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Reich erscheint Simplizitas sich hier,
Alles blüht und alles lächelt ihr.
Neben ihr im Grase spielt ihr Kind,
Glücklich, wie nur Kinder sind. –
Alles sind ihm Herrlichkeiten,
Käfer, die die Flügel breiten,
Schwirrend schillernde Libellen
Auf des Lichtstrahls goldnen Wellen ...
Geht die Sonne – kommt der Stern,
Steht im Glanz am Abendhimmel,
Leuchtend durch das blinkende Gewimmel,
Bald so nah und bald so fern.
Schlafend liegt das Kind Simplizitas zur Seite,
Neben ihr ein Lichtchen und sie schafft,
Daß sie sorglich alles sich bereite,
Kräuter ordnend nach der Heilungskraft,
Die sie Tags zusammenrafft,
Um sie Morgens schon bei Zeiten
Fortzutragen auf dem Weg, dem weiten.
Und dann nimmt sie noch ihr Rädchen,
Spinnt und zieht die weißen Fädchen
Oftmals durch die ganze Nacht,
Die sie manches Mal durchwacht,
Daß ihr Kindchen fröhlich lacht,
Wenn am Morgen sie ein Weckchen
Oder nur davon ein Eckchen
Ihm zur Freude mitgebracht.
Draußen ruft Frau Nachtigall,
Füllt die Seele ihr mit süßem Schall.
Eines Tages spielten sie zusammen,
Spielten, wie im Walde, – Sonnenflammen,
Die mit ihren lichten Gluthen
Alles Trübe überfluthen. –
Freudig jauchzt des Kindes rother Mund,
Frisch von Lippen, lächelnd und gesund
Thut es tausend Mal euch kund,
Bald durch Worte, bald durch Küsse,
Daß das Kind aus Herzensgrund
Seine Mutter lieben müsse.
Und sie sagt ihm, daß sie's wisse!
Sagt's! und möcht es vor Entzücken
Fast erdrücken. –
Es steht von fern – die beiden ahnen's nicht,
Ein Mütterchen – im Schatten, fern dem Licht,
Dem Schatten gleichend, farblos, grau und schlicht –
Und sonn- und freudlos sein Gesicht.
Sie war's, die um Simplizitas den Sohn verloren, –
Den Einzigen, den sie geboren. –
Sie kennt dies Antlitz, kennt dies Lachen
Und fühlt der alten Wunden Schmerz daran erwachen.
Mit durst'gen Augen sieht sie hier das Glück
Und wendet dann den trüben Blick
Auf ihr zerstörtes Leben herb zurück, –
Wie ihr lebendig heut erscheint
Ihr theures Kind, um das sie weint.
So lachten auch die Augen ihm, die klaren,
So glücklich war es auch in seinen Kinderjahren,
Und gleiche Freuden hat auch sie erfahren. –
Doch wie sie heut um ihren Geist sich schaaren,
Sind sie in Schmerz und Leid zerronnen,
Und nichts als Neid hat sie gewonnen.
Sie hinkt gedrückt und mühsam fort,
Wenngleich auf ihrem Wege lag der Ort,
Man sah sie niemals wieder dort.