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Juppiter schwört, nachdem er Venus und Juno umsonst zur Friedfertigkeit ermahnt hat, daß er ohne Teilnahme den Krieg dem Schicksal überlasse. Fortdauernde Bestürmung des trojanischen Lagers. Unterdes kehrt Äneas aus Etrurien mit Hilfsvölkern in dreißig Schiffen zurück. Die aus Schiffen gewordenen Nymphen melden ihm den Zustand der Seinigen. Kaum gelandet, wird er von den Rutulern angegriffen. Pallas fällt durch Turnus. Indem der rächende Äneas die Feinde schlägt, bricht Ascanius aus dem Lager hervor. Den Turnus der Gefahr zu entziehn, stellt ihm Juno ein Luftbild des Äneas dar; und da er das fliehende in ein Schiff verfolgt, reißt sie das Seil ab und führt ihn ans Ufer von Ardea. Mezentius und sein Sohn Lausus von Äneas erlegt.
Jetzt wird geöffnet das Haus des allmachtvollen Olympus, Und Versammlung beruft der Götter und Sterblichen Vater Zum sternhellen Palast; wo hoch auf die Länder der Welt her Und auf das Dardanerlager er schaut und das Volk der Latiner. |
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5 | Lang sind Säle besetzt, weitoffene. Jetzo beginnt Zeus:
Himmlische, groß an Gewalt, weshalb ward jener Entschluß euch |
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10 | Hieß die folgen und jene dem Streit und erregen den Mordstahl? Annahn wird, nicht ruft sie, die eine Stunde des Kampfes: Wann die wilde Karthago dereinst die romanischen Burghöhn Überzeucht mit großem Verderb und geöffneten Alpen. Dann wird Eifer und Haß, dann raffende Fehde vergönnt sein. |
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15 | Jetzo ruht, und fröhlich vereint friedfertiges Bündnis.
Also Juppiter kurz. Nicht gab ihm die goldene Venus Vater, o du der Götter und Sterblichen ewige Obmacht! |
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20 | Selber schaust du der Rutuler Trotz, und wie Turnus in Hochmut Mitten auf stattlichen Rossen sich hebt, und geschwollen vom Kriegsglück Herstürzt! Nicht mehr decken geschlossene Mauern die Teucrer; Nein in den Thoren bereits und der Bollwerk' hoher Umschanzung, Mischen sie Schlachtengewühl, daß in Blut aufwogen die Gräben. |
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25 | Nichts noch weiß Äneas entfernt. So lassest du niemals Sie der Belagerung los? Der Feind droht wieder den Mauern Der aufblühenden Troja, zugleich noch ein anderes Kriegsheer: Wieder stürmt auf die Teucrer daher vom ätolischen Arpi Tydeus Sohn. Ja ich glaube, noch übrig ist meine Verwundung: |
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30 | Und, dein eignes Geschlecht, erwarb ich sterbliche Waffen! Wenn ungeheißen von dir die Dardaner, gegen Verhängnis, Drangen ins Italerland, so laß sie büßen den Frevel, Nicht sie erfreuend mit Schutz. Doch folgten sie häufigem Ausspruch Oberer Mächt' und der Manen, warum kann jetzo denn jemand |
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35 | Deinen Befehl umkehren? warum neu ordnen das Schicksal? Was doch erwähn' ich die Flotten, verbrannt am Gestade des Eryx? Was den König der Stürm' und die rasende Wut der Orkane Aus der äolischen Kluft? und die Wolkenwandlerin Iris? Jetzo die Manen sogar (nur dieser Bezirk der Natur blieb |
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40 | Noch unversucht) erregt sie und plötzlich gereizt auf die Obern Tobt Allecto daher durch der Italer Städte mit Wahnsinn. Über das Reich nicht werd' ich bewegt; wir hofften auf solches, Weil noch währte das Glück. Mag vorgehn, wen du auch vorziehst. Doch ist nirgend ein Raum, den die grausame Gattin den Teucrern |
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45 | Läßt; bei dem dampfenden Schutt der verödeten Troja, mein Vater, Fleh' ich dir: o vergönnt sei, Ascanius doch der Befehdung Unversehrt zu entziehn! o vergönnt, zu behalten den Enkel! Gerne durchschweif' Äneas hinfort wildfremde Gewässer; Und wo auch immer den Weg das Geschick verhänge, da folg' er. |
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50 | Ihn nur möcht' ich mir retten, entrückt aus dem gräßlichen Kampfe. Mein ist die luftige Paphos und Amathus, mein auch Cythera, Und ein idalisches Haus: ruhmlos nach gelegeter Rüstung Leb' er in Ruhe daselbst. Du gebeut, daß die hohe Karthago Über Ausonia walte mit Macht! Nichts stellt sich von dorther |
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55 | Tyrierstädten zur Wehr! Was hat, zu entrinnen des Krieges Schrecknissen, was ihm gefrommet die Flucht durch argolische Feuer Und so viele Gefahren des Meers und unendlichen Landes, Während man Latium dort und die sprossende Pergamos aufsucht? War's nicht besser, die Asche der Vaterstadt zu bebauen, |
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60 | Und das Gefild', einst Troja genannt? Gieb wieder den Armen Xanthus und Simois Flut; noch eins laß, Vater, die Teucrer Ilions Leiden durchgehn! – Hierauf die Königin Juno, Heftig empört von der Wut: Warum aus der Tiefe des Schweigens Treibst du mich, aufzuhüllen den überschleierten Unmut? |
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65 | Hat den Äneas ein Mensch, hat irgend ein Gott ihn genötigt, Kriege zu spähn und feindlich zu nahn dem König Latinus? Folgend den Schicksalwinken erreicht' er Italia; gut das! Aufgeregt von Cassandra der Seherin! Daß er das Lager Ließ, war unser der Rat, und das Heil den Winden vertraute? |
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70 | Daß er dem Knaben die Vest' und des Kriegs Obwaltungen auftrug? Daß er tyrrhenischen Bund aufreizt' und friedliche Völker? Führt' ihn ein Gott in Betrug, führt' unsere harte Gewalt ihn? Wo denn Juno, wo hier die Wolkenwandlerin Iris? Hart, daß Italervolk die werdende Troja mit Flammen |
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75 | Feindlich umringt, daß Turnus die heimische Erde behauptet, Dem Pilumnus der Ahn, dem die Göttin Venilia Mutter! Was, wenn mit düsterem Brande der Dardaner droht den Latinern, Fremde Gefild' in das Joch einzwängt und Geraubetes wegtreibt? Was, wenn er Schwäher sich kiest und vom Schoß abführt die Verlobte, |
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80 | Frieden erfleht mit der Hand, und die Schiff' umheftet mit Rüstung? Du ja kannst den Äneas den Händen entziehn der Achäer Und für den Mann darstellen Gedünst und nichtiges Luftbild; Du ja kannst ihm die Schiff' in gleich viel Nymphen verwandeln: Helfen auch wir ein wenig dem Rutuler, ist es ein Gräuel? |
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85 | Nichts noch weiß Äneas entfernt! Nichts wiss' er entfernt denn! Paphos ist dein, auch Idalion dein und die hohe Cythera. Was denn reizt dich die Stadt voll Kriegs und verwilderter Herzen? Sind wir, schwankende Phrygiermacht zu zerrütten von Grund aus, Eiferig? wie? nicht etwa, wer elende Troer den Grajern |
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90 | Ausgestellt? die es selber gefügt, daß in Rüstungen aufstand Asia wider Europa und Bündnisse brach durch Entführung? Trieb ich, Sparta zu stürzen, daher den dardanischen Buhler? Gab etwa ich die Waffen und nährte durch Lust die Befehdung? Damals ziemte dir Angst um die Deinigen. Spät nun erhebst du |
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95 | Unrechtmäßige Klag' und zankst in vergeblichem Hader!
Also redete Juno. Da murmelte dumpf die gesamte |
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100 |
Doch der allmächtige Zeus, der des Weltalls höchste Gewalt hat, Aufmerksam denn vernehmt und prägt mein Wort in die Seele; |
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105 | Weil, das Ausoniervolk durch Bund zu gesellen den Teucrern, Nicht mir gelang, noch euch Mißhelligkeit endet und Eifer, Welcherlei Glück heut jedem, und welcherlei Hoffnung sich öffnet, Troer und Rutuler gelte mir gleich ohn' jeglichen Vorzug: Ob durch Italerschicksal die Stadt Belagerung einschließt, |
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110 | Ob durch Trojas täuschenden Wahn und gefälschte Verkündung, Nicht auch die Rutuler lös' ich. Was jeglichem schafft sein Beginnen, Mühsal trag' er und Heil. Gleich allen ist Juppiter König. Finde den Gang das Geschick. – Bei der Flut des stygischen Bruders, Beim schwarzwogigen Schlunde von Pech aufbrausender Ufer, |
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115 | Winket er; ganz von dem Wink erschaudert umher der Olympus.
Hier der Reden Beschluß. Auf steht von dem goldenen Thron jetzt Aber die Rutulermacht ringsher um die Thore bestrebt sich, |
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120 | Eingehegt in den Wall ist die Legion des Äneas, Und kein Rat zu entfliehn. Trostlos auf den hohen Basteien Stehn sie umsonst und gürten mit schwächerem Kranze die Mauer. Asius, Imbrasus Sohn, und Thymotes, der Sohn Hicetaons, Auch die Assaracus beid' und der ältere Thymbris mit Castor |
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125 | Kämpfen voran, mit welchen Sarpedons beide Gebrüder, Clarus zugleich und Themon, von Lycias Höhen gesellt gehn. Mühsam trägt, sich strengend mit Macht, den gewaltigen Felsblock, Nicht ein mäßiges Teil des Gebirgs, der Lyrnessier Acmon, Clytius gleich dem Vater an Wuchs und dem Bruder Menestheus. |
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130 | Dort mit Geschoß, dorther mit Gestein zu verteidigen ringt man, Dort zu schalten mit Glut und Pfeil' auf die Senne zu fügen. Mitten er selbst im Gewühl, der Idalia würdigster Liebling, Schau, der dardanische Knabe, entblößt sein herrliches Antlitz, Blinkt er, wie Edelgestein in rötlichem Golde, zum Halsschmuck |
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135 | Oder dem Haupte zur Pracht; wie wenn in des gelblichen Buxus Kunstwerk, oder im Braune des Oricerbaums Terebinthos, Leuchtet das Elfenbein; ihm wallt um den milchigen Nacken Lockiges Haar, das knüpfet ein Reif des gesponnenen Goldes. Dich großheriger auch, o Ismarus, sahen die Völker |
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140 | Wunden umher verteilen und Rohr mit Gifte bewaffnen, Edeler Sproß vom Mäonengeschlecht: wo rüstige Männer Fette Bestellungen baun und mit Gold Pactolos sie wässert. Auch war gesellt Menestheus, den hoch der gestrige Ruhm hebt, Turnus hinwegzudrängen vom fest umschanzenden Bollwerk, |
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145 | Capys zugleich, woher die campanische Burg sich benamet.
So miteinander gestrengt in Entscheidungen harten Gefechtes |
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150 | Was er begehr' und selber ihm bring', auch, welche Befehdung Ihm Mezentius droh', und die trotzige Seele des Turnus Anzeig', und, wie betrüglich der menschlichen Dinge Vertraun sei, Wohl ihn warnt und Bitte gesellt: ungesäumt nun vereinigt Tarcho die Macht und weihet den Bund. Jetzt frei des Geschickes, |
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155 | Steigt auf Götterbefehl das lydische Volk in die Schiffe, Dem auswärtigen Führer vertraut. Die äneische Barke Wallet zuerst, am Schnabel mit phrygischen Löwen gezieret, Ida raget empor, stets wert den geflüchteten Troern. Dort nun sitzt Äneas der Held und im Herzen erwägend |
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160 | Denkt er des Kriegs vielfältigen Gang; auch der blühende Pallas, Links an die Seite geschmiegt, forscht bald die leitenden Sterne Dunkeler Nacht, bald was er durch Land' und Meere geduldet. Öffnet den Helicon jetzt, o Göttinnen, regt den Gesang auf: |
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165 | Folg' in den Streit, und waffne die Kiel' und Wogen durchfahre.
Massicus schneidet zuerst mit ehernem Tiger die Meerflut: |
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170 | Abas der finstere dann, dem ganz in stattlicher Rüstung Pranget der Zug, dem leuchtet das Schiff vom goldnen Apollo. Sechs der Hunderte gab Populonia jenem, die Mutter, Jünglinge kundig des Kriegs; drei Hunderte gab ihm das Eiland. Ilva, gelobt an Metall unerschöpflicher Chalyberschachten. |
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175 | Diesem zunächst der Menschen und Ewigen Mittler Asilas, Dem die geopferte Fiber gehorcht, und die Sterne des Himmels, Auch der Vögel Getön, und des Strahls ankündende Leuchtung: Tausend mit starrenden Spießen gedrängete rafft er in Heerschar. Pisa heißt sie gehorchen, die Stadt alpheischen Ursprungs, |
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180 | Aber etruskisch an Grund. Dann folgt der stattliche Astur, Astur, vertrauend dem Roß und der vielfach strahlenden Rüstung. Diesem verleihn dreihundert, sie all' einmütig zu folgen, Teils wer Cäre bewohnt, und teils wer des Minio Felder, Pyrgos altende Stadt, und die unheilsame Gravisca. |
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185 |
Dir auch, des Ligurervolks hochherziger Führer im Streite, |
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190 | Unter umgrünendem Pappelgesproß und dem Schatten der Schwestern, Während er sang, durch Lieder den Gram zu trösten der Sehnsucht, Silbergrau sein Alter mit weichem Flaume beschleunigt, Und, von der Erd' auffliegend, mit Klang die Gestirne verfolget. Dessen Sohn, in dem Zug gleichaltrige Scharen begleitend, |
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195 | Rudert daher den Centaur, den ungeheuren, der ragend Über die Flut, mit großem Gestein auf die Wogen herabdroht, Hochgestreckt und mit lang nachgleitendem Kiele das Meer furcht. Dort auch Beschleuniget Ocnus von heimischen Fluren den Heerzug, |
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200 | Der dir Mauern, o Mantua, gab, und den Namen der Mutter: Mantua, prangend an Ahnen; doch nicht war aller Geschlecht eins; Dreifach waren die Stämm', und vier der Gemeinden in jedem; Sie den Gemeinden das Haupt; aus tuskischem Blute die Kräfte. Dort auch bewehrt fünfhundert Mezentius, eifrige Gegner: |
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205 | Die, vom Vater Benacus umhüllt mit bläulichem Schilfrohr, Mincius Bild hintrug auf feindlicher Fichte zur Meerbahn. Schwer nun geht Aulestes, der hundertfältig mit Rudern |
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210 | Schreckt den bläulichen Sund: vorn starrt dem schwimmenden borstig Bis zu den Seiten der Mensch, in den Wallfisch ringelt der Bauch aus, Schaumvoll unter dem Busen des Halbtiers rauscht das Gewässer. So viel edele Fürsten in dreißig gerüsteten Schiffen |
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215 |
Jetzt war der Tag vom Himmel entflohn, und im nächtlichen Wagen |
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220 | Seiner Genossinnen Chor. Sie, welchen die Huld der Cybele, Nymphen aus Schiffen zu sein, und Gewalt zu haben des Meeres, Eben verliehn, sie schwammen zugleich und schnitten die Meerflut, So viel eherne Schiffe zuvor am Gestade gelandet. Und sie erkennen den König von fern und umschweben mit Tanz ihn. |
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225 | Eine davon, zum Reden die fertigste, Cymodocea, Hält nachfolgend die Recht' an das Schiff und selbst mit dem Rücken Ragt sie empor, links rudert sie sanft in dem leisen Gewässer. Dann den betroffenen redet sie an: Wachst, Göttergeschlecht, du? Auf, Äneas, sei wach und gieb die Taue den Segeln! |
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230 | Wir sind, schaue, die Fichten von Idas heiligem Gipfel, Jetzo Nymphen des Meers, einst Flotte dir. Als nach dem Bundbruch Uns hinstürzende Turnus mit Stahl und Flamme verfolgte, Sprengten wir alle dein Seil ungern, und dich in der Meerflut Suchen wir. Diese Gestalt erschuf mitleidig die Mutter, |
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235 | Hieß uns Göttinnen sein und gebot in der Woge zu leben. Aber Ascanius hält sich von Wall und Graben umheget, Mitten im Waffengetös' und der starrenden Schlacht der Latiner. Schon ist der Arkaderreiter zum Ziel mit dem tapfren Etrusker Angelangt. Doch entgegen ein Roßgeschwader zu stellen, |
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240 | Daß sie nicht sich dem Lager vereinigen, ordnete Turnus. Auf denn, und stracks, wenn Aurora daherstrahlt, heiß die Genossen Rufen zum Kampf und wirf den unbezwingbaren Schild um, Den dir Vulkanus geschenkt, und umher mit Golde besetzet. Morgen, wofern nicht eitel du meine Verkündigung achtest, |
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245 | Schauet der Tag unmäßig die Rutulermorde gehäufet.
Sprach's und fort mit der Rechten, die scheidende, schwang am Verdeck sie, |
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250 | Staunt der anchisische Held, doch hebt ihm den Mut die Erscheinung. Kurz dann fleht er, empor zu den Wölbungen schauend des Äthers: Hohe, der Ewigen Mutter vom Dindymos, welche des Ida |
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255 | Wohl im Gedeihn, und die Phryger gesegn', o Göttin, mit Beistand!
Also flehet' er laut; da naht' im rollenden Umlauf Jener heißt die Genossen sofort zu den Fahnen sich sammeln, |
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260 | Jetzo hat er die Teucrer im Blick und der Seinigen Lager, Stehend auf hohem Verdeck und den Schild nunmehr in der Linken Hebt er wie brennende Glut. Ein Geschrei zu den Sternen erheben Dardanus Söhn' auf dem Wall, und die Hoffnung reget den Zorn auf. Häufiger schnellt man Geschoß; wie strymonische Kraniche Zeichen |
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265 | Unter dem schwarzen Gewölke verleihn und in reineren Äther Ziehn mit Klang, und frohen Geschreis ausweichen dem Südwind. Aber dem Rutulerkönig erschien's und Ausonias Fürsten Wunderbar, bis heran zum Ufer gewendete Schiffe Dort sie ersehn, und wie ganz anwalle mit Masten die Meerflut. |
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270 | Hell entbrannt ist die Kuppel dem Haupt, hell funkelt der Helmbusch Oben von Glut, voll strömt aus dem goldenen Schild die Entflammung: Anders nicht, wie in heiterer Nacht graunvolle Kometen Glühn mit blutigem Rot, wie des Sirius lodernder Unstern, Er, der Seuchen und Durst herbringt mühseligen Menschen, |
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275 | Graß aufgeht und den Himmel mit traurigem Glanze bekümmert.
Doch nicht weicht das Vertraun dem unaufhaltsamen Turnus, Was ihr gefleht mit Gelübden, das beut sich der malmenden Faust dar! |
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280 | Euch in der Hand ist, Männer, der Streit! Nun denk' an die Gattin Jeder zurück und an Wohnung und Herd! Frischt eigene Thaten, Thaten der Väter euch auf! Nur gleich sie empfangen am Ufer, Weil noch in ängstlicher Hast den Gelandeten wanket der Fußtritt! Wagenden hilft ja das Glück. |
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285 |
Turnus sprach's, und im Herzen erwäget er, welche zum Angriff Aber Äneas setzt aus ragenden Schiffen die Freunde |
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290 | Teils auf Ruder gestützt. Die Gestad' erkundete Tarcho, Wo nicht gähret die Furt, noch gebrochene Brandung zurückrauscht, Sondern das Meer ungehemmt mit schwellender Woge heranwallt. Vorwärts dreht er die Schiffe sofort und ermahnt die Genossen: Nun, o erlesene Schar, mit Gewalt schwingt alle die Ruder! |
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295 | Hebet sie! stürmet den Lauf! in das feindliche Land mit den Schnäbeln Eingebohrt! mag selber der Kiel die Furche sich malmen! Nicht zu zerschellen das Schiff an solcherlei Strande verweigr' ich, Wenn ich nur erst festhalte den Grund! – Mit solcherlei Worten Mahnete Tarcho sie an, und die Freund', aufschwingend die Ruder, |
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300 | Stürmten die schäumenden Kiel' in den Strand des Latinergefildes; Bis die Schnäbel das Trockne gefaßt, und die Schiffe sich lagern, Unbeschädigt alle; nur nicht das deinige, Tarcho, Denn, in die Watten geschnellt, da es hängt an der ragenden Sandbank, Schwankend, und lang' in der Schwebe sich hält, und die Wogen ermüdet, |
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305 | Löset es sich, in die Mitte der Flut aussetzend die Männer! Welchen gebrochene Ruder umher und treibende Bänke Sperren den Weg, und den Fuß abschlüpfende Wallung zurückzieht. Nicht säumt Turnus in trägem Verzug; rasch gegen die Teucrer |
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310 | Schmetternd ermahnt die Trompete. Zuerst in die ländliche Heerschar Stürmt Äneas und streckt (Vorahnung des Kampfs!) die Latiner, Als er den Theron gestürzt, der machtvoll unter den Männern Selbst dem Äneas sich naht; mit dem Schwert durch das erzne Geflecht ihm, Und durch den Rock, der starrte von Gold, höhlt' jener die Seit' aus. |
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315 | Lichas erschlägt er darauf; der gestorbenen Mutter entschnitten War er dir, Phöbus, geweiht; doch Gefahr zu vermeiden des Stahles Ward nur dem Kinde vergönnt. Unfern den kräftigen Cisseus, Und den gewaltigen Gyas, die Volk hinstreckten mit Kolben, Warf er in Blut: nichts frommte des Herkules schmetternde Rüstung, |
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320 | Nicht unermeßliche Stärke des Arms, und der Vater Melampus, Er, des Alciden Genoß, so lang' er der Erde Bedrängnis Duldete. Schaue, dem Pharus, da nichtige Wort' er umherwarf, Schwang er entgegen den Speer, und dem schreienden stand er im Munde. Cydon, auch du, heilloser, gelockt von dem neuesten Liebling, |
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325 | Clytius, welchem die Wang' in beginnendem Flaume sich bräunte, Du, von dardanischer Rechte gestreckt, sorglos des Getändels, Das mit Jünglingen stets du geübt, armseliger, lägst du, Wenn nicht gedrängt abwehrte die Schar der Brüder, des Phorcus Ganzes Geschlecht. Schau, sieben an Zahl, mit sieben Geschossen |
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330 | Zielen sie her: doch teils von dem Helm und dem Schilde vereitelt, Prallen sie; andere beugt, da den Leib sie streifen, die hohe Venus hinweg. Äneas begann zum treuen Achates: Bringe Geschosse herbei! kein einziges soll mir umsonst nun |
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335 | Standen auf ilischer Flur! – Und die mächtige Lanze sich nehmend, Schnellet er. Stürmenden Flugs durchschlägt sie die Erze des Schildes Mäons, und dumpf Brustharnisch zugleich und Busen durchkracht sie. Helfend springt Alcanor heran und den stürzenden Bruder Fängt mit der Rechten er auf: da durchbohrt die gesendete Lanz' ihm |
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340 | Plötzlich den Arm, fliegt weiter und setzt bluttriefend den Lauf fort; Aber die Hand mit den Nerven enthängt absterbend der Schulter. Numitor drauf, da die Lanz' er gerafft aus dem Leibe des Bruders, Schwang auf Äneas daher; doch nicht ihn wieder zu treffen Wurde vergönnt, und Achates, dem herrlichen, streift' er die Hüfte. |
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345 |
Clausus nunmehr von Cures, dem blühenden Leibe vertrauend, |
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350 | Drei der Thracier auch von des Boreas äußerstem Volke, Und drei Söhne des Idas, die Ismaros sandt' aus der Heimat, Streckt er im wechselnden Laufe der Schlacht. An rennet Haläsus, Und auruncische Macht. Auch eilt der neptunische Sprößling, Stolz Messapus mit Rossen heran. Wegdrängen will jeder, |
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355 | Dorther nun, nun dort. An der Schwelle Ausonias selber Streiten sie. Wie mißhellig die Wind' im geräumigen Äther Tobende Kämpf' anheben, an Mut und Kräften vergleichbar, Nicht einander sie selbst, das Gewölk nicht weichet, das Meer nicht; Lang' ist im Zweifel die Schlacht, so gestemmt steht alles entgegen: |
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360 | So stehn auch die Trojaner in Reihn, und in Reihn die Latiner Angestemmt: Fuß haftet am Fuß, und am Manne gedrängt Mann. Doch am anderen Teil, wo rollende Steine ein Gießbach |
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365 | Pallas sah in der Flucht vor Latiums folgender Heerschar, Jetzt, da der Rosse Gebrauch die Natur des rauhen Gefildes Ihnen verbot, that jener, was übrig allein in der Not war, Bald mit Flehn, bald reizt' er mit bitteren Worten zum Mute. Wohin flieht ihr, o Freunde? Bei eueren Thaten beschwör' ich, |
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370 | Und bei dem Held Euander, dem Kriegvollender, bei meinen Hoffnungen, der ich dem Ruhme hinfort nacheifre des Vaters! Nicht auf die Füße vertraut! Mit Eisen gebahnt durch die Feinde Werde der Weg, wo das Männergewühl am dichtesten andrängt! Dort heißt euch von Pallas geführt rückkehren die Heimat! |
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375 | Nicht ist entgegen ein Gott; vom sterblichen Feinde gedrängt sind Sterbliche! Ebensoviel sind uns auch Seelen und Hände! Seht, mit gewaltigem Riegel des Meers verschließt uns der Abgrund! Schon fehlt Land zum Entfliehn! in das Meer nun, oder auf Troja! Sprach's und mitten hinein in den Schwall Ankämpfender stürzt er. |
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380 | Ihm begegnet zuerst, vom Geschick unfreundlich geführet, Lagus: den, da er rüttet am ungeheueren Feldstein, Spießt er mit mächtigem Schwunge des Speers, wo mitten das Rückgrat Beiderlei Rippen begrenzt; dann ausziehn will er den Wurfspieß, Der im Gebein fest hängt. Nicht über ihm haschet ihn Hisbo, |
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385 | Eiferig wie er verlangt; denn Pallas, weil er heranstürzt Unvorsichtig in Wut ob des grausamen Todes des Freundes, Kommt ihm zuvor und verbirgt in geschwollener Lunge das Schwert ihm. Sthenelus wählt er sodann, und Anchemolus, ihn von des Rhötus Altem Geschlecht, der gewagt zu entweihn stiefmütterlich Lager. |
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390 | Auch ihr Zwillinge beide sankt hin in Rutulerfeldern, O Larides und Thymber, des Daueus ähnliche Zeugung, Nicht zu kennen daheim, und liebliche Täuschung der Eltern. Doch nun gab euch Pallas ein grausam zeichnendes Merkmal: Denn dir nahm, o Thymber, das Haupt der euandrische Säbel; |
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395 | Dich den Eigener sucht die enthauene Rechte, Larides, Und noch zucken die Finger im Krampf und greifen den Stahl noch. So von Ermahnung entflammt und dem Anblick herrlicher Thaten, |
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400 | Grad' in den Leib. Aufschub war dies und Verspätung dem Ilus. Denn fern hatt' er auf Ilus die mächtige Lanze gerichtet; Rhöteus fing sie im Lauf, da er dir, hochherziger Teuthras, Bang' und Tyres dem Bruder entfloh; und vom Wagen gewälzet Schlug er mit zappelnder Fers' halbtot die Rutulerfelder. |
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405 | Und gleichwie, wenn nach Wunsche die Wind' im Sommer sich heben, Hier und dort in die Triften Entflammungen sendet der Waldhirt; Plötzlich durchweht die Mitten der Brand, und es breitet sich eine Grauliche Schlacht des Vulkanus umher in die weiten Gefild' aus; Hoch sitzt jener, und schaut siegsfroh auf der Flammen Triumphzug: |
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410 | So gehn jetzo die Freund' in Tapferkeit alle vereinigt, Pallas, dich zu erfreun. Doch der hitzige Streiter Haläsus Strebt auf die kommenden an und sammelt sich unter der Rüstung. Ladon und Pheres sogleich und Demodocus schlägt er darnieder, Und dem Strymonius raubt er mit funkelnder Klinge die Rechte, |
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415 | Welche die Kehl' ihm bedroht; mit dem Steinwurf trifft er des Thoas Haupt und zersplittert die Knochen zu blutigem Hirne gemenget. Meidend das Schicksal verbarg sein Vater im Wald den Haläsus. Doch wie der Greis im Tode die bleichenden Augen gelöset, Streckten die Parzen die Hand und weiheten ihn des Euanders |
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420 | Scharfem Geschoß. Eh' Pallas es sendete, betet' er also:
Gieb nun, Thybris, o Vater, dem Wurfstahl, welchen ich schwinge, Huldreich hörte der Gott. Da jener beschirmt den Imaon, |
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425 | Beut der Arme die Brust wehrlos der arkadischen Waffe.
Nicht ob solchem Verlust ließ ganz voll Schrecken die Heerschar |
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430 | Und ihr, grajischem Stahl unverderbliche Männer von Troja! Schar nun rennet auf Schar, sich gleich an Kräften und Führern; Vorn wird geengt von hinten die Schlacht; nicht läßt noch beweglich Waffen und Hände der Drang. Dorther strebt Pallas mit Nachdruck, Dort strebt Lausus heran: nicht viel abweichenden Alters, |
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435 | Auserwählt an Gestalt; doch versagt hatt' ihnen das Schicksal, Heimwärts wieder zu gehn. Sie selbst nun ließ mit einander Nicht zum Kampf anrennen der Gott des hohen Olympus; Bald wird beiden ihr Los vom größeren Feinde beschieden. |