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2

Der französische Gesandte in Madrid, ein Mann von großer Eitelkeit, Bürger Guillemardet, ließ sich anläßlich des Abschlusses eines Bündnisses zwischen der von ihm vertretenen Republik und dem spanischen König von Francisco gegen ein hohes Honorar porträtieren – in der Uniform der Diplomaten Ludwigs des Sechzehnten.

Er traf damit, ohne es zu wissen, den Sinn jenes Vertrags. Nur weil ein flüchtiger Bourbonenprinz den Madrider Hof mit der zuverlässigen Nachricht versorgt hatte, die Wiedereinsetzung des alten Königshauses in Paris sei lediglich eine Frage der Zeit, fand sich Don Carlos der Vierte bereit, mit den revolutionären Machthabern – den vermeintlichen Platzhaltern seiner Vettern – sich zu verbünden. Die geheime Triebfeder war Godoy, der Friedensfürst, der auf neue Lorbeeren hoffte und nun als unmittelbare Folge seinen friedliebenden Herrn und das spanische Volk in den Krieg Frankreichs gegen England verwickelte. Die weiteren Folgen für das von Godoy regierte Land waren Niederlagen der Flotte, schwere Schädigungen des Seehandels, ungeheure Staatsschulden, Steigerung der Steuern, jämmerliche Papiergeldwirtschaft.

Die Erbitterung des Volkes gegen Godoy wuchs. Zugleich sprach ihn der Klerus des Zusammengehens mit Gotteslästerern schuldig – denn in der französischen Republik waren Gott und die katholische Kirche abgeschafft – und machte allen Einfluß bei Hofe geltend, den Verhaßten zu stürzen. Der Erzieher des Prinzen von Asturien, Monsignor Escoiquiz, der noch immer das Ohr des Königs besaß, wurde Vertrauensmann der unzufriedenen Kirche. Der hagere Prälat mit dem energischen Kinn wußte genau, daß offenes Vorgehen zum sicheren Mißerfolg verurteilt war, und beschränkte sich auf vorsichtige Anspielungen; aber Carlos überhörte sie.

»Seine Majestät versteht es ausgezeichnet«, berichtete Escoiquiz bei einer Zusammenkunft, die einer politischen Verschwörung recht ähnlich sah, »über unerwünschte Gesprächspunkte hinwegzugehen. Mitunter ist man versucht, zu glauben, es handle sich wirklich um ein Nichtverstehen. Wagt man aber eine Wiederholung, so kann es geschehen, daß eine heftige Rötung des Kopfes Seiner Majestät anzeigt, man dürfe keinesfalls weitergehen.« Und er überlegte andere Wege, auf denen zum Ziel zu kommen sei.

Am aussichtsreichsten schien es ihm, die Königin zu gewinnen. Zwar war ihm bekannt, daß sie sich längst mit Godoy versöhnt hatte und sogar darauf verzichtete, sein Privatleben weiter zu überwachen. Dennoch hoffte er ihre Eifersucht durch ungebetene Nachrichten neu entfachen zu können.

Material war genügend vorhanden.

Der Ministerpräsident, Duque und Príncipe, stets darauf bedacht, die Freuden der Liebe in möglichst reichhaltiger Abwechslung zu genießen, brachte neuerdings ein einfaches und sicheres System in Anwendung, das ihn den Unannehmlichkeiten des Umgangs mit Frauen der niederen Stände völlig enthob. Er trat der Entstehung des Gerüchts nicht entgegen, daß jeder Beamte, der eine Beförderung oder Gehaltserhöhung erstrebe, am sichersten zum Ziel komme, wenn er solchen Wunsch durch seine junge Gattin oder, je nach den Umständen, durch eine hübsche Tochter dem Ministerpräsidenten persönlich vortragen lasse – vorausgesetzt freilich, daß die Damen bereit seien, sich ihrerseits etwaigen Wünschen des hohen Funktionärs nicht zu widersetzen. Für solche galanten Audienzen war eine regelmäßige Stunde festgesetzt.

Escoiquiz brauchte die Entrüstung über Godoys verächtliche Art, seine Macht auszunützen, nicht zu heucheln. Um so leichter konnte er selbst die Rolle des Zuträgers übernehmen.

Maria Luisa sah die Mittel, mit denen sie Manuel zu sich herangezogen und ihn sich erhalten hatte, in beneidenswerter Vervielfältigung nachgeahmt. Das Verfahren nötigte ihr beinahe Bewunderung ab. Aber sie kochte vor Wut über diese neuen Anzeichen dafür, wie wenig sie ihn mehr zu fesseln vermochte. Escoiquiz gegenüber stellte sie sich ungläubig. Vor Godoy verbarg sie ihre Kenntnis. Aber sie war entschlossen zuzustoßen – bei günstiger Gelegenheit.

Und die schien ihr bald gekommen.

Der Friedensfürst, der seit langem dem König vorwiegend allein Vortrag hielt – das heißt: die von den Einzelministerien ausgearbeiteten Berichte verlas –, hielt es eines Tages für nötig, seine Machtbefugnisse noch weiter auszudehnen und vor allem gewissen Beamten mit der Peitsche zu winken. Eine der ersten Behörden des Reichs war der Rat von Kastilien, die oberste Instanz in allen Rechts- und Verwaltungsstreitigkeiten. Es war Godoy hinterbracht worden, in einer Sitzung des Rats seien anläßlich einer Kürzung der Gehälter und der Entlassung von Hilfsbeamten tadelnde Worte über seine Politik gefallen. Darauf unterbreitete er dem König einen Erlaß, der alle Entscheidungen des Rats der Genehmigung des Ministerpräsidenten unterstellte. Das bedeutete einen unerhörten Eingriff in die Rechtspflege: die Wirksamkeit jedes Urteils höchster Instanz sollte von der Zustimmung eines Mannes abhängen, der gar nicht die Möglichkeit und sicherlich nicht einmal den Wunsch hatte, sich über den Prozeßstoff selbst zu unterrichten.

Carlos war von einem scharfen Jagdritt ermüdet, als ihm Manuel in Gegenwart der Königin das Papier vorlegte, aber wider Erwarten fragte er, ob diese Bestimmung von besonderer Bedeutung sei.

»Es ist eine reine Formsache«, erklärte Manuel, »die Herren sind in ihrer Selbständigkeit etwas zu übermütig geworden. Sie sollen sich kontrolliert fühlen.«

»Ich habe bisher viel von ihnen gehalten.«

Während Godoy irgendeine Nichtigkeit vorbrachte, überlegte Maria Luisa. Sie verstand genügend von Staatsgeschäften, um rasch und klar zu sehen: hier wird der Bogen überspannt, hier kann er brechen – und half die Sehne anziehen: »Wenn Manuel es als eine Formsache ansieht, kannst du ruhig unterschreiben.«

»Ja – wenn wir dich nicht hätten, Manuel, wäre das Regieren ein schwieriges Geschäft«, sagte Carlos mit zufriedenem Lächeln. »Natürlich kann es keinesfalls schaden, daß du dich auch um den Rat von Kastilien kümmerst.« Und unterschrieb.

Die Königin nahm sofort durch einen absolut verschwiegenen, hochbezahlten Mittelsmann, der seine Anweisungen von ihrem Privatsekretär empfing, die Verbindung mit einem einflußreichen Ratsmitglied auf. Es war nicht schwer, die Empörung der Beamten so sehr zu steigern, daß sie einen bei der Person des Königs selbst einzulegenden Protest ernsthaft ins Auge faßten. Jenes Mitglied des Rats wußte nun mit dem Gerücht aufzuwarten, Godoy sei bei der Königin in Ungnade gefallen. Und so sah man das Wagnis des Protestes für geringer an. Beschloß ihn. Faßte das Schreiben an den König sogleich ab, in dampfender Erregung.

Als Carlos es las, schoß ihm das Blut in den Kopf. Eine solche Sprache hatte, seit er regierte, niemand gegen ihn geführt. Mehr noch: es stand für ihn fest, daß noch niemals ein Spanier so zu seinem König zu reden gewagt hatte. Die Verordnung war als schimpflich und unbegreiflich bezeichnet, Godoy als verächtlicher, nichtswürdiger Verführer, der längst in die fernsten Winkel der Erde hätte verbannt werden müssen, dem Reich aber wurde der Untergang, dem König der Verlust seines Thrones prophezeit, falls er nicht aus seiner tiefen Lethargie erwache und den gemeinen Verführer abschüttle.

Er ließ sofort die Königin rufen.

»Das sind Jakobiner«, schrie er der Eintretenden entgegen, »Frankreich macht Schule, ich werde den ganzen Rat von Kastilien hängen lassen.«

Sie nahm ihm das Blatt aus der Hand, setzte sich und las. Er sah ihr über die Schulter. »Aus meiner tiefen Lethargie«, dröhnte er. »Lethargie, das bedeutet doch Schlaf ... Das ist eine Frechheit, eine Zügellosigkeit! Die Burschen werden zu fühlen bekommen, daß ich nicht schlafe. Meinen Thron wollen sie umstürzen! Rebellion in der Beamtenschaft! Hängen ist zuwenig. Ich werde eine Treibjagd veranstalten, bei der sie die Hasen sind!«

Die Königin sagte langsam und ruhig: »Ich finde, du könntest zufrieden sein, daß du Beamte hast, die aufrecht genug sind, dir die Wahrheit zu sagen.«

Carlos starrte sie fassungslos an.

»Setz dich«, schlug sie vor.

Er wuchtete gehorsam in einen Sessel.

Sie legte ihr Gesicht in ernste Falten und fuhr in feierlichem Ton fort: »Das ist vielleicht die ernsteste Staatsangelegenheit, die wir bisher zu entscheiden hatten. Diese treuen Beamten warnen uns in höchster Gefahr. Wenn du das Schreiben genau durchsiehst, wirst du erkennen, daß sie weit entfernt sind, den Umsturz zu planen, sondern sich mit großem Mut dafür einsetzen, den Thron Spaniens vor dem Umsturz zu bewahren. Auf ein unbedachtes Wort kommt es dabei nicht an.«

»Das begreif ich nicht.« Er schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Bist du auch jakobinisch?«

Sie sprach das Schreiben Satz für Satz mit ihm durch. Und als sie das Gefühl hatte, seine Gedanken in die gewünschte Bahn gelenkt zu haben, enthüllte sie ihr Ziel: »Sie weisen auf das einzige Mittel der Rettung hin: wir müssen Manuel fallenlassen. Das Volk wird neues Zutrauen zu uns gewinnen, das Unglück einer Revolution abgewandt werden.«

Da nahm Carlos wieder seinen eigensinnigen Ausdruck an und hielt ihr vor, sie habe ihm selbst empfohlen, den Erlaß zu unterschreiben.

»Weil uns Manuel falsch unterrichtet hat. Das ist das Schlimme, daß wir uns nicht mehr auf ihn verlassen können. Er empfiehlt Maßnahmen, die unserem Thron gefährlich sind, und stellt sie als Formalitäten hin. Vielleicht hofft er selbst, diesen Thron einzunehmen – ich würde ihm das durchaus zutrauen.«

Carlos schüttelte langsam den Kopf. »Ich weiß, daß auf ihn Verlaß ist. Und er kann sich auch auf mich verlassen. Es wäre eine Gemeinheit, ihn abzuschütteln. Ich begehe keine Gemeinheit. Ich bin der König von Spanien. Manuels Schicksal, das meine« – jetzt erhob er die Stimme – »und das deine sind ineinander verflochten. Daran ist nichts mehr zu ändern, selbst wenn man wollte. Ich denke, du solltest das auch begreifen.«

In diesem Augenblick hatte er wirklich etwas von einem König. Von einem einfachen, bäurischen vielleicht, aber doch von einem König.

Auf Maria Luisa machte das keinen Eindruck. Sie verfiel in ihre eindringlichen, herrischen Töne, mit denen sie ihn schon so oft zur Nachgiebigkeit gebracht hatte.

Aber es geschah nur dies: er erklärte sich bereit, die ehrlichen, wenn auch völlig verwirrten Absichten des Rats von Kastilien anzuerkennen und darum die Protestschrift als nicht geschrieben zu betrachten. »Um aber Manuel«, fuhr der König fort, »vor solchen Angriffen noch wirksamer als bisher zu bewahren, muß er einen neuen öffentlichen Beweis des Vertrauens erhalten. Ich will ihn in die Familie aufnehmen. Er soll Teresita heiraten. Das habe ich schon immer vorgehabt.«

Teresita war die Nichte des Königs, die Tochter seines verstorbenen Bruders Luis Anton.

Carlos betrachtete mit zusammengekniffenen Augen die Wirkung seines Vorschlags.

Maria Luisa erhob sich mit mühsam bewahrter Fassung und erklärte, das komme etwas plötzlich, man müsse später wieder darüber sprechen.

 

Der Plan des Königs mißfiel Maria Luisa bei ruhiger Überlegung weit weniger als im ersten Augenblick.

Ihre Eifersucht ebbte ab wie jedesmal: sie kam von Manuel nicht los, den sie, wäre ihr sein Sturz geglückt, sicher drei Wochen später wieder in alle Würden hätte einsetzen lassen. Gewisse geheime Pläne stiegen wieder auf, mit denen es ihr nun recht gut zusammenzustimmen schien, ihn dem königlichen Haus zu verschwägern. Vielleicht würde er sogar, durch diese höchst ehrenvolle Ehe gebunden, wenigstens für eine gewisse Zeit auf Seitensprünge verzichten. Sich mit der schüchternen Nichte in ihn zu teilen, schien ihr ein erträglicher Gedanke.

So wurde das feine, zarte Mädchen, ohne auch nur ernsthaft gefragt zu werden, dem Fürsten des Friedens geopfert. Die mit Teilnahme des ganzen Hofes gefeierte Hochzeit war die Antwort des Königs an den Rat von Kastilien.

Übrigens gehörte es in gewissen Kreisen des Adels neuerdings zum guten Ton, sich an dem steifen Gepränge der großen höfischen Veranstaltungen offen zu langweilen. Die von der Herzogin von Alba in ihrem Landschlößchen San Cristóbal – demselben, in dem einst ihr Zusammenstoß mit der Königin geschehen war – gegebenen Feste erfreuten sich weit größerer Beliebtheit. So sprach man auch während der Hochzeitsfeier über das nächste Fest der Herzogin, zu dem die Einladungen für einen nahe bevorstehenden Tag ergangen waren. Cayetana selbst gähnte und ließ sich immer wieder sagen, man werde sich in San Cristóbal erholen.

In der Nacht vor dem Fest brannte das Schloß San Cristóbal ab.

Die mit den Vorbereitungen beschäftigten Angestellten und Diener konnten sich nur mit Mühe retten, denn das Feuer war an zwei Stellen zugleich ausgebrochen.

Das Madrider Volk, bei dem die Herzogin wegen ihrer Freigebigkeit und offenen Art sehr beliebt war, sprach von Brandstiftung und schrieb den Auftrag dafür der Königin zu. Cayetana tat alles, das Gerücht zu schüren.

 

Es war gerade um die Zeit jener Ereignisse, daß sich in Madrid eine anonyme Schrift ans Licht wagte, deren Verfasser sichtlich von den aus Frankreich herüberkommenden humanen und freiheitlichen Ideen beeinflußt war. Sie spottete und wetterte gegen die rückständigen Schulen und Universitäten, den Einfluß eines fanatischen und lasterhaften Klerus, die Unwissenheit des Adels, die Korruption der Beamten, die Langsamkeit der Gerichte, den Steuerdruck, die Soldatenschinderei der Generäle, die zahlreich genug seien, sämtliche Heere Europas zu kommandieren, und machte die Regierung für die Verarmung, Trägheit und Verdummung des niederen Volkes verantwortlich, Godoy wurde ein sittenloser und unfähiger Günstling genannt.

Seltsamerweise wurde diese Druckschrift nicht verboten. Wenn Godoy von dem Bellen der Hunde überhaupt Notiz nahm, so war es nur, um sich daran zu weiden.

Franciscos Radierungen, die ihre Pfeile gegen dieselben Ziele wandten, waren allmählich zu erheblicher Zahl angewachsen. Und nun hielt er die Stunde für gekommen, sie zum öffentlichen Verkauf zu stellen. Ganz nebenbei konnte auch die Einnahme nichts schaden: Javier wuchs heran, hatte begonnen Medizin zu studieren, und das wird mehr und mehr Geld kosten.

Er befragte Bermúdez, den Kunstkritiker. Der erklärte ihn zunächst für toll, prophezeite ihm als mindeste Folge den Verlust seines Hofamts. Als ihm Francisco aber nachwies, daß aus den Unterschriften – den auf die Platte gravierten, nicht den ausführlicheren der Entwürfe – keine einzige aktuelle Anspielung abgelesen werden könne, begann ihm der Plan Vergnügen zu machen, und schließlich verbündeten sie sich.

Eine kleine Anzahl von Radierungen wurde als allzu gewagt beiseite gelegt, die zweiundsiebzig gut befundenen bezeichnete ein friedlicher Titel als Caprichos, launige Einfälle. Jenes Blatt mit der doppelköpfigen Cayetana befand sich nicht unter den ausgewählten, niemand außer Francisco selbst kannte es.

Er legte ein Exemplar in der größten Buchhandlung aus und lud gleichzeitig durch eine Zeitung zur Subskription ein – zu einem recht hohen Preis: für eine Unze Gold das Stück. Die Ankündigung verhieß allerhand ernste und heitere Darstellungen menschlicher Schwächen und Leidenschaften.

Nach vierundzwanzig Stunden bildeten die Caprichos das Tagesgespräch der Madrider Gesellschaft. Man fand eine Fülle von politischer Satire darin – mehr noch, als Francisco im Sinn gehabt hatte.

Jetzt griff Bermúdez ein. Er bereitete für die von ihm herausgegebene Kunstzeitschrift eine ausführliche Besprechung des Werkes vor, die auf die hohe künstlerische Bedeutung hinwies und dem Gegenständlichen harmlose Erklärungen gab, und verfaßte außerdem, zum Zweck unverzüglicher Einwirkung, ein Begleitwort. Francisco unterzeichnete es und ließ es in jener Buchhandlung zur Einsicht der Interessenten auslegen, es leugnete energisch jede Anspielung auf bestimmte Personen und Ereignisse und versicherte nochmals, nur die ganz allgemeine Kennzeichnung gewisser menschlicher Fehler und Irrtümer sei beabsichtigt.

Die Nachrichten aus der Stadt lauteten, niemand schenke diesen Behauptungen Glauben, und da hielten es die beiden doch für geraten, die Subskription zu schließen; die bestellten siebenundzwanzig Abzüge des Gesamtwerks wurden hergestellt und abgeliefert. Eine ganze Anzahl kam in die Kreise der Hofgesellschaft.

Godoy erkannte einige antiklerikale Spitzen, freute sich darüber und machte die Königin auf die Caprichos aufmerksam. Da sie dem Autor gewogen war, nahm sie die auch von ihr so ziemlich durchschauten Absichten keineswegs für staatsgefährlich, sondern meinte, ein so geistreicher Mann stehe dem Hof wohl an – auch sei es unzeitgemäß, den Empfang kleiner Nadelstiche anders als lächelnd zu quittieren. Um aber im Publikum den Verdacht zu zerstreuen, als könnte es sich wirklich um satirische Angriffe auf autoritative Persönlichkeiten und Einrichtungen handeln, müsse man dem Künstler eine öffentliche Auszeichnung zuteil werden lassen.

Carlos, dem Kammermaler gleichfalls wohlgesinnt, fand die Darstellungen zwar im ganzen langweilig, hatte aber sein Vergnügen an den Eseln und ein paar anderen Einzelheiten und stimmte gerne dem Vorschlag einer Auszeichnung bei.

So kam es, daß Francisco, ihm selbst noch unerwartet, zum Akademiedirektor ernannt wurde.


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