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32. Kapitel.

In jenen Breiten gibt es keine Morgen- und Abenddämmerung. Tag und Nacht gehen ohne eine Vermittlung in kürzester Zeit ineinander über. Sternau hatte seine letzten Worte noch im Finstern gesprochen, fünf Minuten darauf war es bereits heller, lichter Tag, und die drei Reiter flogen wieder im Galopp über die Mapimi.

Wo die Südgrenze von Neumexiko und Arizona an den Rio Grande del Norte stößt, gibt es im Süden dieses bedeutendsten Flusses Mexikos eine nur von wenig Bergzügen unterbrochene Hochebene, die sich nach Ost und Nordost in die Weideländer der Komantschen-Indianer hinabsenkt. Die Hochebene selbst aber steht im Besitz der Apachen, die in ewiger Todfeindschaft mit den Komantschen leben.

Diese Indianer waren nach Mexiko gerufen worden, um den Truppen der Regierung Unterstützung zu leisten. Sie waren diesem Ruf sehr gern gefolgt, denn sie hofften, mit reicher Beute zurückkehren zu können. Sie hatten sich zu mehreren Tausenden aufgemacht, aber nicht auf einmal und öffentlich, sondern sie hatten sich in Stämme geteilt und legten ihren Weg heimlich zurück, damit die Apachen, ihre Todfeinde, nichts davon merken sollten.

Wohl eine Woche vor den bereits erzählten Ereignissen gab es im Süden des Nordpasses auf einer kleinen Prärie ein außerordentlich reges, wild bewegtes Leben. Es war die Zeit, in der die wilden Büffel ihre Wanderungen nach Norden antreten. Sie drängen sich da in hellen Haufen durch den Nordpaß, und da versteht es sich ganz von selbst, daß die angrenzenden Ebenen und Prärien von den Indianern besucht werden, die sich für den ganzen Winter mit Fleisch versorgen.

Die Sonne stand bereits dem Horizont nahe und beleuchtete ein blutiges Schauspiel. So weit das Auge reichte, lagen die Körper der getöteten Büffel umher, sah man kupferbraune Gestalten beschäftigt ›Fleisch zu machen‹, wie der Präriebesitzer sich ausdrückt. Zahlreiche Feuer brannten, über denen der saftige Braten zischte. Tausende von Schnüren und Riemen waren über Pfähle gezogen, und daran hingen lange, dünn und schmal geschnittene Stücke Büffelfleisch, um an der Sonne und in der Luft zu trocknen.

Mitten auf dem Schauplatz dieses lebensvollen Bildes standen drei Zelte. Sie waren aus Büffelhäuten gefertigt und mit Adlerfedern geschmückt, ein sicheres Zeichen, daß sie berühmten Häuptlingen zum Obdach dienten. Zwei von ihnen waren jetzt leer. Vor dem dritten aber saß ein alter Indianer, vom Kopf bis zum Fuß herab tätowiert. Er hatte seinen nackten Körper in ein gegerbtes Hirschfell gewickelt. Neben ihm lag eine lange Flinte. An seinem Körper sah man zahlreiche Narben, und die Haare seines Kopfes waren zu einem helmartigen Schopf verbunden, in dem fünf Adlerfedern staken.

Dieser Mann war das Fliegende Pferd, einer der größten Häuptlinge der Apachen. Sein Haar war ergraut, und er hatte nicht mehr die Kraft, den mutigen Büffel zu jagen. Aber sein Herz war noch jung und sein Gesicht scharf, daher war er der Angesehenste am Beratungsfeuer, und sein Wort galt mehr, als die Stimmen von hundert tapferen Kriegern.

Da er nicht mit jagen konnte, so saß er vor seinem Zelt und sah dem Schauspiel zu, das ihm durch die Büffeljagd geboten wurde, zu der sich drei befreundete Stämme der Apachen vereinigt hatten.

Die Ebene war vielfach durch einzelne oder zusammenhängende Büsche unterbrochen, und zwischen diesen grünen Inseln spielten sich die heftigsten Zweikämpfe zwischen Indianern und Büffeln ab. Auch in der Nähe der drei Zelte stand ein dichtes Strauchwerk. Es wurde von dem alten Häuptling kaum beachtet, aber dennoch entging es ihm nicht, daß einige kleine Zweige desselben sich seit kurzem leise bewegten.

Er ergriff die Büchse, denn er glaubte, irgendein Kleinwild habe sich da verkrochen, und da sein Arm zu schwach war, den Büffel zu töten, so wollte er es wenigstens hier versuchen, einen guten Schuß zu tun. Sein Auge erkannte jetzt eine dunkle Stelle inmitten des Busches. Dort mußte sich das Wild befinden. Er erhob also den Lauf und stand fast im Begriff, den Finger an den Abzug zu legen, als der Busch sich teilte und ein Mann aus demselben trat.

Das war kein Apache! Das war ein Fremder! Wie kam er in den Busch, inmitten der jagenden Apachen? Kam er als Feind? Er mußte wohl ein sehr berühmter Jäger sein, denn sonst wäre es ihm nicht gelungen, sich bis in den Mittelpunkt eines Jagdfeldes der Apachen zu schleichen, ohne bemerkt zu werden.

Das Fliegende Pferd behielt den Finger am Drücker; der Fremde aber erhob die linke Hand zum Zeichen, daß er in friedlicher Absicht komme. Er war ganz in starke Büffelhaut gekleidet und hatte eine sehr schwere, alte Doppelbüchse in der Hand. An seinem Gürtel sah man außer dem Munitionsbeutel nur ein Messer und einen Tomahawk. Sein Gesicht war rotbraun, er konnte kein Weißer, sondern nur ein Indianer sein.

Jetzt nahm er, ohne ein Wort zu sagen, zur linken Hand des Apachen Platz, legte Büchse, Messer und Tomahawk weit von sich, und dann erst, nachdem er diesen Beweis seiner Friedfertigkeit gegeben hatte, sagte er in der einen Mundart der Apachen:

»Die Söhne der Apachen haben heute eine sehr gute Jagd. Der große Geist ist seinen tapferen Kindern hold.«

Der alte Apache war nun überzeugt, daß er einen sehr berühmten Krieger vor sich habe; aber trotzdem sagte er im gleichgültigsten Ton:

»Der Apache jagt, um Fleisch zu machen, aber er weiß nicht nur den Büffel zu treffen, sondern auch seine Feinde.« – »Das Fliegende Pferd sagt die Wahrheit«, meinte der Fremde.

Über das Gesicht des Alten zuckte es stolz und wohlgefällig.

»Du bist ein Fremdling und kennst mich!« sagte er. – »Ich habe dich noch nie gesehen, aber der Ruhm des Fliegenden Pferdes dringt über alle Berge und Prärien; wer ihn sieht, der kennt ihn sofort.« – »Das Fliegende Pferd ist ein Häuptling, er trägt die Federn des Adlers und sitzt stets auf seinem Pferd, wenn er sein Lager verläßt«, sagte der Alte.

In diesen Worten lag eine feine Politik, die der Fremde wohl bemerkte, darum antwortete er:

»Andere Häuptlinge haben auch Pferde, aber sie verbergen sie, sobald sie auf Kundschaft gehen. Sie haben auch das Recht, viele Adlerfedern zu tragen und die Skalpe von mehr als hundert Feinden umzuhängen, aber sie wollen es den Mann, dem sie begegnen, nicht sogleich wissen lassen. Ihr Haar ist noch nicht grau, dennoch aber wissen sie, daß ein kleines Täschchen voll List oft besser ist als ein ganzes Zelt voll Pulver und Blei.«

Das imponierte dem Alten gewaltig. »Viele Adlerfedern und mehr als hundert Feinde!« Das konnte selbst das Fliegende Pferd nicht von sich rühmen. Darum sagte der Alte:

»Der fremde Mann ist mutig und listig. Er schleicht sich mitten unter die Söhne der Skalpe. Das gelingt nur einem berühmten Krieger. Der Fremde ist kein Komantsche; die Söhne der Apachen sind auf der Jagd, aber nicht auf dem Kriegszug, ihr Kriegsbeil liegt begraben; kommt der Fremde, um die Friedenspfeife mit ihnen zu rauchen?« – »Er hat sie bereits mit ihnen geraucht.« – »So ist der Fremde ein Freund der Apachen?« – »Er ist ihr Bruder. Ein jeder der Jicarilla-Apachen kennt ihn, daher kommt er, zu suchen den berühmten Häuptling derselben, der Shoshinliett heißt, Bärenherz.«

Jetzt verlor das Gesicht des Alten seine Gleichgültigkeit; er warf einen überraschten, aber freundlichen Blick auf seinen Nachbar und sagte:

»Der Fremde ist ein Bruder von Bärenherz?« – »Ja.« – »Er hat das Recht, sieben Adlerfedern zu tragen?« – »Ja.« – »Er hat hundertvierzig Skalpe seiner Feinde?« – »Noch mehr.« – »So kenne ich ihn. Er ist Mokaschimotak, Büffelstirn, der Häuptling der Mixtekas. Er ist der König der Büffeljäger, und darum trägt er die Adlerfedern nicht, sondern läßt sie in seinem Wigwam zurück.« – »Das Fliegende Pferd hat recht geraten«, sagte Büffelstirn. »Mein Bruder Bärenherz befindet sich hier bei den Kriegern der Apachen.« – »Ja. Er hat heute ganz allein mehr als zehn Büffel getötet. Der Häuptling der Mixtekas soll ihn sprechen, er soll unser Bruder sein, und die Krieger der Apachen werden seine Brüder sein und ihn nicht töten.«

Über das kühne, ernste Gesicht Büffelstirns glitt ein leises, ganz leises Lächeln. Er antwortete:

»Die Krieger der Apachen würden ihn nicht fangen und töten, selbst wenn sie seine Feinde wären. Büffelstirn kennt niemanden, den er zu fürchten hat.«

Der Alte gab seine Zustimmung durch ein längeres Schweigen, dann fragte er:

»Soll ich einen Krieger rufen, daß er Büffelstirns Pferd hole?«

Der Gefragte verneinte und erwiderte:

»Die Krieger der Apachen sind sehr beschäftigt, die Büffel zu töten. Büffelstirn wird selbst gehen, um sein Pferd zu holen. Es ist keine Schande für einen Häuptling, nach dem Tier zu sehen, das ihn getragen hat.«

Er erhob sich, ging und wand sich von Busch zu Busch über den schmälsten Teil der Prärie hinweg, ohne von einem der Apachen gesehen zu werden. Sie wußten sich so sicher vor Feinden, daß sie die sonstige Vorsicht nicht für nötig hielten; zudem war eine jede seiner Bewegungen so berechnet und schlau, daß er selbst einen aufmerksamen Feind getäuscht hätte. Er hatte dies hier gar nicht nötig, aber als Indianer suchte er seine Befriedigung darin, selbst auf dem Gebiet der Freunde zu verweilen, ohne von ihnen gesehen zu werden.

Die Prärie, die hier eigentlich nur eine Einbuchtung der großen Savanne genannt werden konnte, stieß an einen mächtigen Urwald, der die Höhen und Schluchten bedeckte, die sich nach dem eigentlichen Gebirge emporzogen. Büffelstirn bog in diesen Urwald ein, durchschritt ihn quer und stand soeben im Begriff, in eine der Schluchten hinabzusteigen, als er da unten ein lautes Stampfen und das gewaltsame Brechen von Büschen und Sträuchern vernahm. Hinabschauend, gewahrte er einen Büffelstier, der aus der offenen Prärie hereinbrach und von einem Indianer zu Pferde verfolgt wurde. Dieser trug den Köcher auf dem Rücken, den Bogen in der Linken, in der Rechten aber den langen, elastischen Büffelspeer, der für den Büffel gefährlicher ist als eine Büchsenkugel. Es war ein junger, kaum zwanzigjähriger Mensch, ein älterer und erfahrenerer Krieger hätte das weiche, saftige Fleisch einer Büffelkuh dem harten eines alten Stiers vorgezogen und es sich auch nicht einfallen lassen, so einem mächtigen Tier auf ein so gefährliches Terrain zu folgen. Dieser aber hatte sich von der Jagdlust hinreißen lassen und folgte dem Stier durch dick und dünn, so daß die zusammenschlagenden Äste ihm das Gesicht zerschlugen und ihn fast vom Pferd rissen.

So stürmten sie in die enge, kurze Schlucht hinein, in deren Hintergrund Büffelstirn sein Pferd versteckt hatte. Als hier der Stier sah, daß er nicht weiter konnte, senkte er den unter der gewaltigen Mähne fast ganz verborgenen Kopf und warf sich gerade in dem Augenblick herum, wo der Indianer den Speer nach der Stelle schleuderte, an der der Büffel am leichtesten zu verwunden ist – hinter und oberhalb der Gegend, wo die Mähne aufhört.

Durch die Bewegung des Tieres wurde jedoch der Zielpunkt verändert, der Speer drang in eine ganz ungefährliche Stelle ein, und nun senkte der Büffel, der sich verwundet fühlte und schnaufend einen heißen Dampf aus den Nüstern blies, den Kopf mit den kurzen, spitzen und fürchterlichen Hörnern abermals und stieß dieselben dem Pferd in den Leib, so daß es im Nu mit aufgeschlitztem Bauch zur Erde stürzte und die Eingeweide ihm heraushingen.

Der Indianer hatte sich, schon im Sturz, durch einen raschen Sprung auf die Erde gerettet. Er besaß keine anderen Waffen als seine Pfeile und sein Messer. Doch ein Moment genügte, um einen Pfeil aus dem Köcher zu nehmen, im zweiten war der Bogen gespannt, und im dritten schwirrte der Pfeil von der Sehne ab und dem Stier in das eine Auge.

Das war eine seltene Geistesgegenwart, aber der Stier besaß noch ein Auge, mit dem er sehen konnte. Er stieß ein heiseres Brüllen aus, hielt einen Augenblick inne und senkte den Kopf abermals zu einem Stoß, der jetzt ebenfalls tödlich gewesen wäre. Da blitzte neben dem Indianer ein Schuß auf, und mit dem Krachen desselben warf der Büffel den Kopf zur Seite, dann durchlief ein gewaltiges Zittern seinen kolossalen Körper, und er brach erst auf die vorderen, dann auf die hinteren Knie zusammen und fiel tot zur Seite; die Kugel war ihm durch das andere Auge bis in das Gehirn gedrungen.

Als Büffelstirn bemerkte, welch einen unglücklichen Ausgang der Kampf nehmen mußte, war er den steilen Hang hinabgesprungen und hatte den Schuß abgefeuert, war aber den Moment, wo der Indianer sich jetzt nach ihm umwandte, nach Jägerart schon beschäftigt, den abgeschossenen Lauf wieder zu laden.

»Schmeckt meinem Bruder das Fleisch eines Stiers besser als das einer Kuh?« fragte er ruhig. »Tötet mein Bruder den Büffel lieber im Wald als in der offenen Prärie? Mein Bruder tue in Zukunft das, was besser und klüger ist.«

Man konnte trotz der dunklen Haut des Wilden deutlich sehen, daß er errötete. Sofort aber hatte er sich gefaßt, warf das Haupt stolz in den Nacken und antwortete auf die Zurechtweisung in zornigem Ton:

»Was geht es dich an, wenn der Stier mich getötet hätte?« – »Hat mein Bruder keinen Vater, der um ihn getrauert hätte?« – »Mein Vater ist das Fliegende Pferd!« sagte der Indianer stolz. – »Und wie heißt du?« – »Mein Name wird genannt werden auf allen Höhen und in allen Tälern.« – »Du hast noch keinen Namen? So wärst du also hier gestorben, ohne daß man hätte sagen können, wen man begraben habe. Mein junger Bruder ist einer sehr großen Schmach entgangen. Er möge vorsichtiger sein, dann wird er einst einen sehr berühmten Namen tragen.«

Bei den Apachen erhält nämlich der junge Krieger erst dann seinen Namen, wenn er seine erste Heldentat verrichtet und den Skalp eines Feindes erobert hat. Es ist eine Schande, als junger Mann getötet zu werden, ohne einen Namen zu besitzen.

Darum steigerte sich der Zorn des Apachen bei den letzten Worten Büffelstirns noch mehr, und er zog das Messer und sagte:

»Soll ich deinen Skalp nehmen und dann einen Namen haben?«

Büffelstirn lächelte und antwortete:

»Ich würde zehnmal den deinen haben, ehe du einmal den meinen!« – »Versuche es!«

Mit diesem Ausruf faßte der Apache den anderen bei der Brust und holte zum Stoß aus, aber blitzschnell ergriff Büffelstirn die Hand, die das Messer hielt und drückte sie mit solcher Gewalt zusammen, daß der Apache einen lauten Schrei des Schmerzes ausstieß und das Messer fallen ließ.

»Seit wann schreit ein Apache, wenn er Schmerz fühlt?« fragte der Häuptling der Mixtekas. »Seit wann tötet ein Apache denjenigen, der ihm das Leben gerettet hat? Ich hätte jetzt das Recht und die Gelegenheit, dir den Skalp zu nehmen, aber ich schenke dir das Leben, denn – dort kommt ein anderer, mit dem es würdiger ist zu kämpfen.«

Büffelstirn deutete nach dem gegenüberliegenden Rand der Schlucht. Dort teilte sich nämlich soeben das Gebüsch, und die beiden sahen einen Bären, der hervortrat.

Es war nicht der kleine, braune Bär, sondern der ungeheure graue Bär des Gebirges, den die Amerikaner Grizzly nennen. Er ist, wenn er sich emporrichtet, oft über neun Fuß hoch, besitzt genug Kraft, den größten Ochsen weit genug fortzutragen, und ist das gefährlichste Raubtier des amerikanischen Kontinents. Wer einen grauen Bären erlegt, gilt für einen Helden, als wenn er zehn Feinde getötet und ihre Skalpe erobert hätte.

Der Bär war jedenfalls durch die Witterung des Pferdes angelockt worden; da er aber jetzt eine andere Beute vor sich sah, so wandte er sich dieser zu.

»Oh, hätte ich die Büchse meines Vaters!« rief der junge Apache.

Ein Apache bekommt nämlich erst bei der Namensgebung ein Feuergewehr in die Hand.

»Hier hast du die meinige«, sagte Büffelstirn.

Der junge Mann blickte ihn erstaunt an. Das war ihm unbegreiflich, das war ja ganz unmöglich, auf einen solchen Ruhm und eine solche Beute zu verzichten. Als er aber sah, daß es wirklich ernst gemeint sei, ergriff er mit einem lauten Jubelruf die Büchse, spannte die beiden Hähne und sprang über die Sohle des Tales hinüber, dem Bären entgegen.

Noch schneller aber war Büffelstirn. Er zog sein Messer, sprang in einem Bogen auch nach dem gegenüberliegenden Rand und kam auf diese Weise dem Bären in den Rücken. Er wollte den Kampf überwachen und, im Fall dieser für den Apachen unglücklich ablaufen sollte, sich mit dem Messer auf das Tier werfen.

Dieses letztere hatte nur den Apachen im Auge. Es befand sich jetzt nur noch sechs Schritt von ihm entfernt und erhob sich auf die Hinterpranken, um ihn zu erdrücken. Dies benutzte der Wilde. Er legte an, zielte zwischen die Rippen auf die Herzgegend, drückte los und sprang in demselben Augenblick, den zweiten Lauf fest auf das Tier gerichtet, zur Seite.

Dieses tat noch einen, zwei – fünf Schritt vorwärts, blieb dann stehen, stieß ein tiefes, röchelndes Brummen aus, wobei ihm ein dicker Blutstrom aus dem Rachen quoll, und brach zusammen.

»Das war gut!« rief Büffelstirn. »Der Bär ist gerade in das Herz getroffen. Mein Bruder hat ein sicheres Auge und eine feste Hand. Er hat nicht gezittert und wird einst ein berühmter Krieger werden. Er hat nun das Recht, einen Namen zu erhalten, und ich werde sein Freund sein, so lange der große Manitou mir das Leben schenkt!«

Der Apache hatte angesichts des furchtbaren Raubtiers nicht gezittert, jetzt aber bebte er vor Freude.

»Ist er wirklich tot?« fragte er. – »Ja. Mein Bruder kann sich das Fell nehmen und den geräucherten Kopf als Siegeszeichen aufbewahren, als Erinnerung an die erste Heldentat, die er verrichtete.«

Der Apache gab ihm die Büchse zurück und kniete vor dem Bären nieder, in welchem in Wirklichkeit keine Spur von Leben mehr war. Dieser Wilde war mehr erfreut als mancher Weiße, der die Insignien des höchsten Ordens erhalten hat. Er machte sich sogleich daran, seiner Beute das Fell abzuziehen.

Büffelstirn aber lud seine Flinte, schlich zu seinem Pferd, band es los und ritt davon. Er wollte das Entzücken des Apachen nicht stören, das so groß war, daß derselbe sich gar nicht mehr um den Davonreitenden bekümmerte.


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