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Der Sieg folgt, wo der Muth den Weg bahnt.
Garth.
Die Ferngläser des Kapitäns und der an Bord der Fregatte zurückgebliebenen Offiziere waren eifrig nach den Booten gerichtet, welche in weniger als einer halben Stunde auf Kanonenschußweite zu dem Kaper herangekommen waren. »Jetzt hat es Feuer gegeben,« riefen mehrere Matrosen in demselben Augenblicke, als der Rauch über das ruhige Wasser hinwirbelte.
Die Kugel schlug unter den Bugs der Boote auf den Gischt, prallte dann über dieselben hinweg und verschwand etwa eine halbe Meile hinter ihnen im Wasser. Die Boote, welche vorher ohne besondere Ordnung gerudert hatten, trennten sich jetzt und bildeten eine Linie, Seite an Seite aufstellend, so daß das feindliche Geschütz weniger Wirkung hervorbringen konnte, als es vorher der Fall gewesen sein würde, während sie gedrängt standen.
»Vortrefflich, Mr. Price!« bemerkte der Kapitän, der sie durch sein Fernglas scharf in's Auge faßte.
Die Boote fuhren fort, gegen den Feind anzurücken, welcher seine beiden langen Kanonen, die er auf der Steuerbordseite hinübergebracht hatte, abfeuerte; die Schüsse jedoch, obwohl gut gerichtet, streiften nicht einmal die Angreifenden.
»Das sind Kartätschen, Sir,« sagte der Schiffer, als die See bis dicht an das Launch hin, welches sich jetzt mit den andern Booten dem Kaper bis auf hundert Ellen genähert hatte, zerrissen und gefurcht war.
»Das Launch erwiedert das Feuer,« bemerkte der Kapitän M.
»Und dort blitzt es von der Pinasse und der Barke,« rief einer der Matrosen, welcher im Takelwerke stand. »Hurrah, meine Jungen, drauf!« fuhr er in seiner muthigen Aufregung fort, die der Kapitän, so gut als die Mannschaft davon ergriffen, keineswegs tadelte, obwohl sie der strengen Dienstordnung etwas zuwiderlief.
Der Kampf wurde jetzt hitzig und der Kaper feuerte rasch ein Geschütz nach dem andern auf die Boote ab, die, bevor sie sich zu einem allgemeinen Sturme anschickten, ihre Stellungen einnahmen.
Die Pinase war gegen den Bug des Kapers hingerudert. Die Barke hatte ihre Stellung an seiner Windviering genommen; das Launch hielt sich an den großen Seitenbalken desselben und feuerte Kugeln und Kartätschen aus seiner achtzehnpfündigen Karonade, und zwar mit einer Schnelligkeit, vermöge deren es beinahe Schuß für Schuß seinem besser bewaffneten Gegner zurückzugeben vermochte.
Beide Kutter waren unter dem Spiegel des Schooners und unterhielten ein unausgesetztes Musketenfeuer, womit sie wegen ihrer Nähe dem Feinde bedeutenden Schaden zufügen konnten.
»Ein Schuß von dem Felsen, gleich neben der Barke, Sir,« meldete der signalgebende Matrose.
»Das erwartete ich,« bemerkte Kapitän M. gegen die neben ihm stehenden Offiziere.
»Einer von den Kuttern hat gewendet, Sir; er segelt der Küste zu,« rief der Schiffer.
»Bravo! – Das heißt Entschlossenheit – und ohne Befehle abzuwarten. Wer kommandirt das Boot?« fragte Kapitän M.
»Es ist der erste Kutter – Mr. Steward, Sir.«
Der Kutter befand sich am Ufer, ehe die Kanone von Neuem geladen und zum zweitenmale abgefeuert werden konnte. Man sah, wie die Mannschaft, den Offizier an der Spitze, den Felsen hinauf klomm. Eine Minute darauf kehrten sie wieder um, sprangen in das Boot und stießen ab, um bei der Wegnahme des Kapers Hülfe zu leisten.
»Gewiß hat er die Kanone vernagelt,« bemerkte Kapitän M.
Ehe der Kutter seine Stellung wieder einnehmen konnte, rückten die andern Boote, aufgefordert durch das Horn des Launchs, vereinigt unter lauten Hurrah's zum Angriffe vor. Die Klüverbäume, welche der Kaper ausgesetzt hatte, um den Feind von seiner Seite abzuhalten, waren bereits von den Kartätschen des Launchs zerschmettert und leisteten gegen die Gewalt, mit welcher die Boote auf sie eindrangen, nur wenig Widerstand; sie brachen entweder entzwei oder sanken in's Wasser.
»Jetzt geht's an Bord! – Hurrah!« schrieen sämmtliche auf der Aspasia zurückgebliebenen Matrosen denjenigen als Gruß zu, von denen sie nicht gehört werden konnten.
Aber ich muß den Leser auf den Schauplatz des Gemetzels selbst versetzen; denn an Bord der Aspasia kann er nichts als Feuer und Rauch wahrnehmen. Fürchten Sie nichts, meine Damen, wenn ich Sie an Bord des Schooners bringe – die dort Agirenden sind nichts als Luft – dünne Luft, durch die magische Feder zu Ihrer Unterhaltung hervorgezaubert. Gehen Sie also ohne Sorge mit mir und lassen Sie uns dem mörderischen Kampfe zuschauen! Das Launch hat an der Steuerbordlaufplanke geentert, und gerade gegen dieses hat nun die Mannschaft des Kapers ihre Hauptanstrengungen gerichtet.
Das Enternetz kann nicht zerhauen werden und die Leute werden verwundet oder todt in das Boot wieder hinabgeworfen. Die Pinnasse stürmte mit zweifelhaftem Erfolge gegen die Bugs. Einigen ihrer Kühnen hat es bereits das Leben gekostet, und doch hat keiner nur einen Fuß breit auf dem Verdecke gewonnen, während die Seesoldaten mit ihren Bajonetten die Stöße der Enterpiken durch die Stückpforten pariren. Courtenay hat mit der Barke noch nicht geentert; denn beim Heransegeln gegen die Windvierung des Feindes hat er bemerkt, daß an der Backbordseite des Kapers das Enternetz entweder aus Nachlässigkeit nicht recht aufgeholt oder durch das Feuern der Boote weggeschossen worden ist. Er hat den Feind an der Seite angegriffen, um die Bresche zu benützen, und die beiden Kutter sind ihm gefolgt. Das Entern geht ohne viel Widerstand vor sich; der Feind ist zu sehr beschäftigt, auf der andern Seite dem Angriffe abzuwehren – und während Courtenay's Leute aus das Verdeck des Kapers stürzen, haben die Mannschaften des Launchs und der Pinnasse, der vergeblichen Versuche, das Netzwerk zu durchschneiden, müde und durch ihren Verlust in Verzweiflung gebracht, das vordere und Haupttakelwerk über dem Enternetze erklettert und werfen sich nun, den Säbel in der Hand, in das Gedränge hinunter, unbekümmert um die Spitzen der Waffen, auf die sie möglicher Weise hinabspringen könnten. Jetzt gilt es einen Kampf aus Leben und Tod.
Courtenay, der so kühn, als ein Mann nur sein konnte, aber gerade nicht von athletischem Körperbau war, klomm von den Hauptputtingen des Kapers, in welche er schon einmal gefallen war, da einer seiner eigenen Leute sich unachtsamer Weise seiner Schultern als eines Trittes beim Hinaufsteigen bedient hatte, abermals herunter. Er ward von Robinson, dem Beischiffsführer des Kutters, überholt, welcher mit aller Hitze und Behendigkeit eines englischen Seemanns, der einen rechten Streich vorhat, hinaufsprang und voll Freude über die Entschlossenheit seines Offiziers, aber im Augenblicke, die seinem Range gebührende Achtung vergessend, ihn, mit dem Spitznamen, den er bei der Mannschaft führte, zurief: » Bravo, kleiner Gallus! Das ist schön!«
»Wie, Sir!« schrie Courtenay, indem er einen solchen Sprung machte, daß er zugleich mit dem Beischiffsführer auf den Seitenriß des Schiffes zu stehen kam. Hierauf packte er denselben beim Kragen, und schrie, unbekümmert um die Lage, in der sich beide befanden: »He, Robinson, warum nennen Sie mich einen kleinen Gallus?« Der Beischiffsführer blickte ihn mit Verwunderung an und parirte zu gleicher Zeit einen Pikenstoß, der gegen Courtenay gerichtet war und denselben höchst wahrscheinlich verhindert haben würde, noch fernere Fragen zu thun; dann sprang er, ohne eine Antwort zu geben, mitten in's Handgemenge hinunter.
»He, Robinson! Daher!« schrie Courtenay ihm nach; » kleiner Gallus! Verdammt ärgerlich!« fuhr er fort, indem er, dem Beispiele des Beischiffsführer folgend, für jetzt seiner Galle an den Köpfen der Franzosen Luft machte.
So oft geentert wird, aber noch mehr beim Entern kleiner Fahrzeuge gibt es wenig Gelegenheit zu dem, was man handgemein werden nennt. Der Angriff geschieht auf dem Verdeck; Brust an Brust, Schenkel an Schenkel, Fuß an Fuß, Mann an Mann gekeilt, drängen die Hinteren immer mehr nach, so daß vom Säbel fast gar kein Gebrauch gemacht werden kann, außer man schlüge dem Gegner mit dem Griffe die Zähne in den Rachen. Verwundungen durch Schüsse kommen natürlich während des ganzen Gefechtes vor, Säbelwunden gibt es aber meistens nur kurz vor dem Schlusse desselben, oder wenn eine Partei sich vor dem hartnäckigen und muthigen Andrange der andern zurückzieht. Nachdem die Mannschaften der Barken und der Kutter im Rücken der Feinde das Verdeck erobert hatten, wurde der Kampf viel bälder entschieden, als sonst der Fall gewesen sein würde; denn die Franzosen fochten wie Verzweifelte, und wurden von einem äußerst tapferen und unternehmenden Kapitän kommandirt. Nach drei Minuten war die Mannschaft des Kapers entweder niedergeschlagen, oder über Bord getrieben und die von den Mastspitzen heruntergeholten Flaggen verkündigten Kapitän M. und der übrigen Mannschaft der Aspasia die freudige Nachricht, daß der Kaper eine Beute ihrer tapferen Schiffsgenossen sei.
Die Luken wurden geschlossen und die keuchenden Engländer standen auf einige Augenblicke von ihren Anstrengungen ab, um wieder Athem zu schöpfen, worauf Price den Befehl gab, die Kabeltaue und die Halsen zu durchschneiden, mit den Booten vorzurudern und das Schiff heraus zu bugsiren.
»Sie feuern mit Musketen vom Ufer her; so eben haben sie einen der Unserigen getroffen,« sagte der Beischiffsführer der Pinnasse.
»Dann bindet los und richtet die Kanone nach hinten; wenn ihr sie auch nicht trefft, so können sie doch keinen so sicheren Zielpunkt nehmen. Sobald wir aus Musketenschußweite sind, so zieht wacker aus.«
Der Befehl wurde befolgt, während die andern Boote den Kaper nach der Fregatte bugsirten. In wenigen Minuten waren sie aus Musketenschußweite; die Pinnasse kehrte zurück, und sie hatten nun Muße, den bei dem Gefechte erlittenen Verlust zu untersuchen. Das Launch hatte am meisten gelitten, neun von seiner Mannschaft waren entweder getödtet oder verwundet. Auf den andern Booten waren drei Matrosen und vier Seesoldaten gefallen. Siebenundzwanzig von der Mannschaft des Kapers lagen entweder todt oder unfähig sich zu erheben, auf den Verdecken. Die minder schwer Verwundeten waren mit dem Reste der Mannschaft in den Unterraum geflohen.
Price stand mit noch immer gezogenem Säbel am Steuerruder und Courtenay ihm zur Seite, als seine alte Gewohnheit schon wieder zurückkehrte und er zu deklamiren anfing:
»›Ich weiß, als das Gefecht vorüber war.‹«
»Ich auch und bin verteufelt froh, daß es vorüber ist,« rief Jerry, der den Säbel in der Hand, womit er, obwohl er ihn führen konnte, doch gewiß keine großen Heldenthaten ausgeführt hatte, vom Hackbord herkam.
»Wie kommen Sie denn hieher, Mr. Jerry?« fragte Courtenay.
»O, Steward brachte mich in sein Boot, in der Hoffnung, meiner los zu werden; aber ich muß zu seiner Plage am Leben bleiben.«
»Sie sind doch hoffentlich nicht verwundet, Seymour?« sagte Price zu unserm Helden, der jetzt mit blutbefleckten Kleidern sich zu ihnen gesellte.
»Nein,« erwiederte Seymour lächelnd; »das Blut ist nicht von mir, sondern von Steward. Ich habe ihm den Kopf verbunden; er hat einen sehr tiefen Hieb über die Stirne bekommen und es steckt ihm eine Musketenkugel im Halse; aber ich glaube, daß keine dieser Wunden nachtheilige Folgen bringt.«
»Wo ist er?«
»Im Kutter; ich habe befohlen, man solle den Verwundeten aus dem Launch dahin bringen und sogleich mit ihm an Bord der Fregatte rudern. That ich nicht recht daran?«
»Allerdings. Ich würde das Nämliche gethan haben.«
»He, Jerry,« sagte Seymour lachend, »wie viele haben Sie?«
»Ich zählte sie nicht, aber wenn Sie Wichte mit tieferen Wunden als gewöhnlich erblicken, so denken Sie dabei an mich. Wissen Sie, Mr. Price, daß Sie mir in Bezug auf den glücklichen Erfolg dieses Gefechtes mehr verdanken, als Sie sich vorstellen?«
»Wie, Mr. Jerry? Ich möchte es gerne wissen, damit ich Ihnen meine Dankbarkeit bezeugen könnte. Elf von dreizehn haben Sie bezahlt, daran zweifle ich nicht.«
»So meinte ich es nicht – ich habe sie mehr in Schrecken gesetzt als verwundet; denn wenn sie die Streiche dieses eisernen Armes zurückgeben wollten,« sagte Jerry, indem er das fragliche Glied, das nicht viel dicker als eine mäßige Rede war, ausstreckte, »so entschlüpfte ich augenblicklich und machte mich unsichtbar. Sie glaubten irgend einen Geist oder einen Zauberer im Spiele, und verlassen Sie sich darauf, dies entmuthigte sie völlig –«
»›Erscheine gleich‹ – nun, wie heißt es denn?« fiel Price ein, »so etwa – ›Hinweg, furchtbarer Schatten, wesenloser Spuk!‹«
»Sie geben mir artige Namen zur Belohnung für meine Dienste,« rief Jerry. »Dies scheint mir ein Pröbchen von der Dankbarkeit zu sein, von der Sie sprachen. Uebrigens glaube ich, Mr. Price, um eine Phrase aus Ihrem Buche zu gebrauchen, daß Vorsicht der bessere Theil der Tapferkeit ist. Steward, dieser Bursche hat ihnen ja den Kopf zum Spielzeuge gegeben, und es thut mir gar nicht leid, daß er ein wenig zerbrochen ist – denn ich rechne daraus, daß mir wenigstens ein Dutzend Prügel erspart sind, weil man ihm etwas von seinem heißen Blute herausgelassen hat – ›des Königs armem Vetter!‹«
»Zum Teufel, ich vergaß ganz – wo ist Robinson, der Beischiffsführer des Kutters?« fragte Courtenay.
»Zwischen den Kanonen vorn – ich fürchte, der arme Bursche ist schwer verwundet,« entgegnete Seymour.
»Das bedaure ich sehr – ich will zu ihm gehen und ihn sehen – ich habe etwas mit ihm zu reden,« erwiederte Courtenay und ging nach vorn.
Robinson lag nahe bei der langen Kanone, die aus der Fockmastpforte hervorsah. Sein Haupt war auf den Leichnam des französischen Kapitäns gebettet, der nicht lange, bevor er selbst seine tödtliche Wunde erhalten, von seiner Hand gefallen war. Eine Musketenkugel war in seine Weichen eingedrungen und hatte die Arteria iliaca verletzt; er blutete sich zu tode – nichts konnte ihm helfen. Aus dem kalten Schweiße auf seiner Stirn und dem gläsernen Blicke seiner Augen sah man nur zu deutlich, daß er blos noch wenige Minuten zu leben habe. Courtenay, erschreckt über den Zustand des armen Burschen, der nicht allein der heiterste, sondern auch der trefflichste Matrose auf dem Schiffe war, kniete neben ihm nieder und ergriff seine Hand. –
»Wie befinden Sie sich, Robinson? Haben Sie viele Schmerzen?«
»Gar nicht, Sir, ich danke Ihnen,« erwiederte dieser mit matter Stimme; »aber der Zahlmeister kann bei meinem Namen ein † setzen, sobald es ihm gefällt. Er wird wahrscheinlich die Regierung schon um unsere tägliche Löhnung prellen,« fuhr er lächelnd fort.
Courtenay, der die Richtigkeit der ersten Bemerkung einsah, hielt es für grausam, einen Sterbenden in seinen letzten Augenblicken mit falschen Hoffnungen der Wiedergenesung zu täuschen. Er fuhr daher fort: »Kann ich Ihnen noch irgend einen Dienst erweisen, Robinson? Kann ich noch Etwas für Sie thun oder ausrichten, wenn Sie nicht mehr sind?«
»Gar nichts, Sir; ich habe weder ein Schätzchen, noch Kinder, noch Verwandte, so viel ich weiß; doch da ist noch etwas; aber es befindet sich auf der blutigen Seite; der Schlüssel zur Tischschublade ist in meiner Hosentasche – haben Sie die Güte, ihn herauszunehmen und John Williams zu übergeben; Sie müssen sich aber gedulden, bis ich todt bin; denn ich kann mich jetzt nicht umdrehen.«
»Ich will es thun,« erwiederte Courtenay.
»Und noch etwas, Mr. Courtenay – empfehlen Sie mich dem Kapitän.«
»Wissen Sie sonst noch etwas?« fragte Courtenay, welcher wahrnahm, daß der Arme jeden Augenblick verscheiden konnte.
»Gar nichts, gar nichts, Sir,« erwiederte Robinson mit ganz schwacher Stimme. »Gott befohlen, Sir! Der Himmel segne Sie, ich werde jetzt gleich hinübergehen.«
»Aber, Robinson,« sagte Courtenay in sanftem, ruhigem Tone, indem er sich näher zu ihm herabließ, »sagen Sie mir, mein lieber Kamerad – ich bin durchaus nicht verdrießlich – sagen Sie mir doch, warum nannten Sie mich kleiner Gallus?«
Der Sterbende wandte seine Augen nach ihm hin und ein Lächeln spielte auf seinem Gesichte, als ob er ein Vergnügen empfände bei dem Gedanken, die Neugierde seines Offiziers zu täuschen. Er antwortete nimmer; sein Kopf fiel zurück, und nach wenigen Sekunden hauchte er seinen letzten Athem aus.
»Der arme Bursche – er ist dahin gegangen!« sagte Courtenay tiefseufzend, während er von dem Leichname aufstand. »Hat mir auch keine Antwort mehr gegeben – nun,« fuhr er fort, indem er langsam nach hinten ging – »das ist doch verdammt ärgerlich.«
Mittlerweile hatte man den Kaper unter den Spiegel der Fregatte bugsirt und ihn mit einer Halse hinten an derselben befestigt. Price und die andern Offiziere kehrten an Bord zurück, wo sie von Kapitän M. freundlich empfangen wurden, der ihnen für ihre Anstrengungen seinen Dank abstattete. Nachdem Macallan eine Zeitlang die Verwundeten unter den Händen gehabt hatte und frische Mannschaft in die Boote beordert war, begab man sich auf den Kaper. Die Luken wurden geöffnet und die Gefangenen auf die Fregatte geschafft.
Die Prise, welche Estelle hieß, führte zweihundert Tonnen, war mit vierzehn Kanonen versehen und hatte beim Beginn des Kampfes ihre volle Bemannung von hundert und fünfundzwanzig Mann.