilling' Alcanors, |
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675 | Schließen sie auf, und laden den Feind freiwillig zur Festung. Selbst dann rechts inwendig und links wie mächtige Türme, Drohn sie mit Stahl, und es bebt um die ragenden Häupter der Helmbusch: So wie, den Lüften vertraut, an den Wallungen lauterer Ströme, Nah' an Athesis Ufer, des lieblichen oder des Padus, |
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680 | Zwei aufstrebende Eichen die ungeschorenen Häupter Stolz in den Himmel erhöhn mit hochher nickendem Gipfel. Ein dringt Sturm, da geöffnet die Rutuler schauen den Zugang. Quercens aber sofort und Aquicolus, herrlich in Waffen, Tmarus mit hastigem Geist und zugleich der mavortische Hämon, |
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685 | Wandten entweder die Flucht mit den sämtlichen Kriegesgeschwadern, Oder verhauchten das Leben, gestreckt an der Schwelle des Thores. Jetzt noch heftiger steigt den erbitterten Herzen der Unmut, Und schon strömen geschart ringsher nach dem Orte die Troer; Kühn schon mischt man die Hand und waget sich weiter im Angriff. |
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690 |
Turnus dem Führer nunmehr, der am anderen Ende der Festung |
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695 | Erst den Antiphates nun, denn zuerst trat dieser entgegen, Einer Thebanerin Sohn, Bastard des erhabnen Sarpedon, Strecket er, werfend den Speer; rasch fliegt die Ausonerkornelle Wehende Lüfte hindurch und dem Schlund' einbohrend entschlüpft sie Tief in die Brust: auf wallet die schäumende Wog' aus der schwarzen |
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700 | Wunde Geklüft, und der Stahl in durchbohreten Lungen erwarmet. Merops und Erymas drauf mit der Hand, drauf streckt er Aphidnus, Bitias drauf, wie ihm brannte der Blick, wie er brauste vor Unmut, Nicht mit dem Speer! nie mochte den Geist ihm nehmen ein Speerwurf: Aber die Hellebard', in sausendem Schwunge geschmettert, |
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705 | Kam wie der Donner geschnellt: die nicht zweifältige Stierhaut, Nicht mit gedoppelter Schuppe von Gold der sichernde Panzer Aushielt; taumelnd versank das Gewicht unmäßiger Glieder. Dumpf tönt unten das Land, ihn umkracht der gewaltige Heerschild. So, wenn einst um Bajä des alten euböischen Strandes |
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710 | Felsiger Pfeiler entstürzt, den groß aus gewaltigen Blöcken Man in das Meer vorbauend gesenkt, so neiget sich vorwärts Jener zum Fall, und entschießt mit Gekrach in die Tiefen hinunter; Weitum mischt sich das Meer und wogt schwarzrollenden Sand auf; Hoch bebt Prochyta dann vom Getös', und Inarime schüttert |
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715 | Ihr rauhzackiges Lager, das Zeus aufwarf dem Typhoeus.
Doch der umrasselte Mars gewährete jetzt den Latinern |
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720 | Kriegrischer Geist des Gottes beseelte sie.
Pandarus, als er gestreckt den Leichnam schauet des Bruders, |
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725 | Schloß er aus von der Stadt, und ließ sie der harten Entscheidung; Während er andre mit sich einschloß, und die Stürzenden aufnahm, Thor! der nicht in der Mitte des Schwarms den Rutulerkönig Sahe zugleich einbrechen, und selbst einschloß in die Festung, Wie in des Schmalviehs Hürde den ungeheueren Tiger. |
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730 | Gleich nun strahlt' in die Augen befremdender Schimmer, die Waffen Rasselten grauses Getön, es erbebt' auf dem Scheitel der Helmbusch, Rot wie Blut, und dem Schild' entwalleten zuckende Blitze. Rings erkennt die verhaßte Gestalt und die schrecklichen Glieder, Plötzlich verwirrt, des Äneas Geschlecht. Doch Pandarus machtvoll |
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735 | Springet hervor, und vom Zorne des Brudermordes entflammet, Redet er: Nicht hier schaust du den Brautpalast der Amata, Auch nicht Ardea schließt in heimische Mauern den Turnus. Feindliches Lager ist hier, und umsonst Ausgänge versuchst du! Lächelnd darob antwortet mit ruhigem Herzen ihm Turnus: |
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740 | Her, wenn Tapferkeit wohnt in der Brust, und beginne den Zweikampf! Hier auch, melde das unten dem Priamus, fand sich Achilles! Also der Held; doch jener, mit äußersten Kräften sich strengend, |
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745 | Wendet den kommenden ab, und es dringt in die Pforte der Wurfspieß.
Doch nicht diesem Gewehr, das mir in der Rechten sich umdreht, Also sprach er und hebt sich dem hochauffliegenden Schwert nach; |
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750 | Trennt und die flaumigen Wangen der Stahl mit gräßlicher Wunde. Krachen erschallt, auf dröhnt von der Last der erschütterte Erdgrund, Spannungslose Gelenk' und Rüstungen, blutig von Hirne, Streckt er zur Erd' absterbend; und hierhin hängt ihm und dorthin Gleich geteilet das Haupt und schwebt von jeglicher Achsel. |
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755 | Schleunig zerfliehn, umkehrend in hastigem Schrecken, die Troer. Und wenn ohne Verzug an die Vorsicht dachte der Sieger, Aufzusprengen das Schloß, und die Freund' in die Pforte zu lassen, Gleich jetzt hätte der Tag mit dem Krieg und dem Volk es geendigt. Doch unmäßige Wut und rasende Gier der Ermordung |
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760 | Trieb ihn ergrimmt in den Feind.
Phalaris erst, und Gyges mit abgeschnittenem Kniebug, |
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765 | Dann, die der Sach' unkundig den Streit auf der Mauer entflammten, Halios auch, und Alcandros, und Prytanis, auch den Noemon. Lyceus dann, der entgegen ihm strebt, und die Seinigen herrief, Diesen mit zuckendem Schwert rechtsher, an dem Walle sich stemmend, Fasset er, daß ihm entschlagen mit einem Streich aus der Nähe |
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770 | Samt dem Helme das Haupt fern rollete. Amycus jetzo, Ihn, des Gewilds Ausrotter, dem nie ein anderer vorging, Salbe zu streichen der Wehr und den Stahl zu bewaffnen mit Gifte. Clytius, Äolus Sohn, und den Freund der Musen, den Cretheus, Cretheus, heiligen Musen vertraut: der holden Gesanges |
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775 | Stets und der Laute sich freut, und melodische Saiten zu spannen, Feurige Ross', und Waffen und Mann stets singend und Feldschlacht. Endlich vernehmend den Mord der Ihrigen, kamen der Teucrer |
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780 | Mnestheus jetzt: Wo eilet ihr hin? was trachtet ihr? rief er. Was für andere Mauern, was noch für Festungen habt ihr? Was? ein einzelner Mann, in eueren Schanzen, o Bürger, Rings umhegt, der hätt' ungestraft durch die Veste so häufig Morde geübt, und gesendet die edelste Jugend zum Orkus? |
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785 | Nicht des bekümmerten Volks und der heimischen Götter gedenkt ihr, Noch des großen Äneas mit Scham, ihr Feigen, und Mitleid? Durch die entflammenden Worte ermutigt, stehn sie in Heerschar |
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790 | Heftiger noch stürmt Teucrergewühl mit großem Geschrei nach, Drängender rollet die Macht: wie ein Schwarm den grausamen Löwen Mit feindseligen Waffen umdrängt; der erschrockene jetzo, Zornig, mit wütendem Blick, entfernet sich; weder zurückfliehn Läßt ihn das mutige Herz und der Grimm, noch entgegen sich stürzen |
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795 | Kann er, wie eiferig solches er wünscht, vor Geschossen und Männern: So auch zweifelnd von dannen mit unbeschleunigtem Fußtritt Hebt sich Turnus hinweg, doch der Geist wogt siedend in Zorn auf. Zweimal erneut' er auch jetzt in umzingelnde Feinde den Angriff, Zweimal wandt' er in Flucht die zerrütteten Scharen die Stadt durch. |
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800 | Doch schnell strömen zurück die versammelten all' auf den Einen. Auch nicht wagt dagegen ihm Kraft die saturnische Juno Noch zu verleihn. Denn es sandte die luftige Iris vom Himmel Juppiter, die unsanfte Verkündigung brächte der Schwester, Wenn nicht Turnus entwiche der Dardaner türmenden Mauern. |
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805 | Drum nicht kann mit dem Schilde so sehr anstreben der Jüngling, Noch mit der Hand: so unter umfliegendem Sturm der Geschosse Wird er bedeckt. Rings tönt den gehöhleten Schläfen beständig Klingend der Helm, es zerlechzt das gediegene Erz von dem Steinwurf, Fortgeschnellt sind die Mähnen dem Haupt, auch der wölbende Schild nicht |
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810 | Trotzt der Gewalt: Speer werfen auf Speer die Troer, und Mnestheus Tobt wie der Donner heran. Jetzt träuft um die Glieder ihm ringsher Schweiß, der dunkel wie Pech (auch nicht aufatmen ja kann er) Niederströmt; schwerkeuchend erbebt der entkräftete Leib ihm. Schau, nun endlich im Sprung vorwärts mit der sämtlichen Rüstung |
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815 | Schwang er zum Strom sich hinab. Doch jener mit gelblichem Strudel Nahm den kommenden auf, und, in sanftem Gewog' ihn erhebend, Trug er, vom Morde gespült, den fröhlichen zu den Genossen. |