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Fürst Andree wohnte in Brünn bei dem russischen Diplomaten Bilibin, mit dem er befreundet war. Am andern Morgen erwachte er spät und rief sich die Eindrücke der Vergangenheit zurück. Er erinnerte sich vor allem, daß er sich heute dem Kaiser Franz vorstellen sollte, dann dachte er an den Kriegsminister und den höflichen, österreichischen Flügeladjutanten. Nachdem er sich zur Audienz seine Paradeuniform angelegt hatte, die er schon seit langer Zeit nicht mehr getragen hatte, begab er sich frisch und heiter mit verbundenem Arm in das Kabinett Bilibins. Dort befanden sich vier Herren vom diplomatischen Korps mit dem Fürsten Hippolyt Kuragin, welcher Gesandtschaftssekretär geworden war. Diesen kannte Bolkonsky bereits, mit den anderen machte ihn Bilibin bekannt.
Diese Herren waren junge, reiche Lebemänner, welche sowohl hier wie in Wien einen besonderen Kreis bildeten, dessen Haupt Bilibin war. In diesen Kreis wurde Fürst Andree gern aufgenommen. Man erkundigte sich nach den Ereignissen bei der Armee, nach den Gefechten, bald aber verbreitete sich das Gespräch über Tagesneuigkeiten, welche mit Krieg und Politik nichts zu scharfen hatten, und zerfloß in leichtfertige Scherze. Am lautesten lachte Hippolyt.
»Meine Herren«, sagte Bilibin, »Bolkonsky ist mein Gast, und ich möchte ihn gern mit allen Freuden des hiesigen Lebens bekannt machen. Sie übernehmen das Theater, ich die Gesellschaft und Sie, Hippolyt, natürlich die Damen.«
»Man muß ihm Amélie zeigen, entzückend!« bemerkte einer der Herren, indem er seine Fingerspitzen küßte.
»Man muß überhaupt diesen blutdürstigen Krieger zu menschlichen Gefühlen bekehren«, bemerkte Bilibin. Bald verabschiedete sich Fürst Andree, um sich an den Hof zu begeben.
»Auf Wiedersehen, Bolkonsky! Auf Wiedersehen, Fürst!« riefen die Anwesenden. »Kommen Sie frühzeitig zu Mittag! Wir stellen uns Ihnen zur Verfügung.«
»Wenn Sie mit dem Kaiser sprechen«, bemerkte Bilibin, indem er Bolkonsky begleitete, »rühmen Sie so viel als möglich die Ordnung in der Lieferung des Proviants.«
»Das möchte ich gern tun, aber meines Wissens ist es unmöglich«, erwiderte Bolkonsky lächelnd.
»Nun, überhaupt sprechen Sie so viel als möglich. Seine Leidenschaft sind Audienzen, selbst aber liebt er nicht zu sprechen und versteht es auch nicht, wie Sie sehen werden.«