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Fünfunddreißigstes Kapitel.

Zum Leben taugt die Luft nicht mehr,
Sie ist von argem Gifte schwer.
Die Lungen, gemacht zu kühlen das Herz,
Verbreiten nur Feuer allwärts;
Was sonst ihn gelindert, vermehrt jetzt den Schmerz.
Das sicherste Zeichen des Lebens sogar.
Der Athem, des Todes Quelle war.

Sprat, Bischof von Rochester.

 

Erst drei Wochen nach der Ankunft der Fregatte, auf welcher Courtenay und die Prisenmannschaft sich befanden, warf die Aspasia in Carlisle-Bay Anker; allein sie war während dieser Zeit nicht müßig gewesen, indem sie drei werthvolle Prisen mit einander gemacht hatte. Courtenay ging sogleich wieder an Bord seines Schiffes, um Kapitän M. den Vorfall zu erzählen, welcher ihn fünf Mann gekostet hatte.

Courtenay war zu ehrenhaft und aufrichtig, als daß er auch nur den Versuch gemacht hätte, die Thatsache zu entstellen oder zu beschönigen; im Gegentheil, er legte sich selbst alle Schuld bei und erhob die Verdienste der beiden Midshipmen. Kapitän M., der sein offenes Geständniß bewunderte, machte blos die Bemerkung, er hoffe, dieser Vorfall werde ihm für seine ganze künftige Dienstzeit eine Warnung sein. Zu Seymour und Jerry sagte er nichts, indem er fürchtete, der Letztere möchte alsdann auf Beförderung dringen; aber er merkte sich ihr Benehmen genau und beschloß, keine Gelegenheit zu ihrer Belohnung vorbeigehen zu lassen.

Courtenay begab sich in das Konstabelzimmer hinunter, wo ihn seine Tischgenossen herzlich begrüßten, die sich um ihn herumdrängten, um sich von ihm den Versuch der Franzosen zur Wiederwegnahme des Fahrzeugs genau erzählen zu lassen.

»Nun,« bemerkte Price, »es scheint, daß wir beinahe einen Tischgenossen verloren hätten.«

»Beinahe daran gewesen zu verlieren zwei, Sar,« erwiederte Billy Pitt; »Sie vergessen, Sar, ich an Bord des Schooners!«

»So, Billy, bist du hier? Wie steht's mit deinem Wörterbuch?«

»Steht gut, Sar, ich machte ein Corundum auf Massa Doktor an Bord des Schooners.«

»Was machtest du? ein Corundum? Was kann das sein?«

»Es muß was verteufelt Schweres sein,« bemerkte Courtenay.

»Ja, Sar, verteufelt schwer, Courtenay. Nun, Sar, wie gleichen Massa Macallan einem Feldherrn?«

»Das kann ich in der That nicht sagen. Wir geben das Rathen auf, Billy.«

»Dann, Sar, will ich es Ihnen sagen, weil er ist ein Feldscheer.«

»Bravo, Billy. Du wirst bald ein Buch schreiben. Doch, Macallan, ich darf nicht vergessen, Ihnen für Ueberlassung dieses Gentlemans zu danken, er hat mir sehr nützliche Dienste geleistet, und sich sehr gut aufgeführt.«

»In der That, Massa Courtenay? Ich meinte, ich nicht Ihre Zufriedenheit erworben hätte.«

»Warum nicht, Billy?«

»Weil, Sar, Sie nie gaben mir Geschenk – nicht Einen Dollar.«

»Da haben Sie's,« sagte Price; »Sie müssen ausblechen.«

»Nicht einen Pfennig – der Neger hat einen guten Schnitt gemacht. Ich sah, wie die englischen Kaufleute bei ihrem Abgange von dem Schiffe ihm eine ganze Handvoll Dollars gaben.«

»Ja, das rechte Gentlemen, Massa Capon und Massa – verdammt! wie heißt der Name? Ich ihn vergessen habe.«

»Und was bin denn ich, schwarzer Spitzbube?«

»O, Sie, Sar, Sie ein sehr guter Offizier,« erwiederte Billy, während er das Konstabelzimmer verließ.

Courtenay war mit dieser Antwort nicht ganz zufrieden, allein er konnte sich nicht dagegen auflehnen. Wie gewöhnlich, wenn er verdrießlich war, nahm er seine Schnupftabaksdose zur Hand und brummte etwas vor sich hin, wovon man nur das Wort ärgerlich unterscheiden konnte.

Der Wind von dem Kühlsegel blies etwas Schnupftabak aus der Dose in Macallans Augen.

»Ich wünschte, Sie wären ein wenig sorgsamer, Courtenay,« rief der Wundarzt in ärgerlichem Tone, und stampfte vor Schmerz.

»Ich bitte recht sehr um Verzeihung,« erwiederte Courtenay; »Schnupfen ist eine böse Gewohnheit, die ich aufgeben zu können wünschte.«

»Ihre Tischgenossen schnupfen ja auch nicht,« erwiederte der Wundarzt. »Ich kann mir nicht einbilden, welches Vergnügen man bei einer an sich selbst so ekelhaften Sache haben sollte, die noch überdies die Zerstörung des Geruchsinnes herbeiführt.«

»Gerade deswegen schnupfe ich. Ich bin überzeugt, daß ich durch den Verlust des Geruchsinnes nur gewinne.«

»Ich halte es für undankbar, wo nicht gar für leichtfertig, eine solche Sprache zu führen,« erwiederte der Wundarzt ernsthaft. »Die Sinne sollen uns zur Quelle des Genusses dienen.«

»Allerdings, Doktor,« antwortete Courtenay, Macallan's Sprache nachäffend. »Wenn ich als ein Wilder in den Wäldern lebte, so wäre mir kein Sinn schätzbarer, oder würde mir so viel Vergnügen gewähren, wie eben der Geruchsinn. Ich würde mich mit der Sonne erheben, und den Wohlgeruch der Gesträuche und Blumen einathmen, den sie ihrem Schöpfer als Dankopfer darbringen. Abends legte ich mich unter die dichtbelaubten Waldbäume, um den herrlichen Duft einzusaugen, welchen sie nach der Erschöpfung durch die Sonnenhitze dem untergehenden Gestirn nachsenden. Aber in einer civilisirten Gesellschaft, wo Menschen und Dinge auf einander gedrängt sind, ist der Fall ein ganz verschiedener; für einen angenehmen bekommt man zwanzig unangenehme Gerüche; und von allen Oertern, wo man ihrer in Masse bei einander findet, ist ein Schiff unstreitbar der schlimmste. Daher muß ich den Tabak in Schutz nehmen, der gewiß zu unserem Nutzen bestimmt ist, sonst würde er nicht vorhanden sein.«

»Aber nicht zu unserem Mißbrauche.«

»Ach, da liegt der Stein des allgemeinen Anstoßes – und ich muß mich so gut als andere für schuldig erklären. Das ist eben das Schwerste in der Welt, zu wissen, wann und wo man immer innehalten muß. Auch ein Philosoph, wie Sie, kann das nicht immer wissen. Sie lassen Ihre Hypothesen in Ihrem Gehirn sich drehen, bis sie einen Strudel bilden, welcher Alles, was in seinen Bereich kommt, mit sich fortreißt. Ein moderner Philosoph mit seinen Hypothesen ist gleichwie vor Alters die vom Teufel Besessenen, und soviel ich weiß, läßt sich der Teufel durch keine menschliche Macht austreiben.«

»Wie es Ihnen gefällt, Sir,« entgegnete Macallan lachend, »ich beschwerte mich nur über eine schlimme Gewohnheit.«

»Eine Hypothese ist auch nur eine Gewohnheit – die Gewohnheit, durch ein gefärbtes Glas zu sehen, das uns Alles in seiner Farbe erscheinen läßt. Wir sind nichts als Gewohnheitsgeschöpfe. Der Luxus besteht nur im Annehmen neuer Gewohnheiten und im Besitze der Mittel dazu – ergo Doktor, je mehr Gewohnheiten Sie zu befriedigen haben, ein desto größerer Schwelger sind Sie. Sie schwelgen in der Betrachtung der Natur, Price in Citaten aus Shakspeare, oder wenigstens im Versuche dazu – Billy Pitt in seinem Wörterbuche und ich in meiner Schnupftabaksdose; und wir Alle können unsern harmlosen Neigungen auch fernerhin nachhängen, ohne einander zu beeinträchtigen, obgleich ich sagen muß, daß die unpassenden Citate unseres Tischgenossen Price verdammt ärgerlich sind.«

»Eben so ärgerlich ist eine Prise Schnupftabak im Auge, das kann ich Ihnen versichern,« erwiederte Macallan.

»Ich glaube es gerne; aber wir müssen geben und nehmen, Doktor.«

»In gegenwärtigem Falle bekümmere ich mich nichts darum, wieviel Sie nehmen, vorausgesetzt, daß Sie nichts geben,« entgegnete Macallan, der seine gute Laune wieder erlangt hatte.

Ein Bote von Kapitän M., der Macallan zu sich rufen ließ, machte dem Gespräch ein Ende.

»Mr. Macallan,« sagte Kapitän M., als der Wundarzt in die Kajüte desselben trat, um seine Befehle entgegen zu nehmen, »ich sehe leider aus so eben erhaltenen Briefen, daß auf den andern Inseln das gelbe Fieber auf eine höchst gefährliche Weise grassirt, und daß es bereits das Geschwader der Station angesteckt hat. Auch entnehme ich mit Bedauern aus einem Briefe von dem Gouverneur, daß diese Krankheit in den Kasernen gleichfalls ausgebrochen ist. Ich fürchte, daß wir wenig Hoffnung haben, von einer so allgemeinen Heimsuchung verschont zu bleiben. Da es nun unmöglich ist, in See zu stechen, selbst wenn nicht die gemessensten Befehle im Wege stünden – ließen sich wohl nicht gewisse Vorsichtsmaßregeln treffen?«

»Gewiß, Sir; es wird gut sein, die unteren Decks durchzuräuchern; indeß ist Alles so vortrefflich gelüftet und gewaschen, daß man sonst nichts thun kann. Wir müssen das Beste hoffen.«

»Wohl,« erwiederte der Kapitän, »allein in meine Hoffnung mischen sich ängstliche Ahnungen, die ich nicht bemeistern kann; wir müssen Alles thun, was in unserer Macht steht, und das Uebrige der Vorsehung anheim stellen.«

Die Besorgnisse des Kapitäns waren nur zu gegründet. Einige Tage lang kamen keine Symptome der Ansteckung am Bord der Aspasia zum Vorschein; aber die Verheerungen, welche das gelbe Fieber unter den Landtruppen anrichtete, waren so bedeutend, daß alle Hospitäler angefüllt wurden, und diejenigen, welche einmal in dieselben gebracht waren, alle Hoffnung aufgeben durften. So schnell sie übrigens auch hinstarben, fand sich doch nicht immer Raum genug für die Aufnahme neuer Kranken, und da jeden Abend fünfzehn bis zwanzig Leichen begraben wurden, so nahm das Militär, welches die Leichen geleitete, so schnell ab, daß die, welche erst vor ein paar Tagen der Beerdigung ihrer Kameraden beigewohnt hatten, nun in ihren eigenen Sarg gelegt wurden.

Andere Schiffe der Station, welche von den verschiedenen Inseln in die See gegangen waren, um auf diese Art die Ansteckung zu vermeiden, und jetzt in der Bay vor Anker lagen, verloren so viele Leute, daß kaum noch genug Matrosen übrig blieben, die Segel zu bedienen. Ein Boot nach dem andern wurde mit Kranken an's Land in das Seehospital geschickt, bis dasselbe so überfüllt war, daß es keinen einzigen Mann mehr aufnehmen konnte. Die Aspasia hatte, Dank den getroffenen Vorsichtsmaßregeln, die in Räuchern und Vermeidung jedes unnöthigen Zusammentreffens mit anderen Schiffen bestanden, vierzehn Tage lang sich von der Ansteckung frei gehalten; allein der Krankheitsstoff wurde der Fregatte endlich doch zugeführt, und fünfzehn Mann, die am Abend völlig gesund gewesen waren, lagen um acht Uhr Morgens krank in ihren Hängematten. Ehe der Tag zu Ende ging, war die Zahl der Patienten bereits auf vierzig gestiegen. Die Hospitäler waren jedoch so vollgepfropft, daß Kapitän M. mit Macallan es für räthlich hielt, die Kranken an Bord zu behalten.

Die Fregatte lag so vor Anker, daß sie stets ihren Stern nach dem Winde werfen konnte; die Kajüten-Scheidewände auf dem Hauptdecke und die quer durch das Schiff laufenden Wände des Raums waren weggenommen, außerdem die Sternfenster und Stückpforten geöffnet, so daß Luft einen freieren Durchzug haben konnte, als es der Fall gewesen wäre, wenn sich das Schiff mit seinem Vordertheile gegen den mürrischen Wind gelegt haben würde, welcher kaum die brennenden Wangen der zahlreichen und erschöpften Patienten fächelte. Die Zahl der Kranken nahm täglich zu, bis jeder Theil des Schiffes von ihren Hängematten eingenommen war und der Wundarzt und seine Gehülfen kaum Zeit hatten, dem Einen durch eine bedeutende Aderlässe Hülfe zu leisten und ihn in die Hängematte zu sprechen, als schon wieder ein anderer taumelnd und ohnmächtig seinen entblößten Arm der Lancette darreichte. In das stehende Wasser der Bay ward so viel Blut geschüttet, daß es mehr als hinreichend gewesen wäre, um die Lorbeeren eines siegreichen Kampfes grünen zu machen (denn unsere Lorbeeren wachsen nicht unter dem Thau des Himmels, sondern wollen mit Blut begossen sein) und ach, nur zu bald wurden mehr Leichen in die Tiefe gesenkt, als wohl das hitzigste Gefecht für die Sache des Vaterlandes der Fregatte gekostet hätte. Eine Scene gleich dieser entmuthigt das Herz des Seemanns. Nicht die Reihe der Hängematten auf dem Hauptverdecke mit den bleichen Gestalten darin und ihrem blutgerötheten Verbande macht ihn muthlos; denn so geht es auch im Kriege, und das Blut ist Herzen entflossen, die von Muth und Treue glühten. Ist die Wiedergenesung noch nicht aufgegeben, so lindert das Lächeln und das freundliche Zureden der Schiffsgenossen den Kranken ihre Angst und ihre fieberischen Schmerzen; hilft kein ärztlicher Beistand mehr, so erleichtert die liebevolle Theilnahme und das Versprechen ihrer Kameraden, ihren letzten Willen zu erfüllen, sowie das Bewußtsein, in der Sache des Vaterlandes einen rühmlichen Tod zu sterben, den Uebergang aus dieser vergänglichen Welt. Es ist nicht die Gefahr des Schiffbruches, nicht das Versenken ohne Leichentuch in die finstere Woge, nicht der Untergang durch einen verrätherischen Leck oder die Wuth des Sturmes, es ist nicht das gedankenschnelle verzehrende Feuer. Auf alle diese Fälle sind sie vorbereitet, da ihre Laufbahn eng mit denselben verkettet ist.

Aber wenn eine Krankheit in ihrer widrigsten Gestalt und unversöhnlichen Natur sich zeigt, wenn wir unser eigenes Schicksal in dem des Unglücklichen zum Voraus erblicken, der bereits als Opfer daliegt, gleich dem sich sträubenden und der zusammengedrängten Heerde entrissenen Schafe, welches unter dem Messer des Schächters bluten soll; wenn die Furcht vor Ansteckung so stark wird, daß wir uns von den theuersten Freunden entfernt halten und ihre Leiden nicht mehr durch Liebesdienste zu lindern suchen; wenn wir vielleicht bald selbst krank liegen und von den andern eben so geflohen werden; wenn freiwillig kein Beistand mehr geleistet wird – und dann endlich der Anblick des Sterbenden, wenn er seine letzten Kräfte zusammen rafft, um über die Hängematten hinauszukommen – das furchtbare schwarze Erbrechen, der Vorbote des Todes – es ist entsetzlich! Mehr als entsetzlich!

Und die Angst, die wir nicht unterdrücken können – das thörichte Gelächter einiger, nur erhoben, um ihre Frucht vor menschlichen Augen zu verbergen – der berauschende Trank, den Andere verschlingen, um ihre Gefühle zu betäuben – die Thorheiten vergangener Jahre, in einer kurzen Minute überblickt – unser Leben, wie leichtsinnig verschwendet – wie viel zu verantworten! – eine Welt, wie sehr überschätzt! – ein Gott, wie sehr vernachläßigt! – das Gefühl, daß wir beten sollen – der Drang zum Gebet nieder gehalten durch den ungeziemenden und doch unbezähmbaren Stolz, der an unseren Muth die Frage richtet; »Wollt ihr in der Noth beten, während ihr es in eingebildeter Sicherheit unterließet?« Beugt euch, ihr störrischen Kniee! Stolz gegen Menschen ist Thorheit – aber Wahnsinn gegen Gott!

Aber warum mich bei einer solchen Scene aufhalten? Es mag hinreichend sein, wenn ich sage, daß von der Mannschaft der Aspasia siebenzig Leute als Opfer des verderblichen Klima's fielen, und daß noch weit mehrere, die wieder genaßen, in einem solchen Zustande der Erschöpfung sich befanden, daß sie ohne Verzug in ihre Heimath zurückkehren mußten. Außer O'Keefe, dem Zahlmeister, blieben alle Offiziere, die ich dem Leser vorgeführt habe, verschont. Drei von der Midshipmen-Kajüte, die ihre Zeit ausgedient hatten und schon seit mehreren Monaten beim Trinken keine anderen Toaste ausbrachten, als: »Ein blutiger Krieg oder eine tüchtige Krankheit!« fielen als Opfer ihres eigenen, leichtfertigen und selbstsüchtigen Wunsches. Eben so starb der Sekretär, der seine Beförderung schon für gewiß annahm, als er hörte, daß der Zahlmeister krank geworden sei, noch vor demselben.

Nachdem Alles vorüber war, bemerkte Jerry gegen Prose: »Wahrlich, Prose, es muß ein schlimmer Wind sein, der Niemanden etwas Gutes zuweht. Während der Krankheit haben wir kein einziges Mal Schläge bekommen; aber ich argwöhne jetzt, da ihr Muth wieder zurückgekehrt ist, wird man uns das Kapital sammt den Zinsen heimbezahlen.«

»Nun, Jerry, ich muß sagen, daß es sehr wahrscheinlich ist; aber ich dachte bisher nicht daran.«

Große Züge von Kauffahrern, die bald darauf ankamen, ergänzten die Mannschaft der schwer heimgesuchten Schiffe; und ganze Ladungen wurden aus den Depots gebracht, um die lückenhaften Reihen der verschiedenen Kompagnien wieder auszufüllen.

Zu den verschiedenen Segnungen, welche uns in diesem leidenvollen Leben gelassen sind, gehört auch die Vergessenheit vergangener Uebel. Nach kurzer Zeit war das gelbe Fieber kein Gegenstand der Furcht, ja nicht einmal der Unterhaltung mehr.

»Hör', Tom, was für ein Land ist dies Westindien da?« fragte ein Soldat, der so eben mit einem Transportschiffe gelandet war, einen alten Regimentskameraden, dem er begegnete.

»Ein Kapitalort, Billy,« erwiederte der andere, »vollauf zu trinken und immer durstig.«

Aber da ich meine Erzählung nicht allzusehr ausdehnen möchte, und keinen Zweifel hege, daß der Leser mit Freude dieses Pestklima verlassen wird, so will ich ihm blos noch kund thun, daß die Aspasia drei Jahre auf der Station blieb und täglich den gewöhnlichen Gefahren der Schlacht, des Feuers und des Schiffbruches begegnete; ferner daß am Ende dieser Periode die Gesundheit Kapitän M's. durch das Klima und seine eigenen Anstrengungen so geschwächt war, daß er um Erlaubniß nachsuchte, die Station verlassen zu dürfen.


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