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Kutusow zog sich nach Wien zurück und brach hinter sich die Brücken über den Inn und die Traun ab. Am 28. Oktober überschritten die Russen die Enns. Die langen Wagenzüge, die Artillerie, die Kolonnen zogen sich um Mittag durch die Stadt Enns diesseits und jenseits der Brücke. Es war ein warmer und regnerischer Herbsttag. Von der Anhöhe, auf der die russischen Batterien standen, welche die Brücke verteidigten, öffnete sich eine weite Aussicht. Man sah die Stadt vor sich mit ihren weißen Häusern und roten Dächern, mit der Kirche und der Brücke. In der Ferne erblickte man ein Schloß an der Mündung der Enns in die Donau; man sah auch die Türme eines Klosters und weiterhin jenseits der Enns erschienen die Vorposten des Feindes. Zwischen den Geschützen auf der Anhöhe stand der die Nachhut führende General mit seiner Suite und betrachtete die Örtlichkeit durch ein Fernrohr. Etwas zur Seite saß Neswizki, welcher von dem Oberkommandierenden zur Nachhut gesandt worden war. Der Kosak, der ihn begleitete, reichte ihm seine Satteltasche, und Neswizki bewirtete die Offiziere mit Pasteten und echtem Doppelkümmel.
»Das war kein Dummkopf, dieser österreichische Fürst, der sich dort ein Schloß gebaut hat. Eine prächtige Stelle! Warum essen Sie nicht, meine Herren?« sagte Neswizki.
»Danke ergebenst, Fürst«, erwiderte einer der Offiziere, erfreut, mit einem so wichtigen Generalstabsoffizier zu reden. »Ja, es ist ein prächtiger Ort, wir sind am Park vorübergegangen, ein wundervolles Gebäude!«
»Dorthin möchte ich«, sagte Neswizki und deutete nach dem Kloster. Er lachte und seine Augen funkelten. Auch die Offiziere lachten.
»Nur, um die Nonnen ein bißchen zu erschrecken. Man sagt, es seien Italienerinnen und hübsche darunter. Ich würde fünf Jahre meines Lebens darum geben.«
»Sie würden sich wohl langweilen«, sagte ein anderer lachend.
Währenddessen hatte der Generalstabsoffizier den General auf etwas aufmerksam gemacht. Der General blickte durchs Fernrohr.
»Richtig, richtig«, sagte er, »was zögern sie dort?«
Jenseits sah man schon mit bloßem Auge den Feind und seine Batterien, aus welchen milchweißer Rauch aufstieg. Auf den Rauch folgte Kanonendonner und man sah, wie unsere Soldaten sich dem Übergang zudrängten.
»Schlimme Geschichte! Sie haben sich verspätet.«
»Soll ich hinreiten, Exzellenz?« fragte Neswizki.
»Bitte, reiten Sie hin«, sagte der General, »und sagen Sie den Husaren, sie sollen zuletzt über die Brücke gehen und sie anzünden, wie ich schon befohlen habe.«
»Sehr wohl«, erwiderte Neswizki. Er rief seinen Kosaken mit dem Pferde und hob seinen schweren Körper leicht in den Sattel. »Wirklich, ich reite zu den Nonnen«, sagte er lachend zu den Offizieren und ritt den gewundenen Pfad am Berge hinab.
»Die Mannschaften an die Kanonen!« kommandierte der Offizier, und in einem Augenblick lief die Artillerie herbei und lud.
»Nummer eins!« ertönte das Kommando.
Mit metallischem Klang donnerte der Schuß, und über die Köpfe der Unsrigen unten am Berg flog pfeifend eine Granate hinüber.
Die Gesichter der Soldaten und Offiziere erheiterten sich bei diesem Klang. In diesem Augenblick trat die Sonne aus den Wolken hervor, und der Donner des ersten Schusses und der helle Sonnenglanz vereinigten sich zu einem heiteren Eindruck.