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Zwanzigstes Kapitel.

Dieser Stuhl soll mein Staat sein, dieser Dolch mein Scepter und dieses Kissen meine Krone

Heinrich IV. Th. 1.

 

Wir müssen jetzt in die Steerage hinabsteigen, wo unser Held in Gesellschaft eines Dutzend anderer junger Treibhaushelden (wie sie steh wegen der ungewöhnlichen Hitze in ihrer Wohnung nannten) saß, die sich damit unterhielten, harten Zwieback zu zermalmen und mit ihm zugleich eine gehörige Portion jener kleinen Thiere, Kornwürmer genannt, die ihre Wohnung in dem ungesäuerten Brode genommen hatten und von den Midshipmen für das einzige frische Fleisch, das sie seit längerer Zeit gekostet, erklärt wurden.

Kapitän M. stand bei der Admiralität in so bedeutendem Ansehen, daß der größte Theil der jungen, seiner Aufsicht anvertrauten Aspiranten von guter Familie und Herkunft war. Damals schickten wenige Adelige ihre Söhne auf die Flotte, wogegen jetzt Niemand, der nicht dieser Klasse angehört, Zulaß erlangen, kann.

Zur Heranbildung junger Offiziere hätte man keine bessere Schule wählen können, und die Midshipman-Kajüte der Aspasia hatte eben so viele Vorzüge vor denen in andern Schiffen, als Kapitän M. selbst vor seinen übrigen Kollegen im Dienste. Ich kann jedoch diesen jungen Leuten nicht die Ehre erweisen, sie einzeln vorzuführen, wie ich mit den Offizieren des Konstabler-Zimmers gethan habe. Es wäre eine unerhörte Anomalie; ich werde sie daher, bei aller Achtung vor ihnen, schildern, wie sie mir gerade in den Wurf kommen.

Es ist halb neun Uhr – eine Rumflasche, ein schwarzes Gefäß mit stinkendem Wasser und ein zinnerner Brodkorb stehen auf dem Tische, der durch ein Talglicht, ungefähr dreizehn auf das Pfund, erleuchtet wird.

»He, Mr. Jerry Sneak, was wollen Sie da – was stöbern Sie hier in der Schublade herum?« sagte einer der ältesten Kajütenbewohner zu einem ausgehungerten, schwächlichen Burschen, dessen Verwandte ihn, in der Hoffnung, seine Gesundheit dadurch zu befestigen, auf die See geschickt hatten.

»Wornach? Nach meinem Abendbrode, wenn Sie es wissen müssen; meinen Sie, ich sehe zu fett aus? Ich staute es weg, ehe ich auf's Verdeck ging, damit es nicht in Ihren freßgierigen Magen fallen sollte.«

»Nehmen Sie sich in Acht, guter Jack vom Beinhause, oder ich werfe Ihnen einen Zwieback an den Schädel.«

»Thun Sie es und zeigen Sie Ihre Tapferkeit. Das wäre eine rechte Heldenthat; Sie denken wahrscheinlich in den Zeitungen deswegen gerühmt zu werden?«

Der junge Mensch, welcher mit dem obigen Spitznamen beehrt wurde, und der nun diese Antwort gab, war wirklich ein sehr elend aussehendes Geschöpf, und es kam Einem vor, als würde ein recht starker Wind ihn zu Staube verwehen. So schwach aber sein Körper war, so stark war seine Zunge. Er griff zu keiner andern Waffe, und bediente sich ihrer mit Geschick. Er war eine Art Thersites, und keine Drohung konnte ihm das Lästermaul stopfen. Er leistete keinen Widerstand, sondern beugte sich gleich dem Rohre und richtete sich wie dieses wieder auf, sobald der Sturm vorüber war. Seine starken und sarkastischen Bemerkungen, obgleich sie ihm zuweilen eine starke Züchtigung zuzogen, dienten ihm doch in einem gewissen Grade als Schutzwehr: denn er verstand es, den Angegriffenen immer lächerlich zu machen, eine furchtbare Waffe, die er direkt von seiner Mutter geerbt hatte. Der zuvor erwähnte Aeltere griff in den Brodkorb und nahm eine Hand voll Zwieback.

»Nun, ich wette ein Glas Grog, daß Sie mir keinen Zwieback an den Kopf werfen,« rief Jerry mit höhnischem Blicke.

»Es gilt!« erwiederte der Aeltere, indem er den ganzen Inhalt seiner Hand mit aller Kraft nach Jerry warf.

»Ich will Sie um das Glas Grog ersuchen; denn Sie haben verloren,« sagte der Jüngere, indem er dasselbe vom Tische, wo es vor dem Aelteren gestanden, hinwegnahm. »Sie haben nur mit einigen Stücken und nicht mit einem Zwieback geworfen.« Er ließ seinen Worten die That folgen, goß den ganzen Inhalt des Grogglases hinunter und stellte es wieder ruhig vor seinen Gegner hin.

»Ehrlich gewettet und ehrlich verloren,« riefen die Anderen lachend.

»Sie Vogelscheuche, Sie sind nicht einmal Prügel Werth,« sagte der Aeltere ärgerlich.

»Nun, das ist es eben, was ich Ihnen begreiflich zu machen suchte, seit ich aus dem Schiffe bin. Es bringt gerade keinen Ruhm, einen halbverhungerten Menschen, wie ich bin, durchzuwalken; aber da die Bruce (hier zeigte er auf einen der Aelteren, der öfters mit seinem Gegner in Streit gerieth), warum binden Sie nicht mit dem an? Dabei wäre schon mehr Ehre zu erlangen, aber nicht wahr, vor dem nehmen Sie sich in Acht?«

»Was?« entgegnete der Aeltere, sich in der Hitze des Augenblickes vergessend.

»Ja, gewiß,« fiel Bruce ein, der eine herausfordernde Stellung einnahm; und es hatte allen Anschein, daß es zu Jerry's großem Entzücken, der, wenn sie nur mit einander kämpften, sich wenig um den Sieger oder um den Besiegten bekümmerte, eine Balgerei geben würde. Aber glücklicherweise machte das Erscheinen des Exerziermeisters dem Handel ein Ende.

»Mit Erlaubniß, neun Uhr, meine Herren – die Lichter müssen ausgelöscht werden.«

»Sehr wohl, Exerziermeister,« erwiederte Einer von den Aelteren.

Der Exerziermeister nahm auf einer Kiste dicht vor der Kajütenthüre Platz, indem er wohl wußte, daß eine zweite, wo nicht gar eine dritte Aufforderung nöthig wäre, wenn er seinen Zweck erreichen wollte. Nach wenigen Minuten steckte er seinen Kopf wiederum in die Kajütenthüre.

»Mit Erlaubniß, neun Uhr, meine Herren. Ich muß Sie dem ersten Lieutenant melden.«

»Sehr wohl, Byfield – es soll in einer Minute aus sein.

Der Exerziermeister setzte sich draußen wieder auf eine Kiste.

»Es ist Samstag Nacht,« rief Bruce aus; »unsere Liebchen und Weiber sollen leben, Kameraden, obgleich ich glaube, daß keiner von uns mit solchen belästigt ist. Lassen Sie den Rum herumgehen, Forster.«

»Ich will die Flasche herumgeben und Sie mögen sich das leere Glas wohl schmecken lassen.«

»Was, kein Grog mehr und Samstag Nacht? Ich muß bei Gott die alte Zeit noch leben lassen!«

Der Exerziermeister erschien abermals. »Meine Herren, Sie müssen das Licht auslöschen.«

»Warten Sie nur eine Minute, Byfield; wir wollen sehen, ob wir nicht noch etwas Rum erhalten können.«

Diese Entschuldigung erschien dem Exerziermeister vernünftig und er verschwand.

»Bursche, sag' Billy Pitt, ich rufe ihn.«

Billy Pitt hatte sich schlafen gelegt, war aber bald aus seiner Hängematte ausgerüttelt und erschien im bloßen Hemde, wie er sich niedergelegt, an der Kajütenthüre.

»Sie rufen mich, Massa Bruce?«

»Billy, mein Lieber, du weißt Alles. Wir ließen dich rufen, damit du uns sagen möchtest, was ein Sarkasmus ist.«

»Sarkasmus, Herr, Sarkasmus – warten Sie ein Bischen – oh! – ich will Ihnen sagen, Sir, gesetzt, Sie nennen mich verdammter Neger, dann ich Sie nenne einen verdammtes, schmutzigen, weißlebrigen Sohn von einer H–, das ist Sarkasmus, Herr.«

»Das ist vortrefflich, Billy – du sollst Bischof werden; aber Billy, hat dein Herr noch etwas Rum in seiner Kajüte?«

»Welcher Massa, Sir? Massa Cortnay oder Massa Doktor?«

»Versteht sich, Courtenay; der Arzt hat keinen Rum.«

»Ja, Herr, ich denke, er haben ein wenig.«

»Lauf schnell, Billy, und hole ihn; ich will ihn dir morgen von der Tonne wieder heimgeben.«

»Aber, Herr, wenn Sie es vergessen, Sie mich bringen in eine schöne Situlation. Massa Cortnay recht blau sehen – nein, er nicht blau sehen, sondern er sehen verdammt gelb,« erwiederte Billy, indem er dabei grinsend seine weißen Zähne wies.

»Aber ich vergesse es nicht – auf meine Ehre, Billy.«

»Gut, Ehre, ganz genug zwischen zwei Gentlemen; ich will die Flasche holen.«

Billy erschien bald mit einer Quartflasche wieder, gerade, als der dritte Glockenzug geläutet wurde.

»Bei Gott – ich an die Flaschen stoßen, als ich sie nehmen will; wachen auf Massa Cortney; er sagen, verdammter schwarzer Bursch; er macht Alles verkehrt; verdammt ärgerlich sagen und wieder einschlafen.«

»Jetzt, meine Herren, kann ich nicht länger warten,« rief der Exerziermeister dazwischen. »Die Lichter müssen angezeigt werden oder ich komme in Verlegenheit.«

»Sehr wohl, Byfield; Sie thun bloß Ihre Pflicht. Wollen Sie ein Glas Grog trinken?«

»Mit Erlaubniß, Ihre Gesundheit, meine Herren,« erwiederte Mr. Byfield, indem er seinen Hut abnahm.

»Wohlbekomm's,« riefen die Midshipmen.

»Wohlbekomm's, Sir,« sagte auch Billy Pitt.

»Nun, Billy, wie heißt das letzte Wort in deinem Wörterbuche?«

»Das letzte Wort? Laß' mal sehen. – O! Generosität. Kennen Sie das Wort?«

»Generosität! das kennen wir wohl, Billy, und werden ihm stets nachleben.«

»Ja, Sir, aber es sein zwei Arten von Generosität, eine von meiner Seite, und eine von Ihrer.

»O, ich verstehe,« erwiederte Bruce; »fünf Procent von der Flasche, nicht wahr?«

»Fünf Procent nicht machen ein steif Glas Grog, Massa Bruce.«

»Nun gut, Billy, so sollst du zehn Procent haben,« erwiederte der Midshipman, indem er ihm einen Nordwester einschenkte.

»Ist's so recht?«

Der Schwarze war so höflich, die Gesundheit aller Gentlemen der Kajüte der Reihe nach zu trinken, ehe er den Rum hinuntergoß.

»Massa Bruce, Doktor hat wenig Rum in seiner Kajüte.«

»Geh' und hole ihn, Billy, du sollst ihn morgen wieder zurückerhalten.«

»Auf Ihr Wort, Mr. Bruce?«

»Auf mein Wort, M. Pitt.«

»Zehn Procent, Massa Bruce?« fuhr Billy grinsend fort.

»Zehn Procent, 's gilt.«

»Ich geh' nachsehen.«

Eine zweite Quartflasche erschien; und nachdem Billy mit Generosität behandelt worden war, machte er seine Verbeugung und begab sich wieder in seine Hängematte.

»Ich – glaube – in – der – That – auf – mein – Wort, – daß – daß – der – schwarze – Schelm – seine – eigene – Mutter – für – ein – Glas – Grog – verkaufen – würde,« bemerkte Einer von den Jüngeren mit Namens Prose, ein Londoner Stadtkind, welches seine Worte auseinanderzerrte, daß sie einer verwundeten Schlange glichen, die langsam ihren Leib fortschleppt.

»Mit Erlaubniß, meine Herren, die Lichter!« rief der Exerziermeister abermals, seinen Kopf in die Thüre streckend.

»Noch eine Generosität,« sagte Jerry, »als Zoll für das Licht. Billy Pitt hat das nächste Recht darauf.«

Ein zweites Glas Grog ward eingeschenkt und der Inhalt verschwand in Mr. Byfield's Kehle.

»Jetzt wollen wir das Licht auslöschen,« sagte Einer von den Aelteren, den Leuchter mit seinem Hut bedeckend.

»Wenn Sie ihr Licht in meine Laterne stecken wollen,« bemerkte der dienstfertige Exerziermeister, »so kann ich melden, daß Sie keines mehr haben. Natürlich werden Sie zugeben, daß sie hier bleibt?«

Der Vorschlag wurde angenommen und das Licht ward dem ersten Lieutenant im nämlichen Augenblicke aus gemeldet, als es wieder aus der Laterne genommen und auf den Leuchter gesteckt wurde. Der verdoppelte Trank äußerte jetzt seine Wirkungen auf unsere angehenden Helden, indem sie anfingen, von ihren Verwandtschaften zu reden. Bruce, ein stattlicher, wackerer und ehrenwerther Schotte, hatte die Sonderbarkeit, wenn er halbtrunken war, sich für einen Sprößling des königlichen Hauses zu halten, das früher auf dem englischen Throne saß. War er aber ganz betrunken, so hatte er den hochverräterischen Gedanken, sich für den gesetzmäßigen König von Großbritannien zu erklären. Mit jedem Glase, das er trank, wurde er dem Throne noch näher verwandt, bis er sich gar daraus setzte und das Toben der jungen Leute so wild wurde, daß der erste Lieutenant herüberschickte und die Midshipmen auffordern ließ, sich augenblicklich in ihre Hängematten zu begeben.

»Mich zu Bette schicken? ›Stolzer Mensch, gekleidet in eine so kleine Auctorität!‹ Hätte man den Gesalbten des Herrn geachtet, so würde dieser jetzt mit Millionen seine Kniee vor mir beugen. Nun, wenn ich nicht König von ganz England sein kann, so will ich doch König von dieser Kajüte sein. Sage mir,« schrie Bruce, indem er den unglücklichen Prose beim Kragen packte, »bin ich nicht König?«

»Ei – nach – meinem – besten – Glauben,« sagte Prose, »möchte – ich – eher – geneigt – sein, – anzunehmen, – Sie seien – nicht – der – König.«

»Was, nicht, elender Sklave?« schrie Bruce, indem er ihn auf das Verdeck warf und ihm den Fuß auf die Brust setzte.

»Nein, – und – wenn – ich – sterben – sollte; – ich – kümmere – mich – nichts – darum. – Aber – wenn – Sie – nicht – der – König – sind, – so – sind – Sie – doch – einer – von – meinen – dreißig Tyrannen,« – sagte Prose, von dem Drucke halb erstickt.

»Ich er – klä – re,« rief Jerry, indem er Prose's gedehnte Sprache nachäffte, »daß – er Ihnen ei – nen – Witz aus – ge – preßt – hat.

»Bin ich nicht König?« begann Bruce, indem er Jerry packte, der in seine Nähe gekommen war, um Prose auszulachen.

»Ich fühle, daß Sie es sein sollten,« erwiederte Jerry, »und ich bezweifle Ihre geradlinigte Abstammung vom königlichen Hause nicht; Sie haben alle Eigenschaften des Geschlechtes, von dem Sie abzustammen vorgeben. Eine Gnade, Eure Majestät,« fuhr Jerry, sich auf ein Knie niederlassend, fort.

»Sie soll dir gewährt werden, mein getreuer Unterthan,« erwiederte Bruce, der über die Huldigung entzückt war, »und wenn du, wie Ahasverus zu Esther sagte, die Hälfte meines Königreiches verlangen solltest.«

»Gott behüte, daß ich Eure Majestät der Hälfte des Königreiches berauben sollte,« erwiederte Jerry, der bei dem Gedanken an eine Theilung, wo gar nichts war, lächeln mußte; »meine einzige Bitte besteht darin, daß ich heute Nacht die mittlere Wache nicht thun darf.«

»Steh' auf, Jerry; du bist vierzehn Tag lang vom Wachdienste befreit.«

»Ich sage Euer höchst huldvollen Majestät meinen unterthänigsten Dank,« erwiederte der schlaue Bursche, der als Jüngerer zu der Wache gehörte, bei welcher Bruce Mate war.

Da den Leser vielleicht der Erfolg dieses Versprechens unterhält, so mag er wissen, daß Bruce, der sich an das Vorgefallene nimmer erinnerte, nach Jerry hinunterschickte, als er ihn nicht auf dem Verdecke fand. Als der Bursche erschien, erinnerte er an das Versprechen, und Bruce erfüllte es lieber, als daß er seine gestrige Betrunkenheit eingestehen wollte. Jerry verschlief noch über die vorgeschriebene Zeit hinaus jede Nachtwache, bis er, da er sich nicht länger gesichert hielt, auf einen Ausweg verfiel, der ihm aller Wahrscheinlichkeit nach noch für eine weitere Nacht Ruhe verschaffen und eine unangenehme Unterbrechung seiner Träume verhindern würde. Prose, dessen Hängematte zunächst an der Luke hing, litt an den Folgen einer Erkältung, und Jerry hielt es für räthlich, seine Hängematte zu vertauschen, um nicht gefunden zu werden.

»Der Zug von der Luke her macht Ihren Schnupfen so schlimm. So lange Sie dort schlafen, können Sie nimmer wohl werden; ich will Ihnen meine Hängematte an dieser Seite hier geben, bis Sie sich besser befinden; es ist wirklich sehr betrübend, Sie husten zu hören.«

»Das nenne ich einmal schön, Jerry; eine so freundliche Behandlung ist mir bisher auf diesem Schiffe noch nie zu Theil geworden, und ich versichere Ihnen, Jerry, daß ich nicht undankbar sein will. Ich werde Ihre Güte nie vergessen.«

In eben der Nacht, in welcher Prose und Jerry ihre Hängematten vertauschten, fand Bruce nach genauer Rechnung, daß schon drei Tage über die bestimmten vierzehn verflossen seien, und obgleich er durch sein Wort sich verpflichtet hielt, sein Versprechen zu halten, so ärgerte er sich doch ein wenig, als er sich übervortheilt sah, und er befahl nun dem Exerziermeister, Jerry's Hängematte am Kopfende abzuschneiden. Dieß geschah, und unser armer Prose, der so eben, nachdem er eine Wache abgehalten, eingeschlafen war, erwachte mit einer betäubenden Empfindung; er fand seine Füße oben an den Balken und seinen Kopf auf dem Verdecke, indeß Jerry, der bei dem Geräusche aufgewacht war, einen Zipfel der Bettdecke in den Mund stopfen mußte, um sein Lachen nicht bemerklich werden zu lassen.

»Aber das ist doch einmal zu arg; morgen früh muß ich bei dem Kapitän Klage führen, so gewiß als ich Prose heiße. Schildwache, bring' mir ein Licht und hilf mir meine Hängematte wieder aufknüpfen; diese Behandlung lasse ich mir nicht gefallen, das erkläre ich.« So sprechend schickte sich Prose an, wieder in seine betrügerische Schlafstätte hineinzukriechen.

Doch die Kajüte ist während unserer Abschweifung leer geworden; Einige gingen, Andere, darunter besonders Seine Majestät, taumelten zu Bette. So wollen auch wir dieses Kapitel schließen, aus welchem der Leser ersehen kann, daß selbst auf Schiffen, auf welchen die beste Ordnung herrscht, in einer Midshipman-Kajüte mehr vorgeht, als der Kapitän erfährt oder als seine Philosophie ausfindig machen kann.


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