Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

11. Kapitel.

Was Cortejo betrifft, so war er allerdings in der benachbarten Hazienda gewesen. Um seinen Zweck zu erreichen, hatte er eine der herumziehenden Freibanden, auf die er zufällig traf, in seinen Sold genommen. Diese Leute hatten zunächst die Aufgabe, Sternau und seine Begleiter unterwegs zu überfallen und zu töten, und als dies nicht gelang, da die Bedrohten von Büffelstirn gewarnt und sicher nach ihrem Ziel gebracht worden waren, so wurde der Überfall der Hazienda beschlossen, und man begab sich in die Nähe derselben, in die Schlucht des Tigers, dort jedoch wurden sie wieder von Büffelstirn belauscht und dann gar von diesem und Sternau ohne Gnade und Barmherzigkeit niedergemacht.

Cortejo fühlte sich zu vornehm, als daß er seinen Aufenthalt bei diesen Leuten hätte nehmen mögen, darum besuchte er die benachbarte Hazienda, von deren Besitzer er wußte, daß er dem braven Pedro Arbellez feindlich gesinnt sei. Dort kam ihm die Kunde, daß man in der Gegend der Schlucht des Tigers ein heftiges Schießen gehört habe, und er brach schnell auf, um sich zu überzeugen, wem dasselbe gegolten habe.

Als er die Schlucht erreichte, waren die Vaqueros unter Anführung Büffelstirns mit ihrer Beute bereits wieder unterwegs, und er fand daher nur die nackten, ausgeplünderten Leichen seiner Verbündeten. Im höchsten Schreck sprang er vom Pferd und untersuchte die Schlucht.

»Die von der Hacienda del Erina sind hiergewesen«, sagte er zu seinen Begleitern. »Man hat erfahren, was wir beabsichtigten, und unsere Leute überfallen. Sehen wir rasch nach unseren Pferden!«

Doch als sie den Ort erreichten, an dem die Tiere sich auf der Weide befunden hatten, war keins derselben mehr vorhanden.

»Fort, alles fort!« rief jetzt Cortejo. »Diese Leute haben sich ganz gewiß nach allem genau erkundigt und wissen, daß wir fort waren und hier eintreffen werden. Sie werden also wiederkommen oder haben uns bereits einen Hinterhalt gelegt. Wir müssen fliehen, und zwar schnell, sogleich!« – »Ohne uns zu rächen?« fragte finster einer der Männer. – »Wir werden uns rächen, aber erst, wenn wir Aussicht auf Erfolg haben.« – »Und wohin reiten wir?« – »Dahin, wo wir am schnellsten vor Kampf und Verfolgung sicher sind, also nach der nächsten Stadt.« – »Also nach El Oro?« – »Ja. Wir reiten nicht direkt, sonst könnten sie uns auch dorthin folgen. Wir machen einen Umweg.« – »Gut. Wir tun Euch Euren Willen, aber wir bedingen uns aus, daß wir uns rächen dürfen. Wir haben die Verpflichtung, den Tod unserer Kameraden quitt zu machen.« – »Diesen Willen sollt ihr haben.«

Cortejo sprach diese Worte aus, ohne daß er es gewußt hätte, wie es ihm möglich sei, sein Versprechen zu erfüllen. Er sah ein, daß sein Vorhaben vollständig verunglückt sei und daß man auf der Hacienda del Erina die Augen offenhalten werde. Für die nächste Zeit war nichts zu machen, das glaubte er mit aller Gewißheit annehmen zu können.

Sie schlugen also einen Umweg nach Westen zu ein und wandten sich erst wieder nach Süden, als sie den Wald fast hinter sich hatten. Das nahm eine bedeutende Zeit weg, und als sie in die Nähe von El Oro gelangten, war es bereits Nacht geworden.

Die Pferde traten sicherer auf als vorher, denn sie fühlten jetzt einen gebahnten Weg unter ihren Hufen. Es war der Weg, der nach dem Städtchen führte. Einige Lichter schimmerten ihnen entgegen, und eben tauchte das erste Haus auf, als sie von einer barschen Stimme angerufen wurden.

»Wer da?« ertönte die Frage. – »Was soll das?« entgegnete Cortejo. – »Was das soll? Eine Antwort will ich haben!« – »Wer seid Ihr?« – »Donnerwetter, merkt Ihr das nicht? Dann seid Ihr ungeheuer dumm. Eine Schildwache bin ich, verstanden! Und wissen will ich, wer Ihr seid und was Ihr hier wollt.« – »Eine Schildwache? Macht keinen Spaß!« sagte Cortejo. »Ich möchte wissen, weshalb man hier eine Schildwache aufstellt!« – »Ihr werdet sogleich sehen, ob ich zum Spaß oder zum Ernst hier stehe!« antwortete der Mann mit drohender Stimme. »Also, wer da?« – »Gut Freund!« lachte Cortejo. »Laßt uns weiter!«

Da zog der Mann ein Pfeifchen aus der Tasche und blies hinein. Ein heller Pfiff ertönte.

»Was tut Ihr da?« fragte Cortejo. – »Ihr hört es ja. Ich gebe ein Signal.« – »Macht keine Faxen.«

Mit diesen Worten wollte Cortejo den Mexikaner zur Seite schieben, dieser jedoch schlug sofort sein Gewehr auf ihn an und rief:

»Zurück! Bleibt halten, sonst jage ich Euch eine Kugel durch den Kopf. Ihr habt zu warten, bis Leute kommen. El Oro steht unter Belagerungszustand.« – »Ah! Seit wann?« – »Seit zwei Stunden.« – »Und wer hat es in diesen Zustand versetzt?« – »Señor Juarez.«

Dieser Name verursachte eine sofortige Wirkung. Die Männer, die Cortejo begleiteten, hatten Miene gemacht, den Posten einfach über den Haufen zu reiten, jetzt aber drängten sie ihre Pferde zurück. Auch Cortejo stieß einen Ruf der Überraschung aus.

»Juarez!« rief er. »Ist er hier in El Oro?« – »Ihr hört es ja.« – »Oh, das ist etwas anderes, ich werde mich fügen. Da kommen schon Eure Kameraden.«

Auf den Pfiff des Postens war ein zweiter als Antwort erschollen, und jetzt nahten einige sehr gut bewaffnete Männer, von denen der eine, ihr Anführer, sagte:

»Was gibt es, Hermillo?« – »Diese Männer wollen in die Stadt.« – »Wer ist es?« – »Sie haben den Namen noch nicht gesagt.« – »So werden sie mir ihn wohl nennen.« – »Ich heiße Cortejo«, sagte dieser, »und bin aus der Hauptstadt. Jetzt befinde ich mich auf dem Rückweg nach derselben und wollte in El Oro übernachten.« – »Gehören die anderen zu Euch?« – »Ja.« – »Was seid Ihr?« – »Ich bin Verwalter der Besitzungen des Grafen Rodriganda.« – »Ach, auch so ein vornehmer Blutsauger! Kommt und folgt mir.«

Diese Worte wurden in einem nicht sehr freundlichen Ton gesprochen.

»Ich werde doch vielleicht vorziehen, weiterzureiten«, entgegnete Cortejo schnell, denn er fand augenscheinlich kein Wohlgefallen an seiner gegenwärtigen Lage, die ihm mutmaßlicherweise von keinem Vorteil sein konnte. – »Das geht nicht«, antwortete der Mann. »Ihr seid bis an unsere Vorposten gekommen und dürft nun nicht mehr zurück. Vorwärts.«

Jetzt folgte Cortejo. Es war kein großes Wagestück, auf dem Pferd in der Finsternis der Nacht zu entkommen, aber Cortejo war kein Held, er zog es vor, zu gehorchen.

Der Patrouillenführer geleitete sie in das Städtchen, das nur aus wenigen Häusern bestand, heute aber sehr belebt war. Überall erblickte man angehängte Pferde, deren Reiter sich bei den Einwohnern des Ortes gütlich taten.

Juarez ist derselbe, der in dem traurigen Schicksal des Kaisers Maximilian von Mexiko später eine so hervorragende Rolle spielte. Er war jetzt noch nicht Präsident, sondern nur Parteiführer, doch besaß er bereits genug Berühmtheit, um gefürchtet zu werden. Er war kein Weißer, sondern ein Indianer. Man wußte, daß er verwegen, listig und grausam sei, aber er besaß einen unerschütterlichen Charakter und einen Willen, der fest genug war, in den politischen Wirrwarr des Landes Klarheit und Festigkeit zu bringen.

Er hatte sein Quartier im besten Haus des Städtchens aufgeschlagen. Dorthin wurde Cortejo mit den Seinen geführt. Vor dem Eingang hielten vier bewaffnete Fahnenreiter mit gezogenen Degen Wache. Cortejo stieg mit den Seinen vom Pferd und gelangte mit seinem Führer in das Innere des Hauses. Dort wurde er sofort in ein großes Gemach geleitet, in dem man beim Abendbrot saß.

Am oberen Ende der Tafel präsidierte Juarez, der Indianer. Er trug sein Haar damals ganz kurz geschoren, so daß man den eckigen Bau seines mächtigen Schädels deutlich bemerken konnte, und war sehr einfach gekleidet, einfacher, als alle die Herren seiner Umgebung. Aber selbst ein Fremder hätte ihm angesehen, daß er ihrer aller Herr sei. »Was ist's?« fragte er kurz, als er die Eintretenden bemerkte. – »Diese Leute sind vom Posten angehalten worden«, antwortete der Gefragte.

Das Auge des Indianers richtete sich mit stechender Schärfe auf Cortejo.

»Wer seid Ihr?« fragte er. – »Ich heiße Cortejo, bin der Verwalter des Grafen de Rodriganda und wohne in Mexiko«, antwortete Cortejo.

Juarez sann einen Augenblick nach und fragte dann weiter:

»Des reichen Spaniers Rodriganda, dem die Hacienda del Erina gehörte?« – »Ja.« – »Wo wollt Ihr hin?« – »Heim nach Mexiko.« – »Und wo kommt Ihr her?« – »Von der Hacienda Vandaqua.« – »Was habt Ihr dort getan?« – »Den Haziendero besucht.« – »In welcher Angelegenheit?« – »Aus Freundschaft.«

Die Augenbrauen Juarez' zogen sich finster zusammen, und er stieß die Frage hervor.

»Ach, Ihr seid sein Freund?« – »Ja«, antwortete Cortejo unbefangen. – »So seid Ihr der meinige nicht. Dieser Mensch ist ein Anhänger von Miramon.«

Cortejo erschrak. Miramon war der Präsident von Mexiko. Er zog im Land umher, um sich Anhänger zu sammeln und vernichtete dabei rücksichtslos diejenigen, die sich ihm nicht ergeben zeigten.

»Ich habe ihn nach seiner politischen Ansicht niemals gefragt.«

Damit wollte Cortejo sich verteidigen, schien aber seine Lage nicht verbessert zu haben, denn es traf ihn ein Blitz aus den dunklen Augen, und die Lippen Juarez' zogen sich auseinander, so daß man, etwa wie bei einem zähnefletschenden Kettenhund, die weiß glänzenden Zähne erblickte.

»Das macht mir nicht weis!« rief Juarez. »Wo zwei beieinander sind, da wird von Politik gesprochen, das bringt der gegenwärtige Stand der Verhältnisse mit sich. Übrigens weiß ich, daß auch Ihr ein Anhänger von Miramon seid.«

Das klang noch bedrohlicher als vorher. Cortejo beeilte sich daher, sich zu verteidigen und entgegnete:

»Das muß ein Irrtum sein, Señor. Ich habe den Parteien stets ferngestanden.« – »So seid Ihr weder warm noch kalt, und das ist noch schlimmer. Übrigens habe ich gehört, daß Graf Rodriganda auf bloßem Wunsch hin ein ganzes Detachement Lanzenreiter erhalten hat, um sich die Hacienda del Erina zu unterwerfen. Muß er da nicht Freund des Präsidenten sein?« – »Er vielleicht, aber doch nicht ich.« – »Pah! Wie der Herr, so der Diener. Ich werde mit Euch vorsichtig sein und Euch, so lange ich nicht vom Gegenteil überzeugt bin, als Spion betrachten.« – »Señor, der bin ich nicht«, stieß Cortejo ängstlich hervor. – »Das wird sich finden. Ihr kommt mir verdächtig vor. Von Mexiko bis nach der Hacienda Vandaqua macht man keinen bloßen Freundschaftsbesuch!« – »Aber Señor, ich habe ja gar nicht gewußt, daß Sie in El Oro sind!« – »So haben Sie es erfahren wollen. Oder liegt El Oro etwa auf dem Weg von der Hazienda nach Mexiko? Weshalb dieser Umweg?«

Cortejo konnte eine Verlegenheit nicht verbergen.

»Ihr schweigt?« fuhr der Indianer fort. »Gut, ich lasse Euch einsperren, und morgen wird sich die Wahrheit finden.« – »Ich bin unschuldig!« beteuerte Cortejo. – »Das wird gut für Euch sein! Jetzt aber fort mit Euch!«

Da erhob sich unter den an der Tafel Sitzenden eine Stimme:

»Señor Juarez, erlaubt! Haltet Ihr mich für einen aufrichtigen Freund?«

Der Sprecher war ein großer, ungewöhnlich stark gebauter Mexikaner. Seine Gestalt fiel um so mehr auf, als die Bewohner Mexikos gewöhnlich von kleiner Statur sind.

»Welche Frage, Señor Verdoja!« antwortete Juarez. »Hätte ich Euch zum Kapitän meiner Leibwache gemacht, wenn ich Euch nicht traute? Was wollt Ihr mit dieser Frage?« – »Ich möchte Euch bitten, den Worten Cortejos zu glauben!« entgegnete der Große.

Cortejo hatte in seiner Befangenheit die einzelnen noch gar nicht näher gemustert und also auch diesen Mann nicht beachtet, aber bei dem tiefen Klang seiner Stimme zog der Ausdruck einer freudigen Überraschung über sein Gesicht. Er fühlte sich gerettet, denn er kannte seinen Fürsprecher.

Verdoja war zwar kein Millionär, aber doch ein ziemlich wohlhabender Grundbesitzer. Er besaß im Norden des Landes ein weitläufiges Weidegebiet und war dort der Nachbar Rodrigandas. Auch der Graf hatte dort eine Besitzung. Es befanden sich auf derselben alte Quecksilbergruben, und deshalb hätte Verdoja dieses Besitztum gern an sich gebracht, aber Graf Ferdinando hatte nicht verkaufen wollen.

»Wieso? Kennt Ihr ihn?« fragte Juarez. – »Ja«, lautete die Antwort. – »Ihr haltet ihn nicht für gefährlich?« – »Nein, im Gegenteil, er ist Euer Freund. Ich garantiere für ihn!«

Juarez musterte Cortejo nochmals aufmerksam und sagte dann:

»Wenn Ihr garantiert, so mag er gehen. Aber Ihr seid verantwortlich für alles.« – »Gern, Señor.«

Da wandte sich Juarez zu Cortejo:

»Wer sind die Männer bei Euch?« – »Es sind meine Begleiter, brave Leute, die keinem etwas tun.« – »Sie können abtreten und sich ein Lager suchen. Ihr aber mögt mit uns essen. Ich übergebe Euch an Señor Verdoja. Ihr habt gehört, daß er verantwortlich für Euch ist, und ich hoffe, daß Ihr ihn nicht in Schaden bringt.«

Somit hatte sich die erst so gefährlich aussehende Angelegenheit zum Besten gewendet. Man machte Cortejo Platz am Tisch, er kam neben Verdoja zu sitzen und teilte nun das Abendbrot des berühmten oder vielmehr berüchtigten Indianers Juarez, der berufen war, Präsident von Mexiko zu werden und einem österreichischen Erzherzog die Kaiserkrone vom Kopf zu stoßen.

Das Mahl war nicht fein, aber desto kräftiger. Es wurden Speisen und Getränke in Menge vertilgt und als man fertig war, konnte nicht ein einziger mehr sagen, daß er nüchtern sei. Nur Juarez allein war mäßig gewesen, wie die Indianer es gewöhnlich sind. Er hob die Tafel auf und zog sich zurück.

Dies war das Signal zum Aufbruch, und nun erst konnten Verdoja und Cortejo ungestört miteinander sprechen. Der erstere nahm den letzteren unter den Arm und verließ mit ihm das Haus.

»Ihr werdet bei mir schlafen«, sagte er. »Ich hoffe, daß es Euch nicht unangenehm ist, mein Quartier zu teilen.« – »Ich bin im Gegenteil sehr erfreut darüber«, antwortete Cortejo. »Nehmt übrigens meinen Dank für Eure Fürsprache, Señor Verdoja. Ohne dieselbe hätte ich heute nacht vielleicht nicht sehr bequem geschlafen.« – »Höchstwahrscheinlich. Ich erschrak förmlich, als ich hörte, daß Ihr auf der Hacienda Vandaqua gewesen seid, denn dieser galt ja, im Vertrauen gesagt, unser Besuch.« – »Ist's möglich?«

Cortejo erschrak jetzt nachträglich so, daß es ihm war, als habe er einen Schlag erhalten. Er kannte den Ruf des Indianers und bemerkte, daß sein Leben an einem Haar gehangen habe.

»Ja, es ist so«, antwortete der Hauptmann. »Ich sollte es Euch allerdings nicht sagen, denn es ist bis jetzt noch Geheimnis. Aber, was zum Teufel, habt Ihr denn auf dieser Hazienda zu tun gehabt? So viel ich weiß, ist Euch dieser Nachbar doch niemals recht gewogen gewesen.« – »Das ist anders geworden, Señor Verdoja. Er ist mein Nachbar nicht mehr!« – »Nicht? Wie geht das zu?« – »Die Hacienda del Erina gehört uns nicht mehr.« – »Wem sonst? Habt Ihr verkauft?« – »Nein. Pedro Arbellez hat sie geerbt.« – »Donnerwetter! Vom Grafen Ferdinando?« – »Ja.« – »Da schlage das Wetter drein! Mir verkaufte er den Fetzen Landes, den ich haben wollte, nicht, und hier verschenkt er einen Flächenraum von zwanzig geographischen Quadratmeilen. Doch darüber sprechen wir weiter. Tretet ein, ich wohne hier.«

Sie waren an ein anderes Haus gekommen, dessen Tür bei ihrem Nahen geöffnet wurde. Die Eigentümer der Wohnung ließen sich nicht sehen. Verdoja hatte das beste Zimmer inne; sein Lager war bereitet, und auf dem Tisch war ein Mahl aufgetragen.

»Essen werden wir wohl nicht«, sagte er. »In dem Bett schlafe ich, und Ihr müßt mit meiner Hängematte zufrieden sein, die wir aufmachen werden.« – »Ich bin zufrieden; geniert Euch nicht, Señor«, meinte Cortejo.

Die Hängematte wurde befestigt, und Cortejo nahm in derselben Platz. Der Hauptmann aber setzte sich auf sein Bett, streckte dem anderen eine Zigarette hin, steckte sich selbst eine an und fragte dann.

»Wie ich hörte, ist Graf Ferdinando gestorben?« – »Allerdings.« – »Und Alfonzo ist Erbe?« – »Ja.« – »Er befindet sich in Spanien?« – »Seit einiger Zeit.« – »So übernahmt ihr die Verwaltung seiner hiesigen Ländereien allein?« – »Ja.« – »Das will ich Euch gönnen, Señor Cortejo«, lachte Verdoja zynisch. »Ihr sitzt nun im Rohr und werdet Euch Pfeifen schneiden. Könnte dabei nicht vielleicht etwas für mich abfallen, mein lieber Cortejo?« – »Ihr meint in Bezug auf das Quecksilberland?« – »Ja, natürlich.« – »Hm, darüber läßt sich jetzt vielleicht besser sprechen als früher. Aber sagt mir zunächst einmal, was Juarez auf der Hacienda Vandaqua will.« – »Er will dem Haziendero an den Kragen.« – »Alle Teufel! Warum?« – »Er ist von ihm verraten worden.« – »Inwiefern?« – »Das darf ich nicht sagen, aber so viel ist sicher, morgen um diese Zeit lebt der Haziendero nicht mehr. Juarez kennt keine Gnade und Nachsicht. Übrigens werde ich dabei Eure Hacienda del Erina zu sehen bekommen.« – »Ah! Inwiefern?« – »Weil ein Teil von uns dort Quartier nimmt.« – »Hm«, brummte Cortejo. »Und Ihr mit?« – »Ja.«

Cortejo blickte still vor sich hin. Da fragte ihn der Hauptmann, dem dies auffiel:

»Worüber denkt Ihr nach, Señor?« – »Über das Quecksilberland«, lächelte Cortejo. – »Wieso? Wollt Ihr den Grafen Alfonzo bereden, daß er es mir verkauft?« – »Nein, sondern ich will etwas tun, was Euch noch bedeutend lieber sein wird.« – »Was? Ihr macht mich neugierig.« – »Die Besitzung, die Ihr das Quecksilberland zu nennen beliebt, liegt Euch bequem?« – »Natürlich. Sie liegt ja an meiner Grenze.« – »Graf Ferdinando verkaufte sie nicht, weil er meinte, daß dort ein ungeheurer Metallreichtum liege.« – »Er irrt sich.« – »Pah! Ihr wißt ebensogut wie ich, daß er recht hat, Señor Verdoja. Wieviel bietet Ihr für das Land?« – »Wollt Ihr verkaufen?« fragte Verdoja schnell. – »Zunächst will ich wissen, wieviel Ihr bietet.« – »Hm, viel wird es nicht sein. Es ist kein Weideland, und gerade dies brauche ich notwendig.« – »Gebärdet Euch nicht wie ein Jude, der den Gegenstand tadelt, den er zu haben wünscht. Wir kennen uns seit längerer Zeit und ich glaube, daß wir aufrichtig miteinander reden können. Also sprecht.« – »Es ist, wie gesagt, kein Weideland. Es besteht aus schroffen, unbewachsenen Höhen und Tiefen, vegetationslosen Schluchten, aber es liegt in meiner Nachbarschaft, und darum würde ich vielleicht hunderttausend Pesos bieten.«

Cortejo stieß ein Lachen aus und entgegnete:

»Ihr seid hunderttausendmal nicht klug.« – »Warum meint Ihr das, Señor?« – »Das Besitztum wurde vom Grafen mit fünfmalhunderttausend Pesos gekauft und ist wie es jetzt liegt, wenigstens viermal so viel wert.« – »Das sind Ansichten.« – »Bewahrheitet sich aber meine Vermutung, daß dort neben dem Quecksilber auch noch die edlen Metalle zu finden sind, so ist es mit fünf Millionen nicht bezahlt, denn es wird eine Rente bringen, die sich nicht nur auf Hunderttausende, sondern vielleicht auf eine Million beziffern kann.« – »Ihr phantasiert.« – »Ich sage meine nüchterne Ansicht spreche aber allerdings nicht von der Gegenwart, sondern nur von der Zukunft und gehe dabei von der Voraussetzung aus, daß jener Landesteil eine reiche Arbeiterbevölkerung erhält.« – »Aber Voraussetzungen pflegt man nicht zu bezahlen.« – »Ich weiß das. Ich stelle Euch das übrigens nicht in egoistischer, sondern nur in einer sehr wohlmeinenden Absicht vor.« – »Donnerwetter, seit wann seid Ihr auf einmal so wohlmeinend geworden?« – »Seit heute. Ihr wißt daß ich zu rechnen verstehe, Ihr habt mir heute einen großen Dienst erwiesen. Ohne Euch wäre ich vielleicht erschossen worden, und darum will ich wegen des Quecksilberlands einmal nicht so mit Euch rechnen.«

Der Hauptmann zog eine spöttische Miene und sagte:

»Ihr wollt mir die Besitzung doch nicht etwa schenken?« – »Ja«, antwortete Cortejo.

Verdoja sprang vom Bett auf.

»Was sagt Ihr da?« rief er. – »Was Ihr gehört habt, daß ich Euch dieses schöne Quecksilberland geradezu schenken will.«

Der andere ließ sich wieder auf sein Bett nieder und erwiderte kalt:

»Unsinn! Das klingt ja zu ungeheuerlich!« – »Und dennoch ist es wahr!« – »Hört, Cortejo, was würdet Ihr tun, wenn es mir einfiele, Euch beim Wort zu nehmen?« – »Ich würde es halten.« – »Hört, jetzt seid Ihr selbst hunderttausendmal nicht klug, wie Ihr vorhin zu mir sagtet.« – »Dieses scheint nur so, ich weiß ganz genau, was ich sage.«

Jetzt wurde Verdoja ungeduldig.

»So redet im Ernst und erlaubt Euch keinen so albernen Scherz mit mir«, sagte er. – »Ich spreche ja im Ernst, Señor.« – »Aber, beim Teufel, ein solches Land verschenkt ja kein halbwegs vernünftiger Mensch.« – »Wenigstens nicht ohne anderweitige Absicht und Berechnung.« – »Ah, jetzt kommt die Erklärung. Ihr habt also eine Absicht und Berechnung dabei?« – »Natürlich!« – »Darf man dieselbe kennenlernen?« – »Versteht sich! Es handelt sich nämlich um einen kleinen Dienst, den Ihr mir leisten sollt.« – »So redet. Ich bin begierig zu erfahren, für welchen Dienst ich eine solche Gratifikation erhalten soll.« – »Hm, man muß dabei ein wenig vorsichtig sein. Wir kennen uns zwar und dürfen uns also Vertrauen schenken. Ich weiß, daß Ihr tüchtige Körperkräfte besitzt ...« – »Allerdings. Aber was hat dies hierbei zu tun?« – »Daß Ihr ein tüchtiger Schütze und Fechter seid ...« – »Freilich. Auch meinen Dolch weiß ich zu führen.« – »Das ist es, was ich brauche. Auch nehme ich an, daß Ihr Euch stets in guter Übung erhalten habt ...« – »Gewiß«, lachte der Hauptmann. »Es hat mancher, der mit mir anzubinden wagte, in das Gras beißen müssen.« – »Nun, so stehen Eure Aktien so ziemlich gut. Es handelt sich nämlich um einige Personen, die mir im Weg stehen.« – »Ah!« rief der Hauptmann. »Meint Ihr einen solchen Dienst, Señor Cortejo?« – »Allerdings.« – »Ihr wollt mich als Meuchelmörder dingen?« – »Nein, ich will Euch nur auf einige Leute aufmerksam machen, mit denen Ihr sonst sehr leicht in Streit geraten könnt. Und dann würdet Ihr Euch, so weit ich Euch kenne, wohl zu helfen wissen.« – »Ich denke es. Also wenn diese Leute mit mir anbinden würden und sich dabei eine Kugel oder einen guten Stich oder Hiebe holten, so ... hm?« – »So würde ich Euch das Quecksilberland schenken.« – »Donnerwetter! Ist es wahr?« fragte Verdoja ganz begeistert. – »Gewiß.« – »Aber das Land gehört Euch nicht, es gehört dem Grafen Alfonzo de Rodriganda.« – »Er würde beistimmen.« – »Ihr wollt sagen, daß er die Schenkungsurkunde unterzeichnen würde?« – »Ja, gerade dies und nichts anderes will ich sagen, Señor Verdoja.« – »So wünsche ich nichts sehnlicher, als daß ich diese Leute treffe.« – »Nichts leichter als das. Vielleicht seht Ihr sie bereits am morgenden Tag.« – »Wo?« – »Auf der Hacienda del Erina.« – »Alle Teufel! Ihr meint doch nicht etwa den alten Señor Pedro Arbellez?« – »Nein, sondern seine Gäste. Es befinden sich nämlich einige Männer bei ihm, die ich gern im Himmel oder meinetwegen auch in der Hölle wüßte.« – »Wer sind sie?« – »Da ist zunächst ein deutscher Arzt, der Doktor Sternau heißt.« – »Schön. Ich werde mir diesen Namen merken.« – »Sodann ein deutscher Seemann, der heißt wohl Helmers, und drittens ist es ein Spanier, der sich Mariano oder vielleicht auch Leutnant Alfred de Lautreville nennt.« – »Also diese drei?« – »Ja.« – »Sternau, Helmers und Mariano oder Lautreville. Ich werde diese Namen nicht vergessen. Also ich setze den Fall, daß sie Händel mit mir beginnen, und ich erwehre mich ihrer, so ist das Quecksilberland mein?« – »Ja.« – »Wer garantiert mir dafür?« – »Ich, mit meinem Ehrenwort.« – »Hm, das ist zwar auch eine Garantie, aber eine ungewisse. Was habt Ihr denn eigentlich gegen diese Leute? Haben sie Euch beleidigt?« – »Ja.« – »Macht mir nichts weis, Señor Cortejo. Um sich wegen einer Beleidigung rächen zu können, gibt man keine solche Besitzung umsonst hin. Es muß etwas anderes sein.« – »Und wenn es das ist, was geht es Euch an?« – »Das ist richtig; aber warum bringt Ihr sie nicht selbst auf die Seite?« – »Kann ich? Ich bin mit Pedro Arbellez verfeindet und darf mich infolgedessen nicht auf der Hacienda del Erina blicken lassen.« – »So lauert sie ab, wenn sie die Hazienda verlassen!« – »Mein Amt läßt mir nicht die Zeit dazu. Übrigens war ich jetzt deshalb hier. Ich will Euch sagen, daß ich mir einen Trupp hübscher Burschen angeworben hatte ...« – »Dreier Männer wegen?« spottete der Hauptmann. – »Ja, lacht nur! Diese drei Kerle haben neunundneunzig Teufel im Leib!« – »Das macht pro Mann dreiunddreißig. Nun, und wie es scheint, seid Ihr nicht mit ihnen fertiggeworden?« – »Nein. Sie haben mir meine Leute alle erschossen, und nur zufällig bin ich mit den wenigen davongekommen, die Ihr bei mir gesehen habt.« – »Das wäre ja entweder ein Wunder oder sonst etwas Ähnliches! Da bin ich doch begierig, diese drei Kerle kennenzulernen. Also diese Leute, die Ihr bei Euch habt waren von Euch angeworben?« – »Ja.« – »Sie nehmen es also mit dem, was man Recht und Gewissen nennt, nicht sehr genau?« – »Nein.« – »Hm, die wären zu gebrauchen. Wenn Ihr sie mir doch ablassen könntet, Señor!«

Bei diesen Worten fiel Cortejo eine Last vom Herzen.

»Herzlich gern«, sagte er. »Ich wußte nicht, was ich mit ihnen anfangen sollte. Sie sind ganz Feuer und Flamme, sich an den dreien zu rächen. Von mir aus hätten sie jetzt keine Gelegenheit dazu erhalten können.« – »Gut, so sollen sie diese Gelegenheit bei mir finden. Morgen beim Frühstück werde ich mit ihnen sprechen. Ihr kehrt nach Mexiko zurück?« – »Ja.« – »So werde ich Euch Nachricht geben, sobald es mir gelungen ist.« – »Dann wird die Schenkungsurkunde oder der fingierte Kauf sofort nach Spanien gehen, um von Graf Alfonzo unterzeichnet zu werden. Aber wie wollt Ihr es anfangen, die drei Kerle zu beseitigen?« – »Das weiß ich jetzt noch nicht. Das werde ich erst dann sagen können, wenn ich sie gesprochen und beobachtet habe. Habt Ihr in dieser Angelegenheit noch etwas zu bemerken?« – »Nein.« – »So entschuldigt mich jetzt. Schlaft ruhig ein. Ich muß vorher gehen, um die Posten zu inspizieren. Juarez ist in solchen Sachen sehr streng, und wenn er eine Nachlässigkeit bemerkt, so sitzt selbst der Kopf eines Offiziers nicht fest auf seinem Körper.«

Cortejo lehnte sich in seine Hängematte zurück und lächelte befriedigt vor sich hin. Er konnte ruhig und sorgenlos nach Mexiko zurückkehren, denn er war überzeugt, seine Angelegenheit den besten Händen anvertraut zu haben.

Er kannte Verdoja als einen rohen, gewissenlosen Menschen, der wegen des Quecksilberlands nicht nur drei, sondern zehn und zwanzig Morde auf sich nehmen würde. Übrigens behielt er sich die Erfüllung seines Wortes im stillen noch vor. Waren die drei getötet, so konnte man den Fall ja ganz einfach ignorieren. Verdoja wagte es sicher nicht, den Preis seines Verbrechens gerichtlich einzuklagen, denn dann wäre er selbst verloren gewesen.

Während Cortejo diesen Gedanken nachhing, ging der Hauptmann draußen von Posten zu Posten. Er hatte dabei aber weniger auf seine militärischen Obliegenheiten acht, als vielmehr auf die Gedanken, die der eigentümliche Handel in ihm erweckte.

»Also eine Beleidigung ist es nicht, um derentwillen sie verschwinden und sterben sollen«, dachte er. »Was aber ist es dann?«

Er ging eine Strecke in die finstere Nacht hinein und überlegte für sich: »Es ist ein hoher Preis, den er zahlt. Die Besitzung ist eine Million wert, und wer eine Million zahlt, bei dem muß es sich um noch viel mehr handeln. Aber was kann das sein? Der Graf gibt das Quecksilberland, folglich muß es sich um die ganze Grafschaft handeln. So möchte man fast denken. Wer sind diese drei? Ein Arzt und ein Seemann; beide sind Deutsche. Der dritte ist ein Spanier, der heißt Mariano oder Alfred de Lautreville. Das kling sehr geheimnisvoll. Er scheint derjenige zu sein, um den es sich eigentlich handelt.«

Er setzte jetzt seine Inspektion fort, konnte aber seine Gedanken nicht von diesem Gegenstand abbringen. Der ungeheure Vorteil, den ihm der Handel versprach, nahm alle seine Gedanken gefangen.

»Aber wird er auch Wort halten?« dachte er. Ich kenne diesen Cortejo als einen ausgemachten Schlaukopf. Wie nun, wenn ich die drei umbringe, und er tut dann, als ob er gar nichts von der ganzen Sache wisse? Dann wäre das Quecksilberland allerdings zum Teufel. Ich könnte nichts machen. Aber Cortejo ginge auch zum Teufel, das ist gewiß. Ich werde mir die Angelegenheit beschlafen.«

Er kehrte in sein Quartier zurück und legte sich zu Bett. Am anderen Morgen ließ er die bisherigen Begleiter Cortejos zu sich bescheiden und nahm sie in Gegenwart des letzteren vor.

»Wer seid ihr eigentlich?« fragte er sie.

Derjenige, der bereits gestern den Sprecher gemacht hatte, antwortete:

»Hat Euch dies Señor Cortejo nicht gesagt?« – »Nein.« – »Wir sind arme Teufel, die sich auf verschiedene Art und Weise ihr Brot verdienen.« – »Die Art und Weise macht euch also nicht bedenklich?« – »Das fällt uns nicht ein.« – »Wollt ihr euch ein wenig Brot bei mir verdienen?« – »Das geht nicht, denn wir stehen jetzt in Señor Cortejos Diensten.« – »Der hat euch an mich abgetreten.« – »Oho!« rief der Mann. »Das geht nicht!« – »Warum nicht?« – »Das ist unsere und Señor Cortejos Sache.« – »Er hat mir alles anvertraut«, sagte der Offizier. »Ihr könnt offen mit mir sprechen.« – »Ist's wahr, Señor?« fragte der Mann Cortejo. – »Ja«, antwortete dieser. – »Das dürfen Sie nicht, Señor! Sie dürfen uns an niemand abtreten; wir sind freie Männer. Sie haben uns versprochen, daß wir unsere Kameraden rächen sollen!« – »Ich habe keine Zeit, euch weiter zu führen, aber dieser Señor wird es an meiner Stelle tun.« – »Ist das wahr?« – »Ja«, sagte Verdoja. »Ihr sollt euch rächen, ihr begleitet mich nach der Hacienda del Erina.« – »Mit den Lanzenreitern?« – »Nein, das geht nicht. Ihr folgt uns. Kennt ihr die Hazienda?« – »Ja.« – »Sie hat eine Umzäunung?« – »Ja, eine sehr feste.« – »Nun wohl. Heute um Mitternacht – bis dahin haltet ihr euch versteckt – kommt einer von euch an die südliche Spitze dieser Umzäunung. Dort werde ich mich befinden, um ihm Verhaltungsmaßregeln zu erteilen.« – »Aber wie steht es mit dem Preis?« – »Es bleibt derselbe wie bei Señor Cortejo.« – »So sind wir zufrieden. Dürfen wir aufbrechen?« – »Nein. Juarez hat noch nichts befohlen.«

Die Freischärler traten einstweilen ab. Der Hauptmann aber begab sich in Juarez' Quartier und erhielt dort bald den Befehl, Cortejo zu holen. Als dieser eintrat, stand der Indianer mitten im Zimmer und empfing ihn mit finsteren Mienen.

»Weißt du, wem du dein Leben zu verdanken hast?« fragte er ihn. – »Ich weiß es. Ich hätte es unschuldigerweise verloren.« – »Schweig! Señor Verdoja hat sich auch weiter für dich verbürgt. Du willst nach Mexiko?« – »Ja.« – »Man soll dort nicht wissen, daß ich hier in El Oro war, aber man wird es durch dich erfahren. Ich darf dich also nicht von mir lassen.« – »Señor, ich werde schweigen!«

Der spätere Präsident machte eine verächtliche Handbewegung und sagte geringschätzig:

»Ein Weißer schweigt nie, nur ein Indianer weiß Herr seiner Zunge zu sein. Ein Weißer hält höchstens dann sein Wort, wenn er es beschworen hat.« – »So will ich schwören, Señor.« – »Gut, schwöre!«

Cortejo mußte die Hand erheben und beschwören, daß er von dem Zusammentreffen mit Juarez nichts verraten wolle. Erst jetzt schien der letztere ihm zu glauben.

»Jetzt kannst du gehen«, sagte er. »Nimm deine Leute mit und merke dir, daß du für sie verantwortlich bist!«


 << zurück weiter >>